Kaputtgemacht

In der Apotheke bereiten wir vor Abgabe Antibiotika-suspensionen zu, damit die Patienten das nicht machen müssen. Das vermeidet auch Anwendungsfehler, denn so einfach ist das nicht, wenn man es richtig machen will. Aber es gibt noch andere Sirupe, die vor Anwendung erst zubereitet werden müssen. Solmucol und Solmucalm Sirup zum Beispiel. Auch hier ist es deshalb nötig, weil die Haltbarkeit nach Zubereitung nicht sehr lange ist. Diese Sirupe sind OTC, also ohne Rezept erhältlich, werden aber gelegentlich auch verschrieben.  Bei denen habe ich meinen Mitarbeitern inzwischen beigebracht, dass sie immer fragen (auch bei einem Verkauf), ob sie den Sirup gleich zubereiten dürfen für den Patienten. Das ist in dem Fall wirklich nicht schwierig: Ring abziehen unter dem Deckel und den Deckel (der innen das Wirkstoffpulver enthält) nach unten drehen (wie schliessen, damit es den Deckelboden öffnet und das Pulver in den Trägersirup fallen kann). Schütteln, fertig. Steht auch so mit Bildern aussen auf der Packung.

Schön dann, wenn der (erwachsene) Patient der das auf Rezept verschrieben bekommen hat, das ablehnt … nur um dann 30 Minuten später zurückzukommen mit der Flasche, die jetzt SO aussieht:

Defekted

Das Pulver befindet sich immer noch im Deckel. Was er offenbar gemacht hat, war den Schütt-Einsatz, der beim drehen heruntergedrückt wird herauszuoperieren (keine Ahnung wie) und den Deckel wieder zu verschliessen.

Ich weiss schon, weshalb ich frage, ob ich das machen kann.

Ich habe das dann ausgetauscht. Hat der Vertreter beim nächsten Besuch etwas, das er seiner Entwicklungsabteilung zeigen kann.

Eigentlich haben sie das System ja schon verbessert. Bis vor zwei (?) Jahren musste man den Einsatz nämlich nicht herunterdrehen, sondern herunterstossen. Das konnten gewisse Patienten auch nicht (es war auch etwas schwer-gängig).

8 Kommentare zu „Kaputtgemacht

  1. Würde ich aber auch selber machen wollen. Was neues zum Spielen.

    Aber es sich einmal vorher kurz erklären lassen schadet doch echt nicht.

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    1. Ich stimme dir vollkommen zu: Neue „Technik“ ausprobieren macht meist Spaß. Aber – um ehrlich zu sein – nach den Bildern die Pharmama gepostet hat, wäre glaube ich „Anleitung anschauen“ auch schon ausreichend gewesen.

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  2. Tja, wer auch immer glaubt, etwas komplett Idiotensicheres erdacht zu haben, unterschätzt im Regelfall den Einfallsreichtum eines echten Idioten.

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  3. In der IT spricht man ja vom DAU, vom „Dümmsten anzunehmenden User“, den man bei der Bedienbarkeit von Software berücksichtigen muss.

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  4. Wer kennt „MonoEmbolex 3000 Sicherheitsspritzen“? Die haben einen integrierten Nadelschutz, welcher nach dem vollständigem Verspritzen mittels Federtechnik ein Plastikröhrchen irreversibel ausfährt, damit sich keiner mehr an der potentiell infektiösen Kanüle stechen kann (siehe auch „Nadelstichverletzungen“).

    Nun, just solch eine Spritze bekam ich in verschiedene Einzelteile zerlegt als „defekt & nict funktionstüchtig“ zurück. Man sah sehr gut, dass die eigentlich nicht zu öffnende Steckverbindung am hinteren Ende der Fertigspritze auseinandergebogen wurde um die Spritze zu öfnnen. Mein Kommentar dazu damals war fast derselbe, den der Bordcomputer des 7er BMW von James Bond in Hamburg aufsagte, allerdings ersetzte ich das Wort „Fahrweise“ durch „Gebrauch“: *Bei unsachgemäßem Gebrauch erlischt die Garantie…“ :)

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  5. Andererseits – ich habe einem Vertreter von „Roche Diagnostics“ mal gezeigt, wie man die Lanzettenpatrone des „AccuChek Multiclix“ mit Hilfe von zwei Uhrmacher-Schraubenziehern wiederverwendbar macht (obwohl die Konstruktion ebendies ja verhindern soll)…

    …beim Nachfolge-Gerät „Fastclix“ ist mir das bisher nicht mehr gelungen.

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