Switcheroo

Herr Oblidat, einer unserer Patienten – schon gelegentlich als eher kompliziert, da sehr unsicher im Alltag bekannt – streckt mir zwei Packungslaschen von Medikamenten entgegen: „Das will ich wieder.“

Eines ist Relaxane – ein pflanzliches Beruhigungsmittel, das andere sind seine Blutdrucktabletten.

Ich gehe beides holen, gebe es im Computer in seinem Dossier ein (er hat Rezepte für beides), schreibe es an und übergebe ihm die Medikamente.

Worauf Herr Oblidat die Medikamente in seine Tasche steckt, nochmals hineinfasst, eine Packung Redormin aus derselben herausholt und verwirrt sagt: „Weshalb geben sie mir das jetzt? Das habe ich doch schon.“

Jetzt bin ich verwirrt. Ich habe ihm doch gerade Relaxane gegeben, nicht Redormin. Oder?? Redormin ist das pflanzliche Schlafmittel von derselben Firma.

„Wo kommt das denn jetzt her?“ rutscht es aus mir raus.

Herr Oblidat: „Das haben Sie mir gegeben … vorher.“

Ich bin eigentlich sicher, dass es das Relaxane war … gut, die sehen so ähnlich aus, aber ich habe sie beim aus der Schublade nehmen angeschaut und dann eingescannt….

Ich habe eine Idee: „Darf ich mal in die Tasche schauen?“

Ich ziehe das Releaxane aus seiner Tasche, angeschrieben – die Packung, die ich ihm vorher gegeben habe: „Nein, ich habe ihnen das hier gegeben.“

Er (vorwurfsvoll): „Und was ist dann das hier?“

Das ist offensichtlich die Packung, die ich vom Kunden den ich vorher über Schlafmittel beraten habe noch auf der Theke habe liegen lassen. Der Kunde hat sie (weil sie ähnlich aussehen) wohl einfach eingesteckt, als ich hinten war um seine Medikamente holen.

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Schon klar, man sollte immer aufräumen zwischen den einzelnen Patienten, aber dafür hatte ich an dem Tag keine Zeit, da sie praktisch Schlange standen. Da habe ich das einfach auf die Seite gelegt.

Offenbar ein Fehler. Da sieht man, was dann passieren kann.

(P.S. falls ihr die Bedeutung des Titels googelt, haltet euch an das Oxford dictionary oder Wikipedia und nicht an das urban dictionary …)

6 Kommentare zu „Switcheroo

  1. Wow, Medikamente stibitzen.

    Ohne den Hinweis hätte ich nicht auf Urban Dictonary geschaut. Da sieht man, wie hilfsbereit Pharmama ist. :)

    By the way, das Relaxane (oder ein Placebo) hatte ich in einer klinischen Studie. Im Schlussgespräch: „Handelte es sich um Dingsda von der Firma Soundso?“ – „Wie haben Sie es herausgefunden?“ – „Das Mittel wurde aus Pestwurz hergestellt. Und dann das Nebenwirkungsprofil…“

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  2. Die Kandidaten, die einfach einstecken, was rumliegt kenne ich….
    ICh versuche dann immer alles, was noch da liegt gleich mitzunehemen, wenn ich nach hinten gehe. Aber das klappt auch nicht immer.

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  3. Mal davon ab, aber so sich ähnelnde Medikamentenpackungen finde ich bescheuert, ehrlich. Das ist so gefährlich. Gerade wenn man das nicht (mehr) so gut lesen kann oder unbedacht mal eben fix noch seine Medikamente nimmt vor dem Schlafengehen oder oder oder…

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  4. Auch wenn turtle das schon geschrieben hat: Dir ist doch klar, dass bei so einem Post Scriptum natürlich alle erst recht im Urban Dictionary gucken…? :-D

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  5. Ein Switcheroo ist eine überraschende Änderung oder Umkehrung. Wenn deine Mutter die Kekse in einer Keksdose durch Pflaumen ersetzt, könnte dein Vater sagen: „Sie hat den alten Switcheroo gezogen!“ Meistens ist ein Switcheroo ein Witz oder Trick…. einfach teilen.

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