Genugtuun

Die Kundin beklagt sich lautstark, dass ihr Medikament nicht vorrätig ist: „Immer, wenn ich mal etwas von ihnen haben muss, müssen sie es bestellen! Das ist ein ganz schlechter Kundenservice, den sie hier haben!“

Ich versuche ihr zu erklären, dass sie halt ein Medikament (oder Medikamente) aufgeschrieben bekommen hat, die man nicht sehr häufig braucht – und für einmal jährlich oder weniger kann ich das nicht an Lager nehmen, auch weil ich bei dem Medikament schon die Erfahrung gemacht habe, dass der Verfall doch recht kurz ist …

Ich biete ihr aber an, es auf den Mittag zu bestellen und vorbeizubringen – oder zu schauen, ob eine andere Apotheke es hat – wobei ich ihr gleich sage, dass die Chance dafür recht klein ist.

Sie will nicht hören, reisst mir praktisch das Rezept aus der Hand und stürmt hinaus.

Das war kurz vor 12.30 Uhr, unserer letzten Möglichkeit auf den Nachmittag zu bestellen – später und es kommt erst am nächsten Morgen.

Das ist ja nicht nur bei uns so – aber ich bin leicht amüsiert, als wir 1 Stunde später einen Telefonanruf von einer anderen Apotheke im Quartier bekommen mit der Anfrage für .. genau dieses Medikament.

:-) – sie haben es auch nicht (wundert mich nicht)

:-) – die Frau hat offenbar keine andere Apotheke gefunden, die auch über den Mittag offen hat.

:-) – auf den Nachmittag bestellen reicht denen jetzt auch nicht mehr.

:-) – das mit dem herumfragen habe ich ihr ja auch angeboten.

Es ist zwar nicht nett, aber Genugtuun ist so ein süsses Gefühl!

16 Kommentare zu „Genugtuun

  1. es ist immer alles „ganz dringend“ und dann liegts hinterher zwei wochen auf dem abholerregal. 0_o

    ein bisschen genugtuutung und das gefühl von schadenfreude ist ja ab und an schon gerechtigt.

    lg.

    Like

  2. Ach, das ist aber auch schlechter Kundenservice. Ihr könntet doch ruhig alle Medikamente vorrätig haben!!! So viele können das ja nicht sein!1!1

    Like

  3. Machen wirs doch anders:

    Reduzieren wir die Medis mal auf den Wirkstoff und auf die Darreichungsform.

    Denn es ist eigentlich – vom rein wissenschaftlichen Standpunkt – egal ob Aspirin von Firma A oder Firma B kommt.

    Selbst Medikamente mit verschiedenen Indikationen (Ibuprofen 800 für Rhema und 200 Kopfschmerzen) unterschieden sich sonst oft nicht.

    Die Rheumapatienten könntne schließlich auch 4 der normalen nehmen.

    Also reduzieren wir mal alles auf 1 Hersteller und jeweils 1 Applikationsform und in mit einer Dosierung die für alle anwendungen reicht (man kann tabletten ja halbieren oder mehrere nehmen, keiner braucht Tabletten mit Ibu 200-400-600 und 800 mg).

    Statt der Packungsgrößen geben wir Tabletten individuell nach Bedarf in kleinen Döschen aus Vorratsgefäßen ab (von mir aus sind deise als EInzelblister verschweisst wg. Haltbarkeit)

    Dann sehen wir mal von dem unsinnigen Proforma haltbarkeitsdatum ab, sondern versehen Medikamente mit einem Haltbarkeitsdatum welcher der wirklichen Haltbarkeit des Produktes entspricht, basierend auf chemischen und physikalischen, biologischen Stoff Eigenschaften.

    Ich bin überzeugt man könnte wesentlich mehr in seinem Lager unterbringen.

    Ist eben die Frage ob wir wirklich 100 Präparate mit ein und dem selben Wirkstoff brauchen oder ob es nicht nur ein Bruchteil tun würde….

    Bliebe nur noch die Frage wer dann die Forschung bezahlt (früher war das mal der Staat an Hochschulen, aber heute ist das ja andrs)

    Like

    1. Tönt ja theoretisch nicht schlecht, nur die Praxis sieht wie immer anders aus.
      Aber genau das können wir nicht tun: Die Medikamente nur auf den Wirkstoff reduzieren. Manche Leute (Ärzte und Patienten) bestehen auf dem Original, andere auf das Generikum – respektive ein spezifisches. Das Haltbarkeitsdatum ist für uns Vorschrift – und wehe etwas „verfallenes“ findet doch den Weg zum Patient.
      Das mit dem Abfüllen aus „Vorratsbehältern“ in kleinere Dosen ist a) enorm zeitaufwändig, b) die Fehlerwahrscheinlichkeit steigt mit dem ganzen Prozess und c) die selten gebrauchten Sachen rentieren sich da gar nicht und man hat sie darum genausowenig an Lager …

      Like

      1. Ich glaube dir schon dass das Haltbarkeitsdatum Vorschrift ist.

        Nur bin ich von der gesetzlichen Umsetzung nicht begeistert. Ein Haltbarkeitsdatum auf Sachen die wirklich nur begrenzt haltbar sind ok.

        Aber hier steht ja auch auf Coffeintabletten ein Haltbarkeitsdatum oder auf Aspirin…

        Wenn keine Feuchtigkeit hinzukommt kann man die Tabletten auch nach 10 Jahren noch nehmen und wirken tun sie dann trotzdem noch.

        Fachgerechte Lagerung wohlgemerkt und nicht 10 Hochsommer im Autohandschuhfach….

        Like

      2. „Aber genau das können wir nicht tun: Die Medikamente nur auf den Wirkstoff reduzieren. Manche Leute (Ärzte und Patienten) bestehen auf dem Original, andere auf das Generikum – respektive ein spezifisches.“

        Aber dann doch eher aus Unwissen bzw. Aberglauben?

        Ich meine Pharmazie ist doch eine Wissenschaft und kein Hokus Pokusgeschäft….

        Wennjemand nicht gerade auf irgendeinen anderen Zusatzstoff allergisch ist und die restlichen Sachen identisch sind, könnte man ruhig immer das billigere Präparat verschreiben.

        Weisst du mich macht sowas auch ein wneig wütend. Ich muss mich hier in DE teuer Zwangsversichern lassen und die Kassen heulen dauernd rum sie haben kein Geld. Dann hauen sies aber für teure Markenpräparate raus, die objektiv gesehen nicht besser sind als die Generika.

        Like

        1. Es *gibt* Differenzen die tatsächlich relevant sind zwischen Original und Generika und Generika und Generika. Es ist nicht immer unproblematisch da unreflektiert auszutauschen (davon hatten wir es schon).

          Optimal wären Vorgaben, wie sie schon in Qualitätszirkeln üblich sind, dass die Ärzte immer dieselben Generika verschreiben, respektive die Apotheker die Generika immer gleich austauschen können. Da gewinnen alle: Der Arzt weiss, was für Medikamente der Patient effektiv bekommt, der Patient bekommt immer seine „gewohnten“ Medikamente, die Apotheke muss nicht X verschiedene Generika vom selben Wirkstoff vorrätig halten / respektive ständig wechseln – und die Kassen können gleich sparen an den Generika.
          Na?

          Like

    2. „Die Rheumapatienten könntne schließlich auch 4 der normalen nehmen.“
      „keiner braucht Tabletten mit Ibu 200-400-600 und 800 mg.“
      Sicher? Also, wenn ich aufgrund der kaputten Halswirbel Schmerzen habe, dann brauche ich die 600er. Wenns ganz schlimm ist brauche ich sogar 2, aber die zu schlucken ist… nicht einfach.
      Durch den Schmerz ist mir so übel das eine einzige Tablette schon kaum zu schaffen ist.

      Und meine Großmutter, die Rheuma hat, kann an einem schlechten Tag kaum das Glas Wasser heben um 1 Tablette zu schlucken, das ganze 4mal würde sie nicht schaffen. (Ich übrigens auch nicht, es sind zwar die Halswirbel, aber selbst den Fuß bewegen ist dann unglaublich schmerzhaft. Probier mal ein volles Glas Wasser anzuheben wenn du dabei vor Schmerz schreist, dein Körper sich verkrampft und das Glas aus deinen Fingern rutscht, weil du nicht mehr fähig bist es festzuhalten)

      Like

  4. Bez der resultierenden Monopolstellung müsste man sich dann was einfallen lasen, oder aber:

    Fixpreise für Medikamente die realistischen Fertigungskosten entsprechen?
    Damit wären auch Anpassungen für schwankene Rohstoffpreise und andere / bessere Verfahren drin…

    Like

  5. Meine Medis sind meist auch nicht vorrätig. Aber ich weiss ja genau, wann ich ein Rezept hole, also rufe ich einen Tag vorher in meiner Apotheke an und frage ab, was fehlt, mit der Bitte, mir das für andertags zu beschaffen. Ok, kostet einen Telefonanruf …

    Wenn ich Zeit habe, nutze ich auch gern den Serivce meiner Apotheke: am nächten Tag zu bringen.

    Like

  6. zumal ich die Erfahrungen gemacht habe, das fast alles was ich je auf rezept verschrieben bekommen habe zu 99% immer vorrätig war, selbst bestimmte rheuma mittelchen ;-)

    Like

  7. Manmanman… da bietet ihr an das Medikament zu bestellen und am Nachmittag sogar nach Hause zu bringen und auch noch durch die Gegend zu telefonieren ob jemand anderes das Medikament auf Lager hat… das is aber auch ein schlechter Service… *lach*

    Like

  8. Und in solchen fällen ist das Rezept gerne auch schon zehn Tagen alt, schicken geht nicht, weil der Kunde in die Stadt zum Shoppen will und der Briefkasten zu klein ist ….

    Like

Hinterlasse eine Antwort zu Cerise Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..