Antikörpertest auf Covid aus der Apotheke

Die 20 Minuten hat vor ein paar Tagen getitelt: „Millionen sind schon genesen: Politik will mit gratis Antikörper-Tests schneller lockern“ … und ich finde das, naja, nicht ganz treffend. Man vermutet zwar, dass schon einige mehr Covid durchgemacht haben, als bekannt ist, aber die im Artikel angegebene Zahl von 1/3 der Bevölkerung empfinde ich als zu hoch. Dann schreiben sie, dass laut BAG „möglich ist, dass diese Tests Antikörper anzeigen, obwohl keine vorhanden sind. Die getesteten Personen wiegen sich dann in falscher Sicherheit.“ und dass die Politik (wie die SVP) darauf drängt, dass Antikörpertests mehr (und gratis) eingesetzt werden, damit schneller Lockerungen möglich sind. Darin ist einiges nicht ganz zutreffend.

Als Apotheke, die Anktikörpertests auf Covid anbietet, möchte ich hier einen Überblick über die aktuelle Situation mit den Antikörpertetst geben.

Wer soll / kann einene Antikörpertest Coronavirus machen? Der Test ist für alle Personen geeignet, die wissen möchten, ob sie sich in den letzten Monaten mit dem neuen Coronavirus (Sars-CoV-2) angesteckt haben und nun Antikörper gebildet haben. pharmaSuisse empfiehlt die Durchführung ab einem Alter von 16 Jahren. Gerade wer typische Krankheitssymptome bemerkt hat oder in Kontakt mit einer infizierten Person stand, erhält bei einem positivem Resultat Gewissheit, ob eine Ansteckung stattgefunden hat und Antikörper gegen das Coronavirus gebildet wurden.

Wann kann man den Antikörpertest Coronaviurs machen? Der Test kann frühestens 3 Wochen nach Auftreten von akuten Symptomen gemäss BAG-Beprobungskriterien oder 30 Tage nach Kontakt mit einer infizierten Person durchgeführt werden.

Wann kann man den Antikörpertest nicht machen? Wenn man akut Symptome hat! Oder es zu wenig lange her ist seit einer möglichen Infektion.

Weshalb ein Antikörpertest in der Apotheke? Es werden im Internet Testkits angeboten, wo die Blutentnahme durch einen selber zu Hause erfolgt und das Blut dann an ein Labor eingeschickt wird. Das Ergebnis bekommt man 7-10 Tage danach. Beim Antikörpertest in der Apotheke erfolgt die Blutentnahme durch eine Fachperson, der Versand gesichert und der Test in einem von Swissmedic bewilligten Labor in einem speziell entwickelten mehrstufigen Verfahren. Dies gewährleistet ein aussagekräftiges Ergebnis auch bei Personen ohne typische Covid-19-Symptome (niedrige Vortestwahrscheinlichkeit). Als Patient erhält man das Ergebnis schnell: nach etwa 4 Tagen direkt vom Labor. Zusätzlich zum Resultat (positiv/negativ) enthält der Befund eine Angabe der Wahrscheinlichkeit, mit der ein positives Resultat eine vergangene COVID-19-Infektion anzeigt resp. mit der nicht nachweisbare Antikörper eine solche ausschliessen. Die Datenverarbeitung erfolgt nach den Vorgaben der Gesetzgebung Elektronisches Patientendossier (EPDG) und den kantonalen Datenschutzgesetzen.

Was weist der Antikörpertest Coronavirus nach? Ziel ist eine aussagekräftigere Testung, auch bei Personen ohne typische Covid-19-Symptome (niedrige Vortestwahrscheinlichkeit). Er beinhaltet folgende Schritte mit dem Kapillarblut: Schritt 1: Bestimmung der Gesamtimmunglobuline gegen das Nucleocapsid-Protein (Elecsys®, ECLIA-Test). Schritt 2 (bei positivem oder unklarem Resultat): Bestimmung selektiver Antikörper gegen das Spike-Protein (Euroimmun, ELISA-Test); zuerst Test auf IgG, falls negativ Test auf IgA (IgG kann negativ sein, obwohl eine IgA-Immunantwort nachweisbar ist). Also mit weniger Fachausdrücken: Man testet erst allgemein ob Antikörper auf ein Kapselprotein das das Coronavirus hat vorhanden sind. Falls das so ist (oder das Resultat unklar ist), werden spezifische Antikörper gegen das Spike-Protein der Virushülle mittels noch genauerem Test gesucht, erst die IgG (langanhaltende) und falls die negativ sind auch noch auf igA. Das Ergebnis ist zu 99% zuverlässig! Testresultate können für die Statistik anonymisiert und gesammelt durchs Labor an das BAG gemeldet werden.

Was bedeutet ein positives oder negatives Resultat? Ein positives Resultat eines Antikörpertests Coronavirus bedeutet, dass in der Vergangenheit eine Infektion mit SARS-CoV-2 stattgefunden hat und das Immunsystem spezifische Antikörper dagegen gebildet hat, die im Blut gemessen werden können. Ein negatives Resultat bedeutet nicht unbedingt, dass kein Kontakt mit dem Virus stattgefunden hat. Besonders bei Ansteckungen ohne Symptome sind oftmals bereits nach wenigen Monaten keine Antikörper mehr nachweisbar. Weitere Informationen zu den Resultaten findet man im «Informationsblatt für Kunden». In beiden Fällen ist eine künftige Ansteckung nicht ausgeschlossen und die Schutzmassnahmen wie z.B. Händehygiene und Abstand halten müssen unbedingt weiterhin befolgt werden.

Kann man damit auch testen, ob die Impfung angeschlagen hat / genug Antikörper gebildet wurden? Der aktuelle Test macht das nicht. Die Antikörper auf die man testet, werden als Reaktion auf die Erkrankung gebildet – die Antikörper, die man als Reaktion auf die Impfung bildet sind anders. Der Test könnte in Zukunft aber adaptiert werden, dass er das auch anzeigen kann.

Wie lange nach einer vermuteten Infektion oder Kontakt mit positiver Person macht der Test Sinn? Angegeben wird nur ein Minimalabstand nach vermuteter Infektion, aber sonst wird keine konkrete Zeitphase angegeben, weil das wissenschaftlich noch nicht geklärt ist. Man rechnet momentan mit etwa 3-5 Monaten, wobei gewisse Studien auch eine längere Nachweisfrist belegen konnten. Aber wenn man (wie bei mir) vor über 6 Monaten so eine Phase hatte, wo ein PCR Test in der Zeit auch noch negativ gewesen war, macht der Test wenig Sinn.

Was kostet der Test? Oder gibt es den auch gratis? Da der Antikörpertest von der BAG als „falsche Sicherheit“ angesehen wird, wird er von der Krankenkasse nicht übernommen. Die Kosten trägt die getestete Person selber. Im Internet gibt es Angebote von um die 100 Franken pro Test, in den Apotheken kostet der Test um die 75 Franken.

Wie geht der Test in der Apotheke? Testende Apotheken in der Schweiz finden sich auf der Seite https://www.ihre-apotheke.ch/de/2113/Corona-Tests.htm. Achtung: Unbedingt den richtigen Test aussuchen: Die Antikörpertests (auf der Seite sind alle aufgeführt). Für die Antikörpertests braucht es meist keine Voranmeldung. Gegen Wochenende sind sie eher schlecht machbar (wegen dem nötigen zeitnahen Postversand der Proben). Im Beratungsraum wird erst ein Triagefragebogen ausgefüllt und der Patient informiert. Es braucht die Krankenkassenkarte (zum Nachweis der Identität und eingeben in die Verbindungsapp zum Labor) und ein Smartphone (um den Bestätigungscode des Labors per SMS zu empfangen). Die Personendaten werden aufgenommen – mit der email an die das Resultat geschickt wird. Die Blutentnahme erfolgt am Finger. Für den Test braucht es 250 microliter, was etwa 5-10 Tropfen Blut entspricht. Inzwischen kann ich das mit einmal stechen, aber das ist schon einiges mehr als ein Blutzuckertest benötigt. Das Probenröhrchen wird mit den Patientendaten gekoppelt. In der Apotheke wird der Test bezahlt. Das Proberöhrchen wird bis zum Versand im Kühlschrank gelagert. Etwa 4 Tage nach dem Test erhält man das Ergebnis via E-Mail mit einem Link auf ein gesichertes Internetportal. Darauf ist das Resultat während 30 Tagen via personalisiertem Link und Freischaltcode per SMS einsehbar. Die Apotheke hat übrigens keine Einsicht auf das Ergebnis – ausser die Testperson gibt das ausdrücklich für sie frei. Deshalb weiss ich auch bei denen, die wir getestet haben nicht, wie das Ergebnis war – und offenbar wurden auch alle Fragen dabei beantwortet.

Habt ihr schon einen Antikörpertest gemacht und: war das Ergebnis wie erwartet?

Ich habe ihn aus Interesse gemacht (und zum üben), da ich letztes Jahr im April eine Phase hatte, die Covid hätte sein können. Der PCR Test damals fiel negativ aus. Der Antikörpertest jetzt war auch negativ – möglicherweise ist es aber auch zu lange her gewesen. Man sieht: auch so ein Test ist nicht der Schluss der Weisheit. Eine gewisse Unsicherheit bleibt.

9 Kommentare zu „Antikörpertest auf Covid aus der Apotheke

  1. Ich habe den Test im August gemacht, als wir begannen, den auch auf Wunsch in unserer Praxis durchzuführen. War negativ.

    In der Schule unserer Jungs wird im Augenblick viel um die Spucktests diskutiert, die zunächst freiwillig waren, später aber nach 2 positiven Fällen sowie Verweigerung einer Reihe von Eltern, die bislang nicht im Pool befindlichen Kinder nachtesten zu lassen, inzwischen verpflichtend geworden sind. Da gingen dann Gerüchte rum, der Spucktest würde Antikörper messen und damit jeder, der Covid schon hatte, auf ewig positiv getestet.

    Ich habe versucht, das aufzuklären. Vergeblich. Ein nicht unerheblicher Teil der Elternschaft glaubt lieber dem Dummfug der Querdenker und Coronaleugner als mir „Systemling“. Und natürlich haben die Kinder alle Maskendispense, alle von derselben Kinderärztin.

    Ich habe es inzwischen so satt…

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  2. Ich verstehe nicht so ganz, warum die „PharmaSuisse“, also die schweizer Apotheker, überhaupt so einen Antikörpertest „empfehlen“ – zum derzeitigen Zeitpunkt.

    Falls der Test „positiv“ ist, hat man nur die Aussage, dass der Schupfen vor zwei Monaten dann doch Corona war – mehr nicht. Man weiß weder, ob man einen ausreichenden Titer hat, der einen künftig vor einer Covid19-Erkrankung schützt oder ob man sich die Impfung sparen kann.

    Falls der Test „negativ“ ist, hat man nur die Aussage, dass keine Antikörper im Blut sind. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: a) Man hat sich noch nicht mit Covid19 infiziert. b) Der Antikörperspiegel hat sich nach einer Covid19-Infektion wieder soweit abgebaut, dass der Test wieder negativ ist.

    So oder so: Das Ergebnis des Tests ist wertlos. Egal, was das Ergebnis ist, es ergeben sich keine Konsequenzen. Man hat 75 Franken für eine „Hausnummer“ ausgegeben. Die einzigen, die von der Durchführung so eines Antikörpertests profitieren, sind die Apotheke und das Labor. Im Endeffekt ist der Test dann nur pure Geldmacherei.

    Ganz anders verhält es sich bei den Antigentests: Diese zeigen eine akute Infektion an. Falls hier das Ergebnis positiv ist, weiß man, dass man sich umgehend in Quarantäne begeben und einen PCR-Test durchführen sollte. Falls hier das Ergebnis negativ ist, weiß man, dass man sehr wahrscheinlich gerade kein Covid19 hat und kann dann beispielsweise einen Friseur aufsuchen.

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  3. So, die ersten 10 Impfungen in unserer Praxis sind durch. Ging dann doch flüssiger als gedacht; vor allem hatte ich mehr Probleme mit dem Melde-Tool erwartet.

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  4. Gemacht und positiv. Meine Frau und ich hatten das im Dezember (bekommen vom Kind aus der Kita). Ich hatte deutliche Symptome, Frau weniger, Kind gar keine.
    Wir haben uns damals nicht offiziell testen lassen, hatten aber die Möglichkeit auf einen inoffiziellen Test (wenn man Personen mit Praxen kennt eröffnen sich mehr Möglichkeiten…). Daraufhin haben wir uns in Quarantäne begeben. Jetzt stehen wir blöd da, da wir keine Lockerungen mitnehmen dürfen. Aus mir nicht bekannten Gründen zählt ein Antikörpertest hier in Deutschland nichts (nur ein PCR Test älter wie 28 Tage und jünger wie 6 Monate).

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    1. Korrekt müsste es heißen „den Titer bestimmen lassen“ welcher über dem nötigen Wert war (bei mir sehr deutlich, bei meiner Frau weniger).

      Hier beim Arzt mit Einschicken ins Labor kostet das keinen 30€ (Deutschland)

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  5. Mich würde eigentlich nur ein Test interessieren, der mir in ein paar Wochen anzeigt, ob die Impfungen (heterolog) bei mir im gewünschten Maße angeschlagen haben. Das würde ich by the way auch allen empfehlen, die BioNTec vom Hausarzt bekommen haben. Kein Mensch weiß, wie stark der Großhandel seine Kisten bis dahin geschüttelt hatte.

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