Wie Bitte?!?

Zürcher Apotheker wollen kranke Ausländer anlocken

Titelt die 20 Minuten (zu finden hier). Gewohnt reisserischer Titel um ein wichtiges Thema.

Dabei geht es um das Problem, dass viele Ausländer bei Gesundheitsproblemen gleich in den Notfall gehen, weil sie nicht wissen, dass auch Apotheken beraten und zwar gratis – ein Problem, das auch die USA kennt – und bei weitem nicht nur bei Ausländern. Das führt zu enormen Kosten für das Gesundheitssystem, die sich relativ einfach dämpfen lassen könnten, indem man nämlich die Apotheke als erste Anlaufstelle bei Gesundheitsfragen profiliert.  Darum startet eine  Infokampagne, wo auf diverse Dienstleistungen der Apotheken aufmerksam gemacht wird – in kyrillisch und vielen anderen Fremdsprachen.

Nun stösst das offensichtlich bei gewissen Ärzten nicht auf Verständnis:

Zitat: „Urs Stoffel, Präsident der Zürcher Ärztegesellschaft, ist skeptisch: Der Gang zur Apotheke sei bei kleinen Problemen durchaus sinnvoll, berge aber auch Risiken: «Den Apothekern fehlt die Ausbildung, um zwischen banalen und ernsthaften Erkrankungen zu unterscheiden.»

Wie Bitte?!?!  Waaaas?!? Also ich empfinde das persönlich als Affront. Das ist direkt beleidigend.

Triage (und das ist das Unterscheiden zwischen banalen und ernsthaften Erkrankungen) ist etwas was wir täglich und stündlich machen. Es ist Teil unserer Ausbildung und grosser Teil unserer Arbeit. Geschwollene Beine: Ödeme oder Thrombose? Kann der Schnitt / die Verbrennung / die Verletzung selbst behandelt werden oder geht man besser zum Arzt? Einfache Kopfschmerzen oder schlimmeres? Herzstechen: nervöse Herzbeschwerden oder Angina pectoris? Erkältung oder Grippe?

Glaubt der Herr Stoffel den Stuss den er da rausgelassen hat wirklich oder ist das wieder so was politisches?

Ich hoffe, dass der Apothekerverein (der Zürcherische oder der Schweizerische) sich da auf die Hinterbeine stellt und das schnellstens korrigiert! – nicht dass jemand das auch noch glaubt.

Sowas.

13 Kommentare zu „Wie Bitte?!?

  1. klar haben Apotheker ne Ausbildung – aber untersuchen tun sie nicht, d.h. müssen sich immer auf die Wahrnehmung des Patienten verlassen, und die ist net immer so gut… um ne krankheit eindeutig festzustellen muss man halt schonmal hier und da rumdrücken oder richtig in den hals reingucken.

    sprichst du eigentlich die erwähnten „15 Fremdsprachen“?

    Like

  2. *G* der name *g* bei uns (deutschland eher regional als allgemein verbreitet) ist ein stoffel jemand der unhöflich und etwas dumm ist …..also nicht das ich das jetzt von diesem menschen den ich ja nicht kenne behaupten mag aber manchmal sind namen einfach klasse (unfallchirurg : Dr. Knochenbrecher etc.)…so long schönen tag noch und ach ja klasse blog ;-)

    Like

  3. Ich kann deutsch, Schweizerdeutsch (:-), Englisch, Französisch und weil ich mal Latein hatte verstehe ich eine Menge von Italienisch und Spanisch – aber die beiden kann meine Pharmaassistentin. Damit kommt man ziemlich durch.

    @Mausflaus: klar, die Ärzte sind Spezialisten im Diagnose-stellen, ABER abschätzen ob etwas zum Arzt muss oder nicht (=Triage) das können wir!!!

    Like

  4. «Den Apothekern fehlt die Ausbildung, um zwischen banalen und ernsthaften Erkrankungen zu unterscheiden.»

    ….manchen ärzten auch….leider….

    lg

    petra

    Like

  5. Aber Pharmama, du willst doch nicht behaupten, dass so ein Fräulein hinterm Tresen in der Apotheke mehr kann als Kampferöl verkaufen? Echte Ärzte sind doch männlich und mindestens im mittleren Alter und geben in Zeitungen wichtig klingenden Stuss von sich.
    Ich gehe zwar auch lieber direkt zum Arzt, wenn ich etwas nicht selber behandeln kann. Aber nicht weil ich es der Apotheke nicht zutraue, sondern weil ich im Wohnort selber zwar einen Arzt, aber keine Apotheke habe.

    Like

  6. Finde ich noch lustig, was Herr Stoffel da erzählt. Weil wenn man mit einer kleinen Verletzung in die Notaufnahme geht wird man von der triagierenden Krankenschwester entweder zum Hausarzt geschickt oder wenn die Notaufnahme gerade Kapazitäten hat von der Krankenschwester rasch behandelt. Also hat man auch keinen Arzt gesehen. Wird man zum Hausarzt geschickt, dann wird man halt von der Arzthelferin behandelt, weil der Arzt ja eh keine Zeit hat. Also kann man doch gleich in die Apotheke gehen. Man sieht so oder so für kleine Sachen nie einen Arzt.

    Ich habe während meinem Medizinstudium ein Praktikum bei einem Hausarzt gemacht. Dieser befand sich in der nähe eines Einkaufszenters. In diesem Einkaufszentrum gab es immer wieder Notfälle aller Art. Und meistens war es so, dass zu erst einmal die Arzthelferin die Lage gecheckt hat und sie dann entscheiden musste, muss der Arzt noch kommen, ist es ein Fall für die Sanität oder kann man die Person einfach wieder gehen lassen. Also wo bleibt hier der Arzt der die so wichtigen Entscheidungen trifft?]

    Like

  7. Aha. Zumindest im Tagesanzeiger kommt eine Reaktion:
    «Typische Überheblichkeit der Ärzte» diagnostiziert Apothekerpräsident Ganz. Die Pharmazeuten durchliefen eine fundierte Grundausbildung in klinischer Medizin. «Natürlich kennen wir unsere Grenzen. Wenn eine klinische Abklärung nötig ist, schicken wir Patienten zum Arzt», sagte Ganz auf Anfrage von Tagesanzeiger.ch.
    http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Mit-Serbisch-gegen-die-Kostenexplosion/story/25520022

    … ich sollte noch erwähnen, dass sich Ärzte und Apotheker im Kanton Zürich nicht ganz grün sind wegen der Selbstdispensation – die jetzt arg am wackeln ist.

    Like

  8. Also ich hab in Apotheken immer das Problem, dass die eigentlich gar nicht beraten wollen.
    So bin ich z.B. mal zur Apotheke gegangen weil ich immer so Bläschen auf den Händen hatte, die sofort aufgegangen sind. Handsalbe hatte nix gebracht.
    Ich hab die Apothekerin also gefragt was das sein kann, und was ich da nehmen soll, und die meine nur das kann sie nicht wissen, müsste ich zum Arzt.

    Das mag auch daran liegen, dass es hier nur noch diese Apothekenketten mit dem Pinguin und dem Drachen gibt, und eigentlich kaum eine privat geführte.
    Bei den Ketten kann ich mir auch echt nicht vorstellen, dass die Damen an der Theke wirklich ausgebildete Apothekerinnen sind, die sind einfach zu jung, mit 18 hat man halt noch kein Studium fertig.

    Like

  9. Gute Reaktion auf eine nicht sehr überlegte Aussage. Wenn der Herr Stoffel Einblick in die tägliche Arbeit eines Apothekers hätte, dann würde er so etwas nicht von sich geben.

    Like

  10. @Sakura: Apothekenketten mit Pinguin und Drachen? Welche sind das denn?
    Wenn Kette = Discountapotheke, ja dann kann ich mir das mit der Beratung schon vorstellen. Und in der Apotheke arbeiten ja nicht nur Apotheker, sondern auch noch Pharmaassistentinnen und gelegentlich kommt man auch an einen Lehrling (siehe http://www.pharmama.ch/files/Werarbeitethier.html )
    Aber sonst würde ich sagen: wenn die Apothekerin sagt, „geh damit besser zum Arzt“, dann ist das meist die richtige Lösung.

    Like

  11. Ich glaube die haben keinen anderen Namen als Drachenapotheke und Pinguinapotheke. Sind halt Ketten in Deutschland, meist laufen die auch einfach unter dem ursprünglichen Namen der Apotheke. Nur verteilen die alle ihre dämlichen Taler zum einlösen.
    Jedenfalls wollte mir die junge Dame damit nicht sagen „Ist schlimm, geh zu Arzt“, sondern „Wat weiss ich, ist mir doch egal, frag nen Arzt und nerv mich nicht damit.“

    Like

  12. @Sakura: ah, in Deutschland. Ich war schon in Gedanken die Ketten in der Schweiz am durchsuchen, ob da eine ein Logo hat das einem Pinguin ähnelt.

    Like

Was meinst Du dazu? (Wenn Du kommentierst, stimmst Du der Datenschutzerklärung dieses Blogs zu)

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..