Leise stirbt die Arztpraxis und die Vor-Ort-Apotheke

Die Apotheke schliesst für immer. Die Patienten stehen vor einer verlassenen Arztpraxis. Für die Patienten und Besucher kommt das fast immer überraschend – überraschender jedenfalls als für Angehörige der Berufsgattung Mediziner oder Apotheker: die wissen um die Probleme, mit denen ihr Beruf heute zu kämpfen hat. Die Probleme sind meist die Finanzen einerseits und die Nachfolge andererseits. Trotzdem … man kämpft teils über lange Zeit und versucht die Praxis oder Apotheke zu erhalten. In den letzten Wochen hat sich die Situation aber verschärft – nicht nur wegen Corona.

Hier zwei aktuelle Beispiele, die ziemlich Auswirkungen haben und noch haben werden.

Fall 1 – MeinArzt-Praxen in der Schweiz

Man stelle sich vor, man ist Hausarzt, schon lange ansässig, nähert sich vielleicht dem Pensionsalter und sucht (händeringend) eine Nachfolge für die eigene Praxis, auch damit der Ort weiter medizinisch versorgt wird. Die Situation ist schwierig aber eigentlich finanziell stabil, die Praxis läuft gut, man hat Angestellte, die bezahlt werden müssen, Material muss eingekauft, Laboranalysen gemacht werden – nur einen Nachfolgerarzt, der die Praxis übernehmen will, findet man nicht. Zu wenig Nachfrage? Ort nicht attraktiv genug?

In der Situation bekommt man ein Angebot der Arzt-Praxis-Kette MeinArzt. Es wird angeboten, dass sie die Praxis und alle Angestellten übernehmen, einen Nachfolger suchen, man selber darf weiter arbeiten, so lange man noch will (einfach als Angestellter Arzt, statt als Eigentümer), sie übernehmen zentral einiges an der Bürokratie (Abrechnungen, Mietzahlung, Lohnauszahlungen etc.). Praktisch: alle Probleme gelöst!

35 Arztpraxen in der Schweiz haben das Angebot (seit 2019) angenommen. Mindestens 30 davon sind aktuell geschlossen (für immer?), nachdem in den letzten Monaten zunehmend Probleme aufgetaucht sind. Miete und Löhne und Rechnungen wurden nicht mehr bezahlt, es kam kein Geld mehr herein, Material kam bei jeder Bestellung von einer anderen Firma, die Angestellten in der Zentrale von MeinArzt waren plötzlich nicht mehr erreichbar…. Schliesslich sprangen die Mitarbeiter der Praxis ab (wer arbeitet heute schon unbezahlt?) und die Arztpraxen mussten (meist sehr überraschend) von einem Tag auf den anderen schliessen. Patienten kommen oft nicht einmal mehr an ihre eigenen Patientenunterlagen. Einige dieser Praxen waren die einzige Arztpraxis im Ort (Beispiel Staufen).

Der Inhaber von MeinArzt – Christian Neuschitzer, ein österreicherischer Investor mit etwas zweifelhaftem Hintergrund (Swingerclubs? nix medizinisches bisher) hat sich nach Italien abgesetzt, wo er inzwischen verhaftet wurde und wegen Vermögensdelikten angeklagt wurde. Quelle https://www.srf.ch/news/schweiz/betrugsverdacht-betreiber-von-meinarzt-praxen-in-haft

Übel. Aber – „nur“ 35 Praxen (von ca 14’500 in der CH), wobei ich da den Verlust jeder einzelnen schlimm finde.

Fall 2 – AvP Insolvenz und 19’000 Apotheken in Deutschland

Man stelle sich vor, man betreibt eine Apotheke und versorgt täglich an die hundert (oder mehr) Patienten mit den benötigten Arzneimitteln, die vom Arzt verschrieben wurden und die mit den Krankenkassen abgerechnet werden müssen. In Deutschland kommt zusätzlich noch das Problem dazu, dass die Rezepte und Abrechnung so korrekt ausgestellt werden müssen, dass die Kasse da nicht (auch noch den kleinsten Form-)Fehler findet und überhaupt nichts daran bezahlt. Das nennt sich Retaxe. Um den bürokratischen Aufwand kleiner zu halten, bedient sich die Apotheke Abrechnungsstellen. Die gibt es in der Schweiz auch (Ofac und Ifak hier) und ohne sie wäre der Aufwand kaum zu bewältigen. Sie sorgen dafür, dass man das Geld bald bekommt – manche der Kassen lassen sich da ziemlich Zeit, so dass man auch weiterhin Medikamente beim Lieferanten einkaufen kann. Das ist wichtig, denn für Hochpreismedikamente (die schnell mehrere Tausend Euro kosten können) streckt die Apotheke da faktisch das Geld vor.

Es gibt verschiedene Abrechnungsstellen, aber von den insgesamt 19’075 Apotheken haben rund 3500 Apotheken die AvP. Diese Apotheken wissen aktuell nicht, ob sie für die in den letzten Wochen eingeschickten und (eigentlich) abgerechneten Rezepte überhaupt noch Geld zurückbekommen. Ohne das Geld können die Lieferanten nicht mehr bezahlt werden und man kann keine neuen Medikamente mehr einkaufen oder bestellen. Durchschnittlich schuldet die AvP einer Apotheke 120’000 Euro. Mindestens 3%, also 700 Apotheken sind deshalb in so akuten finanziellen Nöten, dass sie wahrscheinlich demnächst schliessen müssen. Das sind 5000 Angestellte und auch hier oft Apotheken auf dem Land oder in ländlichen Gebieten, wo es nicht so viele gibt. Quelle: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/09/25/avnr-apothekensterben-verdoppelt-sich

Aktuell wird gegen 2 Personen bei der AvP wegen Bankrott ermittelt. Erklärung: Beim Bankrott handelt es sich um eine betrügerische Insolvenz, vor der Vermögenswerte beiseite geschafft wurden.

Habt ihr davon mitbekommen? Vor allem interessiert es mich, ob das die Leute ausserhalb meiner „Apotheken-bubble“ davon gehört haben, denn ich denke, das sind so Nachrichten, die gehen an den meisten vorbei – ausser sie sind direkt betroffen als Arzt, Apotheker oder Patient einer dieser betroffenen Orte.

Sehr unschön finde ich auch, dass da von Politik-Seite so wenig passiert. Auf der einen Seite haben wir Arztpraxen und Apotheken, die gerade in der letzten Zeit sehr viel (und mehr) geleistet haben … und noch werden (ich sag nur Corona). Aber den 35 Praxen in der Schweiz und den (mindestens) 700 Apotheken in Deutschland wird nicht geholfen. Sind wahrscheinlich nicht „too big to fail“ …. und es gibt ja noch genug. Oder????

28 Kommentare zu „Leise stirbt die Arztpraxis und die Vor-Ort-Apotheke

  1. Von den MeinArzt-Praxen habe ich als Nichtschweizer nicht mitbekommen. Auch wenn es einen eher kleinen Umfang hat, finde ich es besonders traurig. Vermutlich haben viele Ärzte die Option ergriffen, die Schwierigkeiten bei der Nachfolgersuche hatten und Ihre Praxis im Sinne der Patienten offen halten wollten.
    Das AvP-Debakel habe ich natürlich mitbekommen. Es ist auch außerhalb der Fachpresse nicht stark aber durchaus präsent. Mir scheint allerdings, dass sich kaum jemand tiefer damit befasst. Möglicherweise überschattet Wirecard noch alles und keiner will sich mehr mit solchen Themen auseinandersetzen. Dass hier möglicherweise eine vierstellige Zahl von Apotheken vor der Pleite steht, realisiert keiner so richtig. Ich habe das zumindest zwei durchaus cleveren und interessierten Bekannten erklären müssen.

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  2. „Es gibt verschiedene Abrechnungsstellen, aber die AvP haben doch Bundesweit insgesamt 19’075 Apotheken.“

    Das ist so nicht richtig. Es gibt in Deutschland insgesamt rund 19.000 Apotheken. Von denen waren rund 3.500 (also etwas weniger als ein Fünftel) Kunden bei AvP.

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  3. Es gibt in Deutschland momentan etwas über 19 000 Apotheken — es waren schon über 20 0000 (ist erste ein paar Jahre her).
    Die AvP als Abrechnungsstelle haben wohl ca. 3 500 Apotheken — aber das sind schon immerhin 18%!

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  4. Von der AvP-Geschichte ist hier in Deutschland nichts zu hören. Mit einem ordentlichen Medienecho würde die Politik vielleicht helfend einspringen. Hilfsprogramme gibt es immerhin schon genug, die müssten nur zugänglich gemacht werden. Solang das Problem aber unbekannt bleibt, wird auch niemand helfen.

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    1. Bezüglich AvP:
      In der FAZ war erst vor wenigen Tagen ein Interview mit dem Insolvenzverwalter, auch davor gab es zumindest kurze Artikel darüber, ebenso im Handelsblatt.
      Da sie außerdem von der Bafin reguliert werden, haben auch Leute in der Banking-Blase davon mitbekommen, siehe z.B. hier: https://finanz-szene.de/news/17-09-20-grenke-tomorrow-comdirect-oddo-bhf-finconomy/

      Von MeinArzt höre ich heute zum ersten Mal, dass ist in Deutschland nicht angekommen.

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  5. Bei uns im Ort (Deutschland, Wetterau) ist eine Apotheke „von heute auf morgen“ geschlossen worden. Man könnte sagen, dass es bei uns im Ort noch ausreichend andere Apotheken gibt (drei fallen mir spontan ein) und somit doch kein Problem darstellt. Über die Gründe der Schließung weiß ich nichts, aber der Inhaber hatte das Rentenalter sehr deutlich erreicht. Daher vermute ich hier auch eine mangelnde Nachfolge.

    Bei meinem alten Hausarzt haben sich glücklicherweise dieses Jahr zwei junge Ärzte zusammengetan und die Praxis übernommen. Sonst wäre eine stark frequentierte Praxis wohl auch geschlossen worden.

    Zur Zeit habe ich das Gefühl, dass über diese Sachverhalte wenig bis garnicht berichtet oder informiert wird.

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  6. Von der Sache mit AVP habe ich als deutscher Apotheker natürlich etwas mitbekommen. Glücklicherweise ist mein Chef nicht darunter.
    Was mich irritiert hat: Etwa ein Drittel meiner Kolleginnen (PTA) hat davon immer noch nichts mitbekommen. Und der Rest eigentlich auch nur, weil es da auf einer Werbeseite einen kleinen Artikel gab (normalerweise bekommt man da nach der Anmeldung monatlich immer ein paar Pröbchen zum Ausprobieren zugesendet).
    In der Laienpresse wurde kaum darüber berichtet (sieht man mal von kurzen Berichten in den Heute-Nachrichten und in der Süddeutschen bzw. FAZ ab). Dementsprechend hat von meinen Bekannten, die nicht in der Apotheke beschäftigt sind, auch keiner etwas davon mitbekommen.

    Das Ausmaß ist natürlich existenzbedrohend. Es ist ja nicht so, dass man „nur“ einen Monat umsonst gearbeitet hat. Die Sache ist ja die, dass die durchschnittlichen 250.000 Euro (von denen ich gelesen habe) ungefähr das halbe Warenlager sind, welches einem quasi „gestohlen“ wurde. Natürlich will der Großhandel dafür weiterhin das Geld (also etwa 200.000 Euro).

    Was mich selbst an der ganzen Sache irritiert: Warum waren diese Gelder nicht gegen eine Insolvenz versichert? Jedes Bankkonto bzw. jede Lebensversicherung ist gegen die Insolvenz einer Bank bzw. eines Versicherungsunternehmen rückversichert. Sogar bei einer Pauschalreise erhält man einen Sicherungsschein, der im Fall der Insolvenz des Reiseveranstalters die Kosten übernimmt.

    Hier müssen die selbstständigen Apotheker künftig wirklich Sorge tragen, dass sowas in der Zukunft versichert wird – auch wenn das bedeutet, dass die Rezeptabrechnung künftig etwas teurer wird.

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    1. Der Witz ist, dass Du als selbtständiger Apotheker derzeit keine Sorge tragen KANNST, dass so etwas nicht mehr passiert, denn….
      ….der Liefervertrag mit der GKV hebelt „Schutzklauseln“ in den Abrechnungsverträgen einfach aus. Ist leider so.

      Des weiteren gibt es so ziemlich kaum Verträge, die keine Abtretungsklauseln enthalten. Ich hege den Verdacht, dass ansonsten die Geldströme einfach nicht finanz(amts)korrekt gebucht werden können.

      Was so gar nicht kommuniziert wird, ist, dass 1 Monat Zahlungsausfall für einen Apotheker den Verdienstausfall für 2-3 Jahre Arbeit repräsentieren. Denn die 100.000€ „Rohverdienst“ pro Jahr sind ja vor Steuern, Abgaben, Versicherungen, Krankenversicherungen, Renteneinzahlungen usw. Wenn ein Apotheker einen Monat 150.000€ (Umsatz!) nicht ausgezahlt bekommt und 100.000€ Rohverdienst (im Jahr!) hat, also vielleicht 50.000€ Verdienst nach Steuern, dann kann er 3 Jahre ohne Geldentnahme aus dem Betrieb arbeiten (und Leben), allein um den Verlust des EINEN Monatsumsatzes zu erwirtschaften. Diese Entwicklung wird unter anderem durch die Ausweitung der Hochpreiserverordnungen forciert, an denen ein Apotheker satte 3% Aufschlag „erleidet“. AvP hat gezeigt, dass die „Entlohnung“ der Apotheken durch die GKV in keinster Weise mehr das Betriebsrisiko abbildet.

      Andererseits, wenn ich sehe, dass AvP (angeblich) ca. 350Millionnen Euro im Rückstand ist… 300Millionen Euro sollte allein die „Pauschalenanpassung“ im Jahr 2006 betragen, die die deutschen Apotheken gegen eine Zusage von 10 Jahren Planungssicherheit im Juni 2006 „verkauft“ hatten. die 10 Jahre waren dann im April 2007 mit Scharfschaltung der Rabattverträge vorbei. Zynisch könnte man sagen, dass die GKV also davon ausgeht, dass 10 Wirtschaftsjahre = 9 Lebensmonate sind. Das ist Realität in Deutschland. Die GKV hat immer noch Reserven von >10 Milliarden Euro! Die Auszahlung der Apotheken ist politisch nicht gewollt, mehr ist dazu nicht zu sagen. Aufsichtspflicht hatte die BaFin (nix passiert), Fürsorgepflicht hätte das BMG (weist jede Beteiligung von sich), die Bezahlung der Apotheken regelt das BWiM (sagt seit 16 Jahren, die Apotheken verdienen sich ne goldene Nase). Die Politik arbeitet seit 20 Jahren daran, die Apothekenzahl in Deutschland <10.000 zu bekommen. Die AvP-Insolvenz ist eine willkommene Beschleunigung, nicht mehr und nicht weniger. Die ca. 20-30.000 Arbeitsplätze, die mit den Bach runter gehen werden, sind Kollateralschaden; denn: Die Apotheken(leiter) sind doch selber Schuld, wenn sie solche Verträge abschließen. So sehe ich den Standpunkt der Politik.

      Dass eine Direktabrechnung mit der GKV bei all den Auflagen, was die Apotheken (auch) hierbei kostenlos für die GKV zu erbringen haben (Hersteller-Rabatt-Eintreibung, digitale Rechnungen in Summe und als Einzelpositionen mit Verknüpfung der Images, kostenloses Eintreiben und Abrechnen der Zuzahlungen, usw.), gar nicht mehr möglich ist, wenn mich der Kontrahierungszwang ZWINGT, mit ca. 200 verschiedenen GKVen (incl Berufsgenossenschaften und Heilfürsorgen) geschäftlich in Verbindung zu terten, wird wohlweislich auch unter den Tisch fallen gelassen.

      Ich bin selber teilweise betroffen.

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      1. Ich bin auch betroffen. Habe als angestellter Apotheker gerade die Kündigung bekommen, weil mein Chef sich mich nicht mehr leisten kann…

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      2. Erstmal: Wenn Du selbst betroffen bist, hast Du mein volles Mitgefühl.

        Was ich ursprünglich meinte: Die selbstständigen Apotheker müssen jetzt Sorge tragen, dass Insolvenzen bei Abrechnungsunternehmen zumindest zukünftig versichert sind. Sowas kann wieder einmal auftreten, auch bei , ARZ Haan, ARZ Darmstadt, VSA, NARZ und wie sie alle heißen.

        Für mich als Apotheker steht das Risiko der Selbstständigkeit sowieso in keinem Verhältnis zum Ertrag. Das ist so der Grund, warum ich mich nicht selbstständig machen möchte, sondern lieber angestellt bleibe. So ein erholsamer Schlaf abends ist durchaus auch Gold wert.

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        1. Mit anderen Worten: Die selbstständigen Apotheker sollen eine ZUSÄTZLICHE Versicherung abschließen (noch mehr Kosten), um vor dem Ausfall der Zahlungen beschützt zu sein, die ihnen per Staatsauftrag zusteht? Der Staat hat über Jahre die Gewinne immer mehr sozialisiert (zugunsten der GKV), nun ist er gefragt, die „Verluste“ NICHT zu privatisieren!

          Hast Du eine Versicherung, die Dich vor Ausfall der staatlich garantierten Rente beschützt, in die Du Dein ganzes bisheriges Leben zwangseingezahlt hast? Nicht? Das wäre das selbe im Privatbereich.

          Ich gebe zu, ich habe meinem Kind abgeraten, meinen Lebensweg einzuschlagen und Apotheker (m/w/d) zu werden. Traurig, aber wahr.

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          1. Ich meine nicht, dass sich der Apotheker versichern sollte. Was ich meinte, ist, dass es mich wundert, dass die Abrechnungsunternehmen nicht gegen eine Insolvenz versichert sind. Wie man gerade sieht, steckt ja doch eine ganze Menge Geld im System.

            Meines Wissens ist es so, dass beispielsweise Banken derartig rückversichert sind und dass das auch gesetzlich so vorgeschrieben ist. Falls also die Apotheker- und Ärztebank (oder die Sparkassen) Insolvenz anmelden müsste, wären Deine gesparten Einlagen nicht verloren. Ich bin mir auch sicher, dass das im Versicherungsgewerbe ähnlich ist. Deine private Lebensversicherung und auch die private Rentenversicherung sind versichert, falls beispielsweise die HUK Coburg (oder die Allianz oder Generali) insolvent werden sollten.

            Ich hätte spontan angenommen, dass auch die Gelder bei AVP und Co. irgendwie derartig geschützt sind. Anscheinend ist das ja derzeit überhaupt nicht der Fall. Das ist das, was ich meinte.

            Falls ich mich mit meiner Aussage zu den Banken bzw. Versicherungen täuschen sollte, weise mich bitte darauf hin. So tief stecke ich nicht in der Materie.

            Auf jeden Fall wünsche ich Dir und den anderen betroffenen Kollegen viel Glück. Ich habe heute gelesen, dass es am 07.10. zu einem Krisengipfel in der Regierung kommen soll. Anscheinend will man auch beraten, wie man die Rezeptabrechnung künftig besser schützen kann. Apotheke Adhoc nennt dort als Vorbild die Einlagensicherung der Banken (vielleicht ist es auch das, was ich als „Versicherung“ der Banken in Erinnerung habe).
            Auf jeden Fall „ToiToiToi“.

            Und was die Jobwahl angeht: Finanziell hätte ich mir das als Apotheker schon etwas lohnender vorgestellt. Aber ich bin zufrieden. Der Job macht mir weiterhin Freude. :-)

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            1. Deine Einlagen bei einer Bank sind nur bis zu einer Gesamthöhe von 100.000€ pro Kunde gesichert. Das gilt für Dich als Privatperson, aber auch für Dich als Geschäftsperson. Als e.K. giltst Du mit Deinen Privatkonten und Deinen Geschäftskonten natürlich als „derselbe Kunde“. Das ganze gilt – meines Wissens nach – sogar über mehrere Banken hinweg. Also wenn die Sprakasse und die DeutscheBank pleite gehen, und Du hast da Konten, ist die GESAMTSUMME bis 100.000€ gesichert. Für ein Geschäftskonto ist das ein Witz, das sich da regelmäßig Beträge weit jenseits dieser Grenze drüber bewegen.

              Die Versicherungen versichern sich selber über sogenannte „Rückversicherungen“. Das ist eines der dicksten Geschäfte im Finanzsektor, da die Rückversicherungen im Schadensfall den Versicherungen kündigen können, und die Versicherungen dann ohne Versicherungsschutz dastehen. Da viele Versicherungen ja aber „mit dem Geld arbeiten“, also aktive Anlagestrategien im Finanzmarkt treiben, man könnte auch sagen „mit dem Geld an derBörse zocken“, und ebenjene Finanzmärkte im Falle einer großen Katastrophe abzuschmieren geruhen, wie die Erfahrung zeigt, ist Deine eigene private Renten- oder Lebensversicherung kaum sicherer als das Geld bei der AvP. Darüber wird wohlweislich NIE geredet vor der Öffentlichkeit, „um das Vertrauen ins System nicht zu erschüttern“.

              Den letzten beißen die Hunde. Bei der AvP halt den Apothekeninhaber, der mit seinem gesamten Privatvermögen für Dritte arbeitet und für die Verfehlungen Vierter haftet dann, im Privatbereich halt der „kleine Privatkunde“, der mit seinem gesamten Privatvermögen für die Anlagestrategie Dritter haftet. Da Versicherungen und Banken alles keine e.K. sind, sondern GmbHs und AGs, haftet dort NIEMAND mit seinem Privatvermögen. So einfach ist das. Ist übrigends bei der AvP auch so – eine GmbH unter dem Dach einer AG. Private Hafdtung der Geschäftsführer? Nada, niente, zero. Und genauso viel haften auch die Vorstände bei Banken und Versicherungen: Nada, niente, zero.

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            2. Ganz so ist es nicht.
              Erstmal hindert Dich niemand daran, Deine Apotheke als GmbH laufen zu lassen. Alleine der Lagerbestand sollte das Stammkapital mehr als decken.
              Auch Geschäftsführer und Vorstände haften, wenn sie ihre Sorgfaltspflicht verletzt haben und natürlich auch bei Straftaten. Bei 400 Mio. Verbindlichkeiten bringt Dir die Haftung aber auch nicht viel.
              Für die Einlagensicherung gilt überigens: Pro Person pro Bank. Teilst Du Deine Geschäftskonten über mehrere Banken auf und die gehen alle pleite, sind 100.000 Euro pro Bank sicher – solange die Einlagensicherung selbst noch Reserven hat.

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            3. Das ist falsch. Des Gesetz beschränkt eine Apotheke auf exakt ZWEI Geschäftsformen: e.K. oder OHG. Beide mit voller privater Haftung. Eine GmbH darf eine Apotheke NICHT sein. Erst informieren, dann bitte solche Äußerungen tätigen. Danke.

              Und die „Einlagensicherung“ hat Reserven= Ok, ich geh grad mal zum Lachen in den Keller, damit man mich nicht in die Klappse sperrt.

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            4. Übrigens – „Vorstände haften für Schäden“ – diese Aussage ist wohl Realsatire. Glaube ich. Oder?

              Hat je ein Vorstand der DeutschenBank für Schäden gehaftet? Wie war das doch gleich mit den Kredit-Fonds, die man von Lemann-Brothers wider bessern Wissens um deren Funktionsweise aufgekauft und an andere Banken und auch Privatpersonen(!) weiterverkauft hat?

              Haben die Vorstände von VW für den Abgas-Skandal gehaftet? Oder haben Sie zum Teil noch eine Abfindung bekommen, als sie gegangen wurden? (Bitte jetzt nicht die Jungs aufführen, die in den USA angeklagt wurden!)

              Wie war das mit der Rettung von „Phillip Holzmann“ durch Gerhard Schröder? Hat da ein Vorstand dafür gehaftet, dass es dann doch (absehbar) in die Insolvenz ging, und dabei und dadurch tausende Mittelständler und Kleinbetriebe in die Insolvenz getrieben wurden?

              Was war mit den Vorständen von Porsche, nachdem man sich bei dem Übernahme-Streit mit VW spektakulär verzockt hatte und die Anleger in die Röhre schauten? Hat da EINER seine Vorstandsbezüge rückzahlen müssen?

              Und als Musterbeispiel: Hartmut Mehdorn. Wieviele Betriebe exclusive DeutscheBahn, AirBerlin und dem BER hat der gleich kaputt gewirtschaftet? Ich habe bisher nicht gehört, dass er verhungert wäre zwischendurch.

              Bleib mir weg mit „Vorstände haften“. Meine Liste läßt sich endlos fortsetzen. Um so größer der Konzern, desto dicker ist die juristiusche Teflonschicht auf der Haut der Vorstände. Auch die Lufthansa hat einen Großteil ihrer Flugzeuge auf dem Cayman-Islands zugelassen, Steuergründe – und wird jetzt mit Steuergeld aufgepäppelt. Die DeutscheBank hat(te) irgendwas um 13 Jets auf den Caiman-Islands zugelassen. Großkonzerne wie McDoof und Sternenkäfer verschieben ihre Milliardengewinne steuerfrei via Holland auf die Caymans. Usw. usw. Zockerbanken werden mit Milliarden vom Staat und damit vom Steuerzahler gerettet, sind „systemrelevant“ – ich habe noch NIE gehört, dass da ein Vorstand seine Milliönchen zurückgegeben hat für die letzen 4 Jahre vor der systemrelevanten Steuerrettung.

              (Anton) Schlecker war übrigends auch keine GmbH, der hat tatsächlich privat gehaftet. Und vorher schnell noch versucht, ein Großteil seines Vermöges zu verstecken und zu verschieben, wovon nur noch ein Teil gefunden wurde anschließend. Seine Kinder wurden zwar (auch) verknackt, aber ich glaube nicht, dass sie in Armut sterben werden.

              Wohingegen ein Apothekenleiter (Zu Anfang der Corona-Krise auch „systemrelevant“, als wir uns um Masken und Desinfektionsmittelherstellung kümmerten! Daran kann sich jetzt kein Politiker mehr erinnern!) mit 3,5Millionen Euro Umsatz im Jahr ca. 100.000€ Betriebtsgewinn im Jahr macht – also VOR Versteuerung. Vom Restgeld darf er investieren und selber leben. Für einen 1-Monats-Ausfall des UMSATZES bei AVP – also ca. 290.000€ – darf er dann folgerichtig 4,5 Jahre arbeiten, ohne neu investieren zu können und ohne selbst Geld für Lebensmittel aus dem Betrieb zu entnehmen. Selbst wenn AvP pro Kunde gemäß BaFin-Auflage mit 100.000€ pro Kunde versichert wäre (was sie offensichtlich NICHT sind), bliebe eine Lücke von 190.000€ für diese Apotheke und damit eben NUR 3 Jahre Arbeit ohne Entlohnung, um diesen Ausfall gegenzufinanzieren. Übrigens hat die Commerzbank – wegen Bankenrettung zu 15% Eigentum der BRD und damit des Steuerzahlers – die Konten der AvP just zu dem Zeitpunkt gesperrt, als die Zahlungen der GKV eingegangen waren und die Kontostände ausgeglichen waren. Bestimmt reiner Zufall, dass damit die Bank selber einem Zahlungsausfall entgangen ist. Einfach nur zur Klarstellung der Sachlage.

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            5. Die AvP-Pleite war in den „Massenmedien“. Sie wurde 1x in der Tagesschau erwähnt, und die FAZ hat m.W.n. einen (kleinen) Artikel dazu geschrieben. In beiden Fällen wurde es insofern falsch dargestellt, als dass ein unwissender Beobachter dem Bericht entnimmt, dass die betroffene Apotheke dem Rohgewinn eines Monats verliert (also 1/12 Jahreseinkommen) [statt 2-5 Jahreseinkommen] und dass die Apotheken seit Jahren genau dafür Rücklagen gebildet hätten [wovon denn, bei 3% Handelsaufschlag?].

              Die Einschränkung der Handelsform im Apothekengesetzt hat der Gesetzgeber übrigends mal aus zwei guten Gründen so gemacht:
              1) Der „Geschäftsführer“ kann sich so eben NICHT verstecken im Schadensfall, und das ist ein guter Grund, sehr sauber und gesetzestreu zu arbeiten.
              2) Als e.K. bzw. OHG zahlst Du in jedem Fall viel mehr Steuern als in anderen Geschäftsformen. Und Steuern will der Staat ja – zumindest von Kleinunternehmen und dem Mittelstand.

              Und um für den AvP-Fall mal ein Analogon zu finden: Der Staat beauftragt DICH (unter ZWANG – Kontrahierungszwang), eine Arbeit durchzuführen, von deren Entlohnung Du (inzwischen knapp) leben kannst. Dazu musst Du Material und Dienstleistungen Dritter einkaufen und bezahlen. Die Auszahlung hat der Staat SO KOMPLIZIERT gestaltet, dass Du auf einen Geldtransporter angewiesen bist, da Du das Geld selber nicht transportieren kannst. (Sagen wir mal, Du wirst mit Meaple-Leaf-Münzen bezahlt.) Als der Staat Deine Bezahlung angewiesen hat, wird der Geldtransporter vom Fahrer geklaut (der Fahrer stand übrigensds unter Aufsicht des Staates -> BaFin) geklaut, der Dein Geld transportiert. Und was JETZT mit dem Apotheken passiert ist folgende Argumentation:
              1) Der Staat ist raus, weil er hat das Geld ja überwiesen.
              2) Die Bank ist raus, denn sie hat das Geld ja in den Geldtransporter eingeladen.
              2a) Was völlig offen ist, ist, ob die Bank überhaupt den Geldtransporter vollgeladen hat, da sie den Geld-Raum des Transporters zugesperrt hat, als ihre Minus-Konten des Geldtransporter-Unternehmens durch die Staatsüberweisung ausgeglichen wurden.
              3) Der Geldtransporter-Untersucher und -Verwalter stellt fest, dass noch ein paar € im Geldtransporter sind. Die rückt er aber nicht raus, weil er erstmal untersuchen muss, wem die zustehen könnten.
              4) ALLE Deine Verbindlichkeiten laufen weiter. Der Staat (die Politiker) raten Dir, einen Kredit aufzunehmen, den Du über Jahre zurückzahlen kannst (mit Zinsen), damit Du Deine Verbindlichkeiten ausgleichen kannst.
              5) Der Staat selber besteht aber auf weitere Verbindlichkeiten wie Mehrwehrtssteuern, Sozialabgaben, Gewerbesteuern usw, die alle UMSATZBEZOGEN berechnet werden, und damit weit über Deinem eigenen jährlichen Einkommen liegen, denn diese Abgaben hast du gesetzlich vorgeschrieben zu erbringen.

              Ich hoffe, ich habe die ganze Problematik mal nachvollziehbar dargestellt.

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            6. Achso: Negativsummen werden Dir natürlich NICHT verrechnet. Wenn Du 300.000€ Kredit laufen hast, und 200.000€ Geld auf dem Konto, und die Bank geht insolvent, bleiben die abgesichert 100.000€ Geld und 300.000€ Schulden. Einfache Rechnung. Während Du aber Deine laufenden Schulden regelmäßig beim „Schuldenaufkäufer“ begleichen darfst, darfst Du Dich mit dem Insolvenzverwalter der Bank mehrere Jahre um die Auszahlung der 100.000€ streiten. Wenn Du diese brauchst, um Deinen Kredit abzubezahlen, und sie nicht bekommst, kannst Du Privatinsolvenz anmelden – dieses hat mehrere Konsequenzen:
              1) Auch Deine 100.000€ Vermögen sind automatisch weg, weil vorsorglich gepfändet.
              2) Du darfst 8 Jahre für die Bank(en) arbeiten.
              3) Alles, was Du behalten darfst, ist nach Versteuerung Hartz-4-Niveau. Auch Deine Renteneinzahlungen werden für diese 8 Jahre auf diesem Niveau berechnet.

              Natürlich bleibt Dir dann auch kein Geld, um potentielle private Altersvrsorgen weiterzuführen. Je nach Produkt, was Du „erworben“ hast, fließt Deine Altersvorsorge sogar in die Privatinsolvenz mit ein und ist anschließend weg.

              Und damit ist Lebensabend auch gleich abgearbeitet.

              Ein Satiriker – ich glaube, Pipspers wars – meinte mal: Was unterscheidet einen Angestellten von einem Hartz-4-Empfänger? 1 Jahr Arbeitslosigkeit.

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            7. Ich bitte um Entschuldigung – die Einschränkung durch das Apothekengesetz war mir unbekannt.
              Und zum Rest: Es gibt große Unterschiede zwischen der Rechtslage und dem „allgemeinen Bauchgefühl“.
              Gestern hat die DAZ berichtet, dass es tatsächlich Fortschritte an mehreren Fronten gibt, u.a. haben die Krankenkassen Zahlungen zugesagt (was auch immer das im Detail bedeutet).
              Am Ende bin ich wieder bei meiner allerersten Aussage: Wenn die Politik hier unterstützend aktiv werden soll, muss die AvP-Pleite in den Massenmedien ankommen.

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            8. @Gedankenknick: Um zu meiner ursprünglichen Idee zurückzukommen: Selbst wenn die „Einlagensicherung“ auf max. 100.000 Euro beschränkt ist: Bei potentiellen 150.000 Euro, die man für den August von AVP zurückerwartet hätte, wäre das schon von Vorteil, wenn man zeitnah garantiert 100.000 Euro aus eben jener „Einlagensicherung“ zurückerhalten würde anstatt … gar nichts.

              50.000 Euro kann man halt dann doch als Unternehmer leichter verkraften und aus seinem Privatvermögen zuschießen als 150.000 Euro.

              Zu der Sache mit e.KfM/OHG und der sich daraus ergebenden Privathaftung: Dafür ist man halt auch selbstständig und nimmt normalerweise auch deutlich mehr ein als ein angestellter Mitarbeiter.

              Manchmal ertappe ich mich als angestelter Apotheker dabei, dass ich daher auch durchaus der Meinung bin, dass man den Fremdbesitz und Mehrbesitz freigeben sollte. Dann läge die betriebswirtschaftliche Haftung bei einem Großunternehmen.
              Aber dafür wären die Gehälter von angestellten Apothekern auch deutlch höher als in Deutschland.
              Bestes Beispiel in diesem Blog für diese These: Die Schweiz.

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      3. @IberisAmara: Und auch Du hast mein Mitgefühl. Ich nehme an, Du kämpfst Dich gerade aus dem tiefen seelischen Loch, in das man nach einer betriebsbedingten Kündigung fällt. Ich wünsche Dir da viel Kraft.

        Persönlich möchte ich Dir noch den Rat geben, Dich hier auch fachlich beraten zu lassen. Du hast dazu weniger als drei Wochen Zeit. Es kann ja sein, dass Dein Chef ja beispielsweise die Abfindung vergessen hat (in Deutschland sind so grob ein halbes Monatsgehalt pro Jahr Betriebszugehörigkeit üblich).

        Ansonsten sieht der Stellenmarkt ja echt ganz gut aus. Ich bin mir sicher, dass Du in wenigen Monaten wieder eine neue Stelle hast. Eine Kündigung wegen AVP dürfte jeder potentielle Arbeitgeber verstehen.

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    2. Also, das ist jetzt eine harte Wahrheit:

      1) Ein niedergelassener Apotheker verdient zum Teil weniger als ein bei ihm angestellter Apotheker. Da musst du folgende Hüntergründe berücksichtigen:
      1a) Arbeitszeit: kaum ein Apothekenbesitzer geht mit unter 60h/Woche nach Hause. Dauerhaft. Kaum Urlaub. Alle Nase lang Notdienst. Fast jeden Samstag (auch) im Laden.
      1b) Ausgaben: Renten- und Krankenversicherung bezahlt der Selbstständige komplett selber, und zwar NACH Steuern. Nichts mit 50% Arbeitgeberanteil.
      „Mehr Netto vom Brutto“ ist für Apothekeninhaber ein schlechter Witz.

      2) Du willst Fremdbesitz? So wie bei MVZs (Medizinischen Versorgungszentren)? Sei mir nicht böse, aber bei den angestellten Ärzten da fällt um Hosenknopf der Hammer. Welchen Grund sollte ein bei einem MVZ angestellter Arzt haben, mehr als das nötigste zu machen? Er wird gemäß Angestelltenvertrag vergütet, also arbeitet er auch gemäß Angestelltenvertrag. Wurden die Krankenhäuser besser, als alles nur noch kommerziell ausgerichtet wurde? Meinst Du wirklich, die Apotheken werden besser, wenn die Angestellten in Zukunft nach Umsatz und Rohgewinn bewertet werden durch einen externen Finanzier – wen nur noch der Verkauf zählt? Genau so läuft es (zum Teil) in den Kettenapotheken in den USA. Leider hab ich vergessen, wie der Blog des US-Apothekers hieß, der genau DIESE Zustände beschrieb und deshalb nach ca. 10 Jahren Arbeit den Job hingecshmissen hat…

      Die Gehälter angestellter Apotheker und auch PTAs und PKAs ist schlicht und ergreifend, dass die Apotheken kein Geld mehr verdienen (im Verhältnis zu früher). Im Jahr 2004 wurde die Arzneimittelpreisverordnung umgestellt. Seit dem wurde eine Anpassung an die Lebenshaltungskosten in den Einnahmen der Apothenen um 3% vorgenommen. Wenn Du aber 16Jahre x 3% rechnest, bist du mal eben bei 155%; bei 15 Jahren bei 151%. Das heißt, allein bei den RX-EINNAHMEN ist der Rohertrag um 33% gesunken. Aber mit AMNOG I und II wurden auch die Einkaufsrabatte beschränkt. Hier ist der Ertrag nochmals um geschätzt 10-20% gesunken. Hinzu kommen die Mehrarbeit pro Arzneimittelzeile (Rabattverträge usw.), gestiegene weitere Bürokratie… und gestiegene Ausgaben. Wasser, Strom, EDV-Technik, Miete, usw usw. -> alles um mindestens 25% gestiegen seit 2004. Ja, auch die Löhne werden regelmäßig, wenn auch wenig, angepasst! Immer wenn die Apotheken ein wenig zugesprochen bekommen, steht die ADEXA da und fordert Lohnerhöhungen.

      Fragst Du Dich als angestellte Apothekerin gar nicht, warum Apotheken unverkäuflich geworden sind, wo doch noch im Jahr 2000 für ne kleine Apotheke mit 2 Angestellten locker 1.5Mill. DM Übernahmegebühr zu zahlen waren? Warum Du selber keinen Bock darauf hast, selbstständig zu werden? Die schlichte Antwort darauf ist: Es lohnt sich nicht mehr! Du verdienst nicht mehr genug als selbstständiger Apotheker, um das fragliche Risiko abgebildet und vergütet zu bekommen! Das tut sich der Nachwuchs – AUCH DU – einfach nicht mehr an.

      Und Du meinst wirklich, wenn das ganze in den Fremdbesitz geht, also ein Finazier da noch zusätzliche Rendite RAUSPRESSEN will, wird das System besser? Wir werden es sehen, es wird nur noch ein paar Jahre dauern, dann ist es soweit. Aber Du kannst Dich schon mal warm anziehen (und ich mich auch), denn der Verdienst wird NICHT steigen, so die GKV keine Anpassung der Vergütung vornimmt.

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  7. Das mit den Mein-Arzt-Praxen war vorauszusehen.

    Schon als vor einiger Zeit das Model in der Presse gehypt wurde. Dachte ich mir – denn kenne ich doch. Der Christian Neuschitzer hat früher Gastro- und Spitalpersonal vermittelt.Zumindest in der Gastro war er damals schon eher unzuverlässig…

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  8. Die Mein-Arzt-Praxen sind nicht bis ins Rheinland durchgekommen. Die Insolvenz dieses großen Apotheken-Abrechners wurde thematisiert (in der benachbarten Stadt sitzt die Apotheker- und Ärzte-Bank). Hier in Suburbia verschwinden die inhabergeführten Apotheken schon lange. Sie werden dann von (kleineren?) Ketten aus den Nachbarstädten übernommen. Die könnten dann später von großen Ketten schneller geschluckt werden … Das hatten wir vor ca. 20 Jahren mit den Bäckereien: Die regionalen Ketten wurde innerhalb von zwei Jahren von einem Riesen geschluckt, der dann auch gewinnbringend weiter verkauft wurde. Die Qualität der Backwaren: immer schlechter, die Brötchen kamen direkt aus dem Styroporreaktor von Henkel. Hier im Ort gab es keine kleinen Ketten und die überlebenden Bäcker haben sie in Ruhe gelassen. Mal sehen, wie das bei den Apotheken abläuft.

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  9. Heute steht in unserer Zeitung ein kleiner Absatz, dass mehrere große Krankenkassen den betroffenen Apotheken helfen wollen.

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