Labor ist gefährlich. Ernsthaft. Auch wenn es heute im Apothekenlabor so harmlos aussieht, während dem Studium hatten wir diverse Zwischenfälle. Darwins Theorie vom Überleben der Fittesten in der praktischen Anwendung, könnte man sagen. Vor Beginn des Labors in organischer Chemie haben sie sogar eine Eintrittsprüfung angesetzt – damit man nicht gerade das Labor in die Luft sprengt oder sich selbst vergiftet, vermute ich. Aber wir hatten schon vorher diverse Zwischenfälle.
Bei unserem Labor machte ich ein paar Mal die Feuerwehr und musste eingreifen, wenn mal wieder jemand mit dem Bunsenbrenner hantierte und z.B. der Schlauch abfiel (gibt eine nette Stichflamme) oder der Putzlappen daneben anfing zu kokeln. Jedenfalls musste bei uns niemand mit einem schon brennenden Eimer aus dem Gebäude rennen – das gabs auch schon, gell Mr. M?
Einmal hatten wir eine unbeabsichtigte Demonstration des Sprichwortes „Erst das Wasser, dann die Säure, sonst passiert das Ungeheure“, sprich, einen explodierenden Säurekolben. Darauf hatten praktisch alle Laborschürze auf Bauchhöhe Säurebrandlöcher von der Schwefelsäure.
Eine Hydrolisierung ist eine eher heftige chemische Reaktion, wie meine Labornachbarin feststellen musste. Die Reaktion machte sich selbstständig (sie „ging ab“ ) und zwar so schnell und explosiv, dass nur noch das Schliessen der Kapelle, wo sie arbeitete Schlimmeres verhinderte. Ich vermute den gelben Fleck an der Decke sieht man heute noch.
Im gleichen Praktikum mussten wir einmal alle Fluchtartig den Raum verlassen, weil einer Mitstudentin der Schüttelkolben gefüllt mit Ether aus der Hand gefallen war. Derselbe Aether, den man früher zum Betäuben von Leuten vor Operationen gebrauchte.
Oder während der medizinischen Analytik, wo eine Kollegin ihre Teströhrchen mit Blut falsch in die Zentrifuge geladen hat … das spritzt ziemlich eklig. Zum Glück war es nur eine kleine Menge.
Beim Aufräumen fiel einer Mitstudentin die Flasche konzentrierte Ameisensäure aus der Hand (der Deckel war nicht gut zu und man sollte Flaschen sowieso nie am Deckel tragend transportieren). Die Säure spritzte ihr ins Gesicht. Nur schnelles Eingreifen und Abwaschen unterm Wasserhahn verhinderte Schlimmeres. Trotzdem musste sie ins Spital, die Augen checken. Seitdem wissen wir: sie hatte Glück. Für die Augen sind Basen schlimmer. Und: Laborbrille auch beim Aufräumen anbehalten!
Aber das Schmerzhafteste war in der Analytik, wo wir Verdünnungen machen mussten mit einer Säure. Dabei Pipettiert man immer ein paar Mililiter (genaustens abgemessen) weiter. Ich kam nie in direkten Kontakt mit der Säure, doch die Dämpfe reichten aus mir die Haut am Daumen, den ich oben an der Voll-Pipette hatte vollständig abzuschälen – bis aufs Fleisch. Eine Zeitlang hatte ich dort nicht mal mehr Fingerrillen – das wär doch was für Einbrecher! (ist aber eine sehr schmerzhafte Methode, wie ich bezeugen kann). Wenigstens war ich mit meinem Leiden nicht alleine, der halbe Kurs lief mit bandagierten Daumen herum.
Aber ich hab’s überlebt bis jetzt. Denn auch heute noch kann man im Labor Dummheiten machen. Davon später mehr.
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Ja, und warum trugt Ihr keine Handschuhe? :-)
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