Aus Amerika:
Eine Frau kommt mit Rezept für ihren Teenager-Sohn in die Apotheke. Ein Eisenpräparat, das Rezept wurde aber vom Psychiater ausgestellt.
Apothekerin: „Hat er es schon einmal gehabt?“
Mutter „Nein, aber es ist sicher gesünder als die Nägel die er isst.“
Hoppla.
Es stellt sich heraus, dass der Sohn der Meinung war, er habe einen Eisenmangel und so kaute und ass er Nägel. Metall-Nägel, nicht Finger-Nägel
Die Mutter hörte ich fast schon stolz an, als sie sagte: „Und wir haben die Röntgenbilder um es zu beweisen!“

Nur dass metallisches Eisen kaum bioverfügbar ist. Wird es wirklich durch die Magensäure angegriffen, wird es größtenteils zu FeCl3 oxidiert, also zu Fe3+, welches vom Körper kaum aufgenommen wird. Vom Körper verwertet wird größtenteils Fe2+. Das meiste vom Nagel dürfte aber unverdaut wieder ausgeschieden werden. Hier schlägt ein körpeeigener Schutz vor „Schwermetallvergiftung“ zu – ja, Eisen ist letzthin ein „Schwermetall“, und würde bei viel zu hoher Aufnahme auch solche Vergiftungserscheinungen auslösen. („Eisenpräparate“ enthalten zumeist einen Eisen(II)glycinsulfat-Komplex).
Insofern ist Nägel zu essen durchaus etwas spannendes für eine Freakshow, aber gesundheitlich genauso zielführend wie Schwerter zu schlucken. Aber es ist sicher umsatzfördernd für denm Zahnarzt, insbesondere wenn man die gehärteten (Anlauffarbe blau) kaut.
Auch Cornflaks setzt man zum Teil metallisches Eisen in Form von Eisenpulver zu, um sie „eisenhaltiger“ zu machen. Dabei geht es nicht nur um die reine Werbeaussage „besonders reich an Eisen“, sondern auch um Gewicht, denn Eisen als Element ist nun mal relativ schwer. Man kann das testen, in dem man Cornflakes mörsert, in Wasser verrührt, einen starken Magneten neben das Glas legt, weiter kräftig rührt und dann die Flüssigkeit abgießt (ohne den Magneten zu entfernen). [Würden die Hersteller Fe2+-Salze zusetzen, würde bei Überschreitung von Grenzkonzentrationen eine Zulassung als Arzneimittel unumgänglich sein.]
Dabei bleibt eine andere Problematik aber unbeleuchtet. Einige Eisennägel sind vernickelt oder auch verzinkt, um sie vor Rost zu schützen. Und hier kommen wir dann in den eher ungesunden Bereich…
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Ähm, wenn ich höre, dass jemand Nägel schluckt ist eine Schwermetallvergiftung nicht meine erste Baustelle.
Wenn der Junge wirklich Nägel in mehr oder weniger großen Stücken geschluckt hat frage ich mich viel eher, wie groß und spitz die Bruchstücke sind und welche Organe sie so alles verletzen können bevor sie wieder ausgeschieden werden. Ich frage mich gerade, ob es Käfigmagneten auch in Menschen-tauglichen Größen gibt…
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Die Probleme liegen, bildlich ausgedrückt, im Rachen, in der Speiseröhre und im Rektum. Dort bleiben Fremdkörper gerne stecken.
Ansonsten hat der Magen und der Darm wenig Probleme mit scharfen Gegenständen wie vergessenem OP-Besteck. Im Grunde genommen könnte man sogar Rasierklingen im Magen-Darm-Trakt aufbewahren.
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„Aufbewahren“ gefällt mir. :D
Wenn mal wieder kein Platz im Badezimmerschränkchen ist… :lol:
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Wie ich versuchte zu erklären tritt eine Schwermetallvergiftung bei Eisen nur selten auf, weil der Mensch einen „eingebauten Schutzmachanismus“ hat. Die Eisenaufnahme ist ein recht komplexer Vorgang. Aber ich will das ganze nicht ausufern lassen… daher siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Eisen-Stoffwechsel ;-)
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Dass Nägel nicht zu einer Schwermetallvergiftung führen hab ich dank deiner Erklärung auch gelernt. Ich wollte damit eigentlich auch nur sagen, dass ich komplett anders gedacht hätte.
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Auch wenn (nach meinem Wissensstand) es nicht schädlich ist Eisenpräparate zu nehmen ohne einen Eisenmangel zu haben, hätte ich da doch eher zu einem Placebo gegriffen.
Scheint ja eh nur psychologischer Natur zu sein das Ganze.
In Deutschland gibts ja Placebo Tabletten in verschiedensten Formen und Farben zu kaufen. Gibts das in Amerika nicht?
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Stellt sich die Frage, ob man wirklich riskieren will, dass die geistig doch kranke Person den Schwindel bemerkt, dann wieder auf Nägel umsteigt und dann auch seinem Psychiater nicht mehr vertraut.
Das müssen ja nicht unbedingt hochkonzentrierte Eisentabletten sein. Die Dinger gibts ja schon in jedem Supermarkt in einer niedrigen Konzentration. Da sollten die typischen Nebenwirkungen (Übelkeit, Erbrechen) bei einer Eisensubstitution nicht da sein. In D würde man da wohl das „Floradix Kräuterblut“ verschreiben…
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„Scheint ja eh nur psychologischer Natur zu sein das Ganze.“
Psychologische Verhaltensweisen die pathologisch sind, sind genauso „real“ wie rein körperliche Erkrankungen… Nicht selten sogar deutlich schwieriger zu behandeln. Insofern ist die Formulierung „nur psyvhologisch“ zu überdenken…
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Prinzipiell gebe ich dir da vollkommen recht. Ich bezweifle aber das ein Psychologe eine physiologische Untersuchung gemacht hat, ob der „eingeblidete“ Eisenmagel auch körperliche Auswrikungen hat oder wirklich NUR psychisch ist.
Sonst wäre das Rezept von einem Allg. Mediziner gewesen und nicht vom Psychologen.
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Öhm … hallo?! Sachen gibt’s … *tse
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Nunja, ich esse gerne kleingeschnittene, weichere Knochen (z.B. jene in gedämpftem oder gekochtem Speck).
Aber Metalle… nein. :)
Die Tatsache, dass Metalle – ganz anders als Salze/Ionen – kaum aufgenommen werden, wurde auch früher zur Behandlung von Verstopfungen ausgenutzt.
Einfach ein paar Becher Quecksilber trinken…
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