Natürlich …

Morgens in der Apotheke.

Telefon.
Die Kundin beklagt sich über den hartnäckigen Husten, der im Moment umgeht. Sie kann auch nicht mehr schlafen deswegen. Ich empfehle ihr darum einen Wechsel vom Solmucol, das sie bisher genommen hat (Schleimlöser) zum Solmucalm (plus Hustendämpfer), auch weil sie im Moment so fest hustet, dass sie Muskelschmerzen bekommt, aber halt immer noch arg verschleimt ist.
Sie sagt, sie kommt im Moment nicht aus dem Haus, schickt aber jemanden vorbei. Wir sollen es für sie auf die Seite legen.
Natürlich, machen wir.


Telefon.
Dieselbe Kundin. Sie hat es sich inzwischen überlegt und sie hätte jetzt lieber Tabletten, wenn das geht. Nun gut, sie kann die Tossamin plus nehmen: tagsüber Schleimlöser, nachts Hustendämpfer, das ist sowieso besser als ein kombiniertes Produkt.
Natürlich tausche ich das aus.


Telefon.
nochmals diesselbe Kundin: Ihr Kollege kann heute nicht vorbeikommen, ob wir es ihr nach Hause bringen können?
Natürlich. Wir kommen in etwa einer Stunde.


Telefon.
Kundin: Und ob wir ihr noch eine Packung Marlboro mitbringen können?
Nnnn…nein. Wir liefern Medikamente, nicht Lebensmittel oder gar Zigaretten – und Rauchen ist sicher auch nicht gerade gut, wenn sie so husten.

How it is going

Zum Titel: ihr kennt vielleicht die Memes „How it startet … How it’s going“? Junior (Teenager jetzt) ist grosser Meme Fan und abends zeigen wir uns gerne, was wir interessantes gefunden haben.

Seit Mitte Februar also keine Maskenpflicht mehr in der Schweiz. Inzwischen nicht nur jegliche Innenräume, sondern auch nicht mehr im ÖV und selbst in den Altes- und Pflegeheimen und in den meisten Spitälern wurde das aufgehoben, zusammen mit allen anderen Massnahmen. Die Pandemie ist in den Augen der Öffentlichkeit vorbei. Das heisst nicht, dass niemand mehr krank wird. Im Gegenteil, würde ich meinen. Natürlich nicht (nur) Covid. In den letzten Monaten holt man sich wieder alles, was man in den letzten 2 Jahren kaum mehr gesehen hat. Zu den vielen normalen Erkältungs-erkrankungen und der aktuell starken Pollen-allergie-Saison kamen noch Magen-Darm-Krankheiten, die man sonst mehr in den WIntermonaten sieht, Läuse und auch Kinderkrankheiten wie Windpocken machen ein Come-Back.

Diese Leute kommen alle in die Apotheke. Sie husten, niesen, schnupfen, haben Magenkrämpfe, Ausschlag … und alle finden es normal, auch dass sie ohne Maske kommen. Ich und eine Mitarbeiterin (schwanger) tragen noch Maske … und kommen uns zunehmend blöd vor. Den Leuten ist es egal – egal, ob sie jetzt Covid haben, oder etwas anderes. Egal ob sie sich anstecken könnten oder ansteckend sind. Covid ist vorbei – und das, was jetzt noch rumgeht ist ja offiziell „mild“.

Die Einstellung der Leute lässt sich schön in dem Kunden gestern zeigen, der (natürlich maskenlos) mit Erkältungssymptomen und andauerndem Husten zu uns in die Apotheke kam.
Als ich ihn nach den Beschwerden frage, meint er : „Halsschmerzen, etwas Fieber, Husten … Nicht Corona-bedingt.“
Ich: „Woher wissen sie das? Haben sie getestet?“
Er: „Nein.“
Ich: „Dann können sie das nicht wissen.“
… Darauf war er ein bisschen angemieft, hat dann aber trotzdem die (pflanzlichen) Lutschtabletten und den Tee gekauft.

Irgendwo kann ich die Reaktion der Leute verstehen. Ich musste selber nachschauen gehen, was denn die aktuellen „Empfehlungen zum Verhalten“ sind. Die Bilder stammen von der offiziellen BAG Seite: https://bag-coronavirus.ch.

Da steht: Mit der Aufhebung der Massnahmen gewinnt die Verantwortung jedes Einzelnen an Bedeutung. Wie man sich selbst und andere schützt, hängt vom eigenen Verhalten ab. WENN SIE SICH WEITERHIN SCHÜTZEN MÖCHTEN, KÖNNEN Sie sich an folgenden Grundprinzipien orientieren: Impfen, Maske tragen, regelmässig lüften, Hände waschen oder desinfizieren, In Taschentuch oder Armbeuge husten und niesen, auf Händeschütteln verzichten.

„WENN und KÖNNEN“ – steht da. Ergebnis: Maske trägt fast keiner mehr. Jeder umarmt sich wieder und schüttelt die Hände. Das einzige, was ich noch sehe, das häufiger gemacht wird, ist das Händedesinfizieren. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Säule mit dem Desinfektionsmittel noch oft am Eingang der Geschäfte steht. Tendenz allerdings auch stark abnehmend … und ehrlich: das Virus wird hauptsächlich über die Luft und Aerosole übertragen, das ist Gewissensberuhigung, sonst nix.

Zum Impfen: die Nachfrage nach der Impfung (sicher, immer noch guter Schutz vor Komplikationen) ist total eingebrochen und wer die 4. will, muss hart darum kämpfen und sie wahrscheinlich selbst bezahlen. Unter 5jährige können offiziell immer noch nicht mit der Impfung geschützt werden, da sie noch immer nicht dafür zugelassen ist.

Von Testen steht da übrigens gar nix. Weder Selbststests, noch PCR – und für was soll man das auch machen? In Quarantäne oder Isolation muss man nicht mehr. Es wird auf der BAG Seite noch erwähnt, dass „es in folgenden Situationen noch sinvoll sein KANN sich testen zu lassen“: Wenn Sie Symptome haben und zu den besonders gefährdeten Personen gehören bzw. engen und regelmässigen Kontakt zu besonders gefährdeten Personen pflegen. / Wenn Sie Kontakt zu einem bestätigten Fall hatten und zu den besonders gefährdeten Personen gehören bzw. engen und regelmässigen Kontakt zu besonders gefährdeten Personen pflegen.

Übrigens: Zertifikate. Die Zertifikatspflicht wurde mit der Maskenpflicht aufgehoben. Zum Reisen braucht man sie teils noch. Ein Genesenen-Zertifikat wird nun nicht mehr nach einem Antikörpertest ausgestellt, es kann aber nach einem positiven PCR oder neu auch Schnelltest ausgestellt werden (dafür müsste man aber bei Symptomen testen gehen …)

Dementsprechend sehen die Zahlen zu Covid aus (insoweit sie überhaupt noch erfasst werden): Tests: eingebrochen, Positive Tests: sinkend, Positivrate (sinkend … ACHTUNG: in der letzten Woche wieder steigend, trotz allem).
Immerhin: Krankenhauseinweisungen, Leute auf der Intensivstation und Todesfälle sind seit März stetig gesunken (aber immer noch 3 x höher als Sommer 2020, als wir alle noch vorsichtig waren. Das ist der Effekt von Impfschutz und nicht mehr so gefährlichem („mildem“) Virus und vielleicht einer gewissen Immunität – wobei ich letzteres anzweifle ob der vielen, vielen Berichte von Wiederansteckungen innerhalb weniger Wochen.

Nicht erfasst werden die Long-Covid, oder wie die WHO und BAG es nennen: Post-Covid-Fälle. Dabei wäre DAS für mich der wichtigste Grund sich jetzt noch (und weiterhin) möglichst vor einer Infektion zu schützen. Wie sind die aktuellen Zahlen? Etwa 10% Chance auf Post-Covid nach jeder Infektion, anscheinend auch wenn geimpft. Immerhin hat es dazu eine BAG-Seite: https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/ausbrueche-epidemien-pandemien/aktuelle-ausbrueche-epidemien/novel-cov/krankheit-symptome-behandlung-ursprung/long-covid.html

Aber was wirklich vergessen geht bei all dem – und das wäre das wichtigste:
Sobald man symptomatisch wird (=Beschwerden bekommt, die auf Covid oder auch sonstige Erkrankungen deuten), sollte man sein Verhalten ändern. Sofort.
Dann bitte wirklich eine Maske anziehen, wenn man rausgeht / einkaufen / in die Apotheke.
Dann bitte nicht auf Massenveranstaltungen oder ohne Maske ins Restaurant.
Dann bitte nicht zur Arbeit (vor allem nicht, wenn man mit Patientenkontakt arbeitet).

Könnten wir das wieder mehr propagieren? Bitte?

Aus der Apotheke gesendet. Mit immer noch regelmässig ausfallenden Mitarbeitern.

Ich verstehe sie nicht!

Ein Mann kommt in die Apotheke und lehnt sich, leicht hüstelnd an ein Regal, also gehe ich ihn fragen, ob er etwas braucht.
Er schaut mich an, murmelt etwas unverständliches und greift sich an den Hals.
Pharmama: „Haben sie Halsschmerzen?“
Kunde: Verständnisloser Blick.
Pharmama: „Oder Husten?“
Immer noch keine Reaktion.
Er zeigt auf seinen Hals, und hustet wieder.
Pharmama: „Do you speak english?“ … versuche ich es, „Parlez-vous francais? Parla italiano?“ – letzteres kann ich zwar nicht, aber wir haben zumindest jemanden hier, der das kann.
Kunde: „Albana“ oder so etwas ähnliches sagt er. Nun, zumindest das hat er verstanden …
Aber weiterhelfen tut mir das nicht

Also versuche ich es mit Phantomime.

Inzwischen haben wir hinter ihm 2 Kunden die warten und zuschauen.
Ich greife an den Hals und verziehe das Gesicht: „Halsschmerzen?“
Kunde: verständnisloser Blick
Ich huste mir in die Hand – „Husten?“

Immer noch keine wirkliche Reaktion – ausser von den anderen Kunden, die meine Pantomime wohl lustig finden und zuschauen, wie ich mich abmühe.

Noch ein Versuch. Ich ziehe ihn vor das Regal mit den Erkältungsmitteln.
Pharmama: „Brauchen sie das?“ Zeige auf die Halsschmerztabletten – vielleicht erkennt er ja eine Marke?
„Oder das?“ Zeige auf den Hustensirup.

Er schaut mich nur an und zuckt mit den Schultern.

Was soll ich machen?

Ein letzter Versuch noch: ich nehme Kugelschreiber und ein Blatt Papier und halte sie ihm hin. Vielleicht kann er etwas aufmalen oder aufschreiben und ich google es nachher.
Aber: Wieder nichts. Er gibt mir das Blatt einfach wieder zurück.

Jetzt habe ich so ziemlich alles versucht und von ihm kommt gar nichts.

Einfach ein Aspirin in die Hand drücken und sagen: „Nehmen sie mal das“ mache ich nicht. Er kann mir ja noch nicht mal sagen, ob er noch irgendetwas anderes nimmt.

Also gebe ich es auf, zucke auch mit den Schultern, schüttle den Kopf und sage: „Ich kann ihnen nicht helfen.“

Er dreht sich um und geht langsam wieder raus.

Und ich wende mich dem nächsten Kunden zu, der mich versteht und ich ihn und den ich wirklich beraten kann.

Aber glaubt ihr mir, dass ich das frustrierend finde?

Danke Dr. Google

mittelalter Mann in der Apotheke: „Meine Drüsen schmerzen. Ich bin echt beunruhigt!“

Pharmama: „Welche Drüsen?“

Mann: „Die hier -„ (hält sich die Finger rechts und links unter das Kinn). „Ich bin voll verstopft in der Nase und es schmerzt, wenn ich schlucke!“

Pharmama: „Das sind ihre Lymphknoten.“

Mann: „Ja, meine Lymphdrüsen!“

Pharmama: „Sie sind erkältet. Nehmen Sie ein Schmerz/Fiebermittel und schauen Sie, wie sie sich dann fühlen.“

Mann: „Also … Sie denken nicht, es ist ein Lymphom?“

Pharmama: „Nein.“

Mann: „Oder Krebs?“

Pharmama: „Nein!“

(In Wahrheit war die Konversation noch etwas länger, aber das ist die Essenz von dem. Echt jetzt. Symptome googeln bringt einen auf ganz üble Dinge.)

Wie ich (hoffentlich) keine Erkältung bekomme …

3 bis 4 Erkältungen im Jahr sind normal bei einem gesunden Erwachsenen und machen oft auch nicht viel. Kinder haben einige Erkältungen mehr – vor allem, bis das Immunsysten die herumgehenden Viren einmal „durch“ hat. Man redet von über 70 verschiedenen Viren, die das machen.

Dass im Winter mehr Erkältungen auftreten liegt daran, dass in der trockenen und kalten Luft die Viren gut überleben, speziell auf exponierten Oberflächen (Handgriffen, Türgriffen …). Man hat ausserdem gesehen, dass wenn sich durch die Kälte die Gefässe zusammenziehen dies auch den Transport der weissen Blutkörperchen, die man zur Bekämpfung von Infektionen braucht, negativ beeinflusst. Es dauert etwas länger, bis das Immunsystem reagieren kann … und das ist gut für den Virus.

Wer weniger Erkältungen will, soll sich einmal an diesen Tipps versuchen:

Genug schlafen: Leute, die weniger als 7 Stunden pro Tag schlafen, haben eine 3 x höhere Wahrscheinlichkeit, eine Erkältung zu bekommen wie jemand, der mehr als 8 Stunden täglich schläft.

Nicht rauchen. Raucher haben eine 50% höhere Wahrscheinlichkeit eine Erkältung zu bekommen – egal, wie viele Zigaretten sie täglich rauchen. Und Raucher leiden im Durchschnitt 3 Tage länger an einer Erkältung als Nichtraucher.

Salzwasser hilft dabei, dass man weniger Erkältungen bekommt: Indem man mit isotonischen Lösungen die Nase spült und indem man täglich mit Salzwasser gurgelt (ca ½ Teelöffel auf ein grosses Glas Wasser).

Häufiges Händewaschen in der Erkältungszeit hilft, dass man sich nicht ansteckt – und unterwegs Handschuhe zu tragen in der Öffentlichkeit (und sich damit auf keinen Fall an die Nase zu fassen) … offenbar werden mehr Erkältungen via die Hände übertragen als via die Luft.

Vorbeugend soll man auf die Gesunderhaltung der Schleimhäute achten, da die die Barriere gegen eindringende Bakterien und Viren bilden. Deshalb soll man sie befeuchten und kann sie unterstützen mit Vitamin A, Vitamin C, Vitamin D und Zink.

Pflanzliche Mittel wie Echinacea und Umckaloabo haben im Labor grosses Potential gezeigt … für die Anwendung fehlen aber brauchbare Studien. Einen Versuch kann das trotzdem wert sein.

Und wer keine Grippe bekommen will, hält sich an die selben Massnahmen und impft sich dagegen.