Beleidigend direkt?

Manchmal muss man fast beleidigend direkt sein um einen (wichtigen) Punkt rüberzubringen, damit das verstanden wird. Ehrlich, ich bemühe mich immer freundlich, mindestens höflich und gleichzeitig möglichst … aussagekräftig zu formulieren, aber es gibt Situationen, da fällt es schwer.

Beispiele?

Man muss die Medizin nehmen, damit sie wirkt. Wirklich. Sooo häufig. Gilt auch für Eltern: „Ich habe ihm/ihr vor 4 Stunden Ibuprofen gegeben, aber das Fieber ist zurückgekommen!“ Ja … so lange wirkt das Ibuprofen etwa. Da ist nicht eine Einmalkur für Fieber. Ausserdem: Fieber ist nur ein Symptom, nicht das Problem selber.

Es könnte sein, dass ihr Rücken-/Knie-/etc -Schmerz etwas damit zu tun hat, dass sie täglich etwa 100kg extra mit sich herumtragen. Da helfen die ganzen Salben und auch Tabletten nicht ewig.

Ältere Frau kommt mit Packung Glycerin Zäpfchen (gegen Verstopfung) und sagt: „Da fehlt etwas. Da drauf steht: In den After einführen – aber in der Schachtel hat es keinen After drin.“ Es folgte natürlich meine Erläuterung dass der After ein Teil ihres Körpers ist, und wo die Zäpfchen hinkommen. Dabei musste ich nicht so nette Worte benutzen … (Es bringt mich heute noch zum Lächeln, aber „A…loch“ hat sie dann verstanden ohne brüskiert zu sein).

Weiblicher Asthmapatient mitte bis Ende 30 scheint immer viel zu schnell wiederzukommen für ihren Salbutamolinhaler. In den letzten paar Wochen hat sie laut Computerdossier 6 gebraucht. Ich frage sie, ob ihr Asthma denn so viel schlimmer geworden sei, oder ob sie ihren Inhaler verloren hat. Nein – ein naher Freund hat ihr empfohlen, dass sie abends vor dem Schlafen ihr Kopfkissen damit einsprühen soll – grosszügig. Was wohl so etwa 5-6 Sprühstösse pro Kissen bedeutet. So funktioniert das aber nicht, das muss direkt (!) in die Lunge – und ist reine Verschwendung.

Mann in den frühen 50ern bekommt Cholesterinsenkende Mittel. An einem Tag kommt es und will Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin gemessen haben (damals machten wir das noch) – dabei fällt auf, dass sein Cholesterinspiegel sehr hoch ist. Man fragt nach und erfährt, dass er das Mittel nur nach Bedarf nimmt: also dann, wenn er „spürt, dass sein Cholesterin steigt“. Ja, er ist voll davon überzeugt, dass er das fühlen kann. Damit wäre er ein Unikum – und im übrigen: der Körper ist durchaus selber in der Lage Cholesterin zu produzieren, erhöhte Werte haben ihre Ursache oft in der Genetik, nicht nur im (aktuellen) Essen, auch deshalb nimmt man die nicht „nach Bedarf“.

Junges Pärchen, nicht älter als 18 kommt und verlangt die Pille danach. Bei der Beratung fragt der männliche Teil, der dabei sein wollte, erst nach, ob man die Pille direkt danach am Morgen nach dem ficken (seine Wortwahl) nehmen muss –  und nachdem man die Anwendung erklärt hat fragt er, warum sie das Medikament nehmen muss (und nicht er). Ich durfte ihm also erklären, dass er nicht schwanger werden könne (da ein Mann) und dass deshalb die Frau, die das kann auch die Pille nehmen muss. Ausserdem habe ich ihnen empfohlen in Zukunft immer Kondome dabei zu haben und zu gebrauchen …

Und damit zusammenhängend: Schwangerschaftstests werden nicht positiv innert Minuten nach dem Geschlechtsverkehr. Auch die neuen Frühtests werden dann noch nichts anzeigen.

In dem Sinn: freundlich lächeln und weitermachen!

smileandwave

33 Kommentare zu „Beleidigend direkt?

  1. Eine ältere Dame die nichts mit Zäpfchen anzufangen weiss? Ich bin erschüttert. Vielleicht bin ich zu sehr an Omas gewöhnt, die, wie der Name schon sagt, Kinder haben und sich daher damit auskennen.

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  2. Kissen mit Asthma-Spray einsprühen, das ist neu. Bei Dr. House gab es eine schöne Szene bei der eine Asthma-Patientin, deren Inhaler nicht wirkt, ihm die Dosierung vorführt und sich wie beim Einparfümieren an den Hals sprüht.
    Viele halten das sicher für eine Übertreibung aber solche Vorfälle gibt es auch genug in der Apotheke. Auch wenn das lustig zu lesen ist, zeigt es dich wieviel Blödsinn in der Apotheke doch abgefangen werden kann.

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  3. Aber es gibt leider tatsächlich noch sooo viel mehr, das man erzählen kann…
    Mein Highlight war eine Kundin, die jedes Medikament (egal ob rezeptpflichtig oder OTC) zuerst eine geraume Zeit fest an sich drückte (auf Höhe des Solarplexus), um festzustellen, ob ihr Körper damit einverstanden sei. Die Diskussion, die sich dann entwickelte, als ihr Körper das Antibiotikum bei der eitrigen, von Fieber begleiteten Mandelentzündung ablehnte, kann sich der geneigte Leser bestimmt bestens ausmalen seufz.

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    1. An den Körper drücken? Wie lächerlich! Dabei weiss doch jeder dass man die Medikamente vorher Auspendeln muss! Manche Leute haben Ideen… ;-)

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      1. Also das mit dem Auspendeln habe ich schon mehrmals erlebt… ich bringe dann ehrlich gesagt kein wort raus und lasse die Leute einfach machen.

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        1. Bei mir wollte mal jemand eine Tablette aus der 80-DM-Packung (damas) aus dem Blister drücken, weil das Plaste die „Pendelkräfte“ „verzerrt“. Es handelte sich um Wobenzym mit einer schön orangen Dragierung. Da mir vorher klar war, dass diese Person so eine Tablette eh nicht kaufen würde, habe ich die Entahme der Tablette (und damit die anschließende Unverkäuflichkeit der Packung) verweigert. Und – oh Wunder – das Pendel sagte: „Orange gewinnt die Fußballweltmeisterschaft….“, ach nee, „Orange geht GAR NICHT!“ ;-)

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          1. Bei solchen Erlebnissen frage ich mich ja immer wieder, ob wir tatsächlich im 21. Jahrhundert leben, oder das Zeitalter der Aufklärung nicht doch nur eine kollektive Illusion war. Vom vielen Kopfschütteln bekomme ich irgendwann nochmal ein Schleudertrauma.

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    2. Na, dann läuft sie im besten Fall noch ein paar Mal zwischen Arzt und Apotheke hin und her, bis ihr Körper die richtigen gefunden hat … der weiss es sicher besser als der Arzt (Nicht).

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  4. Äh. ÄH.

    Wow.

    Ich sage nichts mehr.

    Ausser dass ich gerade in einer französischen Kleinstadt bin, und versuche, alle Apotheken zu fotografieren. Trifft sich gut, dass ich ohnehin 15 km Lauftraining absolvieren muss bis und mit übermorgen…

    (Bin gerade mit meinem Billiglaptop unterwegs, und da habe ich ganz andere Cookies drauf als auf meiner richtiger Datenbratgerät.)

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  5. Bitte vor solchen Beiträgen eine Warnung stellen, dass man sie mit leerem Mund lesen soll. (Wer wischt jetzt den Tee von meiner Tastatur und meinem Bildschirm?)

    „…aber in der Schachtel hat es keinen After drin.“

    Oh Gott, ich kann nicht mehr..! :-D

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  6. Vor ein paar Monaten:
    Ein junger Mann, ca Anfang/Mitte 20, kommt mit einem Rezept vom FA, für seine Freundin, in die Apo. CanestenGyn Once war aufgeschrieben. Es entwickelt sich folgendes Gespräch:
    „Nur noch einmal? Das ist ja super, sonst sind das ja immer 3 Tage und das ist ja doch schon SEHR unangenehm. Vorallem weil die Tabletten so groß sind und sich so schlecht auflösen“
    Ich bin überrascht dass er sich so gut auskennt. Erkläre aber nochmal genau, denn das mit den großen Tabletten und „immer“, ruft in mir eine Sorge um ein Missverständnis hervor.
    „Genau. Das zum Einführen in die Scheide muss bei dieser Therapie nur einmal gemacht werden. Außerdem ist das hier auch ein Scheidenzäpfchen, anstatt der großen Tablette. Das ist leichter einzuführen und schmilzt durch die Körpertemperatur sehr schnell. Am besten Abends zum Schlafengehen, damit es möglichst lange wirken kann. Die Salbe muss aber trotzdem weiterhin verwendet werden………..“
    Hier unterbricht er mich, während er auf die Packung zeigt und mich dabei fast ärgerlich ansieht und spricht:
    „Mooooment!! Ist da etwa auch NUR EINS drin?!“
    „Eh.. Jaaaa, richtig. Eines!“
    „Ja aber das geht doch nicht! Gibt es keine Packung mit zwei Stück drin? Sonst brauchen wir ja noch eine zweite Packung!“ Ich bin kurz verwirrt, er spricht weiter „Ich muss das doch auch immer mit anwenden, hat jedenfalls der Frauenarzt gesagt. Damit wir uns nicht gegenseitig anstecken!“

    In dem Moment habe ich begriffen, dass meine Sorge, die sich ursprünglich eingestellt hatte, zwar berechtigt war aber ein völlig unerwartetes Missverständnis vorliegt.
    Er war sehr froh zu erfahren nur die Salbe verwenden zu müssen, denn von den Tabletten wurde er immer wund. Der arme Kerl hatte nicht nur die Salbe mitverwendet, sondern ganz brav auch jeden Abend eine Tablette…naja… unter seine Vorhaut geklemmt.
    Zwar bin ich kein Mann aber das ist sicherlich, auch für mich nachvollziehbar, SEHR unangenehm! Das erklärte auch das schlechte auflösen der Tabletten. Die hat er sich nämlich morgens immer noch da rausbröckeln müssen, weil sie über Tag sonst zu unangenehm waren. Habe das alles ganz genau erklärt bekommen und auch welche Probleme sich dabei auftun. Ich stelle es mir mehr als nur unangenehm vor. Bisher hatte Sie wohl immer eine 6er Packung und damit haben beide dann jeweils eine 3-Tage-Therapie gemacht. .

    Seit dem frage ich mich, ob das wohl auch passiert wäre, wenn er beschnitten wäre oder wie er das dann gehandhabt hätte. Bilder in meinem Kopf liefern abstrakte Ergebnisse. Tja,ja…

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    1. Das haben Sie wirklich falsch verstanden. Die Tabletten sind nicht zum Einklemmen unter der Vorhaut – wie sollten das dann z.B. beschnittene Männer machen? Die sind zum Einführen in die Harnröhre.
      duck&cover

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      1. Einen ähnlichen Gedanken hatte ich auch bereits. Genauso die Vorstellung von schlaflosen Männern mit einem tablettengefüllten Kondom oder einem Pflaster am Penis, dass die Tablette an die Eichel drückt.
        Die Frage, wie er überhaupt darauf kam und wie er sich das dann bei beschnittenen Männern vorstellt, lag mir, der Neugier geschuldet, ernsthaft auf der Zunge. Allerdings fand ich das dann doch nicht angebracht und hatte auch bereits genug gehört, worauf ich lieber verzichtet hätte.

        Aber es ist definitiv positiv anzumerken, dass er das ernst genommen und die Therapie auch jeweils mitgemacht hat (und das sogar obwohl es ihm definitiv weh getan hat). Das ist leider zu oft nicht der Fall, da viele die Meinung vertreten mit solchen „Frauensachen“ nichts zu tun zu haben und außerdem ist es ja auch sehr aufwändig und lästig die Creme zu verwenden….

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        1. Natürlich ist es nicht angebracht, während eines Beratungsgesprächs solch eine Anmerkung zu geben bzw. solch eine Rückfrage zu stellen. Ich äußere nur halt gern mal außerhalb eines Beratungsgesprächs meine Assoziationen dazu.

          Andererseits denke ich, dass ich (in anderen Zusammenhängen) auch schon genug Blödsinn nachgefragt habe, wo der mich Beratende innerlich mit den Augen rollte… Insofern gleicht sich manches im Leben wohl aus. :-)

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          1. Natürlich nicht, zumindest nicht grundlegend.
            Es ist wie du es sagst, manches mal fragt man, aus verschiedensten Gründen, durchaus seltsame Sachen oder es nur erscheint seltsam. Manchmal versuche ich auch nur nachzuvollziehen was/wie die Person denkt, um rauszufinden ob es noch mehr gibt das ich sonst nicht in erwägung ziehen würde.

            Wobei ich durchaus, je nach Situation und Charakter des Kunden, auch schon Fragen dieser Kategorie gestellt habe (ok, nicht immer absichtlich). Daraus resultiert dann aber auch immer herzliches Lachen.

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        1. Als solcherweise anzuwendendes zugelassenes Arzneimittel wäre z.B. „Muse XYZµg Stäbchen“ zu nennen gegen erektile Dysfunktion. Auch meine ich mich zu erinnern, im Studium eine Form (ähnlich einer Zäpfchenform) zur Herstellung solcher Stäbchen gesehen zu haben, ohne jedoch damit je gearbeitet zu haben…

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  7. Liebe Pharmama,

    Ja, manchmal reicht der Intellekt wirklich nicht so weit, dass diplomatische / durch die Blume formulierte / nett formulierte Erklärungen ankommen… (meine ich jetzt wirklich nicht abwertend, sondern als Tatsache)
    Zu meiner Patientengruppe zählen unter Anderem Menschen mit Minderbegabung (oder kurz davor) und da mache ich die Erfahrung auch immer wieder… Leider meist nicht mit so erheiternden Beispielen wie bei dir oder den anderen Kommentierenden hier. :)

    Einziges „irgendwie nettes“ Beispiel:

    Patientin erzählt mir einen Traum, in dem sie sich durch allerlei Hindernisse in einem verlassenen Haus durchschlängeln muss (unter Anderem durch einen schmalen Schacht), um nach draußen zu kommen.
    Ich, sehr begeistert: „Also mir gefällt Ihr Traum sehr! Er spiegelt ja eigentlich genau das wider, was Sie in Ihrem Leben bisher erfahren und durchgemacht haben – und SO weit sind Sie gekommen!“
    Sie: „Aber ich musste noch nie durch einen schmalen Schacht klettern!“
    … Ich konnte ihr leider auch mit viel Geduld und Erklärungen zu Symbolik nicht wirklich verständlich machen, was ich meine….

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    1. Ich hätte jetzt nicht gedacht, dass nicht in Symbolen denken zu können, ein Problem für Minderbegabte sei. Kinder lieben doch gerade Märchen und ähnliches, weil sie instinktiv die symbolische Sprache der Märchen verstehen. Je weniger „verbildet“ also, um so eher haben sie einen Zugang dazu.

      Vielleicht hat man der Patientin als Kind zu wenig mit der Welt der Bilder- und Symbolik „gefüttert“? Keine Märchen, sondern nur TV?

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      1. Kenne ich nicht so.
        Kinder haben, bis zu einem gewissen Alter natürlich sowieso, sehr oft Probleme mit Metaphern und Symbolik. Sie verstehen dann zwar sehr wohl die Metapher selber, können den Sinn davon aber nicht auf sich oder eine Situation übertragen. Und genau dass ist auch das was Jeca beschreibt, die Verbildlichung, wird nicht im übertragenen Sinn auf den gesetzten Bezug verstanden bzw wird gar nicht erst hergestellt und ließ sich in dem Fall auch nicht herstellen.

        Die meisten Kinder verstehen viele Märchen tatsächlich erst Jahre später (zum Glück, sonst hätten manche wohl permanent Alpträume). Für Kinder sind Märchen oft nur Geschichten und weil oft Tiere, Prinzessinen und Prinzen oder Fabelwesen etc enthalten sind, finden Sie die entsprechend toll. Die Aussage dahinter, wird aber nicht verstanden oder hinterfragt.

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        1. Was das Verstehen von Symbolik im Kindsalter angeht, gehen die (fachlichen) Meinungen auch auseinander. Meines Erachtens muss man auch zwischen intuitivem Erfassen auf einer nicht-sprachlichen Ebene und dem intellektuellen Durchdringen auf der Meta-Ebene unterscheiden. Und zumindest Letzteres hängt definitiv von der Intelligenz ab. :-)

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  8. „aber „A…loch“ hat sie dann verstanden ohne brüskiert zu sein“

    Da gibt es doch hier in der Schweiz den schönen Begriff „Futi“…

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  9. Patient will nach etwa 4 Wochen seine Blutdruckpräparate umtauschen, der Heilpraktiker hat in drei Versuchen beim Auspendeln jeweils festgestellt, dass diese Tabletten schlecht für ihn sind……

    Kopf -> Tischplatte

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