Tyramin und MAO-Hemmer

Achtung: Überarbeitet!!

Tyramin entsteht bei der Zersetzung von Eiweißen aus der Aminosäure Tyrosin und ist enthalten in Nahrungsmitteln, zu deren Fertigung Schritte wie Gärung oder Fermentation gehören, so z. B. viele Käsesorten, Rotweine oder Schokolade. Es ist des Weiteren Inhaltsstoff von Bananen und Misteln – in den Beeren letzterer sogar in giftiger Konzentration.

Tyramin wirkt Kreislaufanregend, Herzfrequenz steigernd und kann Migräne auslösen.

Bei einer gleichzeitigen Behandlung mit MAO-Hemmern wie im Antidepressivum Moclobemid (Aurorix, MocloA) oder den Parkinsonmitteln Selegilin (Jumexal) und Rasagilin (Azilect) könnte es wegen der Hemmung des Abbaus des Tyramins -eben durch die Monoaminooxidase- zu einer Anreicherung mit gegebenenfalls stark ausgeprägter Kreislaufwirkung bis hin zur Bluthochdruck-Krise, unter Umständen mit fatalen Folgen (Hirnblutung), führen. Man spricht dann vom sogenannten „Cheese-Effect“.

Tatsächlich steht in der Packungsbeilage von Aurorix dies:
Die Behandlung mit Aurorix erfordert keine Diätrestriktionen bei Patienten mit normalen Essgewohnheiten. Patienten wird geraten, auf die Einnahme grosser Mengen tyraminreicher Nahrungsmittel zu verzichten.

Und bei Selegilin, der ja ein selektiver MAO-B Hemmer ist, wenn auch ein irreversibler, steht gar dies:
Während der Selegilin-Behandlung in den empfohlenen Dosen wurde über keine hypertensive Reaktion (‚Cheese Effect‘) beim Verzehr von tyraminhaltigen Lebensmitteln berichtet. Diätetische Einschränkungen sind daher nicht erforderlich.

Trotzdem hier die Lebensmittel, die bedenkliche Wechselwirkungen in Kombination mit MAO-Hemmern zeigen können, sind nicht nur solche mit Tyramin, sondern auch mit Histamin und Tyrosin (Auswahl):

  • Ananas (Tyramin),
  • Bananen (Tyramin),
  • Beeren – u. a. Blaubeeren etc. (Histamin),
  • Erdbeeren (Tyramin),
  • Chianti-Wein (Tyrosin),
  • Dill (Tyrosin)
  • Feigen (Tyramin)
  • Fenchelöl (Tyrosin)
  • Fisch (Tyrosin),
  • geräucherter Fisch (Histamin),
  • Geflügelleber (Tyrosin),
  • Joghurt
  • Käse (Tyramin & Histamin),
  • Muskatnuss (Tyramin)
  • Petersilie, (Tyramin),
  • Pferdebohnen (Tyrosin),
  • Rosinen (Tyramin)
  • Rotwein (Histamin),
  • Sauerkraut (Histamin),
  • Schinken (Histamin)
  • Schokolade (Tyramin),
  • Soja-Sauce (Tyramin)
  • Tomaten (Tyramin),
  • alkoholhaltige Speisen und Getränke (Bier, Wein etc.)(Tyramin)

13 Kommentare zu „Tyramin und MAO-Hemmer

  1. oh, Pharmama, das ist schon heftig, zumal da eine ganze „Latte“ von Lebensmitteln enthalten sind, die gar nicht ungewöhnlich zum täglichen Leben gehören?
    Wäre es nicht einfacher gewesen, eine Positiv-Liste erstellt zu haben? :-)

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    1. Naja, es hat niemand gesagt, es sei einfach, sich „richtig“ zu ernähren – in dem Fall im Zusammenhang mit Medikamenten.
      Aber dafür kann ich verkünden, dass ich jetzt fertig bin mit der Reihe „Wechselwirkungen Medikamente-Nahrungsmittel“. Ausser … es fällt mir noch was wichtiges ein.

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  2. Interessant in diesem Zusammenhang finde ich wie der Körper sich selber schützt.
    Zuviel Beeren und Erdbeeren rufen Durchfall hervor, also der Körper scheidet Überflüssiges aus.
    Gegen zu viel Petersilie, Sojasauce, Fenchelöl und Muskatnuss laufen die Geschmacksnerven Amok.
    Gegen zu grosse Mengen Ananas wehrt sich die Zunge, die Säure der Ananas verätzt die Zunge und die Schleimhäute.
    Muskatnuss wird als Droge für den Liebeszauber benutzt.
    etc.
    Solange die Produkte naturbelassen sind, kann schützt sich der Körper selber.
    Problem gibt es er mit verarbeiteten Produkten, die dem Körper etwas vorgaukeln, was gar nicht ist.

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        1. Ich finde das ehrlichgesagt vorgegaukelte Logik. Der Körper reagiert auf die ihm zugeführten Substanzen, da gibts kein Etikett mit „Naturbelassen“ oder „Fake“.

          Die Zunge wehrt sich nicht gegen Ananas, sie tut einfach weh, weil ihr die Proteasen langsam zuleibe rücken. Und wenn der Besitzer der Zunge einigermassen schlau ist, hört er auf mit Ananas essen!
          In gewissen Situation gilt das halt auch für Sachen, die scheusslich schmecken…

          Und bei einer zu grossen Portion Beeren dürften die Fruchtsäuren zu einem ähnlichen Effekt wie osmotisch wirkende Abführmittel führen…das würde ich nicht als „Abwehrmechanismus“ anschauen

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  3. Da würde mich mal interessieren, welche anderenGründe es geben könnte, daß man an Erdbeeren stirbt. Mein Mann hätte eigentlich eine Tante gehabt – aber die ist im Alter von ca. 4 Jahren gestorben. Die Mutter hat von den Ärzten damals (Anfang 50er) gesagt bekommen, ihre Tochter wäre an Erdbeeren gestorben. Wie kann es zu sowas kommen?

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    1. Die klassische Allergie.
      Anaphylaktischer Schock nach der Einnahme von etwas, wo man allergisch darauf ist, kann vorkommen. Auch mit 4 Jahren.
      Wahrscheinlich hat sie vorher schon Allergie-Symptome gezeigt, denn beim ersten Mal Essen passiert das im Normalfall nicht.

      Oder sie hat es in die Luftröhre bekommen beim Essen?

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      1. Das weiß ich leider nicht, meine „Schwiegergroßmutter“ hat nur erzählt, ihre Tochter sei „an Erdbeeren“ gestorben. Tags war sie munter und am Abend tot. Sie schien selbst nichts genaueres (mehr?) zu wissen.
        Ich stelle mir das schrecklich vor!

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  4. ACHTUNG: nachdem ich nicht nur die allgemeine Literatur, sondern auch die Packungsbeilagen durchgearbeitet habe, musste ich den Artikel anpassen … und entschärfen! Alles offenbar nicht ganz so schlimm hier.

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