Gibt’s nicht? Gibt’s doch!

Noch ein Gastbeitrag heute, diesmal von dergrünepunkt:

bei mir in der Apotheke gibt es nach 20 Uhr einen Wachdienst, damit der Apotheker nicht ganz alleine da steht. Dieser nimmt auch Anrufe entgegen, wenn man im Kundengespräch ist und lässt sich dann die Nummer für einen Rückruf geben. Manchmal schreibt er sogar auf, worum es geht…
Als ich gestern einen solchen Zettel mit Nummer und „Thema“ bekommen habe, glaubte ich erst an einen Scherz. So etwas gibt’s gar nicht im echten Leben, sondern wird „nur so“ erzählt, weil es lustig ist.

Ich rief also zurück und hatte eine Frau am Telefon, die nicht ihren besten Tag hatte und ihre Vaginaltabletten (Fluomicin, Wirkstoff Dequaliniumchlorid) geschluckt hat. Ob das denn schlimm wäre?
Gott sei Dank war ich durch den Zettel vorgewarnt …

Gibt’s nicht gibt’s Nicht! …

Klassische falsche Anwendung. … Wenn ich so etwas erzähle, glauben es manche nicht. Danke für den optischen „Beweis“ :-)

Alles über Zäpfchen

Der etwas seltsame Titel erklärt sich dadurch, dass es ein Bedürfnis zu sein scheint, mehr Info über dieses sensible Thema zu erhalten, auf jeden Fall habe ich sowohl auf dieser, als auch auf der offiziellen Apothekenhomepage immer wieder dementsprechende Suchanfragen.

Darum hier also alles, was ich über Zäpfchen sagen kann:

Zäpfchen (auch Suppositorien genannt) gehören in den Enddarm /After. Das gilt auch für Zäpfchen gegen Ohrenschmerzen und auch für Zäpfchen gegen Husten (ehrlich!).

Vaginalzäpfchen (oder Ovula) gehören natürlich in die Vagina – daher der Name. Sie sind auch von der Form her runder (s. rechts im Bild oben).

Der Vorteil von Zäpfchen ist dass man Magen und Darm umgeht. das heisst sie sind besser, wenn einem so schlecht ist, dass man nichts schlucken oder bei sich behalten kann oder für Kinder, die ja auch noch keine festen Formen schlucken können. Sie sind z.T, auch besser Magenverträglich, was bei manchen Schmerzmitteln ein Problem sein kann.

Offensichtlich sind Zäpfchen bei Erwachsenen oft nicht sehr beliebt – es sei denn für Personen aus gewissen südlichen Ländern, da ist die Akzeptanz dafür besser.

Zur Anwendung:

  • Falls möglich, sollte der Darm leer sein, bevor sie ein Zäpfchen einführen, also gehen sie gegebenenfalls vorher auf die Toilette.
  • Direkt vor der Anwendung nehmen Sie das Zäpfchen aus der Verpackung (die Folie muss entfernt werden)
  • Um das Einführen zu erleichtern, können Sie die Zäpfchen vorher mit den Handflächen erwärmen oder ganz kurz in heißes Wasser tauchen
  • Verwenden Sie keine Cremes, Salben oder Öle als Hilfsmittel zum leichteren Einführen, da dies die Wirkung des Zäpfchens verringern könnte, etwas Wasser ist dagegen ok.
  • Führen Sie das Zäpfchen tief in den After (Analkanal, Enddarm) ein; Sie sollten es nicht mehr spüren. Das können Sie auf der Toilette im Sitzen machen oder in Seitenlage liegend.
  • Führen Sie das Zäpfchen mit der stumpfen Seite voran ein! Das sieht zwar unlogisch aus, ist aber tatsächlich besser und angenehmer, weil der Schliessmuskel dann verhindert, dass es wieder herausrutscht.  (Ich habe bei Junior beide Methoden probiert, für ihn ist Methode stumpfe Seite nach vorne wirklich angenehmer, da quengelt er nur halb so lange)
  • Hämorrhoidenzäpfchen sollten Sie nur soweit in den After einführen, dass Sie das Zäpfchen noch mit dem Finger ertasten können
  • Waschen Sie sich gründlich die Hände

Tipps zum Einführen von Zäpfchen bei Kindern

  • Sprechen Sie zunächst beruhigend auf Ihr Kind ein, damit es keine Ängste vor dem Zäpfchen entwickelt
  • Legen Sie das Kind seitlich, und drücken Sie die angewinkelten Beine leicht in Richtung Brust  (bei Babys geht es auch gut in Rückenlage).
  • Führen Sie das Zäpfchen mit der stumpfen Seite voran tief in den After des Kindes ein
  • Drücken Sie die Pobacken des Kindes nach dem Einführen des Zäpfchens für einen kurzen Moment leicht zusammen

Aufbewahrung/Lagerung von Zäpfchen

Lagern Sie die Zäpfchen bei einer Temperatur unter 25°C – wenn Sie in warmen Ländern Urlaub machen, muss man besonders aufpassen, weil die Zäpfchen sonst schmelzen.

Zäpfchen teilen ist meist keine gute Idee, weil schwierig durchzuführen und auch die Verabreichung wird nicht einfacher. Besser ist es, sich die richtige Dosierung verschreiben/geben zu lassen.

Falls man es doch einmal machen muss: die Zäpfchen sollten Zimmertemperatur haben (aus dem Kühlschrank splittern sie), dann mit einem angewärmten Messer der Länge nach halbieren (wegen der Wirkstoffverteilung).