Tabletten teilen -oder nicht?

Ich weiss schon, sparen ist angesagt, aber wenn ich vom Arzt ein Rezept für Kapseln bekomme auf denen steht: abends je 1/2 Kapsel einnehmen, dann geht das einfach nicht!!!

Wer mir nicht glaubt, soll mal versuchen eine Kapsel zu teilen.

Tabletten teilen geht meistens, aber auch nicht immer.

Das Bild zeigt, wie man Tabletten mit verschiedenen Bruchrillen am einfachsten teilt.

Das Problem ist nicht nur, dass sie zu klein wären oder keine Bruchrille haben (für das gibt es Tablettenteiler) sondern dass man nicht alle teilen darf. Das gilt vor allem für retardierte Formen, die einen speziellen Überzug haben oder aus mehreren Schichten bestehen. Teilt man die, ist es mit der kontrollierten Freisetzung vorbei, man hat also keinerlei Kontrolle mehr darüber, wie die Wirkstoffe aufgenommen werden: das gibt Überdosierungen, mehr Nebenwirkungen, ev. sogar Vergiftungen oder dann Unterdosierung, Therapieversager etc. weil die Wirkung ja nicht solange anhält.

Dasselbe gilt für Magensaftresistente Formen und solchen mit gefährlichen oder reizenden Inhaltsstoffen oder Stoffen, die an der Luft rasch kaputt gehen.

Eine Übersicht wann man Tabletten nicht teilen soll, findet sich auf dieser Seite.

Um es genau zu wissen. schaut man am besten in die Packungsbeilage der jeweiligen Tablette.

2 Beispiele wo es möglich ist:

Viagra hat keine Bruchrille, mit einem Tablettenteiler kann man sie aber gut teilen: da macht es sogar Sinn, denn 4 Tabletten mit 25mg kosten um die 70.- Franken. 4 Tabletten mit 100mg Packung kosten so um die 95.- Franken, dafür hat man, wenn man sie viertelt 12 Tabletten zu 25 mg…

Sortis: da steht zwar nichts in der Packungsbeilage von wegen Teilbarkeit, die Firma hat aber sowohl an Ärzte als auch Apotheken ein Merkblatt herausgegeben, dass man sie nicht teilen darf. Ich habe aber bisher noch keinen Grund gefunden wieso nicht. Sie ist weder magensaftresistent noch retardiert noch eine Mehrschichtige Tablette. In Amerika (unter dem Namen Lipitor) halbieren sie sie häufig, offenbar problemlos.

Lustig ist bei Sortis, dass die 10mg, 20mg, 40mg und 80mg Tabletten genau den gleichen Preis haben. Also hat man bei geteilten Tabletten doppelt so viele fürs selbe Geld.

Vermutlich will die Firma einfach nur dass man mehr Geld ausgibt.

Also: fragen sie ihren Arzt das nächstemal, ob er die höhere Dosierung aufschreibt und besorgen sie sich einen Tablettenteiler (gibt’s in der Apotheke).

Vom richtigen Schlucken von Tabletten, Dragees und Kapseln

Die meisten Leute trinken viel zu wenig, wenn sie eine Tablette oder eine Kapsel einnehmen. Das sehe ich schon, wenn mal jemand in der Apotheke ein Glas Wasser verlangt, damit er die Kopfwehtablette gleich nehmen kann. Ein, Zwei Schluck und das war’s.

Dabei ist das so wichtig!

Fangen wir mal hinten an:

+ Nicht nur, dass die Tablette oder Kapsel mit genug Wasser schneller wirken kann – der Wirkstoff muss nämlich erst gelöst werden, bevor er in den Körper aufgenommen werden kann. Wenig Flüssigkeit bedeutet rasch höhere Konzentration des Wirkstoffs in der Flüssigkeit und das bremst den weiteren Zerfall.

+ Dann muss die Tablette ja aus dem Magen in den Darm kommen. Das geht auch schneller, wenn der Magen etwas gefüllt ist – durch mehr als ein paar Schluck Wasser (aber feste Nahrung bremst).

+ Und: die Tablette oder Kapsel muss erst mal in den Magen gelangen. Wenn man zuwenig trinkt, ist die Chance gross, dass die Tablette / Kapsel in der Speisröhre kleben bleibt. Das merkt man manchmal – ist so ein komisches Gefühl im Hals. Meistens merkt man es aber nicht.

Jetzt sind eine Menge Wirkstoffe Säuren. Z.B. Aspirin: Acetylsalicylsäure, oder Ponstan: Mefenaminsäure, oder Vitamin C: Ascorbinsäure, Fettsäuren usw. (anderen Wirkstoffen sieht man es nicht gleich am Namen an, dass sie Säuren sind).

Stell Dir vor, was diese Säuren mit der empfindlichen Schleimhaut der Speiseröhre anstellen, wenn die Tablette kleben bleibt und der konzentrierte Wirkstoff anfängt freizuwerden. Noch schlimmer ist es, wenn die Form retardiert ist, z.B. durch eine dichte Kapselhülle wo der Wirkstoff nur aus einem kleinen Löchlein austreten kann. Das wirkt dann wie ein Schneidbrenner – es kann tatsächlich Löcher geben in der Speiseröhre.

Darum genug trinken!

Auch wenn man Kinder hat und ihnen Tabletten oder Kapseln geben muss, ist es wichtig, dass sie danach viel trinken. Viele Kinder verstauen Tabletten und Kapseln nämlich in der Backentasche, weil sie nicht gerne grössere feste Sachen schlucken. Sobald der Wirkstoff frei wird wird es meist sehr bitter – und dann wollen sie später gar keine Tabletten mehr nehmen „weil sie so schlecht schmecken“. Plus es ist auch im Mund nicht ideal, wenn der Wirkstoff schon dort frei wird. Also viel trinken lassen: dann können sie die Tablette nicht so gut verstauen.

Übrigens:

Tabletten lassen sich am besten schlucken, wenn man den Kopf etwas nach hinten neigt,

Bei Kapseln den Kopf nach vorne neigen (die schwimmen nämlich obenauf),

Weichgelatine-Kapseln kann man ein paar Sekunden mit etwas Flüssigkeit im Mund behalten, dann rutschen sie besser.