Gestern in Tom’s Hinterzimmer gefunden:
Voltaire:
„Das Geheimnis der Medizin besteht darin,
den Patienten abzulenken,
während die Natur sich selbst hilft.“
Nachdem ich gestern arbeitshalber nicht dazu gekommen bin, darauf zu reagieren, dann halt jetzt:
Sooo falsch ist das Zitat sicher nicht.
Für das 18. Jahrhundert, wo man noch nicht gerade einen guten Einblick in die Vorgänge im Körper hatte, geschweige denn wirksame Medikamente sicher sehr zutreffend. Man denke nur daran, dass Aspirin (eines der ältesten Medikamente) dieses Jahr gerade 111 Jahre alt geworden ist.
Und man sagt auch heute noch: eine Erkältung dauert unbehandelt 1 Woche. Eine medikamentös behandelte Erkältung dauert 7 Tage .
Es gibt immer noch eine Menge Krankheiten, bei denen wir nicht viel mehr tun können als die Symptome lindern und abwarten, bis es vorbei ist. Eben, zuschauen, wie die Natur ihren Lauf nimmt. Und den Patienten dabei ein bisschen zu unterhalten.
Bei anderen Krankheiten wäre nichts tun jedoch eine ausgesprochen schlechte Idee. Nehmen wir doch einmal Diabetes: der hohe Blutzucker wird auf die Dauer die Gefässe im ganzen Körper verstopfen und zu Blindheit, Nierenversagen und dem Verlust von Gliedmassen führen.
Dann denke ich bei jedem Zahnarztbesuch daran, wie gut es ist, dass wir heute wirksame Medikamente haben: ohne Lidocain-Spritze wäre die Wurzelbehandlung, der ich mich vor ein paar Jahren unterziehen musste wirklich kaum auszuhalten gewesen. Ja, ich bin ein Weichei was das angeht.
In dem Sinne: ein Danke an die Pharmakologie – und nicht nur, weil das mein Beruf ist.

Pharmama, die Rede ist von „ablenken“, nicht von „nichts tun“.
In meinen Augen ist das ein zwar kleiner, aber wichtiger Unterschied.
Unter „Ablenken“ fällt nämlich z.B. auch Schmerztherapie, bei chronischen Schmerzzuständen oder dergleichen. Manchmal bedeutet „Ablenken“ auch Placebos – aber auch von „wirksamen“ Medikamenten weiß man, dass sie noch besser wirken, wenn sie mit Überzeugung verabreicht werden. Auch das – dass der Arzt hinter einer Therapie steht – ist letztlich sowas wie „Ablenken“.
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Guter Ansatz.
… allerdings weiss ich nicht ob die Betäubungsspritze beim Zahnarzt auch unter „Ablenkung“ fällt.
Wahrscheinlich schon.
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Ich glaub, da gibt es sogar Untersuchungen dazu… dass es z.B. auch ohne (oder mit weniger) Betäubung geht, wenn der Patient nur *glaubt* dass das jetzt nicht weh tut.
Ich hab aber leider keinen Link parat, das war nur unter „interesting Trivia“ in den äußeren Regionen meines Hirns abgelegt.
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