Aber im Internet ….

Wieso schätzen die Leute den Rat des Internets über dem des Arztes ein?

Da hat jemand Fieber und einen Ausschlag, von dem sein Arzt ihm gesagt hat, es sei von einem Virus. Und er soll zuhause bleiben, viel trinken und Zyrtec nehmen, wenn es ihn fest juckt.

Nein, sie haben keine tropische Krankheit wie Gelbfieber, auch keine Lyme Disease, nein, wahrscheinlich auch kein Scharlach. Und jetzt gehen sie nach Hause und machen das, was der Arzt ihnen geraten hat, ja?

 

28 Kommentare zu „Aber im Internet ….

  1. Das ist glaube ich egal ob das nun aus dem Internet stammt aus irgendeinem Buch oder ein Bekannter einem den „Ratschlag“ gegeben hat. Die Menschen neigen glaube ich dazu einfach gerne mal was schlimmeres haben zu wollen. Ein Virus ist zu langweilig. Eine Tropenkrankheit dagegen klingt viel spannender.

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    1. Wenn man einmal was komplizierteres hatte, bei dem auch der 20. Arzt nach einer Weile nicht mehr weiter weiß, dann ist man doch eher froh über jede simple, langweilige Diagnose mit einfacher 08/15-Behandlung.

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  2. Der Spruch mit den Pferden ist super, und meistens gehe ich damit völlig konform. Ganz so einfach ist es aber leider manchmal nicht.
    Als ich klein war und eine Zeitlang ständig Fieber hatte, erzählte mein Kinderarzt meinen Eltern so lange etwas von „harmlos“ und „nur eine Angina“, bis aus dem unerkannten Harnwegsinfekt eine schöne Nierenbeckenentzündung geworden war, inclusive Krankenhausaufenthalt. Und auch dann hat letztlich nicht er das diagnostiziert, sondern ein Kollege.

    Insofern: An Pferde denken ja, aber nicht völlig vergessen, dass es auch noch andere Huftiere gibt (muss ja kein Zebra sein, reicht ja ein Esel ;) ).

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    1. Hmmmm … auch Esel sind häufig.
      Weisst Du noch, ob Du gar keine Beschwerden hattest beim Wasserlassen und so?
      Ich habe mal eine Nierenbeckenentzündung über Nacht gemacht – vorher nicht mal den Hauch einer Blasenentzündung, nie vorher eigentlich. Das kann wahnsinnig schnell gehen. Und das war ziemlich schmerzhaft. Das war (bis auf den Schwangerschaftsurlaub) das einzige Mal, dass ich gefehlt habe im Geschäft.

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  3. Oh ja, das kenn ich.
    Meine Schwester hatte verstopfte Nasennebenhöhlen.
    Also befragt sie Dr. google und kam mit Panik im Gesicht zu meiner Mutter, dass sie unbedingt am folgenden Tag zum Arzt müsste und hoffentlich kriegt sie Antibiotika, damit sie nicht die Nebenhöhlen durchstochen bekommt.
    Meine Mutter und ich: WTF?
    Wir haben dann ein Rotlicht hingestellt, anschließend das „Kind“ (sie ist 19) inhalieren lassen und siehe da: Nebenhöhlen waren wieder frei.
    Das sind die Momente, in denen ich Suchmaschinen verfluche.

    Liebe Grüsse!
    n.

    PS: mein erster Kommentar hier, einen schönen Blog hast du, Pharmama! Mach weiter so.

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    1. Hallo Nudel – Danke vielmals!
      Das mit dem Nebenhöhlen durchstechen macht man sowieso kaum noch – wenn man das mal anfängt, muss man es oft wiederholen.
      Inhalieren ist gut – je eher man das macht, desto besser. Sinupret oder so ist auch gut für das.

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  4. Ich habe mir damit selbst einmal eine ganz schlimme Fehldiagnose gestellt. Alle Symptome deuteten für meinen Laienverstand laut Internet auf Helicobacter hin. Tatsächlich war es eine Blinddarmentzündung mit anschließendem Durchbruch. NIE wieder mache ich Selbstdiagnosen!

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    1. Na ja, bei einem Freund von mir hat auch der Hausarzt die Diagnose „Blinddarmdurchbruch“ nicht hinbekommen (der Arzt im Krankenhaus ein paar Tage später dann schon, ist gerade noch gutgegangen). Die Profis machen also auch Fehler…

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  5. Ich vermute, dass man mit einer kleinen Erkältung nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich zieht und nicht so sehr im Mittelpunkt steht, wie mit der (vermuteten Internet-)Diagnose seltenstes-Zebra-Kongofieber…

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  6. Das mit dem im Mittelpunkt stehen kann natürlich immer ein Grund sein, wenn vielleicht auch unterbewusst.
    Was aber auch ein Grund sein kann, ist das viele Ärzte eben nicht so genau sagen, was man hat und was sie für Symptome festgestellt haben und wenn das dann eben nicht plausibel erscheint bzw nicht das ist, was man hören möchte, sucht man eben weiter.
    Das kann allerdings sowohl negativ als auch positiv sein!

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  7. Geltungsbedürfnis ist vermutlich ein Grund für solche Selbstdiagnosen. Ein andere aber auch, dass der Arzt die Diagnose vermutlich nach ca. 4,5 Minuten gestellt hat, die Klinke der Behandlungszimmertür schon in der Hand. (Beispiel Deutschland, Kassenpatient). Das Internet ‚hört‘ halt einfach geduldiger zu. (Gibt dann aber meist die falschen Ratschläge).

    Um beim Pferdebeispiel zu bleiben: Wer schon ‚Pferde!‘ schreit, bevor er überhaupt gehorcht hat, oder gar fragt ob jemand die Tiere gesehen hat, kann niemals die 5% Esel entdecken und verspielt seine Glaubwürdigkeit.

    Ersetzt wird der Arzt dann mangels Alternativen durch obskure Heilpraktiker oder die Selbstdiagnose im Internet. Die Apotheken bekommen da sicher auch nur einem Bruchteil davon mit.

    So, genug geschwafelt. Nochmal Lob an die Autorin, tolles Blog! Auch für Nicht-Mediziner/Pharmakologen unterhaltsam.

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  8. Das ist einfach ein Klassisches Beispiel des Dunning.Krüger Effekts.
    Der Patient ist nicht in der Lage zu erkennen dass Googlen keine saubere Diagnostik ermöglicht und das der Arzt nicht einfach Rät.

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  9. Guter Bericht;-)
    Es gab/gibt dafür sogar ein Wort, leider ist es mir entfallen – es beschreibt ebensolche Leute, die sich mit Google oder dem guten alten Krankheitenlexikon selbst diagnostizieren….

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  10. Oh ich glaube Chaos hat es am besten erkannt.
    Dem Arzt schenken viele Menschen heutzutage kein Vertrauen mehr, da der einzelne Patient, besonders in Deutschland bei Kassenpatienten sehr unwichtig erscheint.
    Da schaut man sich dann eben doch lieber selbst um als auf jemanden zu hören, der das ganze zwar studiert hat, aber einem kaum zuzuhören scheint.

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  11. Ich fürchte mal, einige wenige inkompetente Vertreter der Götter in Weiß einfach auch den Ruf des Standes ruiniert haben. Seitdem ein solcher Facharzt in einem Jahr bei mehreren Versuchen nicht die richtige Diagnose gestellt hat und mich so 1 Jahr lang hat leiden lassen und somit den Befund nur verschlimmert hat, seitdem schenke ich keinem Arzt mehr blindes Vertrauen. Ich stöbere wenn nötig sogar in Fachliteratur (natürlich nicht bei Standardkrankheiten) und hinterfrage die Medikation recht genau. 3 Minuten Medizin? Ich nicht mehr, danke. Schade, denn die meisten Ärzte arbeiten sicher ethisch, menschlich und fachlich korrekt.

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  12. Manchmal irren sich Ärzte eben auch, grade bei seltenen Sachen, sind eben auch Experten rar.
    Und wenn man schon weis was man hat find ich spricht nix dagegen sich weiter drüber zu informieren, auch im internet, man muss halt lernen sich seine meinung zu bilden und nicht jeden scheiß zu glauben^^ Das internet verbindet eben auch personengruppen die sonst nie zusammenkämen zb betroffene einer krankheit.

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  13. Naja, ist halt so eine Sache. Da kommt man zum Allgemeinarzt, der 20 Patienten am Tag sieht, mit vermutlich über 10 grundverschiedenen Problemen, und der muss für jeden Fall die präzise Diagnose stellen. Da fällt es leicht, zu befürchten, dass bei der Bandbreite von Fällen die Tiefe untergeht und eine üble Sache verpasst wird. Da googelt man Symptome A, B, C und D und findet eine drastische Krankeit. Dann geht man zum Arzt und der schaut Symptom A an, sagt „Erkältung“ und fragt gar nie weiter nach B, C und D. Natürlich hat der Arzt vermutlich recht und gute Gründe, nicht weiterzusuchen, aber da gehört dann schon Vertrauen dazu.

    Gerade Wissenschaftler, die sich gewöhnt sind, den ganzen Tag Experten zu sein, tun sich wohl schwer damit, vollständig auf eine andere Meinung zu hören, ohne das zu verifizieren. Ich bin auch schuldig im Sinne der Anklage. Bisher hatte der Arzt aber immer recht, zum Glück :)

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  14. Ich erlebe es in meiner Praxis auch immer wieder, dass Patienten meinen, ich würde ihnen bestimmte Medikamente nur verschreiben, weil mich die „pöhse Farmerindustrie“ schon vollständig indoktriniert hat. Kommt vor allem oft beim Thema Cholesterin und Statine vor. Manchmal auch bei Impfungen. Und die sog. „Alternativmedizin“ würde ja unterdrückt, weil man daran nichts verdienen könne.

    Dass die Hersteller von Homöopathika, Schüsslersalzen und Bachblütentropfen genauso Mitglieder in den grossen Pharma-Dachverbänden sind, scheint sich bis heute nicht zum Patienten rumgesprochen zu haben. Aber der Grossteil der Menschen kennt ja nicht einmal den Unterschied zwischen Homöopathie und Naturheilverfahren/Phytopharmakologie.

    Ich bleibe da lieber beim bewährt Evidenzbasierten. Leere Versprechungen sollen die anderen verkaufen.

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    1. Ach was! „Evidenzbasiert“ sind doch nur die Versprechungen der pösen Parma-Industrie, die dich mit lauter Parma-Schinken bestoch… überzeugt hat, ihr nach dem wachstumssteigernden Antibiotikum zu reden…. Mist, jetzt bekomme ich Hunger.

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