Shut the fridge! Wieviel kostet das?

Es wird Jahresende – in der Apotheke (und beim Arzt auch) haben wir unglaublich viel zu tun. Ich nenne es das „Franchisen-Phänomen“. Viele Leute haben die Franchise – den Teil der Gesundheitskosten, den sie selber bezahlen müssen – erreicht und nützen das jetzt noch aus um sich einen leichten Vorrat an ihren Dauermedikamenten anzulegen. Dass das nicht viel bringt (nächstes Jahr erreichen die ihre Franchise ziemlich sicher auch, einfach so etwas später), sehen sie nicht. Ich bekomme oft zu hören, dass sie das jetzt ausnützen, sie zahlen ja monatlich so viel Krankenkassenprämie … und unser Gesundheitssystem ist so teuer und …

Ich denke immer noch, dass viele das „Prinzip“ so einer (obligatorischen) Krankenkasse nicht wirklich verstanden haben. Viele sehen auch nicht, was die denn alles zahlen …. und bis auf einzelne neue, wirklich teure Medikamente und Therapien, ist das Gesundheitssystem in der Schweiz nicht sehr teuer. Die sollten mal schauen, wie das in Ländern ohne obligatorische Krankenkasse und (fast) ohne Einfluss der Politik auf die Preise von Medikamenten und Leistungen aussieht. In den USA zum Beispiel.

Im Film oben konfrontieren sie Englische Passanten mit den Preisen, die man in den USA zahlt: wieviel um im Spital ein Baby zu bekommen? Wieviel für den Transport mit dem Krankenauto? Wieviel für einen Asthma-Inhaler? Wieviel für einen Epi-Pen (Adrenalin bei allergischen Notfällen)?, für Insulin? …

Wisst ihr, was ihr in der Schweiz dafür zahlt? Was die Krankenkasse davon übernimmt?

Macht mich doch immer wieder Dankbar, dass ich hier leben (und arbeiten) darf.

Werbeunterbrechung (nicht hier)

Das ist doch mal lustige Werbung – für Halspastillen bei Heiserkeit (aus Finnland).

Ich habe hier sonst echt Mühe Werbung für Heilmittel und Arzneien zu schauen – ich bekomme regelmässig die (kleine) Krise. Zum Beispiel, wenn das homöopathische Mittel gegen Erkältung als „zugelassenes Arzneimittel“ angepriesen wird. Stimmt schon, es ist gelistet (D), aber kein Wort in der Werbung, dass es sich bei den Schüssler Salzen um Homöopathie handelt.

Oder die NeoCitran Werbung, wo das kombinierte Erkältungsprodukt angeboten wird mit seinem „4-fachen Wirkstoffkomplex!“. Jaaaa – wirkt gegen Schnupfen (Pheniramin-Maleat und Phenylephrin), Fieber (Paracetamol), Kopfschmerzen (Paracetamol) und Gliederschmerzen (Paracetamol – merkste was?). Klar, Vitamin C hat es im Pulver auch noch drin, aber das erwähnen sie nicht mal.

Es ist mir bewusst, wie sehr gerade Arzneimittelwerbung Vorschriften und Gesetzen untersteht. Das treibt manchmal seltsame Blüten. Das oben ist offensichtlich okay, aber man darf zum Beispiel im Fernsehen nicht zeigen, wie Aspirin Granulat direkt eingenommen werden kann. (Wieso eigentlich?). Für rezeptpflichtiges darf hierzulande gar keine Werbung gemacht werden – was ich gut finde. In den USA ist das erlaubt … mit „Untertiteln / Warnhinweisen“ die bald die Hälfte des Clips einnehmen auch wenn sie unlesbar klein geschrieben sind.

Schöne Festtage!

Schon der zweite Advent?

Euch allen schöne Festtage und nicht zuviel Stress! Denkt daran: weniger ist manchmal mehr und die Zeit, die man mit seinen Liebsten verbringt ist mehr wert als jegliches Geschenk, das man kaufen kann.

Jetzt mit Extra Eisen!

Ihr kennt die Angaben auf Nahrungsmitteln – und Nahrungsergänzungsmitteln: zum Beispiel die einfache Packung Cornflakes. Sie enthält laut den Angaben darauf 100% des täglichen Bedarfs an Eisen. Gesund! Beeindruckend! Braucht ja jeder – speziell Kinder in der Entwicklung …

Deshalb dürfen auch auf Nahrungsmitteln mit Eisenzusatz und Nahrungsergänzungsmitteln diese Anpreisungen draufstehen:
Eisen trägt zur normalen kognitiven Entwicklung von Kindern bei, Eisen trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei, Eisen trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei, Eisen trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei …

Aber – ist da auch drin, was draufsteht? Sollte eigentlich. Wobei … Nahrungsergänzungsmittel und auch Nahrungsmitteln unterliegen bei weitem nicht so strengen Kontrollen wie Medikamente und zugelassene Mittel.

Und das kann dann zu so was führen:

Ihr müsst nicht den ganzen Film schauen … die beeindruckendste Szene ist hier dargestellt:

Was da am Magneten hängt – und aus der Cornflakes-Wasser-Mischung extrahiert wurde ist Eisen.  Na toll, denkt man – da ist wirklich drin, was drauf steht!

Nur dass das elementares Eisen ist. Eisen0 wie in Nägeln vorhanden. Deshalb wird es vom Magneten angezogen. Das können wir aber nicht aufnehmen. Was wir brauchen ist Fe2+, dass der Körper auch aus Fe3+ mittels Säure (Vitamin C) umwandeln kann. Aus elementaren Eisen bekommt man mittels Salzsäure nur einen sehr kleinen Teil heraus … das meiste davon wird einfach wieder ausgeschieden werden.

Aber Hauptsache, man kann es auf sein Produkt draufschreiben. Und darf es dann mit Aussagen anpreisen, die sehr … gesundheitsbezogen sind.

Der Film ist schon älter, hat mich aber beeindruckt.

Wie ist ein Rezept aufgebaut?

Zweiter Teil der Rezept-Reihe. In der Schweiz haben die Ärzte ziemliche Freiheiten, wie ein Rezept auszusehen hat – aber was es zu enthalten hat ist genau definiert. Wir in der Apotheke sind ausserdem ziemlich dankbar für einige zusätzlich Dinge … mehr darüber im heutigen Erklärvideo: Wie ist ein Rezept aufgebaut?

Zum Platzproblem: Natürlich ist es (theoretisch) möglich ein Rezept – das auch von der Krankenkasse übernommen wird – aus so ziemlich jedem Stück Papier zu machen. Aber in der Apotheke arbeiten wir am liebsten mit A6 (sofern mindestens auf der Rückseite noch genug Platz ist) oder A4. Für die Abrechnung mit der Krankenkasse bei selbst zahlenden Patienten muss ich die Abgabe (samt Preis und Datum) festhalten – das passiert meist auf der Vorderseite, am linken Rand und handschriftlich / mit Stempel. Oder, wenn ich das für den Patienten bei der Krankenkasse abrechne,  bekommt das Rezept (auf der Rückseite) Klebe-etiketten mit Strichcode und den Informationen zu Preis, Datum, Abgabestelle.

Und: Bitte, bitte, liebe Ärzte und Ärztinnen: Wenn ihr das Rezept handschriftlich ausstellt (oder schreiben lasst), dann kontrolliert, bevor es rausgeht, dass man es auch wirklich gut lesen kann. Die Gesundheit unserer Patienten hängt auch davon ab, dass das richtige Medikament und die korrekte Dosierung erkannt wird …

Was ist ein Rezept?

Rezepte sind das Kommunikationsmittel zwischen Arzt und Apotheke – es braucht sie, damit der Patient das richtige Medikament bekommt und damit die Krankenkasse das bezahlt. Trotzdem wird das Rezeptausstellen im Studium bei den Ärzten in gerade mal einer Stunde kurz abgehandelt – (ist das immer noch so?) – wobei einiges unerwähnt bleibt. Darum habe ich mir gedacht, ich versuche mich selber an einer … Weiterbildung. Sie ist für Ärzte und MPAs sowie Mitarbeiter in den Apotheken geeignet und entspricht dem aktuellen Stand: Mai 2018. Es sind (kurze) Erklärvideos.

Hier ist der erste: Was ist ein Rezept?

Im Laufe der Woche bringe ich mehr – im nächsten Teil: der Aufbau eines Rezeptes

Eine Anmerkung noch von wegen Rezepte fälschen:

Ein Rezept ist eine Urkunde. Wer ein Rezept verändert (verfälscht) oder gar ganz fälscht – und eine Urkunde dieser Art zur Täuschung gebraucht, kann bestraft werden: mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe. Dabei ist es unerheblich, ob das in der Absicht war, jemandem an Vermögen oder andern Rechten zu schädigen (also ob die Medikamente auf Rezept selbst bezahlt werden und nicht von der Krankenkasse) oder nur um sich oder einem andern einen unrechtmässigen Vorteil zu verschaffen.

Die sichere Übertragung der Rezepte ist auch ein zunehmend wichtiges Thema. Mit der heutigen Technik nimmt der Fax an Bedeutung ab – und die elektronische Übertragung wird immer häufiger. Das ist momentan problematisch: Faxgeräte haben heute fast nur noch die Apotheken – direkt ein Fax vom Arzt so zu bekommen war noch einigermassen „sicher“. Heute schicken aber immer mehr Ärzte die Rezepte auch per mail. Und das leider nicht nur an die Apotheken. Das Problem dabei ist, dass die Patienten als Empfänger diese Rezepte theoretisch beliebig oft ausdrucken oder weiterverschicken oder gar bearbeiten können. Davon abgesehen ist die Übertragung per mail häufig auch nicht wirklich sicher – auch wenn immer mehr Ärzte sich bei speziellen Servern (Hin) anschliessen und in Zukunft auch die Apotheken das machen müssen (ovan-Adressen gelten auch als „sicher“). Ab 2019 werden zum Beispiel die Spitäler wegen der bei ihnen obligatorischen Einführung der elektronischen Gesundheitskarte Austrittsrezepte nur noch per mail an sichere Empfänger schicken (oder eben hinterlegen) … bis dann müssen die Apotheken auch bereit dafür sein.