Es ist eine harte Welt da draussen

Vielleicht nicht überall, aber in bestimmten – ich sag mal Milieus – schon. Wie hart kann man sich als Aussenstehender kaum vorstellen, aber manchmal bekommt man einen Einblick.

So fragte uns letzthin der Stammkunde, von dem wir wissen, dass er drogenabhängig ist, ob wir  seine Ritalin Tabletten (die er wöchentlich direkt vom Arzt der Suchtklinik bekommt) für ihn aufbewahren. Ansonsten werden sie ihm nämlich „auf der Gasse“ gestohlen.

Ungewöhnlich, aber eigentlich logisch: gibt es einen besseren Ort für die Tabletten als … die Apotheke?

10 Kommentare zu „Es ist eine harte Welt da draussen

  1. Wenigstens kann er offenbar noch/wieder recht gut denken, dass er auf euch als Lösung gekommen ist.
    Ja, uff dr Gass war es diesen Winter bestimmt besonders hart. So oft wie diesmal hab ich selten Essen verschenkt :-( (Wenn mich einer um einen Batzen angeht, gibts manchmal was, und wenn er mag auch kalt essbare Lebensmittel dazu, falls ich grad einkaufen war: Brot, Wurst, Gebäck. Unvergessen vor 2 Jahren der Typ, den ich aufforderte, sich am Obststand was zu wünschen. Er bat ganz schüchtern um einen profanen Apfel – so einen hätte er schon ewig nicht mehr gegessen.)

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  2. Vielleicht kann er sie ja auch schlecht selber einteilen? Und du sollst es für ihn tun…?

    Wir haben einen Kunden, der päckchenweise (!!!) Benzodiazepine schluckt und dann sagt sie seien ihm geklaut worden. :-(
    („Nein, natürlich haben Sie sie nicht selber gegessen. Und auch nicht deshalb können Sie nicht mal mehr gerade stehen, selbst wenn Sie sich mit beiden Händen bei mir am Tresen abstützen. Und das mit dem gerade aus laufen, das ging bei Ihnen aber auch schon bessser, nicht…?“) Zum Glück können die Kunden manchmal nicht Gedanken lesen… :-)

    Aber dass auf der Gasse Tabletten geklaut werden, ist ja auch kein Wunder bei den Preisen…
    Eine (auch bekannt drogenabhängige) Kundin, die ich längere Zeit betreut hatte, hat mal gesagt, dass eine Tablette Dormicum einen mittleren 2-stelligen Betrag kostet!
    Sie hat mir dann auch gleich noch vorgerechnet, wie viele Freier sie braucht, bis sie ihre Dosis zusammen hat… :-(
    Sowas holt einen auf den Boden der Tatsachen zurück… Nach solchen Fällen sehe ich immer, wie gut es mir doch geht… Familie, Freunde, alles da! Ich hatte wohl Glück…

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    1. Nein, natürlich kann er sich seine Tabletten schlecht selber einteilen – ansonsten würde er sie auch kaum schon kontrolliert alle Woche vom Arzt bekommen. Der nächste Schritt wäre dann tägliche Abgabe, aber die wöchentliche Abgabe scheint zu funktionieren.
      Dass ganze Päckchen Tabletten *geklaut* werden, oder *verlorengehen* oder *in die Toilette fallen* etc. kennt man ja auch – speziell bei starken Beruhigungsmitteln. Das passiert seltenst mit den Blutdruckmitteln – warum auch?
      Das mit eurer drogenabhängigen Kundin ist auch heftig – und traurig. Aber es ist so: die Nachfrage bestimmt den Preis.

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  3. oh weh, was bin ich froh, dass ich in einem technischen Metíer arbeite und ich bewundere auch Euch Apotheker (m/w).
    Was Irene schreibt, finde ich richtig: der „Typ“ hat sich noch etwas von Erkenntnis bewahrt, das ist nicht selbstverständlich (ich hab‘ da auch so meine Erfahrungen im näheren Umfeld). Auch das spontane Verschenken von Lebensmitteln ist sicherlich der richtige Weg und das beschriebene Erlebnis (Apfel) finde ich anrührend – es gibt auch so etwas und das gibt doch etwas vom „Glauben an die Menschen“ wieder (so man ihn verloren hat).
    Lieben Grüße
    Hajo

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  4. Selbst wenn er sie nicht selbst einteilen kann… und sie wirklich nicht geklaut bekommt… dann zeugt es immerhin von nem guten Willen, dass er euch als Lösung in Betracht zieht es besser zu machen :)

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      1. Von wegen „Klar“, schätze mal, dass es nicht so selbstverständlich ist. Ich möchte nicht wissen, wie viele deiner StandeskollegInnen das noch nicht mal in Erwägung ziehen würden.

        Toll, Pharmama! :-)

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  5. Tja, dieser Beitrag hat schon eine gewisse Komik, wobei das Thema eigentlich ein ernstes ist. Finde ich aber irgendwie sehr lieb von ihm, dass er seine Tabletten bei euch „verstecken“ möchte. Das beweist ja ein gewisses Vertrauen in euch! :-)
    Viele liebe Grüße, Martina

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  6. wenn man inder scene ist kan man immer eher gewalt abbekommen. leider.

    und auch drogenabhängige verschütten ihr zeug mal oder verlieren es. und danach ärgert man sich eine fistel in den hintern, weil man genau weiß, dass man verdächtigt wird, es verkauft zu haben, weil es eben genug dullies gibt, die das tun..

    leider führt ne sucht bei vielen leuten dazu, dass ihre ideale den bach runter gehen.

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