Abstimmungsresultate …

Im Kaufhaus gegenüber haben sie einem Kunden Hausverbot erteilt.

Der Kunde war immer wieder auffallend unhöflich zu einer Mitarbeiterin an der Kasse. Sie ist Ausländerin, spricht aber hervorragend Deutsch und ist wirklich sehr nett – ich kenne sie schon seit Jahren, vor allem, weil ich mein Mittagessen gelegentlich dort hole. Aber – sie passt ihm nicht. Und unhöflich sein reichte ihm nicht. Er beklagte sich dann bei den anderen Mitarbeitern und auch beim Chef über sie – und als das keine Reaktion zeigte nun offenbar auch brieflich.

Ich habe eine Kopie des Briefes gesehen. Kein Meisterwerk der Poesie oder Rechtschreibekunst.

Im Brief schreibt er unter anderem, dass er erwarte, dass die Angestellte entlassen wird – wegen Kundenunfreundlichkeit … und schliesslich haben wir vor noch nicht allzu langer Zeit ja nicht umsonst darüber abgestimmt, dass wir die Ausländer raus bekommen. (sic)

Ummm – wow. Aber jetzt kenne ich endlich mal einen, der bei der Abstimmung „gegen Masseneinwanderungsinitiative“ dafür gestimmt hat: in meinem Bekanntenkreis wüsste ich nämlich sonst keinen. Und irgendwie hat auch er anscheinend nicht ganz verstanden, worüber abgestimmt wurde.

Die Reaktion vom Kaufhaus kam dann postwendend: dem Herrn wurde Hausverbot erteilt.

Finde ich gut.

 

27 Kommentare zu „Abstimmungsresultate …

  1. Findichauchgut. :)

    Das ist ja irgendwie das Verlogene an dieser Sache – gerade Rechtsstehende/Rechtsaussentypen/Neonazis sagen ja immer, wer den Schweizern auf der Tasche sitzt, soll raus. Wir bewerten Menschen nach Leistung!

    Aber dummerweise sind es gerade Türken und Tamilen, die sich selbstständig machen und erfolgreich einen Quartierladen führen. Und wer pauschal gegen Ausländer ist, sollte sich bei den jenen, die hier tadellose Arbeit leisten, mal entschuldigen.

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  2. Man sollte Menschen nicht nach Ihrer Abstammung beurteilen. Sein Handeln und sein Charakter sind entscheidend.

    Mutig und in meinen Augen richtig, dass das Kaufhaus ihm Hausverbot erteilt hat. Ich hoffe, sie setzen es auch durch, wenn er es bricht (was passieren wird).

    Es ist einfach unglaublich, wieviele Leute – sofern sie denn denken – von hier bis zur Hand denken. Daß Leute – gleich ob Aus- oder Inländer – bspw. ins Sozialsystem mit eingebunden sind und es auch mit ihren Beiträgen stärken, scheint ihm nicht bewußt.

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  3. Kommt mir sehr bekannt vor.
    Vor allem, als der Herr mich fragte, warum ich mit „der da“ (unsere Chefin) „in dieser schrecklichen Sprache“ rede. Ich rede ja Schweizerdeutsch, „switche“ aber im Gespräch mit Deutschen zu deutschem Deutsch.
    Tja, diese „schreckliche Sprache“ ist nun mal meine Muttersprache…
    Dieser Herr hat nach so einer Brief-Aktion auch Hausverbot bekommen.
    Im Gespräch mit mir und eben jener Chefin hat sich kürzlich auch ein Handwerker geoutet, dass er das ganz toll findet mit dieser Abstimmung.
    Beim nächsten Termin hat er sich allerdings zusammengerissen, ich weiss nicht, ob ich sonst unseren Chef-Chef nicht gebeten hätte, einen anderen beauftragen zu dürfen.

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    1. Ich hatte das umgekehrt, als ich mir vorJahren eine Wohnung in der Schweiz gesucht hatte: Damals wurde mir von einem Vermieter erzählt, dass man in dieser Gegend ja eigentlich nicht an Personen wie mich vermieten würde. Man würde hier in der Gegend nur an Schweizer vermieten. Man kommt sich ziemlich diskrimiert und ausgeschlossen vor.

      Es ist ja richtig: Ich bin in der Schweiz Ausländer, da ich Deutscher bin.

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  4. Also dass das Verhalten des Mannes (Herr kann man da nicht sagen) unter aller S*u war und die Reaktion (Hausverbot) richtig – aber ich hätte da noch eine Frage: ging es bei der Volksabstimmung nicht darum dass etwas weniger Ausländer reinkommen. Es ging doch nicht darum „alle Ausländer raus aus der Schweiz“ !? Das würde doch bedeuten dass der Mann nicht nur rassistisch sondern auch noch doof ist.

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    1. Richtig, bei der Abstimmung rechtlich gesehen bloss darum, dass die Einwanderung sich an den Bedürfnissen der Wirtschaft orientieren soll, und dass jährliche Höchstzahlen gelten. Also wir haben Fachkräftemangel, also geben wir Fachkräften Aufenthaltsgenehmigungen.

      So werden alle Ausländer, die in der Schweiz sich niederlassen wollen, gleich gestellt. Egal ob EU-Bürger, Amerikaner oder jemand aus Nigeria.

      Wo aber viele Ausländer arbeiten – Basel, Genf, Lausanne, Zürich – wurde die Initiative deutlich abgelehnt, auf dem Land draussen angenommen. Somit diente die Initiative auch, um eine völlig emotionale, unsachliche Abneigung gegenüber Ausländern auszudrücken.

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      1. Während ich (als Deutscher) die Idee der Basisdemokratie per Volksabstimmung eigentlich super finde, zeigen solche Abstimmungen halt auch die Probleme auf, die das mit sich bringt. Sobald es um Themen geht, bei denen die Gefühle der Menschen angesprochen werden, ist es schwer in einer so großen, inhomogenen, teilweise schlecht informierten Menge von Menschen zu entscheiden.

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        1. Jo eben…

          „Das beste Argument gegen die Demokratie ist ein fünfminütiges Gespräch mit dem durchschnittlichen Wähler.“ (Winston Churchill)

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    2. @Annette Ga: ganz genau. rassistisch und doof. Das meinte ich ja mit “ nicht ganz verstanden, worüber abgestimmt wurde.“ turtle hat das noch gut erklärt.

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  5. Das war die einzig richtige Reaktion, finde ich. Gut gemacht, Kaufhaus! :D

    Dass es solche Leute gibt… unglaublich. (Ich bin ja hier in Down Under auch Ausländerin, wenn auch gut „getarnte“… aber hier gibt es die Thematik in der Form eigentlich gar nicht.)

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    1. @Julia: Natürlich gibt es diese Thematik auch „down under“. Aber dadurch, dass Australien tatsächlich eine (wenn auch sehr grosse) Insel ist – verschiebt sich das bei Euch ein wenig. Asylsuchende können eigentlich nur auf 2 Arten nach Australien kommen: via Boot oder via Flugzeug. Beides über recht weite Distanzen. Dadurch hat es schon einige weniger Asylsuchende … trotzdem geht Australien mit denen nicht gerade nett um. Die per Boot werden häufig noch auf dem Meer abgefangen und (teils in anderen Ländern) in „Aufenthaltscamps“ gesteckt.
      Ich habe wenig Ahnung von den Zahlen, aber die Schweiz hat einen sehr hohen Ausländeranteil und einen hohen Zulauf an Asylsuchenden. Auch im Vergleich zu Australien, da hast Du recht. Aber ein Thema ist das da „unten“ auch.

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      1. @ Pharmama – ja, das stimmt natürlich, die Asylsuchenden sind tatsächlich ein riesiges Thema. Diese Camps… ugh – da kann man sich nur dafür schämen und das tue ich auch… das ist eine ganz schlimme Sache. :-( Aber ich meinte mit „in der Form“ normal in der Gesellschaft lebende Ausländer – die sind so normal, dass ich mir so einen Herrn wie in dem Kaufhaus erst gar nicht vorstellen kann. Da herrscht dann soviel Akzeptanz, dass es schon seltsam wäre, jemanden überhaupt nur aus „Ausländer“ zu beschreiben, geschweige denn irgendwie anzugreifen oder der fehlenden Integration zu bezichtigen, wenn sie sich nicht perfekt anpassen, oder sowas in der Art. Das kannte ich aus der Schweiz doch noch anders.

        (Umso komischer also, dass mit den Asylsuchenden so anders umgegangen wird… irgendwie sind das sehr separate Bereiche und mir fällt gerade eben auf, wie seltsam das ist!)

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  6. Das Ergebnis der Volksabstimmung hat wohl alle überrascht. Hätten die Initiatoren ernsthaft mit einem Erfolg gerechnet, dann wären wohl auch konkretere Ziele eingeflossen. Europa wächst zusammen, die Welt auch (wenn auch langsamer). Die Schweiz ist Teil von Beiden und profitiert sehr stark davon, nicht nur durch den Export klassischer schweizer Produkte (Schokolade, Uhren, Bankkonten, etc.), sondern auch als attraktiver Arbeitsort für Ausländer. Die importierten Fachkräfte werden allerdings in aller Regel die Schweizer Sozialsysteme durch kräftige Steuerzahlungen unterstützen und mit ihren Ausgaben zum Lebensunterhalt der lokalen Wirtschaft Umsätze verschaffen.

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    1. Solange man Arbeitsplätze zu besetzen hat, muss man Einwanderung zulassen. Oder das Problem mit hohen Geburtenraten selber lösen.

      Am besten 20 Jahre vorher, sonst ist es ja zu spät…

      Das Asylwesen ist aber ein anderes Feld, das aber immer gerne mit „Ausländern“ an und für sich vermischt wird. Dort geschieht es leider, dass man sommers in Spanien arbeitet und im Herbst in der Schweiz Asyl beantragt, wohl wissend dass das Verfahren bis im Frühling andauert.

      Aber auch hier wird dann übers Ziel geschossen: Zum Beispiel wurde die Möglichkeit, auf Schweizer Botschaften um Asyl zu ersuchen, abgeschafft. Das heisst, ein Asylsuchender ist genug reich für ein Flugticket, oder er begibt sich in die Hand von Schlepperbanden. (Und auch das Fliegen ist sehr heikel – Airlines müssen auf eigene Kosten Personen, die nicht einreisen dürfen, wieder zurückfliegen.)

      Schuss 2 übers Ziel: Wer keine Dokumente über seine Identität vorlegen kann, auf dessen Asylgesuch wird nicht eingetreten. Gerade politisch Verfolgten werden gerne Ausweispapiere entzogen. Den Gelegenheitsjobber, der in der Schweiz überwintern will, den kümmert das nicht.

      Meiner Meinung nach ist das alles ein Murks, dessen Missstände sowohl die Rechte wie auch die Linke politisch ausschlachten können.

      Danke für eure Geduld.^^

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  7. Finde es auch super das er Hausverbot bekommen hat! War das vielleicht ein etwas älterer Herr?
    Aber so oder so gibt es keine Entschuldigung dafür das er die Angestellte regelrecht belästigt hat mit seiner Art.

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  8. Der uninformierte, emotionale Wähler, der sich vor den Populismuskarren spannen lässt, ist das größte Problem jeder direkten Demokratie. Und leider gibt es von denen viel zu viele.

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  9. Das ist ein Problem. Sobald man über Halbwissen verfügt, kann man überall mitreden.

    Wenn man sieht oder eher hört, wie laut an Stammtischen über Missstände gezetert wird könnte man fast glauben, sich in der Politik ein zubringen sei ein Volkssport. So populär wie Fussball oder im Turnverein mitzumachen.

    Aber nein, kaum jemand steht auf der Strasse herum und sammelt Unterschriften für eine Initiative. Ist in einer lokalen Partei eingebunden. Oder gründet selbst eine. Geht von Haustür zu Haustür und wirbt für einen Kandidaten. Und so weiter.

    Das finde ich schon etwas traurig.

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    1. Dazu habe ich vor einiger Zeit mal gebloggt.
      Fazit: Wer nicht wählen geht, darf sich gar nicht beschweren (wobei das in der Schweiz vermutlich ein kleineres Problem ist als hier) und wer sich dauernd nur über „die da oben“ beschwert, der soll sich einfach selbst wählen lassen und es besser machen. DANN darf er sich uneingeschränkt über alles beschweren, was „die da oben“ machen – wird es aber wohl nicht mehr tun.

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      1. Ja…

        Dieser Widerspruch wird von vielen Leuten leider nicht erkannt. Und diese Widersprüche existieren auch in den höchsten „Kreisen“. Beispiel Christoph Blocher, Leitfigur der SVP.

        Er war selber mehr als ein Jahrzehnt lang Politiker auf Bundesebene. Er sass selber in der Regierung. Aber er kann es nicht lassen, über die „Politikerkaste“ zu wettern.

        Als früherer Unternehmer war er auf internationale Beziehungen angewiesen. Seine EMS Chemie belieferte ja nicht nur schweizerische Abnehmer.

        Er ist Jurist und Unternehmer. Er verkaufte im Jahr, in Zusammenarbeit mit dem Shareholder-Value-Prediger Martin Ebner, die profitable Energiesparte des Walliser Unternehmens LONZA an die deutsche EnBW und die Alu-Sparte an die kanadische Alcan. Und dann verteidigt er als unermüdlicher Redner die Unabhängigkeit der Schweiz, und verteufelt die EU…

        Tja. Sowas kann und werde ich niemals verstehen.

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        1. Oh, das ist einfach zu verstehen: Es gibt immer wieder einzelne „Überzeugungstäter“, die häufig sogar gebildet sind und trotzdem für die Allgemeinheit unsinnige Ansichten vertreten. In Deutschland haben wir den AfD-Vorsitzenden, der selbst Professor, aber auch so unbedeutend ist, dass mir sein Name nicht geläufig ist. In Österreich gab es vor rund 80 Jahren einen anderen berühmten rechtsorientierten Herren, den die dann nach Deutschland exportiert haben.
          Für diese Leute kann ich sogar noch mehr Verständnis aufbringen, als für den einfachen Mitläufer, weil sie ihre Ansichten kennen und zumeist fundiert vertreten. Ich teile diese Ansichten nicht, aber in einer Demokratie haben wir Meinungsfreiheit. Das hat aber nichts mit der breiten Masse zu tun, die zum Großteil aus Mangel an echtem Interesse uninformiert und damit leicht in fast jede Richtung lenkbar ist.
          Ich bin „politisch interessiert“ und trotzdem würde ich von mir nicht behaupten, bei den letzten Wahlen eine wirklich fachlich fundierte Entscheidung getroffen zu haben. Ich habe mich entschieden und hatte jeweils meine Gründe, wenigstens das möchte ich von mir behaupten. NPD, AfD oder die Linke kann ich aber weder ernstnehmen, noch unterstützen, genauso wäre es mit der SVP in der Schweiz.

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  10. Haben die Leute denn vergessen, daß sich niemand das Bett ausgesucht hat, in dem er geboren wurde?
    Rassismus und Nationalismus ist für mich daher unverständlich….

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