Die Pille ohne Rezept aus der Apotheke

Im Moment entbrennt in der gratis-Zeitung 20Minuten eine heftige Diskussion um die Abgabe der Pille durch die Apotheken.

Nachzulesen hier: Frauen kriegen Pille problemlos ohne Rezept

und heute hier: Die Pille ist doch keine Droge

Für mich ist speziell die Diskussion in den Kommentaren interessant.

Wie ich schon ein paarmal geschrieben habe, dürfen die Apotheker in der Schweiz rezeptpflichtige Medikamente (wie z.B. die Pille) in „begründeten Ausnahmefällen“ (also nicht nur in Notfällen) auch ohne Rezept abgeben. Anscheinend hat das die Presse neu entdeckt (Sommerloch irgendwer?)

Dabei muss allerdings die übliche Sorgfaltspflicht beachtet werden.

Ich gebe die Pille ab, aber nehme die Personalien der Frau auf – wenn sie nicht schon im Computer ein Dossier hat – und frage sie nach anderen Medikamenten, Allergien und dem regelmässigen Besuch des Frauenarztes. Die Kontrolle ist nämlich wichtig – die Pille ist ein Medikament und hat wie alle Nebenwirkungen: speziell das Risiko einer Thrombose. Und der Frauenarztbesuch dient ja nicht nur dazu ein neues Pillenrezept zu holen – der Abstrich sollte alle 1.5-2 Jahr gemacht werden, die Brüste mal wieder untersucht (das machen viele Frauen immer noch nicht regelmässig bei sich).

Bei Unsicherheiten rufe ich dem Frauenarzt auch an – z.B. wenn die Patientin den Namen der Pille nicht mehr weiss oder etwas gewechselt hat.

Ich verlange auch gelegentlich eine Unterschrift bei Bezug- das ist meine Absicherung. Wenn die Patientin mich anlügt, habe ich davon den schriftlichen Beweis. Da steht dann z.B. „Weiterführung Therapie“ oder „Arztbesuch in 2 Monaten“ etc.

Manchen Kommentatoren geht selbst das noch zu weit. Sie sehen das Rezept-holen-müssen für etwas wie die Pille beim Frauenarzt als Schikane und Geldmacherei. Natürlich gibt es Frauenärzte, die die Pille ohne grosse Untersuchungen oder Fragen verschreiben oder selbst verkaufen – aber es gibt auch gute Frauenärzte, die sich die Zeit nehmen, die richtige Pille für die Frau zu finden.

Und nur als Anmerkung: Ich selbst gehe auch regelmässig alle 1 1/2 Jahre zur Kontrolle.

Ich bin gespannt, wie die Kommentare sind, wenn wieder einmal ein Fall von einer Thrombose unter einer Pille durch die Presse gezogen wird – so wie letzthin. Klar, das kommt nicht oft vor, aber wenn … hat das für die Betroffene ernste Folgen.

Was sind Eure Gedanken dazu?

„die Pille“ und Wechselwirkungen

Orale hormonelle Kontrazeption (OC) – oder „die Pille“ ist die am häufigsten gebrauchte Verhütungsmethode.

Es gibt noch andere Verhütungsmethoden: Vaginalring. Hormonpflaster, Östrogenfreie Ovulationshemmer, Kupferspirale, Hormonspirale, Minipille, Dreimonatsspritze, Hormonimplantat, Kondome, Pille danach (letzteres nur als Notfall).

Die Wirksamkeit oraler Kontrazeptiva ist bei korrekter Anwendung mit einem Pearl Index < 1 sehr viel höher als die anderen Verhütungsmethoden.

Trotzdem kommt es gelegentlich zu „Versagern“, einerseits, wenn sie nicht richtig genommen werden, andererseits, wegen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten – und an diese muss man denken – wir in der Apotheke, aber auch die Patientin selbst, die die Pille oder eine andere hormonelle Verhütungsmethode verwendet:

Diese Interaktionen sind wesentlich bei Oralen Kontrazeptiva, Hormonimplantaten, Pflaster und Vaginalring:

Antibiotika, Chemotherapeutika, Antimalariamittel:
Diese sind verantwortlich für viele ungewollte Schwangerschaften.
Sie beeinträchtigen die Wirkung der Verhütung, wobei  der Mechanismus nicht restlos geklärt. Störung des enterohepatischen Kreislaufs, und wenn sie Durchfall machen (eine häufige Nebenwirkung) ist die Aufnahme in der Körper gestört.

Bei Antibiotika-Therapie ist neben der „Pille“ eine zusätzliche Anwendung nichthormonaler Methoden für die Zeit der Anwendung, sowie bis zu (7-) 14 Tagen danach zu empfehlen.

Probleme machen:

  • Penicilline (Amoxicillin, Pieperacillin, Benzylpenicillin, Phenoxymethylpenicillin, Flucloxacillin, Clavulansäre, Tazobactam)
  • Tetracycline (Doxycyclin, Minocyclin, Demeclocyclin,Lymecyclin, Tigecyclin)
  • Cephalosporine (Cefaclor, Cefazolin, Cefuroxim, Cefamandol, Cefotaxim, Ceftriaxon, Cefixim, Ceftibuten, Cefpodoxim, Ceftazidim, Cefprozil, Cefepim, Ceftobiprol)
  • Chloramphenicol
  • Sulfonamide (Sulfadiazin, Sulfamethoxazol – Cotrimoxazol, Sulfasalazin)
  • Nitroimidazole (Metronidazol, Ornidazol, Tinidazol)

Bei Makrolid AB (Azithromycin, Clarithromycin, Erythromycin, Roxithromycin, Spiramycin) ist die Datenlage nicht restlos geklärt

Tuberkulostatika
Rifampicin (zusätzlich noch Enzyminduktion, also werden die Hormone schneller abgebaut)

Antimykotika:
Griseofulvin

Antidepressiva:
Imipramin: (auch wegen Verstärktem Abbau)

Antihistaminika
Cimetidin– (auch wegen Verstärktem Abbau)

Antiepileptika:
Sind Enzyminduktoren (CYP3A4) und erhöhen den Abbau der Steroide in der Leber und im Gastrointestinaltrakt. Verminderter kontrazeptiver Schutz.

Müssen diese genommen werden, muss eine Barriere-Methode zur Verhütung bis 28 Tage nach Absetzen angewendet werden. Das ist wegen der Dauer-anwendung oft nicht möglich, dann kann man als Alternative eine Pille nehmen mit höherem Östrogengehalt. Oder ein anderes Antiepileptikum wählen.

Wirksamkeit der Pille vermindert bei: Carbamazepin, Phenobarbital, Primidon, Phenytoin, Oxacarbazepin, Felbamat, Topiramat(?).

Wirkung nicht beeinträchtigt bei: Valproat, Gabapentin, Levetriacetam, Lamotrigin, Tiagabin, Vigabatrin

Johanniskraut und Kontrazeptiva
Ein bisschen ein Streitthema, ob das jetzt wirklich einen Einfluss hat. In der Kombination traten vermehrt Zwischenblutungen auf. Abnahme der kontrazeptiven Wirkung ist wahrscheinlich.
Also: andere kontrazeptive Massnahmen (andere Verhütungsmittel wie Kondom, Spirale etc) oder andere psycho-pharmakologische Massnahmen (andere Therapie der Depression).

Und dann gibt es noch andere Einflüsse, die die Wirksamkeit der oralen Kontrazeptiva herabsetzen:

Magenetzündungen, Darmentzündungen, Zöliakie, Morbus Crohn, Mukoviszidose
Schädigen Magen- und Darm-Schleimhaut, Verringerte Resorption, verringerte Serumspiegel

Durchfall, Erbrechen: Verringerte Aufnahme im Darm, verringerte Serumspiegel

Starkes Untergewicht, Kohlenhydratarme und proteinreiche Diät – führen zu erhöhter Aktivität der P450 Enzyme, also stärkerem Abbau der OC

Rauchen: Induktion der P450 Enzyme

Alle Angaben ohne Gewähr…  Habe ich noch etwas vergessen?

Zuckerpillen und Verhütung

junge Kundin: „Ich nehme neu die Pille Qlaira zum verhüten … und jetzt habe ich gelesen, dass die letzten 2 Tage darin Zuckerpillen sind – sollte ich während der Zeit eine andere Form des Empfängnisschutzes verwenden?“

Nein. der Empfängnisschutz ist auch in dieser Zeit gegeben – wie in der 7 Tage Pillenpause bei den üblichen Pillen auch.

Aber mir ist 10mal lieber, sie fragt, als wenn sie es einfach falsch anwendet – so wie der Teeny aus Amerika, die (auch bei Qlaira) gefragt hat: „Kommt es eigentlich drauf an, in welcher Reihenfolge man die Pillen nimmt?“ – und mit dabei hat sie eine Packung in der an verschiedensten, zufälligen Orten die Pillen herausgenommen wurden …

Arrrrhgh!

Schreib’s mit Pillen

Gerade entdeckt auf www.beautifullife.info: Ungewöhnliche Fonts – darunter auch die „Pill Type“:

Rechts noch eine nähere Aufnahme.

Ausser mit Pillen hat es da Fonts aus Erde, Haaren, Blumen, Blättern, vertrockneten Äpfeln (!), Bierflaschendeckeln und mehr. Den Kaktusfont finde ich auch noch toll!

Das bringt einen wirklich auf die Idee mal eine eigene Schrift zu kreieren. Es gibt ja ziemlich einfache Programme dafür – und einen Scanner habe ich auch. Jetzt bräuchte ich einfach noch ein paar Stunden mehr in einem Tag.

Ausser Schlucken …

… kann man mit Pillen und Tabletten noch mehr anstellen. So wie z.B. der Künstler Jason Mecier, der (unter anderem) aus Pillen diese Mosaik-Portraits von Stars hergestellt hat. Ob er damit auch auf die Probleme der Stars mit den Drogen anspielt?

Ausser Heath Ledger findet sich auch Michael Jackson, Courtney Love und Kelly Osborne auf seiner Seite …

Immer noch billiger …

Dialog heute in der Apotheke:

Mitleserin: „Guten Tag, ich hätte gerne wieder die Pille, hier ist das Rezept.“
Apothekerin: „Macht 69.00 Franken.“
Mitleserin: „Ui, die wird auch immer teurer.“
Apothekerin: „Naja, es ist immerhin günstiger als ein Kind.“

Recht hat sie ;-)

Ehrlich: das war nicht ich … hätte es aber sein können.

Das ist eine Geschichte, die ich von einer Mitleserin geschickt bekommen habe. Aber sie hat recht. Ein Kind kommt teurer … wenn ich nur an die Ganze Ausrüstung für das erste Jahr denke! Und die Kleider und und und. Und nicht zu vergessen das Spielzeug – zum Glück gibt es Geburtstage …