Das sehe ich nicht gerne.

Das sehe ich nicht gerne:

Wenn ein Patient, der Krebsmedikamente bekommt neu starke Schmerzmittel und Morphiumtropfen aufgeschrieben bekommt.

In den meisten Fällen bedeutet das leider, dass der Krebs auf dem Vormarsch ist.

Und das finde ich traurig.

:-(

9 Kommentare zu „Das sehe ich nicht gerne.

  1. Es hat aber auch eine positive Sichtweise: Um den Patienten wird sich adäquat gekümmert, und er erhält die passenden Medikamente.

    In Deutschland gibt es schon seit Jahren Studien, die zum Schluss kommen, dass letzthin zu wenig BtM verordnet werden, weil die Ärzte (unbegründete) Angst vor Suchterzeugung beim Patienten und/oder vor Regressen durch die Kassen haben. Ich selbst hatte einen Fall – schon lange her – wo der Hausarzt sich weigerte, weitere BtM gemäß der Weiterverordnung des ca. 100km entfernt residierenden Schmerzspezialisten aufs Rezept zu schreiben, da ihn die Kasse freundlicher Weise mitgeteilt hatte, dass er diesem schwerst kranken und bettlägrigem Krebspatienten bereits zu viel BtM verordnet hätte. Daraufhin dürfste fraglicher Patient jedesmal 200km fahren, um an adäquate Schmerzmittel zu gelangen. DAS hat mich traurig gemacht.

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    1. Noch schlimmer ist es, wenn man international vergleicht.

      Sechs Länder (USA, Kanada, Australien und ein paar EU-Länder) kommen auf 80% des weltweiten Morphinverbrauchs. Überall die Angst vor Sucht und Missbrauch.

      Dabei ist z.B. Morphin recht billig und die Abhängigkeit dürfte das kleinste Problem eines Krebspatienten darstellen…

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    2. Ja – ich sehe es ja nur nicht gerne wegen der Implikation, dass der Krebs überhand gewinnt, nicht wegen der (hoffentlich) adäquaten Schmerzstillung.
      Ich muss auch sagen, dass ich die Verordnung dieser starken opioiden Schmerzmittel hier herum NICHT als Problem empfinde. Die Ärzte machen das gezielt und mit Grund. Ich habe keinen, bei dem ich das Gefühl habe, das würde missbraucht.
      Und so ein Fall, wie von Gedankenknick beschrieben – das finde ich übel! Anhand welcher Kriterien bestimmt die Kasse da, dass das zuviel ist?

      Aber – in Amerika ist das ein Problem. So wie es aussieht hat es damit angefangen, dass die Ärzte „Angst“ hatten, schlecht abzuschneiden bei Bewertungen im Spital und in Gemeinschaftspraxen, wenn beim Patient nicht eine praktisch vollständige Schmerzlosigkeit erreicht wurde – und der sich dann negativ geäussert hat. So wurde angefangen auch für – aus unserer Sicht geringe Dinge so Hammermedikamente wie Oxycodin, Vicodin etc. zu verschreiben. Wer hier bekommt nach dem Zahnarztbesuch oder selbst nach einem Knochenbruch Opioide Schmerzmittel verschrieben? Und weshalb auch? In den allermeisten Fällen reichen Ibuprofen, Mefenacid aus (manchmal in Kombination mit Paracetamol) den Schmerz so weit zu lindern, dass es erträglich ist. Immerhin geht da ja auch die Ursache oft rasch vorbei. In Amerika aber ist das gang und gäbe und … wegen den abhängig machenden Eigenschaften – haben die eine Menge Leute „produziert“, die jetzt an den Dingern hängen (ich rede nicht von Krebskranken, da ist das Problem vernachlässigbar). Wie Abhängige so sind, versuchen die an mehr zu kommen – man geht Doktor Shoppen, häufiger in den Notfall, fälscht Rezepte etc. Und das rächt sich jetzt – nicht nur für die Abhängigen, sondern eben leider auch für diejenigen, die das wirklich gegen ihre starken Schmerzen brauchen. Ärzte dürfen – wie in deiner Geschichte – diese nicht mehr verschreiben, man entzieht ihnen die Erlaubnis für die CII und CIII Klassen. Apotheken werden gebüsst, weil sie davon „zuviel“ abgegeben haben. Einige davon wollen das deswegen gar nicht mehr an Lager haben oder bestellen. Das ist übel. Und ein echtes Problem dort.
      Ich wusste nicht, dass das bei uns auch so kommt.

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      1. Es gibt in Deutschland für Zahnschmerzen eine Combi von ASS, Paracetamol und Coffein (für den Tag – Tablette weiß) bzw. Codein (für die Nacht, Tablette blau – Ja, es gibt noch mehr blaue Tabletten außer die von Pfizer!). Ist aber verschreibungspflichtig wegen des Codein-Anteils.
        Aber unabhängig davon zeigen opioide Schmerzmittel bei Zahnschmerzen sehr schlechte Wirkung – Tramadol z.B. kann man meiner Erfahrung nach völlig knicken. Man fühlt sich zwar wie vorn Kopf gehauen, aber die Zahnschmerzen bleiben (zusätzlich) bestehen…

        Der Onkologhie-Patient damals war echt übel dran und hat neben Fentanyl und einem zweiten starken Opioid auch noch das damals nicht ganz so kompliziert zu verordnende Dronabinol bekommen. Diese (damals nur als Rezeptur durchführbare) Verordnung war der Kasse wegen des Preises aber ein Dorn im Auge (die einzige Rezeptur, wo ich aufgrund der Preisstruktur [90% Aufschlag auf die Ausgangsstoffe] trotz einer Arbeitszeit von ca. 2-3 Stunden mal so richtig Geld verdient habe…), und deshalb hat sie festgestellt, Dronabinol dürfe prinzipiell nur ein Schmerzspezialist verordnen – und bei der „Restmedikation“ sei mehr oder weniger „eh alles überschritten, was sich überschreiten ließe“ oder so. Dabei wurde schon damals nicht der Patient als Einzelfall, sondern der Patientendurschnitt als Pauschalproblem betrachtet – es zeichnete sich schon vor ca. 10 Jahren ab, wohin die „Allmacht der Kranken Kassen“ sich entwickeln wird. Und siehe, genau so ist es auch gekommen.

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  2. Krebs ist so ziemlich eine der unnötigsten Erfindungen der Natur.
    Aber wenigstens gibt es Schmerzmittel und Morphium.
    Und vermutlich wirst du in absehbarer Zeit gar keine Medikamente mehr rausgeben für diesen Patienten (weil er im Spital oder im Hospiz ist…)
    Mein Vater ist ja unter Schmerzen an Pankreaskrebs gestorben. Und mein Mann muss demnächst unters Messer: Prostata.

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    1. Mein Beileid, Irene.

      Bei meinem Grossvater waren wir alle froh, dass die Leute im Hospiz viel Erfahrung haben mit der Schmerztherapie. Diese Betreuung könnte ein Hausarzt gar nicht leisten. :)

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    2. Au wei – und die Schmerzen wünscht man keinem, nein.
      Viel Glück und eine erfolgreiche Operation für Deinen Mann!

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  3. Einem Freund von mir wurde die Morphium-Verordnung verweigert, weil er davon süchtig werden könnte. Für seine zwei verbleibenden Wochen war das m.M. nach unsinnig. Ein anderer Freund hatte Schmerzen ohne Ende, wurde als Simulant abgestempelt. Erst nachdem er sich das Leben nehmen wollte, wurde festgestellt, dass der Krebs bereits in den Knochen angekommen war. Erst dann hat er Morphium bekommen. Für seine letzten drei Wochen.

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    1. Ja, unsinnig in so einem Fall wie bei deinem Freund. Es zeugt davon, dass die Ärzte teils Angst haben, das zu verordnen.
      Leider gibt es auch für Schmerzen keine äusseren Messfaktoren – so dass in so einem Fall nur hilft nachzuhaken, bis man ernst genommen wird.

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