Wie kommt man zu dem Medikamentennamen? Heute …

Als ich angefangen habe in der Apotheke zu arbeiten, war ich fasziniert von den Namen der Medikamente. Aspirin, Panadol, Voltaren, Valium, Eltroxin, Tonopan, Sortis … die Namen haben etwas exotisches und dahinter verstecken sich die unterschiedlichsten Wirkungen und Anwendungen, die ich alle lernen musste.

Bei den einfacheren (und oft freiverkäuflichen) sind praktisch 2 Beschreibungen zusammengehängt. Derma-calm zum Beispiel. Von Derma = lateinisch für Haut und calm = ruhig.

Oder man hat einen Teil des Wirkstoffes genommen und hängt eine Beschreibung dran: Rhino-cort (Cortisonhaltiges Schnupfenmittel).

Beispiele und Erklärungen für diese finden sich hier.

Und dann gibt es reine Fantasienamen. Ich habe schon ein Post geschrieben, woher manche der älteren Medikamentennamen kommen (siehe gestern).

Von einem Apotheker in der Pharmaindustrie habe ich schon gehört, dass teilweise Brainstorming gemacht wurde, um möglichst viele Medikamentennamen zu finden, die dann erst mal registriert und erst (viel?) später einem wirklichen Medikament zugeordnet werden.

Heute zahlen Firmen grosse Summen an Branding-Spezialisten und der aktuelle Trend unter diesen „Experten“ ist es offenbar kurze, zackige Namen vorzuschlagen. Diese enthalten oft die Konsonanten X oder Z oder gar beide.

Man denke an Xarelto, Xanax, Xyzal, Zantic, Zocor, Zomig, Zyprexa, Zyrtec….

Warum?  Offenbar assoziiert man diese Buchstaben mit fortgeschrittener Technologie und Forschung. Und angeblich hinterlassen sie gedruckt einen starken Eindruck (man kann sie sich besser merken).

Ein gut gewählter Brand-Name hinterlässt einen bleibenden Eindruck bei Arzt und Patient – und wird lieber gewählt als ein generischer.

Auch darum werden uns die „originellen“ Medikamentennamen nicht so bald ausgehen.  Auch wenn da eine erhöhte Verwechslungsgefahr besteht bei ähnlich klingenden Namen und es unsere Arbeit nicht wirklich einfacher macht.

Zu den Bildern: Da hat sich die Firma sozusagen selber „übertroffen“. Zyrtec ist das Original mit Cetirizin (Generika gibt es inzwischen eine Menge). Xyzal wurde aus dem Original weiterentwickelt. Es enthält Levocetirizin – ob es als Mittel wirklich besser ist, lasse ich mal dahingestellt. „Z“ ist aber schon der letzte Buchstabe des Alphabetes. Was macht man? Man nimmt die drei letzten (XYZ) und macht daraus den neuen Medikamentennamen. Clever.

9 Kommentare zu „Wie kommt man zu dem Medikamentennamen? Heute …

  1. Wenn das Alphabet zu Ende ist, dann kommt halt der nächste Trend. Anlehnungen an den Netzjargon wären doch mal ne Idee:

    „RTFM“ wäre so ein Namensbestandteil, der eigentlich überall reingehören würde, genauso wie HTH. Ein bisschen Eigenlob kann der Firma kann ja auch nicht schaden „GJ [Firmenname]“ zum Beispiel oder der Seitenhieb auf die Konkurrenz bei neuen Wirkstoffklassen: 2F4U.

    Antidepressiva kommen mit „HAND“, „YMMD“ oder „HF“ in den Handel und OT kennzeichnet Produkte mit Potential für off-label use. SNAFU-Präperate sind bei multimorbiden Patienten angeraten und WFM-Produkte für Kunden mit Wunsch nach Homöopathika. Letztere können natürlich auch durch solche mit YHBT im Namen ersetzt werden.

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    1. WTF würde sich auch noch für Placebos aller Art eignen.

      Und im Fernsehen kommt dann „Zu Risiken und Nebenwirkungen: RTFM“

      roflcopter

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  2. Xarelto heißt aber u.a. so, weil es den Faktor Xa hemmt. Vgl. den INN-Namen des Wirkstoffs Rivaro_Xa_ban.

    Mit Sicherheit ist es aber auch ein bisschen Marketing. Trotzdem praktisch, um sich den Wirkmechanismus zu merken.

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  3. Noch eine Namensgeschichte:
    Verapamil (ein Calciumkanalblocker) hat seinen Namen laut unserem Pharmaprof. von den Töchtern des Entdeckers (ehemals ebenfalls an dieser Uni tätig, daher stimmt die Geschichte vermutlich): Vera und Pamela. :)

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  4. Alles, was mit Rhino- anfängt, ist für die Nase, und alles, was mit Oto- anfängt, fürs Ohr. Gewissermaßen ohral anzuwenden. ;)
    Rhino-pront dürfte also ein schnellwirkendes Nasenspray sein; der Name kommt grad von ganz hinten aus meiner Krempelkiste angesprungen.

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  5. Ich weiß nicht, ob ich jemals über Gynofug hinweg komme. Menstruationsschmerzen hin oder her – so weit würde ich ja nicht gleich gehen.

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