Wie man eine schlechte Google-Bewertung bekommt

Bild: „One Star“ – Photo by Rajesh S Balouria on Pexels.com

Ist schon wieder eine Weile her, aber ich wollte schreiben, wie wir leider (dank mir) eine ein-Stern Google Bewertung der Apotheke bekommen haben, in der ich als „frech“ bezeichnet wurde. Vielleicht …. nicht ganz zu Unrecht. Das ging so

Der Patient kommt nachmittags mit Rezept in die Apotheke, auf dem 3 Medikamente stehen, verschrieben von einer „Walk-in-Klinik“ in der Nähe. Die freundliche Pharmaassistentin kümmert sich darum. 2 von den 3 Medikamenten haben wir hier, eines müssen wir bestellen, respektive wir haben da nur die grosse Packung hier und nicht die verschriebene kleine Packung. Kein Problem, das andere ist auf den nächsten Morgen bestellbar. Momentan fast ein Glücksfall. Der „Fehler“, den die PA dann aber machte, war, dem Patienten die grosse Packung zu zeigen. Jetzt will er die. Unbedingt.

Mit dem Anliegen kommt die PA mit Rezept zu mir zur Kontrolle: „Kann ich da auch die grosse Packung abgeben?“.
Das Rezept ist nicht von einem Hausarzt. Es ist ausdrücklich die kleine verschrieben. Preismässig wäre die grosse (90 statt 30 Tabletten) zwar vergleichsweise etwas günstiger, aber insgesamt doch an die 100 Franken – statt etwa 35. Ich brauche mehr Info: „Wann hat er den nächsten Arzttermin? Nimmt er das regelmässig oder hat er es schon einmal gehabt?“.
PA: „Ich denke nicht, als ich ihn gefragt habe, ob er weiss, für was er das bekommt, hat er gemeint, er wisse gar nicht, weshalb er überhaupt Medikamente nimmt.“
Hört sich insgesamt etwas „incompliant“ an. Ich entscheide mich also dagegen: „Nein, bitte bestelle das für ihn. Oder frag ihn, ob er es woanders versuchen möchte zu bekommen.“
Sie geht und kommt fast sofort zurück: „Er sagt jetzt, er geht morgen in die Ferien und möchte es deshalb jetzt schon. Die grosse Packung. Er besteht darauf.“
Pharmama: „Ruf rasch in der Klinik an und frage nach, ob wir da die grosse Packung abgeben können. Sagen sie ja, dann ok.“
Die PA ruft an … und die Antwort ist: „Nein. Bitte geben sie die verschriebene kleine Menge ab.“
Der Patient will das nicht akzeptieren und verlangt nun „den Chef“ zu sprechen.
Ich gehe nach vorne.
Er beginnt praktisch sofort laut auf mich einzureden: „Ich brauche das Medikament und ich brauche es heute noch. Wenn sie es mir nicht geben und ich deshalb dann einen Herzkasper oder so etwas mache dann sind SIE schuld …!“
Pharmama: „Ah, Nein, eigentlich nicht. Ich bin verantwortlich für die richtige Abgabe der Medikamente. Sie sind verantwortlich für ihre Gesundheit und dafür das Medikament rechtzeitig zu besorgen und einzunehmen.“
(Sowas lasse ich mir nicht anhängen. Und er weiss das von den Ferien – so das denn stimmt – nicht erst seit heute. Mal abgesehen davon: Die Klinik scheint ihre Gründe zu haben, da nicht die grosse Packung aufzuschreiben.)
Ich erkläre ihm also noch einmal die Alternativen: ich kann es bestellen oder ich kann schauen, ob es eine Apotheke in der Nähe als kleine Packung hat, dass er es dort holt. Ich werde nicht nach dem Nein der Klinik die grosse Packung abgeben.
Er rantet weiter. Vielleicht glaubt er mich damit so unter Druck zu setzen, bis ich einknicke … immerhin haben wir die grosse Packung ja hier! Patient: „Das ist jetzt das zweite Mal, dass ich in dieser Apotheke bin und schon das letzte Mal war das ein Problem! Vor Jahren habe ich mir geschworen, nie mehr hierher zu kommen!“ ..
Und da versagte ganz kurz der Filter zwischen meinem müden Hirn und Mundwerk …. und ich sagte: „Und trotzdem stehen Sie jetzt hier.“

Nach kurzer Sprachlosigkeit und Erkenntnis, dass er die grosse Packung wirklich nicht jetzt bekommt, hat er sein Rezept zurückverlangt und ging sein Glück dann selber in einer anderen Apotheke versuchen. Aber er ging nicht raus, ohne noch einen anderen Patienten, einen Stammgast anzuhauen und irgendetwas zu fragen. Ich hab den nur den Kopf schütteln und sich rasch entfernen sehen. Ich wusste schon da, dass das wahrscheinlich eine schlechte Bewertung gibt. Der Herr ist nachtragend. Und da er nicht seinen Willen bekommen hat … es hätte wahrscheinlich wenig Unterschied gemacht, was ich gesagt hätte. Aber meine Bemerkung war … suboptimal. Macht das nicht!

Pharmama. „Freche“ Apothekerin.