Apotheken in der Schweiz und Impfungen

Donna und ihr Mann gehen auf Weltreise und ich schaue dafür ihre Impfungen an. Wir haben in der Apotheke ein tolles Programm dafür, in dem man die bisherigen Impfungen und Impfdaten eintragen kann, ausserdem, was man schon durchgemacht hat, und ob man auf Reisen geht oder es sonstige Umstände gibt, für die weitere Impfungen empfohlen sind. Es zeigt einem dann an, welche als nächstes empfohlen sind. Interpretieren muss man es dann allerdings selber. Für ihren Mann war Tetanus wieder nach, ausserdem Hepatitis A, (für sie ebenfalls) und Gelbfieber. Da sie nach Südamerika gehen, da ist es schwer empfohlen und für manche Länder sogar vorgeschrieben.

Ich schlage ihr deshalb vor, die Impfungen am Tropeninstitut zu machen. Die haben zwar seltsame Öffnungszeiten, aber sie dürfen gegen Gelbfieber impfen (nicht alle Ärzte dürfen das) und machen dann grad die anderen nötigen Impfungen mit.

Als Donna ihren Mann informiert, meint der, er hätte schon einen Termin dafür bei seinem Hausarzt gemacht und sie auch gleich mit angemeldet. Also ruft sie beim Arzt an und fragt, ob sie diese Impfungen dann machen können – sie zählt sie auf. Antwort: „Ja!“.

Donna: „Sind Sie sicher, dass sie alle machen können? Die Apothekerin hat gemeint Gelbfieber sei manchmal nicht möglich?“

„Da muss ich nachfragen.“ … (etwas später) „Nein. Gelbfieber impfen wir nicht.“

Beide Termine wieder abgesagt und sie sind doch ins Tropeninstitut gegangen.

Ich wollte das nur zeigen: so ein Umweg über die Apotheke zur Reisevorbereitung ist manchmal auch eine Abkürzung. Wir können die Impfpässe kontrollieren und anhand des Reiseziels die benötigten Impfungen empfehlen (Ja – eine kostenpflichtige Dienstleistung), so dass das nachher der Arzt nicht mehr machen muss. Das ist eine Zeitersparnis: bei uns in der CH wird ja der Arztbesuch nach Tarmed und gebrauchter Minuten abgerechnet. Und wir vermeiden Folgebesuche: nicht nur, dass man vorher schon dem Arzt mitteilen kann, was für Impfstoff bestellt werden muss, sondern manchmal (wie hier) auch direkt den Spezialisten zuweisen. Und seit neuerem dürfen wir gewisse Impfungen ja auch in der Apotheke selber machen: so wie Hepatitis A und B oder FSME. Sehr praktisch, finde ich!

Welche Apotheke wo was dürfen findet man auf Impfapotheke.ch

In der Mehrheit der Kantone können Apothekerinnen und Apotheker nun unter gewissen Umständen gesunde Erwachsene impfen. Die Impfbewilligungen für Apothekerinnen und Apotheker vergeben die Kantone. Derzeit ist das Impfen in der Apotheke in 19 Kantonen möglich. Im Tessin erfolgt das Impfen vorerst noch mit ärztlichem Rezept für den Impfstoff. Schwangere Frauen und Patienten, die sich in regelmässiger ärztlicher Behandlung befinden, sollen sich weiterhin bei Ihrem behandelnden Arzt impfen lassen.

25 Kommentare zu „Apotheken in der Schweiz und Impfungen

  1. „Sehr praktisch, finde ich!“

    Findest Du. Ich finde es gar nicht lustig, dass die Apotheken uns immer mehr von unserem Kuchen wegfuttern. Sorry, aber Euer Gewinn ist unser Verlust. Auf diese Weise steuern wir nur in einen Krieg Apotheken vs Ärzte. Und genau das ist es, was Herr Berset gerne hätte.

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    1. Ehrlich: für die Durchimpfungsrate von gesunden Erwachsenen, die (so) selten zum Arzt gehen, ist das mehr als nur praktisch: es ist sinnvoll. Wenn ich nicht reisen würde und deshalb selber schauen, hätte ich selber Lücken … denn bisher hat mich mein Hausarzt nie nach dem Impfausweis gefragt oder das nachgeschaut. Ditto bei meinem Mann und übrigens auch bei Juniors Kinderarzt, den ich letztens daran erinnern musste, dass man die Boostrix jetzt machen könnte, wenn wir schon einen Termin haben. Die Tollwutimpfung, für die ich extra vorher bei ihm angefragt habe, ob man die auch machen könnte (präexpositionell – momentan ist die Empfehlung, dass zwei an 0, 28 Tagen und nach 1 Jahr noch eine) reichen – hat er trotzdem nicht einmal bestellt gehabt, weshalb wir jetzt nochmal zwei Termine brauchen.
      Ich denke nicht, dass ihr Hausärzte zu wenig zu tun habt, im Gegenteil, da es immer weniger gibt werdet ihr ziemlich überlaufen sein, auch mit älteren und sehr kranken Patienten. Die „nehmen“ Euch die Apotheken, genauso wie die unter 18 Jährigen nicht weg. Und wenn das, was ihr macht auch besser abgegolten werden würde, müsstet ihr uns nicht einen Teil von unserem „Kuchen“ wegnehmen: die Medikamentenabgabe.

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        1. Grundimmunisierung:
          Entweder: 0 – 7 – 21
          Oder: 0 – 7 – 28

          Auffrischimpfungen:
          Für SEHR gefährdete Personen alle 6 Monate Antigentiterkontrolle, dann nach Befund.
          Für weniger gefährdete Personen alle 2-5 Jahre.

          Für die Immunisierung nach (potentieller) Exposition gibt es mehrere differierende Schemen.

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        2. Das ist ziemlich neue Info (vom Mai) von InfoVac. Sie schreiben: „Zur Abmilderung des globalen Impfstoffmangels und im Blick auf noch nicht publizierte Studien findet es die WHO gerechtfertigt, das Schema für die präexpositionelle Impfung gegen Tollwut zu vereinfachen, indem bei gesunden Personen mit mässigem Expositionsrisiko von 3 Dosen (0,7,21-28 Tage) auf 2 Dosen (0, 7-28 Tage) reduziert wird. Die Impfzentren für Reisende haben dieses Schema schnell übernommen, EKIF/BAG folgen diesem Schema zumindest vorläufig, bis die Tollwutimpfempfehlung im BAG grundsätzlich überarbeitet ist. Achtung; Das Schema ist off-label, Das Schema 0, 28 Tage sollte bevorzugt werden, da die Impfantwort bei einem längeren Intervall besser ist. Die Auffrischimpfung nach 12 Monaten bleibt bei weiterbestehendem Risiko empfohlen.

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      1. „bisher hat mich mein Hausarzt nie nach dem Impfausweis gefragt oder das nachgeschaut“

        Das ist schlecht. Gerade bei einem reisefreudigen Menschen wie Dir.

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        1. Zu seiner Verteidigung: er kann mich auch nicht sehr gut kennen, da ich nicht wirklich oft zum Arzt gehe. Die Frauenärztin sieht mich regelmässiger. Den Hausarzt habe ich in den letzten 10 Jahren etwa 4 Mal gebraucht.

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          1. „Ich denke nicht, dass ihr Hausärzte zu wenig zu tun habt, im Gegenteil, da es immer weniger gibt werdet ihr ziemlich überlaufen sein, auch mit älteren und sehr kranken Patienten.“

            Darum geht es nicht.

            „Die „nehmen“ Euch die Apotheken, genauso wie die unter 18 Jährigen nicht weg. Und wenn das, was ihr macht auch besser abgegolten werden würde, müsstet ihr uns nicht einen Teil von unserem „Kuchen“ wegnehmen: die Medikamentenabgabe.“

            Es ist nun aber so, dass die Selbstdispensation, die ja von Kanton zu Kanton unterschiedlich ist, jeweils explizit in den TARMED-Punktwert eingerechnet ist. Und die Apotheken in unserer Gegend sind inzwischen recht aggressiv darin, uns das Wasser abzugraben.

            Genauso mit der in vielen Apotheken inzwischen angebotenen Labordiagnostik, z.B. zum Cholesterin. Oder den Video-Docs von Medgate, die in Partnerapotheken Sprechstunden abhalten. Das ist unser Bereich, darin haben die Apotheken nichts zu suchen!

            „Zu seiner Verteidigung: er kann mich auch nicht sehr gut kennen, da ich nicht wirklich oft zum Arzt gehe.“

            Trotzdem kann er Dich bei diesen seltenen Gelegenheiten fragen. Ich mache es seit Jahren standardm$ssig so, dass ich bei Patienten, die nur selten kommen oder schon mehr als 5 Jahre nicht mehr bei uns waren, dass ich a) in der elektronischen KG im Impfdossier nachschaue und b) nochmal direkt nachfrage, wann die letzten Impfungen waren und ob da Handlungsbedarf besteht. Kostet mich maximal eine Minute.

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            1. „Ich mache es seit Jahren standardm$ssig so, dass ich bei Patienten, die nur selten kommen oder schon mehr als 5 Jahre nicht mehr bei uns waren, dass ich a) in der elektronischen KG im Impfdossier nachschaue und b) nochmal direkt nachfrage, wann die letzten Impfungen waren und ob da Handlungsbedarf besteht. Kostet mich maximal eine Minute.“
              Good on you! Sollten viel mehr so halten.

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  2. Ich habe kürzlich versucht herauszufinden, in welchen Intervallen Hepatitis (wir sind vor Jahren A und B geimpft worden) aufgefrischt werden sollte, und habe es nicht geschafft, eine vernünftige Seite dazu zu finden (oder habe ich die BAG-Seite zu wenig gründlich durchgelesen?).
    Mein Mann und ich nutzen die Seite meineimpfungen.ch , er mit, ich ohne Validierung. Aber man muss halt trotzdem selber ein Auge drauf haben.

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    1. Die Seite ist gut – validieren lassen kannst Du das übrigens auch in der Apotheke mit dem Impfausweis. Unser Programm ist mit der Seite verbunden, so dass wir Informationen mit Bewilligung des Patienten sowohl rauf- als auch runterladen können.

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      1. Super, danke, das merke ich mir. Unser Hausarzt ist schon im Pensionsalter oder kurz davor, gut möglich, dass wir irgendwann froh sind um Impfmöglichkeiten oder auch nur ums Validieren in der Apotheke.

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  3. Gegen die alljährliche Rüsselfieber-Winterpest habe ich mich in einer Apotheke impfen lassen.

    Später, bei einem Hausarzttermin, sieht der Arzt zufälligerweise den Kassenzettel der Apotheke: „Was? Soviel für die Grippeimpfung? Ich hätte für halb soviel gemacht…“

    Allerdings findet man die Impfempfehlungen des BAG (und auch des deutschen RKI) auch online. Die Tabellen sehen auf den ersten Blick aber recht kompliziert aus…

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      1. Wir haben das vor Jahren mal versucht: Impfstoff als Sammelbestellung mit anderen KollegInnen günstig eingekauft und dann zum Preis von 17 Franken all inclusive verimpft. Ergebnis: die meisten Kassen verweigerten die Erstattung mit der Begründung, wir müssten für den Impfstoff den Listenpreis nehmen und die Verimpfung durch die MPA korrekt dazu verrechnen.

        Da will man mal Kosten sparen und dann sowas. Ist ähnlich wie mit Einkaufsrabatten bei Medikamenten. Wir Ärzte können die bekommen und müssen sie ja auch an die Patienten weitergeben (was wir gerne täten). Aber dann kommen die Rechnungen immer mit dem Vermerk zurück, dass eine Erstattung nur bei korrektem Medikamentenpreis möglich ist.

        Wir wollen ja beim Sparen helfen, aber man lässt uns nicht!

        Ich glaube inzwischen, dass die Idee mit dem Rabattverbot beim Einkauf gar nicht so schlecht ist, soll ja 2020 kommen.

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        1. Krankenkassen-Wahnsinn in Reinkultur … dafür übernehmen sie es (bisher) gar nicht, wenn die Apotheke impft (Mit Ausnahme der CSS?). Respektive … man kann es als Patient versuchen einzuschicken.
          Oh – Danke für das Angebot, sehr lieb :-) Vielleicht nehme ich das an … oder ich mache dann das Nadelkissen für meine Mit-Apothekerin zum üben.

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      2. Nachtrag @Pharmama: denjenigen Patienten, die sowieso nur selten zu uns kommen und deswegen eine hohe Franchise haben, bieten wir die Grippe-Impfung selbstverständlich gerne weiterhin zum Aktionspreis gegen Barzahlung an (da wir da wohl kaum mit Problemen mit der KV zu rechnen haben, wenn die Rechnung sowieso nicht zur Erstattung eingereicht wird).

        Da ich mal vermute, dass Du und Deine Familie zu dieser Zielgruppe gehören, biete ich Dir hiermit gerne an, dass Du im kommenden Herbst mit Mann und Kind dafür zu uns kommen kannst. Den exakten Preis kann ich Dir allerdings erst Ende August nennen, sobald wir den aktuellen Einkaufspreis für den Impfstoff haben. Wird aber sicherlich wieder deutlich unter 20 Franken a.i. liegen. Und für meine Lieblingsapothekerin geht die Impfung natürlich auf’s Haus.

        (Das darf ich seltsamerweise tatsächlich anbieten, ich habe das schon vor Jahren mal grundsätzlich bei Santésuisse abgeklärt, als ich versuchte, durch Gratisimpfungen die Durchimpfung der Pflegekräfte in einem von mir betreuten Altenpflegeheim zu erhöhen. Dieser Plan ist allerdings leider an der Impfunwilligkeit der betroffenen Personen gescheitert.)

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        1. Wo du gerade von Durchimpfung sprichst: In einer großen Unistsdt in D werden Medizinstudenten nichtmal gegen Grippe geimpft… :-/ Ich bin im letzten Jahr bei den (verpflichtenden) Besuchen sowohl bei der Kontrolle des Impfstatus als auch bei der Arbeitsmedizinischen Untersuchung jeweils mit dem Hinweis auf fehlende kassenärztliche Zulassungen abgeblitzt. Super Sache, vor allem da Medizinstudenten ja (aufgrund von Anwesenheitspflichten und fehlenden erlaubten Fehlterminen) dazu neigen bzw. gezwungen sind, sich auch relativ krank noch auf Station zu schleppen…

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          1. Das mit dem Medizinalpersonal in Krankenhäusern impfen kenne ich von einer Arztkollegin. Bei ihnen wird das angeboten … die Impfrate war bei den Ärzten und Medizinstudenten wesentlich besser als bei dem sonstigen Pflegepersonal. Aber auch nicht 100% …

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            1. So bin ich’s auch gewöhnt. Entweder wurde gegen Influenza auf Station geimpft oder es ging – wie für alle anderen Impfungen – nach kurzer Vorankündigung zum Arbeitsmediziner am Haus. Wenn’s einem leicht gemacht und etwas beworben wird, steigen denke ich auch die Raten…

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  4. „in regelmäßiger Behandlung“
    Gibt es eine genauere Definition dafür? Das würde ja auf mich zutreffen, da ich 2-mal im Jahr zum Gyn gehe, somit ist das regelmäßig. Oder ist das gar keine Behandlung?
    Und was ist, wenn der Patient das gar nicht als „regelmäßige Behandlung“ empfindet? Könnt ihr da irgendwie nachschauen? Das wäre mir ja teilweise zu brenzlig.

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    1. Vor der Impfung in der Apotheke wird mittels Fragebogen abgeklärt – da fällt derartiges auf, ja. Bei manchen Krankheiten / Medikamenten dürfen wir nicht impfen. Das hat nichts mit dem Empfinden des Patienten zu tun …

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  5. Cool muss gleich am Laptop schauen ob von den Apotheken an denen ich täglich vorbeilaufe dazugehört, sonst mache ich es wieder nicht. Gerade für die Grippe im Herbst wäre das nützlich.

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  6. Aktuell ist das Thema „Impfen“ ja wieder sehr präsent in den Medien – vor allem weil die düütsche Bundesregierung eine Masern-Impfpflicht plant.

    Wer diesem Thema dennoch auch eine heitere Seite abgewinnen möchte (was aber m.E. auf einen eher morbiden Humor deuten würde), sollte sich mal folgende Videos reinziehen:

    Viel Spass beim Schauen!

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