Von Codein und Nasentropfen und ändernden Empfehlungen

Ausmisten ist wichtig. Auch in der Apotheke. Man glaubt manchmal nicht, was sich so alles ansammelt – und manchmal noch weniger, wie schnell etwas auf einmal obsolet ist.

Das Wissen um die Anwendung der Medikamente ist im ständigen Wandel. Was gestern korrekt war und von allem gemacht wurde, kann heute tatsächlich als überholt und schlecht gelten.

Beispiel über das ich vorhin gestolpert bin: Codein bei Kindern. Bis 2015 (2016?) war das usus, auch Kindern ab 3 Jahren ohne Rezept (und darunter mit Rezept) Codein bei hartnäckigem Husten zu geben. Das ist die Broschüre, die ich von einer Firma noch bei uns gefunden habe:

makatussintropfen

Die kann ich definitiv wegwerfen. Heute steht in der Packungsbeilage deutlich:

Kontrainduziert bei Kindern unter 12 Jahren

und bei 12-18 Jährigen steht seitdem auch die Einschränkung, dass es bei Atembeschwerden (wie Asthma) nicht angewendet werden darf.

Grund ist die bekannte (und gefürchtete) Atemdepression – man atmet weniger und kann ganz aufhören, was gerade im Schlaf gefährlich ist. Das war vorher schon bekannt, nur ist das Risiko bei Kindern höher / schwer vorhersehbar. Deshalb ist man lieber vorsichtig.

Immerhin ist Husten ja auch ein Reflex des Körpers, etwas, das eigentlich Sinn macht und gut ist – auch wenn es lästig sein kann. Den muss man nicht zwingend unterdrücken.

Momentan sehen wir einen (ähnlichen) Wechsel bei den Nasensprays und der Anwendung bei Kindern. Abschwellende Nasensprays mit Xylometazolin können (auch in Kinderdosierung) bei Säuglingen und Kleinkindern Kreislaufprobleme machen – und verlieren nun teils die Zulassung unter einem bestimmten Alter. Ich beobachte das noch, wo und welche alles.  Aber wir empfehlen da wir bei Kindern sowieso in erster Linie die Salzlösungen zum spülen und die abschwellenden Tropfen erst ab 2 Jahren, nur kurzfristig und im Akutfall so wenig wie möglich – auch wegen des Gewöhnungseffekts.

16 Kommentare zu „Von Codein und Nasentropfen und ändernden Empfehlungen

  1. Aah, das gute Makatussin.
    Die Schweizer die das bei mir kaufen sind komischerweise immer enttäuscht^^
    Thymian und Sternanis wirken halt doch nicht so schön wie Codein.

    Ich bin sehr froh, dass der Codeinmarkt bei uns in D so stark eingeschränkt wurde

    Like

  2. „die anschwellenden Tropfen erst ab 2 Jahren nur kurzfristig“

    ANschwellende Tropfen würde ich ja so gar nicht geben… :P

    Like

  3. Welchen Wirkstoff bei abschwellenden Nasentropfen gibt man denn jetzt bevorzugt bei Säuglingen? Wenn die Nase dicht ist, kann mein Sohn nicht stillen und ein hungriges und krankes Kind ist ja auch nicht die Lösung.

    Like

    1. DAS würde mich auch sehr interessieren. Unsere kleine Dame (spätes Frühchen) ist gerade mal vier Wochen alt. zweieinhalb davon schnorchelt und röchelt sie Dank dauerschniefender Schwester (KiTa) und Familie zum Erbarmen vor sich hin. Mundatmung ist in dem Alter noch nicht – und Kind wird voll gestillt. WENN sie denn Luft bekommt 😳.
      Und nun? Nach 5 Tagen dreimal täglich Nasentropfen ist Mama ehrlich besorgt, was denn nun besser ist…

      Like

    2. Im Moment wird gesagt, dass Oxymetazolin eventuell (!) besser sei als Xylometazolin. Ohne Gewähr. Ich denke, mit der nötigen Vorsicht kann man beides geben. Heisst: so wenig wie möglich und kurzfristig.

      Like

      1. Das habe ich jetzt eh, das war/ist(?) das einzige, das mit einem Tropfer daher kommt und nicht mit einer Pipette. Wie man mit einer Pipette 1 Tropfen in ein Babynasenloch bekommen soll, weiß ich bis heute nicht.
        Im Regelfall gibts das nur abends oder als er noch kleiner war, dann, wenn er eben gar nicht stillen konnte, weil die Nase zu ist. „Putz mal die Nase“ funktioniert mit ein paar Wochen/Monaten halt noch nicht wirklich ;)

        Like

  4. Es ist ja richtig, dass man abschwellende Nasentropfen bei Babies (und Erwachsenen) nur kurzfristig geben sollte. Aber reine Kochsalzlösung hätte ich damals bei meinen Kleinen als unnötige Quälerei empfunden. Kochsalzlösungen befeuchten die Nase zwar und haben hypertonisch einen sehr geringen abschwellenden Effekt durch Osmose.

    Kinder tun sich sehr schwer, bei einer verstopften Nase durch den Mund zu atmen. Dann doch lieber mal kurze Zeit abschwellende Tropfen und diese rechtzeitig wieder absetzen.

    Like

    1. Stimmt, nur befeuchten hilft nicht (gleich) viel. Aber wenn du das Zeug mit der Salzlösung anlöst und dann abputzt oder – saugst, funktioniert das eigentlich ganz okay. Hat es bei uns jedenfalls. Pro-Tipp: ein paar Tropfen in den Mund, Babies mögen den salzigen Geschmack der NaCl-Lösungen.

      Like

  5. Ach ja, Hustenblocker bei Asthma. Ich kann bestätigen, dass man das nicht tun sollte. Das Gefühl, in den eigenen Lungen zu ertrinken, ist wahrlich kein schönes.

    Like

  6. Hallo,

    wenn du schon das Thema Nasenspray ansprichst- ist Nasenspray überhaupt sinnvoll?
    Ich hab die letzten 10 Jahre meines Wissens kein einziges Mal Nasenspray verwendet und es fehlt mir auch nicht- find das total eklig wenn einem das Spray dann wieder aus der Nase rausläuft- und dieser Geruch, brrrr
    Ich mags nicht, es macht eh süchtig (jaja nicht sofort ;)), also nehm ichs nicht- ist das ein Fehler?
    Gibts einen medizinischen Grund das zu nehmen, abgesehen von „Nase frei is angenehm“?
    Bei ner Stirnhöhlenentzündung versteh ichs ja noch… aber bei Schnupfen?
    Liebe Grüße

    Like

  7. Ich habe für den Notfall abschwellende Nasentropfen.. Aber seitdem ich die Anleitung für „gehackten Zwiebeln im Gazetuch neben dem Bett aufgehängt“ gefunden habe brauche ich die eigentlich nie, schon ganz sicher nicht mehr nachts.. Kaum hängt das Säckchen hat Junior die Nase frei.. Und das die ganze Nacht. Super für Beide :D

    Like

  8. Xylometazolin hat ja noch eine interessante Off-Label-Anwendung – lokal bei der Perianalthrombose. Okay, am Anfang ist es ein wenig gewöhnungsbedürftig, sich das Zeuch aufs Arschloch zu sprayen, aber es hilft extrem gut.

    Like

  9. ich habe Codein lange Jahre nach jeder Erkältung bekommen. Meine Kinder bekamen jetzt die Diagnose chronische Spastische Bronchitis, das werde ich damals wohl auch gehabt haben. Auch wenn es nicht gut war, ich verstehe meine Eltern heute. Das ganze Codein hatte allerdings die Nebenwirkung, dass mein Körper bis heute, 20 Jahre später, auf Codein einfach garnicht mehr reagiert.

    Like

Was meinst Du dazu? (Wenn Du kommentierst, stimmst Du der Datenschutzerklärung dieses Blogs zu)

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..