Resilienz in der Apotheke – Oder: Wie ich überlebt habe

2023 und auch 2024 waren echt zum Vergessen für mich. Meine Mutter starb Anfang 23, mein Vater im Herbst 23. Während Mama vorher einige Zeit Herzkrank war, dann mit Sepsis ins Spital war und wir zumindest ein paar Tage Zeit hatten, uns vorzubereiten, kam der Tod von Papa überraschend direkt nach den Ferien, die wir zusammen verbracht haben. Ich habe ihn selbst in seiner Wohnung aufgefunden. Beide waren mir immer eine starke Stütze und ich trauerte und vermisse sie immer noch sehr. Dazu kamen bestehende eigene gesundheitliche Probleme, wegen Covid-Folgen und vermehrter Stress in der Apotheke aufgrund kranker Mitarbeiter und Mutterschaft.

Dann kündigte gleich anschliessend an die Beerdigung von Papa meine junge Mit-Betriebsleiterin, die den Drogerieteil unserer Apotheke und Drogerie unter sich hatte – wahrscheinlich wegen Überforderung. Wie man sich vorstellen kann, war ich 2023 nicht ganz auf der Höhe und habe ihr vielleicht nicht die nötige Unterstützung bieten können – Ehrlich, ich war mit meinen eigenen Aufgaben in der Apotheke mehr als ausgelastet und hab versucht meine persönlichen Probleme nicht in die Apotheke zu bringen. Mehr lag bei mir in der Zeit nicht drin. Ihr Führungsstil war aber schon länger eher suboptimal, micromanagend und gleichzeitig hatte sie Probleme Aufgaben abzugeben. Kurz vor Weihnachten 23 eskalierte das mit einer langjährigen Mitarbeiterin in einem Mass, dass ich mich (erstmals überhaupt) und offen gegen sie stellen musste, weil ihre Entscheidung für das Geschäft schädigend war. Noch am gleichen Tag liess sie sich krankschreiben. Wiederholt. Sie kam dann bis zu ihrem Arbeitsende 3 Monate später nicht mehr arbeiten. Ich musste ihre ganzen Aufgaben von einem Tag auf den nächsten übernehmen, einschliesslich Lehrlingsbetreuung Drogerie, Drogeriesortiment-bestellungen, Arbeitspläne Drogerie usw. Daneben räumte ich die Wohnung der Eltern aus und war auf der Beerdigung von einer Tante und einem Götti, die in der Zeit gestorben sind.

2024 ging genau so weiter: Eine Mitarbeiterin musste wegen schwieriger Schwangerschaft früher in den Mutterschaftsurlaub. Für sie konnten wir eine neue Mitarbeiterin einstellen. Die erfahrene Pharmaassistentin arbeitete gut – bis das Schicksal auch sie hart traf: Familienprobleme, gesundheitliche Probleme, kranke und sterbende Haustiere, kranke Verwandte – das ganze Programm. Mehr als genug für einen Burnout. Sie kündigte vorher, um das zu verhindern. In der Zwischenzeit suchten wir immer noch dringend eine neue Drogist*in HF als Co-Betriebsleitung.

Das war die Kurzfassung (ja, wirklich!) – und ich lebe noch, arbeite noch und der Apotheke und dem Rest der Mitarbeiter geht es gut. Ich habe dabei gezwungenermassen viel über Resilienz gelernt, was ich gerne weitergeben möchte. Zum Glück hatte ich schon Kurse in die Richtung, denn wenn man in so einer schwierigen Zeit drin ist, fehlt die Kraft sich das neu anzueignen.

Resilienz kommt vom lateinischen resiliere: abprallen, nicht anhaften und beschreibt die Fähigkeit, Belastungen auszuhalten, sich von Schicksalsschlägen nicht aus der Bahn werfen zu lassen, sondern wieder auf die Beine zu kommen und sein Leben zu bewältigen.

Diese Einstellungen und Aktionen haben mir durch die schwierige Zeit geholfen:

Akzeptanz, die eigene innere Einstellung, Selbstwahrnehmung, Hilfe holen, Zukunftsorientierung, Verantwortung übernehmen und Lösungsorientierung.

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Akzeptanz

Manchmal ist es so: die Situation ist scheisse und sie lässt sich nicht ändern. Schicksal nennt man das auch. Dinge gegenüber denen man oft nur hilflos ist. Naturkatastrophen, Todesfälle, Krankheiten, aber auch die Entscheidungen von anderen Leuten, die man akzeptieren muss. Von Politikern hat man schon gehört „it is what it is.“ Man kann am Ende nichts anderes, als das hinnehmen. Es hilft, wenn man sich da innerlich nicht zu sehr wehrt und damit hadert und sich Gedanken macht, weshalb, warum und wäre doch … Es ist jetzt so. Mist. Traurig. Ja. Hinfallen darf jeder – es geht darum, wieder aufzustehen. Krönchen richten und weiter gehts.

Eine positive innere Einstellung

Auch wenn das aktuell eine schlimme Situation ist – das wird wieder anders. Es ist nicht nur so, dass das Leben weiter geht. Es wird auch wieder besser werden. Es gibt Trauer, es gibt depressive Verstimmungen und die Hormone tragen bei uns Frauen auch nicht gerade zu einer optimistischen Stimmung bei – ich selbst falle regelmässig vor der Mens in ein tiefes Loch. Aber ich weiss dann auch an was das liegt … und dass es besser wird. Das Leben ist schön, auch wenn man es vielleicht in dem Moment nicht sehen kann. Meine Eltern haben mir das immer vermittelt und ich weiss, dass sie nicht wollten, dass ich nur noch Trübsal blase und das Schöne und Gute im Leben nicht mehr sehe. Ich war in der Zeit oft unterwegs zur Arbeit, einerseits weinend vor Trauer und konnte trotzdem Freude haben an dem Regenbogen oder an guten Nachrichten. Was ich von meinen Eltern auch gelernt habe, ist dankbar zu sein – und das auch zu zeigen. Ich bin Dankbar für Familie und Team und Arbeit – und gutes Essen, schöne Ferien, dass ich in der Lage bin mit dem Velo zur Arbeit zu fahren und mehr.

Selbstwahrnehmung und Selbstregulation

In so schwierigen Zeiten muss man sich fast zwingen, etwas auf sich zu achten. Mir haben im kleinen Rahmen diese Tipps geholfen: Wenn du das Gefühl hast, alle hassen dich: schau, dass du genug Schlaf bekommst. Wenn du das Gefühl hast, du hasst alle: Iss etwas. Wenn du das Gefühl hast, du hasst dich selber: nimm eine Dusche.

Weil ich meinen Papa in der Dusche tot aufgefunden habe, brauchte der Teil bei mir mehr Überwindung, trotzdem fühlte ich mich nach einer Dusche besser. Und das mit dem Essen: die Snickers Werbung „Du bist nicht du selber, wenn du Hunger hast“ kennt man noch, oder?

Etwas noch: Wenn man die äusseren Umstände nicht ändern kann – vielleicht kann man seine Einstellung ändern? Das scheint oft unmöglich, ist aber enorm befreiend, wenn es klappt. Es hilft, sich klarzumachen, dass man bei der Arbeit (egal in welcher Position) nicht wirklich unersetzlich ist. Sich zu fragen: Was ist mir wichtig genug, dafür zu kämpfen? Choose your Battles, lass Unwichtiges laufen. Und wenn die eigenen körperlichen und seelischen Grenzen erreicht sind, dann sollte man auch mal sagen: Jetzt ist fertig für heute. Ich brauche jetzt dringend Ruhe, gehe nach Hause, lasse mich ablösen.

Netzwerkorientierung  und Hilfe holen

Man ist nicht allein. Der Mensch ist ein soziales Wesen und selbst introvertierte Typen wie ich selbst haben (kleine) Netzwerke. Familie (was noch da ist), Freundeskreis, Arbeitskollegen und Vorgesetzte. Ich habe einen Bruder, mit dem ich in dem schwierigen letzten Jahr wieder mehr zusammengewachsen bin. Er und Familie waren eine grosse Hilfe beim Bewältigen des Todes unserer Eltern und der nachfolgenden Beerdigung und Behördenkram. Mein Mann und Sohn teilen meine Trauer und fangen mich zu Hause auf. In der Apotheke habe ich das Team, das sich in der schweren Zeit zu Höchstleistung aufschwang und mit gegenseitiger Hilfe und Einsätzen half. Ihnen konnte ich einen Teil der Aufgaben weitergeben und sicher sein, dass die Apotheke weiterläuft. Und ich habe Hilfe geholt bei meinen Vorgesetzten, die Aufgaben übernommen haben wie der Suche nach einer neuen Co-Betriebsleitung, Behördenkommunikation und Einsätzen von auswärtigen Mitarbeitern in unserer Apotheke … unter anderem auch für mich selbst. Das ist die Zeit um zu sehen ob Angebote wie: „Wenn Du Hilfe brauchst, musst du nur fragen“ nicht nur Floskeln sind. Falsche Scham hilft nicht.

Orientierung auf die Zukunft

Jetzt ist die Situation vielleicht miserabel, aber es gibt Hoffnung für die Zukunft. Probleme künden sich häufig vorher an und“ beobachten“ ist nur ganz in der Anfangsphase eine gute Idee. Meine Mama sagte immer: Probleme sich selbst zu überlassen führt meist vom Regen in die Traufe. Vorausschauend handeln hilft. Meine Co-Betriebsleitung machte zum Beispiel die Arbeitspläne (ausser für die Apotheker) – das ist viel Arbeit und Zeitaufwändig (vor allem, wenn man wegen Krankmeldungen etc. kurzfristig Ersatz suchen muss), deshalb drängte ich darauf, da eine langjährige Mitarbeiterin einzuführen, um sie zu entlasten – und die war dann parat, als meine Co-Leitung hinschmiss. Apropos Arbeitspläne … in der immer noch aktuellen Situation mit hohen Krankheitsständen und Ausfällen ist es gut, da etwas mehr Arbeitsprozente zur Verfügung zu haben.

Verantwortung übernehmen

Es ist gut möglich, dass meine Situation mitbestimmend war für die Entscheidungen meiner Co-Betriebsleiterin. Aber SIE hat gekündigt, nicht ich. Ich übernehme Verantwortung, aber nicht Schuld. Damit hatte ich noch nie Mühe. Vor 20 Jahren wurde ich etwas überraschend Co-Betriebsleiterin, nachdem ich in der Apotheke als angestellte Apothekerin immer mehr Aufgaben übernommen und gelernt habe, wie alles läuft. Als sich mein damaliger Chef mit dem Inhaber angelegt hat, war ich der parate Ersatz. Als nun meine Co-Betriebsleitung gekündet hat, war ich trotzdem erst mal völlig überwältigt davon, dass jetzt einfach *alles* an mir allein liegt. Dann fand ich mich damit ab und das machte mir das Ganze etwas einfacher. Wenn nur ich jetzt für alles verantwortlich bin, muss ich mich nicht mehr absprechen, nachfragen, ob etwas gemacht wurde, oder mich eventuell über andere ärgern, wenn nicht. Ich habe die Aufgaben trotzdem nicht alle behalten, sie wurden delegiert und weil ich ein gutes Team habe, werden sie auch gut gemacht.

Lösungsorientierung

Schwierige Situationen stellen uns vor Probleme. Manchmal kommen sie uns wie unüberwindbare Berge vor. Probleme sind aber häufig lösbar. Es gibt Strategien, die helfen. Mir half es bewusst zu werden, dass das kein Sprint ist, sondern mehr ein Marathonrennen oder vielleicht auch ein Hindernislauf. Man sollte seine Kräfte dafür einteilen, immer ein Problem nach dem anderen angehen, Babysteps machen: kleine Schritte, aber nicht aufhören, immer nur ein bisschen (weiter). Und ganz wichtig ist es, Prioritäten zu setzen. Wichtiges zuerst, unwichtiges später. Sachen mit Deadline zur Zeit erledigen, anderes schieben. Nicht alles muss man selbst machen. Delegieren, sich Hilfe holen ist wichtig. Manchmal muss man auch über den Rand hinausdenken. Wir haben keine Drogistin HF gefunden, dann gab es eine andere Lösung.

Wir sind jetzt nur noch eine Apotheke und keine Drogerie mehr – aber mit demselben Sortiment wie vorhin und bilden weiterhin Drogistenlehrlinge aus. Ich habe eine Co-Betriebsleiterin bekommen, die Apothekerin ist, wie ich und mit der ich Aufgaben und Verantwortung teile. Unser Lehrling hat seinen Abschluss gut bestanden. Die Personalsituation hat sich wieder entspannt, die Kollegin ist aus der Mutterschaft zurück. Es geht aufwärts. Man muss etwas dafür tun, aber das wird! Es lohnt sich, Resilienz zu entwickeln.

Ganz Spurlos geht so etwas trotzdem nicht an einem vorbei. Ich bin dünnhäutiger geworden und ich merke, dass ich meine Prioritäten anders setze. Ich habe angefangen mehr auf mich selbst zu schauen. Ich habe meine Eltern verloren und geerbt. Ich bin dadurch nicht reich, aber habe eine Reserve hintendran, die ich vorher nicht hatte.

Der Artikel wurde letztes Jahr in der Pharmapro veröffentlicht. An dem Ort finden Apotheken Mitarbeiter*innen und Branchennews.

Schau mal, wer da korrumpiert

Wer den Blog schon länger liest, weiss, dass ich früher in der freiwilligen Feuerwehr war. Ich fands eine tolle Zeit – eine sinnvolle und spannende Aufgabe. Natürlich zeitintensiv und teils anstrengend, aber gute Kameradschaft … und ich habe meinen Kuschelbär dort kennengelernt. Ich habe das angefangen vor der Matura, während dem Studium und Arbeit in der Apotheke weitergemacht und erst aufgehört, als wir ein Kind bekommen haben. Danach war ich nicht mehr aktiv, aber ich habe im Auftrag der Gemeinde für die Feuerwehr noch ein paar Jahre Gebäude angeschaut und Feuerwehrpläne erstellt. Das war ein kleiner Zusatzverdienst, den wir wegen Arbeitszeitreduktion dank Kind gebrauchen konnten.

Etwas überrascht war ich deshalb, als unsere Überbauung im Frühsommer einen Brief der Feuerwehr bekommen hat. Darin die Aufforderung (gemäss XY Verordnung von Datum) für die veralteten Feuerwehr-Pläne der gemeinsamen Tiefgarage neue zu liefern. Machbar bis im September, ansonsten … (!). Angehängt eine kurze Liste von Anbietern, bei denen man die Pläne erstellen lassen kann.

Uh, okay? Das macht demnach nicht mehr die Feuerwehr im Auftrag (und Lohn) der Gemeinde? Das müssen die Eigentümer der Gebäude jetzt selber liefern, oder besser: in Auftrag geben und selber bezahlen? Wie viel kostet das wohl?

Ich habe dann die Liste der Anbieter dafür angeschaut, die im Schreiben empfohlen werden. Einer davon war im selben Ort, weshalb ich die Webseite besucht habe. Im Vorstand („über uns-Seite“) ein bekanntes Gesicht: Unser Feuerwehrkommandant und heutiger Gemeindepolitiker.

Um das mal ganz klar zu schreiben: Ich halte das für Vetternwirtschaft, wenn nicht gar ansatzweise Korruption. Faktisch spart da der Politiker der Gemeinde Geld, indem er -was vorher der Feuerwehr bezahlt wurde- an die Hausbesitzer weitergibt. Und praktisch fliesst dieses Geld dann in sein eigenes Geschäft und Tasche, das die Pläne dann erstellt.

Nachdem ich das einen Moment sacken gelassen habe, habe ich beschlossen (weil ich es kann!) die Pläne selber zu erstellen. Da steht nirgends, dass es verboten ist. Es muss nach Vorgaben gemacht werden, die etwas geändert haben, seit ich das das letzte Mal gemacht habe, aber das kann ich lernen. Die Vorgaben dazu stehen im Internet.
Also habe ich ein nettes mail diesbezüglich an den Herrn vom Brief von der Feuerwehr geschrieben. Sie sollen mir doch, zur Unterstützung, die alten Pläne schicken, die sie haben und Angaben wie Objektkennzeichnung / Gebäudename und Nummer (in Absprache mit der Feuerwehr festzulegen).

Das ist dann das Bild vom alten Plan, das mir zugesendet wurde. In Originalgrösse und Auflösung: Ich glaube, da hätte ich nicht mal was zensieren zu müssen, da erkennt man so gut wie nichts.

Ich war dann etwa 5 Stunden beschäftigt. Erst mal mit einlesen, dann die Tiefgarage ausmessen, einen Grobplan erstellen im Zeichnenprogramm (Affinity). Dann in die Tiefgarage damit und die Sachen im Plan eintragen. Dann wieder ans Zeichnenprogramm und die Symbole eintragen. Rest ergänzen (Beschriftung). Dann das Objektdatenblatt (praktisch die Legende zum Plan) und das Titelblatt dafür erstellen. Das war das erste Mal. Mit Übung und Material ginge das wesentlich schneller. 2 Stunden würden reichen.
Das ist mein Plan:

Ich finde, das sieht ganz gut aus – auch wenn es vielleicht nicht perfekt ist. Das ganze habe ich dann per mail in grosser Auflösung rechtzeitig an die Feuerwehr gesendet. Sie sollen sich melden, falls noch etwas fehlt oder die Vorgaben nicht erfüllt seien. Eigentlich stand im Ursprungsschreiben noch etwas von der Plan sollte auf A3 ausgedruckt werden, aber … das habe ich ignoriert. Das können sie mit dem oben selber machen.

Ich bin sicher, das Vorgehen ist legal … immerhin bieten sie Alternativen, wer das erstellen kann. Das Geschäft vom Kommandant/Politiker ist einfach nur „die beste Wahl“ für die meisten. Bei mir hinterlässt das aber einen sehr schalen Geschmack.

Aber auf der anderen Seite: Sollte ich meinen Job in der Apotheke verlieren, kann ich vielleicht selber Anbieter für so Feuerwehrpläne erstellen werden. Wieviel verdient man eigentlich damit? Ich weiss es immer noch nicht.

PPP – Was wollt ihr denn?

Liebe Rätselfreund*innen!
Nachdem «Pharmamas Pfingst-Preisrätsel» (PPP) im vergangenen Jahr leider verschiedenen Umständen zum Opfer fiel, möchte ich heute mal von Euch wissen, ob und in welcher Form ich zusammen mit Pharmama in diesem Frühjahr eine Neuauflage auf
den Weg bringen kann.

Dazu gibt es an dieser Stelle etwas ganz Neues – eine Umfrage:

Die Abstimmung läuft bis 1.4.2023. Entsprechend Eurem Abstimmungsergebnis werde ich mich dann an das neue Rätsel setzen (oder auch nicht, sofern die Mehrheit sich für die letzte Option entscheiden sollte).
LG, Euer
?Riddler?

P.S.:
Wenn sich jetzt irgendjemand von Euch an eine Abstimmung aus der Sendung «Bullyparade» des deutschen TV-Senders «Pro Sieben» aus den frühen 2000er-Jahren erinnert fühlen sollte: alles reiner Zufall! :P
Allerdings ist der Zufall manchmal gross… ;)

Für was ist das schon wieder?

Ruft eine ältere Frau in der Apotheke an.

„Ich habe vom Arzt ein Medikament aufgeschrieben bekommen, habe aber keine Ahnung, für was das ist. Könnten sie mir das sagen?“

Das Medikament um das sie sich sorgte war Aricept, sie hatte keine Ahnung weshalb sie die nehmen muss.

Der Apotheker erklärt ihr für was es ist – sie sagt, sie begreift nicht, warum ihr Arzt ihr das verschreiben würde, das Problem habe sie gar nicht.

Der Apotheker erklärt ihr, dass manche Medikamente auch für andere Probleme eingesetzt werden als das sie ursprünglich sind (z.B. Antiepileptika bei Migräne), er sich aber bei Aricept keiner sogenannten off-label Anwendung bewusst ist.

Frau: „Dann muss ich am Montag wohl den Arzt anrufen und das besprechen.“

Keine 5 Minuten später ruft sie wieder in der Apotheke an: „Für was haben sie gesagt ist das Aricept noch mal?“.

Und dann nach weiteren 5 Minuten nochmals „Entschuldigen sie, für was haben sie gesagt, braucht man das?“

Der Apotheker wundert sich jedenfalls nicht mehr, warum der Arzt ihr das verschrieben hat.

Aricept ist ein Mittel gegen Alzheimer.

Manchmal finde ich sowas echt tragisch.

Gesundheits-Tipps für Krisenzeiten: 3 Werdet kein Notfall!

Wieso sollte man sich bemühen in Krisenzeiten kein Notfall zu werden? Da gibt es die verschiedensten Gründe, allen voran, dass das „Notfallnetz“ das uns normalerweise zur Verfügung steht, da sehr löchrig geworden sein kann. Der überlastete Rettungsdienst braucht Stunden statt Minuten, um vor Ort zu sein, Spitälern fehlt der Platz zur Aufnahme (das kann an fehlenden Betten oder fehlendem Personal liegen), bis zum nächsten Krankenhaus mit freiem Platz zu fahren dauert – und Zeit spielt bei Notfällen eine wichtige Rolle. Und auch danach im Spital kann dann der „Service“ wirklich heruntergefahren sein, wenn Ärzte und Pflegepersonal fehlen.

Wie wird man kein Notfall? Indem man möglichst vorbeugt. Das ist … oft nicht wirklich beliebt. Wie Viruloge Drosten schon sagte: „There is no glory in prevention.“ – Es liegt kein Ruhm in der Vorbeugung – beim Retten, Behandeln, auch Pflegen kann man durchaus heldenhaft auftreten und kommt der Umwelt auch so vor, aber nicht beim (meist stillen) Vorbeugen.

Die häufigsten Ursachen, weshalb Leute im Spital landen sind: Verletzungen / Unfälle, Kreislaufprobleme, Probleme mit dem Atmungsystem, Krebs, psychische Probleme, Probleme im Magen-Darm und Probleme im Urogenitaltrakt.

Verletzungen und Unfälle vermeiden: Etwas spät jetzt, aber es wird überall geraten kein Feuerwerk loszulassen. Jedes Jahr gibt das schwerwiegende Unfälle, von Verbrennungen, abgerissenen Händen über verlorenes Augenlicht bis Tote. Kinder und Jugendliche, die das versehentlich trifft, genauso wie unvorsichtige und alkoholisierte Erwachsene. Das ist Sprengstoff mit dem man da hantiert. Daraus resultierende Feuer beschäftigen auch immer die Feuerwehr.
Vorsicht bei gefährlichen Sportarten: gerade in der Winterzeit sind Schlitteln und Skifahren und Snowboarden beliebt – und gefährlich. Wenn ihr geht, zieht euch entsprechend an (Protektoren), bleibt auf der Piste, achtet auf Lawinenwarnungen und fahrt den Umständen und dem Können angepasst und vorsichtig. Ich war Skileiterin und weiss, dass es auch so schon dauern kann, bis man jemanden von der Piste gerettet hat, in Zeiten wie diesen ist das noch mehr zu vermeiden. Auch im Strassenverkehr ist Vorsicht angesagt. Denkt an die richtigen Reifen auf dem Auto, tragt Gurt oder Helm und steigt auch mal ab und lauft, wenn ihr mit dem Fahrrad unterwegs seid: es kann rutschig sein.

Atemwegserkrankungen vermeiden: Die beste Vorbeugung die vorhanden ist und die man aktiv machen kann ist Impfen. Die Influenza (Grippe) und Covid (Coronavirus) verursachen bei einem Anteil Betroffener auch ernsthafte Beschwerden. Pertussis (Keuchhusten) trifft kleine Kinder hart. Je mehr daran erkrankt sind, desto mehr landen auch im Spital. Indem man sich dagegen impft, kann man sich und andere davor schützen. Daneben sollte wir Anfangs 2020 gelernt haben, wie man die Ausbreitung von Viren allgemein eindämmt: social distancing, Massen meiden, Maske tragen, Hygienemassnahmen wie Hände desinfizieren, ins Taschentuch oder die Ellbeuge niesen … das hilft alles auch für andere Erkältungsviren (und mehr), wie RSV.

Impfungen kontrollieren und machen. Man impft gegen Krankheiten, bei denen es sinnvoll ist, sie zu meiden. Leider kommen viele dieser Krankheiten jetzt wieder mehr vor. Mehr Kranke bedeutet auch immer mehr schwer betroffene. Bei einer Risikoabschätzung gewinnt immer die Impfung gegenüber der Krankheit – das wurde getestet: die möglichen Nebenwirkungen einer Impfung sind nachgewiesen viel seltener als Krankheitsfolgen. Deshalb: kontrolliert eure Impfpässe (oder lasst sie kontrollieren), ob die Grundimmunisierung vorhanden und die letzte Impfung nicht zu lange her ist. Für einen Kurz-Check: Tetanus (Wundstarrkrampf, kann man bei Verletzungen bekommen) alle 10 Jahre, die Impfung wird heute mit der für Diphterie und Pertussis (Keuchhusten) kombiniert. Polio (Kinderlähmung) alle 10 Jahre. Zeckenecephalitis (FSME) und Gürtelrose (Herpes Zoster) sind ebenfalls gut zu haben. Eine Leberentzündung durch Hepatitis A kann auch Erwachsene länger flachlegen und wird durch Nahrung übertragen, die Impfung gegen Hepatitis B ist zumindest empfohlen für Leute im Gesundheitsystem (wird durch Blut und Körperflüssigkeiten übertragen).

Krebs-Vorsorge: Es ist eine schlechte Idee Vorsorgeuntersuchungen auszulassen oder zu lange zu verschieben. Manches kann man selber machen: Frauen sollten ihre Brüste regelmässig abtasten, Männer die Hoden, anderes muss beim Arzt getestet werden: Der Kontrollabstrich der Gebärmutter bei den Frauen, die Mammographie bei den älteren Frauen. Die Prostatauntersuchung beim Urologen für die Männer. Darmkrebs-screening und Muttermal-Kontrolle bei allen. Bei gefährdeten Personen (zum Beispiel bei einer positiven Familien-history) gibt es Blutuntersuchungen auf manche Krebsmarker.
Unbedingt hierhin gehört auch die Impfung gegen HPV – die Viren verursachen Gebärmutterhalskrebs und andere dadurch verursachte Krankheiten. Die Abnahme an diesen Krebsarten ist bemerkenswert, es wird deshalb auch empfohlen, die Jungen zu impfen, die sonst Überträger sein können.
Ansonsten: Nicht Rauchen (weder Zigaretten noch E-Zigarette), Sonnenschutz benutzen, ausgewogen ernähren, genug Bewegen, Übergewicht vermeiden. Und bei Gesundheitsproblemen nicht allzu lange den Arzt-Besuch aufschieben. Je früher man den Krebs (und auch Diabetes etc.) erwischt, desto besser sind die Aussichten.

Magen-Darm-Probleme: Lebensmittel können kaputtgehen und mit Bakterien, Viren oder Pilzen kontaminiert werden. Je nach Lagertemperatur kann das ziemlich schnell gehen, wenn etwas nicht konserviert ist und offen stehen gelassen wird. Die heutige Generation mit Kühlschränken und Tiefkühlern und Konservierungsmitteln scheint sich da vielem nicht mehr so bewusst zu sein. Lebensmittelvergiftungen kann man sich rasch einfangen. Vorsicht bei Geflügelprodukten und Fleisch: separate Teller für rohes und gekochtes Fleisch verwenden und Sachen richtig (genug lange) erhitzen. Speisen, die rohe Eier enthalten sind wirklich nicht lange haltbar, vor allem bei warmen Umgebungstemperaturen: wir reden hier von Stunden. Dasselbe gilt auch für angeschnittene Früchte. Wichtig: Gemüse und Früchte vor dem Verzehr schälen und/oder waschen um Insektizide und andere Kontaminationen zu entfernen. Pilze nur essen, wenn sie wirklich bekannt sind und essbar. Sachen mit Schimmel ganz wegwerfen, nicht nur den befallenen Teil. Wenn etwas seltsam/ anders riecht: nicht mehr essen. Aufgeblähte Behältnisse: entsorgen und nicht mehr verwenden. Bei uns ist das Wasser aus dem Hahnen noch gut, aber im Zweifel: abkochen oder nur Wasser aus Flaschen verwenden.
Im Zweifel: Cook it, boil it, peel it, or forget it.
Neben den Bakterien gibt es verschiedene Viren, die Magen-Darm-Grippe verursachen wie das Norovirus, Rotavirus, Coronavirus … auch hier kann man durch hygienische Massnahmen einen Grossteil der Übertragungen verhindern. Hände waschen, desinfizieren von Oberflächen und auch Maske kann helfen.

Psychische Probleme können sich neben langem Burn-Out und Depressionen auch in sehr akuten Beschwerden wie Panik-attaken äussern mit Symptomen, die zum Beispiel einem Herzinfarkt ähneln. Sie schlagen sich auf Dauer auch in möglicherweise ernsten anderen körperlichen Beschwerden nieder: Magen-Darm-Probleme, Herz-Kreislaufprobleme etc. Vorbeugen ist wichtig aber schwierig. Resilienz entwickeln, sich Hilfe von aussen holen, auf sich hören, seine Probleme mit jemandem besprechen können, Selbsthilfegruppen … Wenn es geht, auch zum Psychologen und Psychiater – allerdings ist da die Wartezeit anscheinend jetzt schon sehr lange.

In dem Sinne: Bleibt gesund! Passt auf euch und eure Liebsten auf. Beugt vor, wo ihr könnt – seid vorsichtig und umsinnig in dem, was ihr tut. Damit (falls doch etwas passiert) der Rettungsdienst euch helfen kann.

…………………….

Disclaimer: Dies sind Tipps zu Gesundheitsthemen, gegeben von einer Apothekerin. Die medizinischen Informationen, die hier geäussert werden, dienen der Diskussion und Unterhaltung. Sie sollte nicht als einzige Informationsquelle für medizinischen Rat verwendet werden. Wer die im Blog oder den Kommentaren geäusserten Ratschläge verwendet, ohne einen Arzt oder andere Fachperson aufgesucht zu haben, ist selbst voll verantwortlich für die Konsequenzen.

Mit den hier gegebenen Informationen, bekommt ihr Hilfestellung: Was kann man selber behandeln, was kann ich nehmen, was für Hilfe bekommt man in der Apotheke? Was gehört zum Arzt? Wann sollte man (auch jetzt, bei ev. stark belastetem System) in den Notfall? Normalisiert sich die Situation wieder, erübrigen sich viele dieser Tipps, respektive, dann gibt es teils bessere „Best Practice“ Vorgehensweisen. Die hier empfohlenen Massnahmen sollten wirksam sein und korrekt umgesetzt ungefährlich. Im Zweifel fragt man die Fachperson!

Soll ich die Krankenkasse wechseln? (Rerun)

Repost, inzwischen das 3. oder 4. Mal – da grad wieder SEHR aktuell. Wer wechseln will, muss bis Ende November reagieren.

Soll ich die Krankenkasse wechseln? Das fragen sich bestimmt wieder viele, seit im Oktober die Prämien für das nächste Jahr bekanntgeworden sind – und für ziemlich viele bedeutet das auch dieses Jahr unangenehme Überraschungen (lies: höhere Prämien).

Es gibt verschiedenes das man sich fragen muss vor einem Kassenwechsel:

Lohnt sich das?

Dafür kann man neu auch neben den kommerziellen Vergleichsdiensten der Krankenkassen wie comparis.ch auch den Prämienvergleicher des Bundes zu Hilfe nehmen: der findet sich unter www.priminfo.ch und ist mindestens so gut. Die Leistung der Grundversicherung ist übrigens gesetzlich festgeschrieben … Und deshalb überall dieselbe. Man kann also meist ohne Leistungseinbusse wechseln. Die neue Kasse kann einen auch nicht ablehnen (ausser man hat bei der alten ausstehende Rechnungen!).

Kann ich bei meiner eigenen Kasse auch sparen?

Praktischerweise lässt sich auf  www.priminfo.ch auch gleich für die eigene Kasse schauen, ob man mit einer höheren Franchise etwas spart.  Die Franchise ist der Teil der Gesundheitskosten, den man selber zahlen muss, bevor die Krankenkasse etwas übernimmt. Sie ist frei wählbar von 300 Franken (500, 1000. 2000 …) bis 2500 Franken. So hat mein Kuschelbär zum Beispiel gesehen, dass er, wenn er die Franchise auf 2000 Franken hochsetzt, er 2400 Franken weniger Prämien zahlt im Jahr – das bedeutet er spart – auch wenn er die Franchise berappen muss, weil er etwas braucht – doch 400 Franken im Jahr. Derartiges kann man am besten direkt mit der Krankenkasse klären.

Weitere Sparmöglichkeiten sind Modelle wie das Hausarztmodell – dann nimmt man im Kauf, dass man vor dem Besuch eines Spezialisten immer erst zum Hausarzt muss. Wer wo als Hausarzt zählt, dafür gibt es Listen bei den Kassen. Praktischerweise war mein eigener Arzt auch da drauf, das bedeutet, ich musste ihn nicht wechseln. Andere Modelle wie das HMO-Modell verlangen Besuche in Gesundheitszentren, oder erst Telefone an die Ärzte der Kasse. Neue Modelle schränken auch die Wahl der Apotheke ein. Das sind Einschränkungen bei denen jeder selber Entscheiden muss, ob er sie in Kauf nehmen will.

Zu erwähnen sind auch die Kassen – und Modelle innerhalb der Kassen, die verlangen, dass man erst mal alles selbst zahlt (tiers garant) und die Rechnungen dann (gesammelt) selbst der Krankenkasse einschickt. Das sind  Assura, Intras,  Supra, Maxi.ch, Sana Top, Sanagate  … diese Modelle sind oft günstiger, können aber im Einzelfall zu erheblichen finanziellen Belastungen des Patienten führen, wenn in der Apotheke auf einmal teure Medikamente (mehreren hundert (oder tausend) Franken bei Krebs- und Virenmitteln) „vorgeschossen“ werden müssen.

Zusatzversicherungen – Während die Leistungen der Grundversicherung bei allen Krankenkassen dieselben sind – und man da auch problemlos wechseln kann, gibt es grössere Unterschiede bei den frei wählbaren Zusatzversicherungen. Dort kann man auch bestimmen, ob man eine Komplementärversicherung will – also, ob man homöopathische und anthroposophische Mittel und weiteres, das nicht in der Grundversicherung ist rückerstattet haben will- und mehr. Man braucht nicht zwingend eine Zusatzversicherung, aber es gibt eine Menge Medikamente, die dann nicht mehr bezahlt werden von der Krankenkasse – meist aber nicht unbedingt „wichtige“. Zu bedenken ist hier auch noch, dass eine Krankenkasse einen nicht nehmen muss (im Gegensatz zur Grundversicherung) – das bedeutet, man kann abgelehnt werden. Das gilt vor allem für die „schlechten Risiken“: ältere Patienten, übergewichtige, auch Raucher etc. Darum sollte man vor Kündigung der Zusatzversicherung bei der alten Kasse sicher sein, dass die neue einen nimmt – oder die alte dort behalten.

Reicht das noch?

Wer wechseln will, muss auch die Kündigungsfristen beachten:

Grundversicherung: Kann per Ende Jahr (31. Dezember) gekündet werden. Der (am besten eingeschrieben) Brief mit der Kündigung muss bis am 30. November bei der Krankenkasse eintreffen. Unterjährige Kündigung (bis am 30. Juni) können nur Kunden mit Minimalfranchise (Kinder 0 Franken, Erwachsene 300 Franken) und ohne HMO- oder Hausarztmodell. Hier muss der Kündigungsbrief bis am 31. März bei der Kasse eintreffen.

Franchise:  Änderungen in der Franchise müssen per eingeschriebenem Brief der Krankenkasse bis am 30. November mitgeteilt werden.

Zusatzversicherungen: Falls die Krankenkasse die Prämien für die Zusatzversicherungen im Folgejahr nicht erhöht, gilt eine Kündigungsfrist von 3 Monaten, das heisst bis spätestens 30. September auf Ende Jahr. Bei einigen Krankenkassen gilt eine 6-monatige Kündigungsfrist oder der Vertrag wurde für mehrere Jahren abgeschlossen. Man erkundige sich bei der Krankenkasse. Bei Prämienerhöhungen können Sie je nach Krankenkasse innert 25 – 30 Tagen nach Ankündigung der Prämienerhöhung, oder per Ende Jahr, kündigen.