Nebenwirkungen von Z bis A (Zu erwarten bis Abstrus)

An Nebenwirkungen von Medikamenten scheint es so ziemlich alles zu geben. (Zum Glück sind die meisten sehr unwahrscheinlich …)

Manche stehen in der Packungsbeilage von praktisch allen Medikamenten … das sind die Dinge, die auch auftreten würden wenn man gar nichts einnimmt oder ein Placebo. Tipp: Die kann man in den Pharmazie-Prüfungen immer nennen, wenn einem sonst nichts einfällt. Kopfschmerzen gehören dazu, Magen-Darmprobleme, Urticaria. Ausserdem natürlich Allergie gegen den Stoff selber.

Dann gibt es die Nebenwirkungen, die man direkt auf die Wirkung der Stoffe zurückführen kann – halt am ungewollten Ort. Die sollte man in der Prüfung kennen und in der Praxis darauf aufmerksam machen. Dazu gehören Magengeschwüre bei den NSAR, Müdigkeit bei den Antihistaminika, Mundtrockenheit bei den Anticholinergika, Mundsoor bei inhalativen Glucocorticoiden, Reboundeffekt beim Nasenspray, Verstopfung bei Opioiden Schmerzmitteln, Fettstühle bei Xenical, blaue Flecken unter Blutverdünner, erhöhte Suizidrate bei antriebssteigernden Antidepressiva …

Dann gibt es die, die zwar häufiger auftreten, aber nicht so einfach zu erklären sind: Blutzuckerentgleisung bei den Cortisonen, retrograde Amnesie bei gewissen Schlafmitteln, psychische Probleme und Schlafstörungen bei Mefloquin, Depressionen bei Isotretinoin, Photosensibilisierung gewisser Antibiotika, …

Und dann gibt es die wirklich, wirklich abstrusen:

  • Verlust der Fingerabdrücke beim Krebsmittel Capecitabinum (Xeloda) –
  • Sehnenscheidenrisse bei den Fluorochinolon Antibiotika (Ciproxin, Norfloxacin)
  • Spielsucht beim Parkinsonmittel Pramipexole (Requip)
  • Orgasmus beim Gähnen durch gewisse Antidepressiva: Clomipramine macht das, aber eventuell auch Fluoxetin, Citalopram und Risperidon
  • Kurzfristiger Gedächtnisverlust bei Statinen (Cholesterinsenker)
  • Schmerzen bei Fexofenadin (Antiallergikum)
  • Verlust von Geschmack- und Geruchssinn beim Blutdrucksenker Enalapril (Reniten)
  • Blau- und Gelb-sehen beim Potenzmittel Sildenafil (Viagra) und Herzmedikament Digoxin
  • Schwarzer Urin beim Antibiotikum Metronidazol (Flagyl)
  • Blaufärbung Augenweiss beim Schmerzmittel Naproxen
  • Rot-grün Farbenblindheit auch bei Naproxen
  • Männerbusen (mit Milchproduktion) beim Mittel gegen Prostatabeschwerden Finasterid (Propecia)
  • Plötzliche Schlafattaken bei Cabergolin (schon während der ersten Tage der Einnahme), insbesondere bei Patienten mit Morbus Parkinson, wobei plötzliches Einsetzen von Schlaf während einer Tätigkeit, in manchen Fällen ohne Vorwarnung, selten berichtet wurde
  • Priapismus (anhaltende Erektion) beim Antidepressivum Trazodon (Trittico) Sertralin (Zoloft)

Habt ihr noch Beispiele?

32 Kommentare zu „Nebenwirkungen von Z bis A (Zu erwarten bis Abstrus)

    1. Wieso soll dass nicht gehen? Brustdrüsengewebe kann auch bei Männer vorhanden sein. Dass dieses Gewebe bei einem Medikament welches in den Testosteronhaushalt eingreift anwachsen und spezialisieren, also zu funktionstüchtigen Milchdrüsen anwachsen, erstaunt mich jetzt nicht.

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  1. Mist, schwarze Haarzunge war schon genannt
    Methylphenidat kann auch Priapismus verursachen. Und Appetitlosigkeit
    Erektionsstörungen bei Enalapril
    Juckreiz bei HAES (falls das noch jemand macht)
    Und Libidoverlust bei praktisch jeder Pille…..

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  2. Die gelbe Färbung des Urins bei den orthomol Produkten liegt am hohen Vitamin B2 / Riboflavin Gehalt. Alles, was der Körper davon nicht braucht, wird einfach wieder ausgeschieden und verfärbt dabei den Urin gelb.

    Ich kenne Schmerzen in der Muskulatur (am ganzen Körper) durch Ergotamine. Das war übel! Ich hatte damals die Wahl zwischen einer Migräne-Attacke, also im Bett in einem abgedunkelten Raum vor mich hin zu leiden, oder nicht aus dem Bett zu kommen, weil wirklich jede Bewegung schmerzhaft war. Wie ein sehr heftiger Ganzkörper-Muskelkater. Fiel wohl auch in die Kategorie „extrem selten“ laut meinem Neurologen. Bin echt dankbar, dass die angeblich ach so böse Pharmaindustrie da weiter geforscht hat und es mittlerweile andere Medikamente gibt.

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  3. Das mit dem Orgasmus beim Gähnen klingt jetzt aber doch irgendwie eher positiv als negativ auf mich… ;-)

    Gab es da nicht auch mal eine Dr. House Folge drüber?! :-)-

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    1. Ungefragt und ungewollt überall und jederzeit durch einen nicht zukontrollierenden Trigger einen Organsmus zu bekommen ist allerdings schon übel. Stell Dir mal vor, wie Du mitten zwischen den Menschenmassen in einer S-Bahn z.B. herzhaft gähnen musst, und Dich dann völlig überraschend ein Orgasmus durchschüttelt. Wirklich so toll, wenn 70% der umstehen erstaunt bzw. angewiedert schauen, und ein paar ganz „Nette“ zusätzliche Unterstützung anbieten?

      Und nun stell Dir das ganze mal aus Sicht eines Mannes vor, der dann zusätzlich betreffend Mangel an Slipeinlage eine nasse Hose hat…

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  4. Ich bin ja doch echt überrascht davon, dass doch so viele einige Nebenwirkungen kennen. Ich bin damit eigentlich noch so gar nicht in Kontakt getreten!

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  5. Spielsucht unter Dopaminagonisten wie Pramipexol ist eine klinisch relevante Nebenwirkung, die durch den Dopaminagonismus auch klar nachvollziehbar ist. Darüber sollte man alle Patienten und deren Angehörige, die neu auf so ein Präparat eingestellt werden, aufklären. Also die ist zwar selten, aber real.
    Priapismus unter Trazodon ist auch selten, kommt aber vor, daher nennt man es im englischen manchmal auch Trazobone…

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  6. PDE-5-Hemmer -> erröten im Gesicht (kann ja im ED-Zusammenhang ganz süß sein); bei Behandlung der Pulmonaren Arteriellen Hypertonie z.B. auch Nasenschleimheitschwellung und Nasenbluten, vermehrte Erektionen (was wohl nachvollziehbar ist)

    Eisensubstitution -> schwarzer Stuhl

    Finasterid -> Impotenz, verminderte Libido, Ejakulationsstörungen, vermindertes Ejakulationsvolumen (kann alles auch Jahre nach Absetzen anhalten); Depressionen mit Suizidalität (wurde gerade erst wieder darauf hingewiesen vor ein paar Monaten)
    „Propecia“ ist Deutschland die 1mg-Variante gegen Haarausfall (mit so ziemlich den selben NW), die 5mg-Variante gegen BPH ist in Deutschland als Original „Proscar“
    In diesem Zusammenhang -> Fötusmißbildungen bei schwangeren PTA/Apothekerinnen, die aus „Proscar 5mg Filmtabletten“ dann 1mg-Finasterid-Kapseln hergestellt haben (was durch den Arzt so rezeptiert wurde, weil es für den Patienten damals auf diese Weise viel billiger war, als einfach das Fertigarzneimittel „Propecia 1mg“ zu kaufen).

    Ulipristalacetat & Levonorgestrel -> Konzentrationsverlust, Schwindel, unscharfes Sehen, Beeinträchtigung bei Maschinenbedienung (jedes Mal erstaunte Blicke beim Durchgehen des Beratungsbogens)

    Omeprazol -> Erregungszustände, durchaus Euphorie

    Risedronsäure & Alendronsäure -> Osteonekrose des Kiefers

    soviel für heute ;-)

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  7. Zählt eingentlich nen falsch-positiver Test auf Opiatge- bzw. missbrauch nach dem Verzehr von mohnhaltigem Gebäck hier auch mit rein? Mohnkuchen ist ja eigentlich kein Arzneimittel, auch wenn er durchaus situationsabhängig stimmungsaufhellend wirken kann… :)

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  8. Toloniumchlorid – Blaufärbung von Urin, Haut und Schleimhäuten
    (Diese Nebenwirkung wurde in einer Folge von „Mash 4077“ veralbert, als der Champion des „gegnerischen“ Bowlingteams vergiftet wurde durch Pierce und Trapper, und ihm als Heilung gegen den blauen Urin – verursacht von „schlimmen Nierenproblemen“ – 24 Stunden lang das Bücken untersagt wurde. So konnt der natürlich nicht mehr sinnvoll Bowling spielen.)

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    1. Wir hatten oben schon die Vitamine für neongelben Urin. Kenne ich, ist bei mir wirklich mit „neon“ gut beschrieben. Aber auch mit Nifurantin tut sich da bei mir was. Nicht ganz so neon, aber doch deutlich anders als ohne. Keine Ahnung ob das Nebenwirkung ist. Ich frage mich eher, ob man grünen Urin pullert wenn man die richtigen Vitamine/Nifu und Toloniumchlorid zusammen einnimmt? :-D

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  9. Mir fälllt noch eine Nebenwirkung ein – durchaus ernst formuliert.
    Relevante Nebenwirkung: Die – an und für sich durchaus gewünschte – Antriebssteigerung bei Antidepressiva, besonders bei SSRI-Antidepressiva. Der persönliche Antrieb kann durchaus so gesteigert werden, dass eine suizidgefährdete Person seine Suizidabsichten auf einmal in die Tat umsetzt.
    Das muss man echt im Blick behalten…

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    1. naja, dafür brauchts nicht unbedingt nen stimmungsaufhellendes ssri snri sdri dri oder so, die benzosdiazepine lockern auch ganz gut auf so das man dies mal versucht (ich nehme eines seit vielen jahren auf dauer und weiss das die gedanken öfter kommen)

      bei den bezodiazepinen, je nach person und je nachdem welchem gibt es auch spielsucht als auch sex sucht oder spontane bzw minimalberührungs orgasmen, letzteres habe ich bei mir mehrfach erlebt (rivotril)
      weiss gerade nicht ob letzteres in der packungsbeilage steht bzw es steht drin als veränderung des sexualverhaltens inkl keiner lust… tjoa nur halt andersherum :P
      bei tavor also lorazepam werde ich spitz wie nachbars lumpi nur das ich es nicht erinnere da tavor netterweise sehr starke amnesie erzeugt :P also finger weg

      paracetamol erwähnte keiner, ich bekomm von dem zeugs geruchshalluzinationen, machte mich mal wahnsinnig vor vielen jahren bis ich den grund gefunden hatte da es nicht in der literatur beschrieben ist

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  10. Und dann gibt es noch eine Vielzahl an NW, die bei den Leuten schon beginnen, da ist die Pille noch nicht mal im Magen angekommen! Von Angstzuständen, Zittern, Geschmacksstörungen, Kopfschmerzen, Sehstörungen bis hin zum Umfallen ist da alles dabei…Umgekehrtes Placebo sozusagen ;-)

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  11. Sehr kurios und sehr unangenehm habe ich persistierenden Schluckauf nach Dexamethason in Erinnerung – bin bei der Suche bei PubMed schließlich fündig geworden (hätte auch ja was anderes sein können – hörte aber nach Absetzen genauso schnell auf wie gekommen – und fing nach Wiedereinnahme genauso wieder an).

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  12. Hyperhidrose (starkes Schwitzen) bei Antidepressiva.

    Mir fällt es da schon schwer die Berichte von Betroffenen zu lesen die zwischen der Entscheidung stehen die sozialen Nachteile durchs Schwitzen gegen andere Medikation abzuwägen bei der sie das Gefühl haben das sie nicht so gut wirken.

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  13. Starker Nachtschweiß und RLS bei Paroxetin.
    Ersteres hat sich zum Glück irgendwann eingestellt. Mit den schmerzenden Beinen in der Nacht werde ich allerdings wohl leben müssen.

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  14. Ein Psychopharmakon hat bei mir mal Milchproduktion verursacht. Ich glaube es war risperdal (bin mir nicht mehr sicher, lang ist’s her). Außerdem heftige Bewegungsstörungen bis hin zur gelegentlichen Unfähigkeit „richtig“ zu laufen (das lässt sich sicher neurologisch erklären). Ein Parkinsonmedikament hat dann geholfen.
    Bei fluvoxamin: schmerzen in den Beinen.

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    1. Das mit der Milchproduktion war für mich damals als 15-jährige übrigens sehr irritierend! Nach ein paar Monaten fand ich es lustig.

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    2. Das ist sehr gut denkbar. Viele Neuroleptika wirken auf Dopamin-Rezeptoren hemmend und Dopamin hemmt die Milchbildung über Prolaktin. Hemmen*hemmen ergibt doch was ;)

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