Dann bekomme ich das hier nicht?

Der junge Mann mit Basketballmütze in der Apotheke verlangt Makatussin Sirup.

Jetzt … weil das bei uns in der Gegend leider stark missbraucht wird, sind wir dazu übergegangen den Sirup nur noch auf Rezept an jüngere abzugeben, (Altersgrenze ca. 25 Jahre) den Rest verweisen wir auf die (zahlreichen) Alternativen ohne Codein.

Bei dem hier bin ich etwas unschlüssig – Alter … an der Grenze zu dem, wo wir es wieder abgeben. Trotzdem. Ich erkläre ihm, was Sache ist und die Alternativen.

Er: „Nein, ich will den Makatussin Sirup. Dann bekomme ich das hier nicht?“

Pharmama: „Nein.“

Er: „Na – ich weiss, wo ich das herbekomme.“

Sagt’s, bleibt noch einen Moment stehen, als ob ich es mir jetzt vielleicht anders überlege und geht, als ich keine derartigen Anstalten mache.

Gut – mir ist dann auch klar, dass das die richtige Entscheidung bei ihm war. Sowas ist unangenehm, aber ich denke, wenn wir das nicht machen (und wir sind bei weitem nicht die einzige Apotheke in der Gegend, die das so handhabt), werden die Codeinhaltigen Sirupe bei uns irgendwann auch alle rezeptpflichtig … und das wäre doof für diejenigen Patienten, die das wirklich brauchen können.

Interessant ist, dass die Jungen hier das mit dem Makatussin anscheinend mitbekommen haben – jetzt versuchen sie dasselbe einfach mit dem Benylin. Und es ist immer dieselbe Geschichte, die wir dann hören: „Ich hatte Kontakt mit dem Arzt und er meinte, ich soll den XXX Sirup nehmen.“ – Seltsamerweise wollen sie aber nicht, dass wir dann den Arzt anrufen um das zu bestätigen …

11 Kommentare zu „Dann bekomme ich das hier nicht?

  1. …dann läuft er zu einer anderen Apotheke, klaubt ein Gonfiglas aus seiner Tasche und sagt: „Das ist der Sputum des ganzen letzten Monats. Gebt mir endlich etwas gegen den Husten! Ich sterbe!!! Und ich bin bei 40 Hausärzten, aber ich weiss gerade nicht mehr, welcher Arzt auf dieser Liste mir gesagt hat, ich solls nehmen!“

    Pharmama, was war denn eigentlich der einfallsreichste Versuch eines Abhängigen, nach Hustentropfen zu fragen?

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    1. Das wäre dann mit dem Sputum aber ein „produktiver“ Husten – und für den empfiehlt man nicht Codein-Sirup.
      Der einfallsreichste Versuch? Davon hatte ich bisher wenige. Ich höre eigentlich immer dieselben Ausreden. Die sind genau das erste Mal einfallsreich, danach hat man bald ein Deja-vu: „Ich habe da so einen trockenen Reizhusten vor allem Nachts …“ ,, „Ich war beim Arzt wegen meinem Husten und der hat mir XX empfohlen, aber vergessen aufzuschreiben.“ „Ich habe das schon vom Arzt verschrieben bekommen, aber die Packung reicht nicht – er hat gesagt, ich soll das weiterhin nehmen.“ „Es ist nicht für mich, es ist für meine Mutter. Sie hat gesagt, ich soll ihr den mitbringen.“

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      1. Naja, und was soll man sagen, wenn man sowas wirklich braucht? Ich habe durchaus manchmal so einen trockenen Husten, tagsüber ist er mir wurscht, aber wenn ich einschlafen will stört der gewaltig. Jetzt weiß ich auch, warum der Typ in der Apotheke mich das letzte Mal so komisch angeguckt hat, als ich ihm genau das erzählt habe … :(

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        1. Ich habe hier dieses wunderbare (Privat-) Rezept meines Hausarztes über eine Packung Makatussin Sirup. Das würde ich gerne einlösen. ;-)

          So wäre zumindest die Vorgehensweise in D, bloß dass es kein „Makatussin Sirup“ gibt. Mir fallen aber mindestens 3 andere codeinhaltige Alternativen in fest oder flüssig spontan ein…

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            1. Codein ist in D prinzipiell verschreibungspflichtig. Immerhin ist es in bestimmten (kleinen) Packungsgrößen von der BtMVV gemäß BtMG ausgenommen (vergleiche Anlage 3 BtMVV), sonst wäre es prinzipiell BtM-pflichtig… ;-)

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  2. Kennen wir auch…finde es aber schwierig Jugendliche unter Generalverdacht zu stellen. Bei uns gibts den Sirup erst ab 18 und Bezüger wird reg. So sehen wir sofort ob er schon das 3. Mal die Woche aufkreuzt odrr erst das zweite Mal im Jahr. Klar kann er zwischenzeitlich die Rationen in anderen Apos abholen, doch die Erfahrung zeigt, dass sie das nur tun, wenn man die Abgabe verweigert. Meiner Meinung nach gehören alle codeinhaltigen Präparate in die B-Liste. Denn es gibt genug effiziente Alternativen.

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  3. Mal so aus Interesse: Was ist Deine bevorzugte Alternative?

    Ich selbst habe gelegentlich Probleme mit Halsentzündungen, an die sich dann gern ein hartnäckiger Husten anschließt, meist eine Mischform zwischen Reizhusten und etwas produktivem Husten.
    Lange habe ich die mit allerlei „sanften“ Waffen aus dem Phytobereich versucht zu bekämpfen, das hat sich dann aber jeweils über Wochen hingezogen. Wenn der Reiz überwiegt, schiesse ich mittlerweile aber kräftig mit Dextromethorphan, das bringt Ruhe rein. Die Rekonvaleszenzzeit hat sich seit dem Strategiewechsel stark verringert.

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    1. Ich denke nicht, dass Du in der Apotheke als Missbrauchs-verdächtig auffallen würdest, von daher würdest Du den Codein-Sirup bekommen. Dextrometorphan ebenfalls, wenn das bei dir hilft. Im Zweifel ist das auch bei uns noch eine Alternative – als Sirup. Missbraucht werden bei dem hier vor allem die Tabletten. Ansonsten empfehle ich bei Zweifel Butamirat oder Morclofon, das geht auch, wenn sonst noch andere Medikamente oder so genommen werden.

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      1. Interessant, Butamirat und Morclofon scheinen Schweiz-Spezifika zu sein, die gibt es in D nicht. In D gibt es als rezeptfreie Alternative bei den Hustenblockern noch Pentoxyverin (Silomat und Generika), das gibt es offenbar in der Schweiz nicht.
        Beim Dextromethorphan nehme ich die Lutschpastillen, das scheint einigermassen unverdächtig zu sein weil zu teuer für den „falschen“ Zweck. Einmal als der Husten sehr heftig wurde hab ich Noscapin-Tabletten (Capval) verschrieben bekommen, funktionierte auch ganz gut. .
        Wer das Dextromethorphan missbrauchen will, greift wohl eher zu den deutlich günstigeren und höher dosierten Kapseln.

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