Ich freu mich schon auf die ganzen „Aluminium ist böse“ Diskussionen

Das Thema hatten wir hier schon einmal: Aluminium in Deos. Nach dem Artikel in der 20 Minuten – und sicher auch in anderen Zeitschriften, wird das bestimmt Reaktionen geben: Aluminium in Deos kann definitiv zu Krebs führen.

Ah ja. Da hat die PR-Agentur, die die Vorlage dafür geliefert hat ja ganze Arbeit geleistet. Vielleicht sollte man aber nicht nur einen Blick in den mitgelieferten Pressetext werfen, sondern auch noch in die Studie selber. Aus dem Abstract:

long-term exposure to concentrations of aluminium—in the form of aluminium chloride (AlCl3)—in the range of those measured in the human breast, transform normal murine mammary gland (NMuMG) epithelial cells in vitro as revealed by the soft agar assay. Subcutaneous injections into three different mouse strains with decreasing immunodeficiency, namely, NOD SCID gamma (NSG), NOD SCID or nude mice, revealed that untreated NMuMG cells form tumors and metastasize, to a limited extent, in the highly immunodeficient and natural killer (NK) cell deficient NSG strain, but not in the less permissive and NK cell competent NOD SCID or nude strains. In contrast, NMuMG cells transformed in vitro by AlCl3 form large tumors and metastasize in all three mouse models.

Also: Man hat Brust-Zellen von Mäusen gezüchtet in Vitro, auf Agar-Platten. Dann hat man die über lange Zeit (6 – 8 Monate) direkt Aluminiumchlorid-Konzentrationen von 100 μM ausgesetzt. Konzentrationen, die laut Abstract auch schon in menschlicher Brust gemessen wurden … Für mich ist aber in der Studie schwierig herauszufinden, was sie da als „normal range“ deklarieren? Bei bisherigen Studien wurden jedenfalls keine Unterschiede der Konzentrationen im Gewebe bei Frauen mit Brustkrebs und ohne Brustkrebs gefunden – was eigentlich gegen einen Zusammenhang spricht. Aber zurück zur Studie: Diese Zellen wurden dann, nachdem man in ihnen Veränderungen des Erbgutes festgestellt hat (also Mutationen) in 3 spezifische Mäusezuchtlinien gespritzt, die unterschiedliche Immundefizite aufweisen. Sowohl bei den Mäusen denen unbehandelten Brust-Zellen gespritzt wurde, als auch bei den mit AlCl3 behandelten Mäusen traten Tumore auf. Bei den unbehandelten Zellen aber nur in einer der drei Zuchtlinien (der mit der höchsten Form der Immunschwäche). Bei den behandelten Brust-Zellen in allen 3 Zuchtlinien.

Zugegeben, das ist beunruhigend, auch wenn man sich folgendes vor Augen führt:

  • solche Zell-zuchten bestehen aus Zellen, die sich praktisch unendlich teilen können und unsterblich sind … fast selber schon Krebs-artig. Die Veränderungen im Erbgut traten nach 14-16 Wochen kontinuierlicher Exposition und etwa 42 Zellteilungen (poulation doublings) auf. Wir sehen also wirklich erstmals Mutationen bei speziellen Mäuse-Zellen wenn sie ständig in Aluminiumlösung liegen. Dass Aluminium auf Zellen mutagen wirken kann konnte bisher nicht nachgewiesen werden – bei Bakterien hat man es schon versucht und nicht geschafft. Beim Mensch haben sie in bisherigen Studien keinen Zusammenhang finden können zwischen Aluminiumexposition in Deos und Brustkrebs.
  • Dann haben sie für den Test  jeder Maus 5 Millionen mutierte Zellen subcutan gespritzt (sehr viel) – und es waren 5 Mäuse pro Zuchtlinie je für Kontrolle und Verum. Das ist sehr wenig, Fast zu wenig, als das man das wirklich Studie nennen darf.

So ziehen denn auch die Studienmacher diesen Schluss:

Für aussagekräftige Beweise des Karzinogenen Potentials von Aluminium braucht es epidemiologische Studien in Menschen und in vivo Experimente wo das Aluminium direkt auf die Haut der Mäuse aufgetragen wird. …

Das ist weit von der Aussage der Boulevard-Zeitungen entfernt, die schreien (und schreiben), dass Aluminiumhaltige Deos definitiv Krebs verursachen! Aber schon der Pressetext der PR Agentur ist sehr … voreingenommen.

Böses Aluminium in Deos

Aluminium findet sich mal wieder in der Presse – und das wird wieder vermehrt Anfragen geben in der Apotheke. Diesmal titelt die 20 Minuten:

Giftstoff in Deos – Bund prüft Alu-Verbot

Ich will hier nicht behaupten, dass Aluminium unschädlich ist. Aber es ist das dritthäufigst vorkommende Element und das häufigste Metall der Erdkruste (Sauerstoff und Silicium sind übrigens die anderen beiden).  Wir verwenden Aluminium vor allem für Metalllegierungen und Verpackungen – der Vorteil hier ist, dass es gut formbar, ziemlich inert ist und dicht selbst in dünnen Folien.

Wir benötigen kein Aluminium im Körper um zu funktionieren. Aber wir haben trotzdem welches im Körper, da wir es über die Nahrung aufnehmen. Das meiste Aluminium, das wir aufnehmen, wird aber auch wieder unverändert ausgeschieden – problematisch sind hier Chelatbildner wie die Zitronensäure, die die Aufnahme steigern.

Wikipedia schreibt: Nach einer Schätzung nimmt der erwachsene Europäer im Durchschnitt zwischen 1,6 und 13 mg Aluminium pro Tag über die Nahrung auf. Dies entspricht einer wöchentlichen Aufnahme von 0,2 bis 1,5 mg Aluminium pro kg Körpergewicht bei einem 60 kg schweren Erwachsenen.

Bisher hat die Efsa (die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) eine tolerierbare wöchentliche Aufnahme von 1 Milligramm Aluminium pro Kilogramm Körpergewicht festgelegt (für Erwachsene).

Bei zu viel Aufnahme (was man bei Patienten sieht, deren Ausscheidung über die Nieren gestört ist)  führt das Aluminium zu Gedächtnis- und Sprachstörungen, Antriebslosigkeit und Aggressivität durch Untergang von Hirnzellen und zu fortschreitender Demenz, zu Osteoporose, Arthritis und Anämie. Wir reden hier aber von Konzentrationen, die 70 bis 300 Mal höher sind als die bisher festgelegten Grenzwerte.

Aluminium wird in letzter Zeit immer wieder und immer häufiger kontrovers diskutiert. Speziell wegen Verdacht, dass es Alzheimer auslöst oder eine der Ursachen von Brustkrebs ist.  Aber: Obwohl wirklich versucht wurde einen Zusammenhang nachzuweisen, ist hier noch gar nichts bewiesen:

So schreibt zum Beispiel das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit über Aluminium in Deos:

Auch in neuen Publikationen konnte kein Kausalzusammenhang zwischen der Verwendung von aluminiumhaltigen Antiperspirantien und Brustkrebs oder Alzheimer nachgewiesen werden. Die tägliche Aluminiumaufnahme kommt jedoch nicht nur von Kosmetika, sondern auch von anderen möglichen Quellen wie Lebensmittel und sollte deshalb so gering wie möglich sein. … Das in Antiperspirantien, Zahnpasten und in Lippenprodukten eingesetzte Aluminium wurde vom wissenschaftlichen Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU-Kommissionen wieder bewertet und ihre Risikobewertung wurde im April 2014 veröffentlicht. Danach gibt es keine Hinweise, dass die Verwendung von Aluminium enthaltenden Kosmetik-und Hautpflegeprodukten das Risiko von Brustkrebs oder anderen Krankheiten erhöht. Der Ausschuss weist jedoch auch darauf hin, dass aktuell zu wenig Daten vorliegen, um abschliessend sichere Konzentrationsgrenzen festzulegen, und dass weitere Studien notwendig sin

Also: Was die 20 Minuten und manche Leute da machen ist im Moment reine Panikmache !

Ich werde auch weiterhin mein Deo (mit Aluminiumverbindung) verwenden – vor allem auch, weil das wirklich funktioniert. Ich habe schon andere Alternativen versucht und war mit dem Ergebnis nicht wirklich zufrieden. Auf was ich achte ist aber, das Deo nicht direkt nach dem rasieren zu verwenden, da (auch leicht) verletzte Haut mehr Aluminium aufnimmt.  Und natürlich koche ich schon lange nicht mehr mit Alutöpfen und Alufolie verwende ich sowieso so gut wie nie (heute gibt’s Tupperware – die ist vielleicht von den Plastikweichmachern teils auch nicht ideal, aber … irgendwo muss man aufhören).

Und da es sicher jemand gibt, der mit den Aluminiumverbindungen in den Impfstoffen kommt: wir reden auch hier von sehr geringen Mengen. Wie gering und um was es genau geht, kann man hier auf der Seite „Für Impfen“ nachlesen. (Schön mit Quellenangaben).

Wen es interessiert, findet hier eine Liste der Deos die keinerlei Aluminiumsalze enthalten. (Achtung!: es gibt auch Listen, wo Deos drauf sind, die kein Aluminiumchlorid oder -chloralhydrat enthalten … aber Alaun, das ist Kalium-Aluminium-Sulfat).