Rezept „unplugged“

Vielleicht wäre das auch ein Fall für die Reihe Da steht Was auf dem Rezept …?!?

rpcontam

Seht ihr es? Falls nicht, keine Sorge – auch meiner Mitapothekerin ist das durchgerutscht. Vor allem, weil sie das Produkt nicht kannte. Als ich die Bestellung kontrolliert habe, ist mir das aufgefallen. Auf dem Rezept für den Mann, Jahrgang 1966 steht:

Contam Würfel 42mm Grösse 3, 5 Stücke

Ecofenac Sandoz Lipogel 1% 100g

Das sind Contam Würfel:

contamwuerfel

… und ihr macht jetzt wahrscheinlich auch so ein Gesicht wie ich: ein einziges grosses Fragezeichen. Was soll der Mann mit einem Würfelpessar machen – gewöhnlicherweise gebraucht um eine sich senkende Gebärmutter zu stabilisieren respektive bei Inkontinenz? Und: Nö, das ist wirklich ein Mann ohne anatomische „Besonderheiten“ – was ich auch darum weiss, da ich mit ihm ein ausgiebiges Gespräch im Rahmen eines Polymedikationschecks (das ist so etwas wie eine Medikamentenananlyse) hatte.

Ich frage trotzdem (vorsichtig) nach.

Sein Gesicht, als ich ihm das Bild oben zeigte war auch sehenswert … Laut ihm hat der Arzt versuchsweise etwas aufschreiben wollen, das ihm bei seinem mit Medikamenten und Ernährung nicht unter Kontrolle zu bringenden Durchfall helfen soll. Also so etwas „Korkenartiges“. Sowas hier eher:

contamtampon

Das sind aber auch Vaginaltampons. Gemeint waren Analtampons (Ja, die gibt’s.)

Ich suche etwas, das für ihn geht. Man sollte denken, das sei nicht sooo schwierig. Nur stellt sich heraus, dass ich die Dinger nicht via unseren Lieferanten beziehen kann, sondern nur direkt. Dass sie ausserdem im Preis von 100 Franken aufwärts kosten pro Packung. Dass es verschiedene Grössen gibt (wie der Arzt auf die bestimmte Grösse auf dem Rezept gekommen ist, weiss ich auch nicht). Dass es Musterpackungen mit verschiedenen Grössen gäbe – die Firmen das aber nicht an uns senden (! Keinen Dank an die Firmen, die das im Netz anbieten, nur nicht für bestellende Apotheken?!) und dann auch noch das: Nichts davon wird von der Krankenkasse übernommen. Stuhlinkontinenzprodukte stehen nicht man in der MiGeL – der Mittelgegenständeliste.

Die Würfelpessare sind allerdings als „via Krankenkasse abrechnenbar“ hinterlegt …  Hmm, vielleicht ist das der Grund, dass der Arzt auf das gekommen ist? Für Männer wird das allerdings auch nicht übernommen – da müsste er (alles) selber zahlen. Und das Geld hat er nicht. Damit wurde das dann erst mal auf Eis gelegt.

Heute steht das im Patientendossier:

Analtampons: hat sich erledigt, funktioniert nicht (konnte es in Rehab ausprobieren).  

19 Kommentare zu „Rezept „unplugged“

  1. In D gibt es so etwas unter dem Markennamen „***-Analtampon“. (Sternchen, um nicht mit Suchroutinen in Konflikt zu kommen) Die Firma hat 41 verschiedene Produkte am Markt mit unterscheidlichen Formen, Größen und Längen; und auch vier verschiedene Startsortimente. Die preiswerteste Startpackung liegt im Apotheken-Verkauf (incl. MwSt. 19%) bei ca. 280€; die reguläre 90St.-Packung liegt bei so bei ca. 900€ Endpreis.

    Ach ja, es gibt tatsächlich Möglichkeiten, die bei einer Krankenkasse abzurechnen. Eine Krankenkasse z.B. bietet einen Eine Abrechnung zu Einkaufspreis MINUS 45% plus MwSt. Da lacht das kaufmännische Herz… Verschiedene Verträge sind unter EK+MwSt, ein paar sind darüber. Meist sind alle Abrechnungen Spezial-Hilfsmittel-Verträge mit besonderen Auflagen und Beitrittspflicht für die Apotheke. Und alles natürlich hoch retaxgefährdet…

    Gefällt 1 Person

    1. Ups. Ich vergesse immer wieder, dass hier Sternchen nur kursiv machen. Kann die werte Frau Admin da mal ein paar andere Sonderzeichen reinschupsen, damit sich hier nichts angreifbar macht? Danke.

      Like

      1. Klaro.
        Und: MINUS? Na super. Dann sollte das möglich sein wie bei uns die Differenz dem Patienten zu verrechnen. Wir haben gelegentlich auch so Situationen hauptsächlich mit Verbandsmaterial, aber auch mit Blutzucker-Teststreifen.

        Like

        1. Nö. Nix mit „verrechnen“. Vertragspreis ist Vertragspreis, der wurde von der Kasse so in den Vertrag geschrieben – und der ist einzuhalten! Sagt das SGB V.

          Allerdings hat eine deutsche Apotheke keinen Kontrahierungszwang bei Hilfsmitteln. Man darf dem Vertrag einfach nicht beitreten, dass ist man raus. Nicht schön für den Patienten, aber anders geht es nicht. Traurig.

          Like

  2. Ich muss zugeben, ich wusste bis eben nicht, dass es Ana|tampons überhaupt gibt. Und jetzt kriege ich die Bilder nicht mehr aus dem Kopf.

    Gefällt 1 Person

    1. Mir waren die bisher nur von Querschnittsgelämten bekannt, die die als Kontinenzhilfsmittel verwenden wenn der Darm noch nicht „erzogen“ (auf regelmäßige und nicht zu häufige Entleerung) ist…

      Gefällt 1 Person

      1. „Ups. Sorry 🙂“

        No Problem, liebe Pharmama. Wir sind hier ja Übles gewohnt. Ich nehme jetzt mal 1 OP „Snickers“ und hoffe danach auf gütigen Schlaf… goodN8 everyone!

        Gefällt 2 Personen

    2. Und ich dachte immer, die Hilfsmittel bekäme man günstiger im Erotikshop, und dazu erst noch mit einem lustigen Pony-Einhorn-Glitzer-Schweif…

      Sorry, Flo. Aber ich habe wenigstens Pony, Einhorn und Glitzer erwähnt. Hilft das?

      Gefällt 1 Person

        1. Ach Du Sch…, ich sehe gerade, sowas gibt es ja wirklich. Und ausserdem noch Pokemon-Buttplugs. Und welche mit dem Gesicht von Vladimir Putin.

          Die Welt dreht allmählich durch.

          Gefällt 1 Person

  3. Ich hatte letztens mal wieder die Begegnung der „anderen Art“, was Kostenübernahme (oder eben nicht) anging. Für Verbände, die zwar teuer sind, ist es irgendwie noch verständlich und „stemmbar“ für den Patienten über kurze Zeit. Aber solch stigmatisierende Dinge, die meist auch noch chronisch sind wie Inkontinenz (v.a. Stuhl), verstehe ich es echt nicht.

    Like

  4. So ein Scheiß! (Pun teilweise intended.) Sind diese Tampons wie die für Monatshygiene nichts anderes als gepresste Watte? Was rechtfertigt denn dann den astronomischen Preis?

    Andere Hilfen für das besagte Problem wie Windeln werden auch nicht von der Krankenkasse übernommen?

    Like

    1. Sind diese Tampons wie die für Monatshygiene nichts anderes als gepresste Watte?
      Auch Watte zu pressen ist nicht so einfach. Ich habe da mal ein Interview von der (Mit)Entwicklerin der OB gesehen…

      Aber diese Systeme sind aus speziellem Kunststoff, der zwar in Anteilen Wasser aufnehmen kann (welches dann als „Weichmacher“ wirkt), aber insgesamt sollen diese Systeme nicht „aufsaugen“ sondern „abdichten“. Und im Falle der Pessare auch noch stützend wirken, ohne dabei unangenehm zu sein. Das bekommt man mit gepresster Watte eher weniger gut hin.

      Like

          1. Hey, ich kenne sogar den Unterschied zwischen Binden uns Slipeinlagen. Das kann nicht jeder Mann von sich behaupten. :P

            Like

Was meinst Du dazu? (Wenn Du kommentierst, stimmst Du der Datenschutzerklärung dieses Blogs zu)

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..