Anderen zu Leid leben

Unsere Nachbarn haben im Moment ein Problem. Sie haben da nämlich jemanden, der sie belästigt.

Nicht im Sinn von dass er wirklich vor der Türe steht aber …

Ich erzähle das am besten von Anfang an. Vor ein paar Monaten bekamen sie den ersten Brief.

Adressiert an „Blödfrau“ plus Name der Nachbarin. Im Brief ein (ausgedrucktes) Spammail – ja, so eines wie man sie gelegentlich bekommt: afrikanischer Prinz sucht Möglichkeit sein Geld ausser Land zu bringen und ob man ihm da helfen kann. Der Kopf des mails war mit einer Schere abgeschnitten. Ebenfalls im Brief eine leere Verpackung einer Tafel Schokolade. Der Brief war nicht frankiert.

Mysteriös.

Weil der Brief nicht frankiert war –und keinen Absender enthält, hat die Post eine Mahnung draufgeklebt, dass man die 85 Rappen selbst zu bezahlen habe.

Ärgerlich.

Und es ging weiter.

Im Abstand von 2- 3 Wochen folgten weitere, ähnliche Briefe. Die Briefköpfe Beleidigungen, die Briefe nicht frankiert – zusätzlich war noch etwas drin, was wertlos war, die Briefe aber schwerer (und damit teurer) machte.

Unsere Nachbarn wollen das begreiflicherweise nicht zahlen und haben darum bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt eingereicht.

Als nächstes kam frühmorgens ein Telefonanruf von einer Frau, die sich „für die inserierten Gratismöbel“ interessierte.
Unbekannt hat bei der lokalen Zeitung per Brief eine Annonce mit ihrer Telefonnummer aufgegeben – auf den Namen der Nachbarn, bezahlt mit mitgeschickten 10 Franken.

Unsere Nachbarin hat den Anrufbrantworter eingeschaltet, das Telefon auf stumm (der Mann arbeitet nachts und schlief darum) und ist arbeiten gegangen. Bei Rückkehr am Nachmittag hatte sie über 30 Anrufe auf dem Apparat.
Das gab noch eine Anzeige bei der Polizei: diesmal wegen Urkundenfälschung.

Und vorgestern der (momentane) Höhepunkt: es ruft eine Versandfirma an, wegen der von ihr bestellten Uhr: die sei im Moment nicht lieferbar. Unsere Nachbarin hat keine Uhr bestellt – das war (wieder dieselbe Handschrift) unser Unbekannter.

Die Nachbarn haben keine Ahnung wer das sein könnte und warum.

Viel machen kann man nicht mal – bis er/sie einen Fehler macht und sich verrät.

Aber es ist kein gutes Gefühl.

Ich finde es aber erstaunlich wie viel Energie Unbekannt aufwendet für so etwas. Und für was? Nur um jemanden etwas zu leid zu tun?

Hmpf.

Nicht, dass mir nicht auch schon ähnliches passiert wäre – aber davon später heute mehr.

18 Kommentare zu „Anderen zu Leid leben

  1. das gehört wohl heutzutage zum Leben: derartige Attacken und es gibt kaum einen Weg, diesen feigen, hinterhältigen „Menschen“ Herr zu werden
    .. und wenn diese doch mal erwischt werden, findet sich sicherlich auch ein Gutachter (m/w), der eine Entschuldigung benennt (..musste als Kind Spinat essen)

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  2. Ja Hajo, ist ja bei Autofahrern, die heftige Crashs bauen, Sexualstraftäten usw. „Schwere Kindheit“, „Alkoholprobleme“, „Drogensucht“ und schwupp, gibt es eine milde Strafe. Nicht nachvollziehbar.

    Das ist wirklich übel, was euren Nachbarn da passiert. Wem sind sie so auf den Schlips getreten, dass man sie so quälen muss? Hoffentlich hört es bald auf.

    Mir selbst ist sowas zum Glück noch nie passiert.

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    1. Ganz so einfach ist es mit dem „milde Strafe“ geben nicht. Man benötigt die aufgehobene oder verminderte Straffähigkeit in Deutschland um anschließend eine Unterbringung im Maßregelvollzug nach §63 StGB zu verlangen, d.h. man darf die entsprechende Person anstelle eines regulären Freiheitsentzugs in einem speziellen Gefängnis unterbringen und therapeutisch behandeln (was ja durchaus im Interesse der Allgemeinheit liegen dürfte).

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  3. Das ist bestimmt nur ein Stalker der sich gekränkt fühlt. Bestimmt irgendwer den sie mal irgendwann hat abblitzen lassen oder ein Neider oder ein Kollege der sich übergangen / gemobbt fühlt und der es ihr jetzt „heimzahlen“ will oder sonst irgendein Soziapath der sie sich auch einfach nur zufällig ausgesucht haben könnte. Falsche Zeit am falschen ort oder sowas….

    Wenn sie Glück hat verliert er irgendwann den Spaß daran und hört auf, wenn sie Pech hat steht er irgendwann Nachts mit der Axt im Schlafzimmer und hackt sie in Stücke (nachdem er sie vorher noch brutal missbraucht hat) oder aber er legt weiter zu und dann kommen bald wöchtentlich hunderte Pizzen, Möbel, Pakete, Abos, Handwerker (wie bei meiner Exfreundin) usw. ins Haus bis sie den Typen irgendwann mal schnappen oder sie wegzieht und eine Geheimidentität bekommt.

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    1. Das mit der Axt wollen wir ja nicht hoffen, aber sonst … du hast sicher recht. Es muss jemand sein, der sie kennt, darauf deuten einige Details in den Briefen hin. Die Nachbarin hat schon gemeint: „Als nächstes steht dann wohl ein bestellter Mercedes vor der Türe.“ :-(

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  4. Klingt so ein bißchen nach diesen „Ratgeberartikeln“ in irgendwelchen albernen Mädchenzeitschriften: So rächst du dich an deinem Ex!
    Wenn sie dann auch noch aus dem Urlaub zurückkommen und der Teppichboden hübsch gewässert und mit Rasensaat bestreut worden ist… Vielleicht sicherheitshalber nochmal das Schloss austauschen lassen?

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      1. Interessanter Artikel (auch wenn von Bild)
        Im Fall unserer Nachbarn haben wir aber neben der erwähnten „Beleidigung“, „Betrug gegen den Lieferservice“ noch etwas, das nicht erwähnt wurde: Weil für das Inserat und die Bestellung die Unterschrift des Nachbarn gefälscht wurde, fällt das unter „Urkundenfälschung“.

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        1. Ich würde niemals zur BILD verlinken.

          Das Bildblog ist nicht BILD!

          Das Bildblog ist ein Blog von Journalisten, die sich in den ersten Jahren kritisch mit der BILD auseinandergesetzt haben und die sich mittlerweile mit der gesamten deutschen Presselandschaft auseinandersetzen (daher auch hier mit der BRAVO).
          Das ganze im Stil von Günter Wallraff.

          Die BILD selbst steht dem Blog mit einer deutlichen Antipathie gegenüber, da dieses Blog wirklich jeden Fehler der Bild aufdeckt und auch über gewisse Praktiken der Boulevardmedien (z.B. „Witwenschütteln“) berichtet.

          Es handelt sich dabei um das bekannteste deutsche Blog.

          Werbespot (mit Anke Engelke und C.M. Herbst): http://www.youtube.com/watch?v=fSgWZ-iR1IE

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          1. Ah … und schon wieder etwas gelernt :-)
            – ich kannte das Blog noch nicht, aber das hört sich nach etwas an, das ich anschauen sollte. Merci,

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          2. Falls Du das Blog interessant finden solltest, empfehle ich als Lektüre: Günter Wallraff: „Der Aufmacher: Der Mann der bei BILD Hans Esser war“.

            Dabei hatte sich Wallraff Ende der 70er Jahre für 3 Monate bei der BILD als Reporter eingeschlichen und die Nummer in nem Buch protokolliert. Sehr interessante und unterhaltsame Zuglektüre. :-)

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      2. Ah! Diesen Artikel kannte ich konkret tatsächlich nicht, aber ja, genau sowas in der Art meinte ich.
        Ich meine, solche Rachedeanken gesponnen haben wir doch fast alle schonmal. Aber die meisten vernunftbegabten Menschen geben sich dann halt doch mit dem darüber phantasieren zufrieden, das hat ja schließlich oft auch schon eine reinigende Wirkung auf die gekränkte Seele.

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  5. Hmmm, ich muss sagen, dass ich jetzt fast versucht bin, das mal bei meinen Nachbarn, die immer mitten in der Nacht auf dem Hof rumbrüllen auszuprobieren… Aber ja: Was mich am meisten wundert, ist der Aufwand, den da jemand betreibt für sowas, das wäre mir viel zu anstrengend.

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  6. Ja, wir hatten einige zeit wirklich Telefonterror, weil irgendjemand in einem onlinecomputerspiel ärgerlich auf meinen mann war, der da das gemacht hat, was man da tut- dörfer erobern. ist das ziel des spieles. aber das war „der person“ wohl zu doof, dass er erfolgreich gespielt hat. sie hat in verschiedene Werbe- und Gewinnspieldienste im internet dann seinen namen und die telefonnummer eingegeben, so dass wir pro tag etwa 30 anrufe hatten. aber weil die namen falsch waren haben wir schnell gemerkt, worum es da ging. der gipfel war dann, dass uns Zeitschriften bestellt wurden- die wir sofort storniert haben und glücklicherweise nichts bezahlen mussten. das haben wir dann mal angezeigt.
    über die IP der onlinebestellung konnte dann der täter ausgemacht werden- unser glück. und das mit der bravo ist garnicht mal so abwegig- die person war schon ganze 15 jahre alt. Deswegen hat sie nur eine Rüge von der Staatsanwaltschaft bekommen und keine weiteren Konsequenzen…
    wir haben darüber erfahren, weil wir von der staatsanwaltschaft ebenfalls einen brief bekommen haben.
    das Ganze ist jetzt anderthalb jahre her, aber trotzdem bekommen wir vereinzelt immer noch anrufe… denn schließlich haben wir ja zugestimmt, dass wir angerufen werden dürfen….
    ich frage mich, was die leute sich dabei denken… Das hat uns wirklich enorm zu schaffen gemacht. solche rachedinger haben es wirklich in sich, denn es geht an die Lebensqualität, aber ganz enorm!
    Hoffentlich findet sich bald der oder diejenige, die euren nachbarn das antut!
    grüßlis
    katha

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  7. Mein Nachbar denkt, dass ich bei ihm einbrechen möchte … mal gespannt, was mir noch bevor steht *seufz*

    Grüße

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  8. Ich weiß nicht, ob diese meine Meinung auf diesem Blog veröffentlicht werden „darf“, aber ich versuch’s mal, denn es ist ein völlig wohlwollender Tipp:
    Für gläubige Menschen hilft das Gebet im Sinne der „Feindesliebe“, im Geiste der Bergpredigt (geht auch für andere Religionen als das Christentum). Ein Teil der indirekten Gewalt wird dadurch sozusagen entschärft, man wird ruhiger, mutiger und lässt sich nicht mit Rachegedanken anstecken.
    Alles Gute!
    B.Cottin

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