Ich weiss nicht, ob er das noch braucht …

Der ältere, unrasierte Mann bringt mir ein Etui mit Blutzuckermessgerät drin in die Apotheke.

äuMa: „Das funktioniert irgendwie nicht, könnten Sie das mal anschauen?“

Pharmama: „Nun, das ist jetzt nicht eines der Geräte die wir hier haben und die ich kenne, aber anschauen kann ich das mal. Was funktioniert denn nicht?“

Ich öffne während dem mit der gebührenden Vorsicht das Etui. Blutzuckermessgeräte sind öfter mit Blutspuren versehen und dann sollte man daran denken, dass es im Etui meist auch ein Gerät mit Nadeln hat, um überhaupt an das Blut zu kommen. Häufig sind die Nadeln noch drin und genauso häufig sind sie schon gebraucht.

äuMa: „Ja, ich weiss auch nicht genau, aber es geht schon nicht, wenn man es anmacht.“

Das Etui ist aussen nicht wirklich sauber – ist das Staub? Aber innen wenigstens nicht gerade ein Blutbad. Ich nehme einen der Teststreifen und lege ihn ins Gerät, das mir prompt eine Error Anzeige ausgibt. Bedienungsanleitung ist natürlich keine mehr dabei, dass ich grad schauen könnte, was das E-irgendwas jetzt bedeutet.

Pharmama: „Also zumindest die Batterie scheint gut zu sein, aber es gibt mir eine Fehlermeldung. Mal sehen …“

äuMa: „Ja, das Gerät wurde eine Zeitlang nicht mehr beutzt, aber die Batterie geht noch …“

Ich habe eine Idee – von wegen staubig und länger nicht mehr benutzt – und richtig:

Pharmama: „Ah: die Teststreifen sind Ende letzten Jahres abgelaufen. Das dürfte der Grund sein. Mit abgelaufenen Teststreifen weigert sich das Blutzuckermessgerät zu messen.“

äuMa: „Haben Sie neue Teststreifen?“

Pharmama:  (Schau im Computer): „Ja – die habe ich auch für dieses Gerät hier. Sie kosten 40 Franken für 50 Stück.“

äuMa: „Oh, da muss ich erst meinen Freund fragen, dem gehört das Gerät. Sind Sie sicher, dass es damit dann wieder geht?“

Pharmama: „Ziemlich sicher. Aber das Gerät ist wirklich schon älter. Sie können ihren Freund auch fragen, ob er gleich ein neues will – ich kann ihm das alte Gerät gratis gegen ein neues austauschen. Da sind dann auch 10 Teststreifen mit drin. Mehr müsste er allerdings selber kaufen. Der Preis dafür ist auch derselbe: 40 Franken für 50 Stück.“

äuMa: „Ich geh’ ihn lieber fragen. Ich weiss nicht, ob er das überhaupt noch braucht.“

Pharmama: „Ja, sicher …“

Ich bin nicht ganz sicher, was das sollte. Ein Blutzuckermessgerät hat man normalerweise, wenn man Diabetes hat. Dann sollte man den Blutzucker regelmässig kontrollieren. Dass er das schon so lange nicht hat, deutet darauf hin, dass er vielleicht schon ein neues Gerät hat – hoffe ich jetzt mal. Vielleicht wollte der äuMa das auch für sich … einfach so und ohne medizinischen Hintergrund. Und dann ist natürlich jeder Franken den das kostet zu viel – In dem Fall hätte er mein Angebot aber annehmen können. Ich versteh’s nicht ganz.

 

16 Kommentare zu „Ich weiss nicht, ob er das noch braucht …

  1. Ich kann es mir nur so erklären das der eigentliche Besitzer schon ein neues Gerät hat, das alte aber vlt. für den Notfall verwenden möchte. Meinem Mann ist sein Messgerät mal eingegangen (komplett, nicht die Batterie), da wäre ein Reservegerät bequem gewesen.

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  2. Vielleicht hatte der Besitzer in der Vergangenheit auch eine Krankheit, bei der es zu einer sekundären Hyperglykämie kam (e.g. Pankreatitis), die aber wieder verschwand, als die Grunderkrankung ausgeheilt war. Dann wird er das Gerät danach nicht mehr gebraucht haben.

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  3. Also ich persönlich würde auch erst nachfragen wollen wenn das Gerät nicht meins wäre.
    Das Angebot mag ja noch so gut und Sinnvoll sein, aber schlussendlich soll der Besitzer entscheiden was dieser will.

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  4. Also bei uns (A) gibt es die Geräte auch ‚Gratis‘ mit ein paar Streifen, reicht je für ein ‚Notersatzgerät‘ – Wobei besser/einfacher wenn man sich ein ‚Testgerät‘ besorgt, das die gleiche Streifen verwendet, wie das was man ohnehin verwendet.
    Bei einer Frau könnte es auch Schwangerschaftsdiabetes gewesen sein, weshalb man das hatte, aber lange nicht mehr verwendet hat (weil es nach der Schwangerschaft nicht mehr notwendig war).

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    1. Gibt es die noch so? Ich glaube irgendwo gelesen zu haben, dass zumindest in D die Apotheken die BZ_Messgeräte nicht mehr gratis abgeben dürfen, da das (wie war das noch) unter Bestechung des Kunden fällt. Oder war das, weil die Firma das der Apotheke nicht mehr zur Verfügung stellen darf wegen dem Antikorruptionsgesetz?

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      1. ES ist tatsächlich so, daß hier die BZ-Testgeräte nicht mehr umsonst abgegeben werden dürfen, wir dürfen aber weiterhin kostenlos umtauschen. Jedenfalls sind jetzt sie weg, die sich einfach umsonst das Gerät geholt haben, um kostenlos an zehn Teststreifen zu kommen.

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  5. Besonders schön ist es wenn das Gerät auf den Tresen geschmissen wird mit der Aussage : Datt tut ett nitt ! (Wir sind im Rheinland) Dann setzt man die Batterie richtig ein und wird noch angemotzt warum das jetzt funktioniert und beim Kunden nicht…
    Vorigen Monat selbst erlebt.

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  6. Ich habe erst neulich den Auftrag bekommen gehabt, ein BREEZE(2) -Gerät zu besorgen. Die Bekannte sei verstorben, und es seien noch ganz viele Teststreifenschachteln unangefangen übrig, und die wolle die fragliche und fragende Person jetzt aufbrauchen…

    Öhm. Die „Glucometer DEX“ / „Ascensia DEX“ / „BREEZE“-Geräte (in dieser Reihenfolge benannte man das Gerät mehrfach um, so ich mich recht erinnere) zeichneten sich dadurch aus, dass das Messer zum Aufschneiden der Teststreifenblister öfter mal verbog oder abbrach. Die BREEZE2-Geräte habe ich in Erinnerung mit einem bescheidenen Schließmechanismus zum Wechseln der Teststreifenkassetten(scheiben). Das letzte Mal, dass ich eine BREEZE2-Testreifenpackung in der Hand hielt war wohl Mitte 2014 (sagt mein Computer), die BREEZE(ohne2)Teststreifen hat der Hersteller zu Anfang 2009 als „Außer Vertrieb“ gemeldet. Ich habe dann vorgeschlagen, erst mal auf das Verfalldatum der gehorteten Teststreifenpackungen zu schauen – DANACH würde ich gegebenenfalls ein Testgerät zu besorgen versuchen (auch wenn mir das nicht gelingen dürte).

    Ich habe dann nichts mehr von der anfragenden Person gehört – vermutlich war doch keine noch zu verwendende Packung dabei… ;-)

    Geräte zum Thema „defekt“ oder auch „Batteriewechsel“ desinfiziere ich meist als allererstes – viele zeigen nach Aufweichen der braunen Patina erstaunlicher Weise die Ursprungsgehäusefarbe. Der häufigste Gerätefehler ist der „Did not read manual“-Error. Des weiteren schleichen sich gerne Probleme ein wie z.B. Auftragen des Blutes von schräg oben/unten auf den „Slip-In“(!)-Teststreifen, so dass dieser nicht genug Blut abbekommt (in der gebotenen Zeit). Auch die falsche Lagerung der Tesstreifen (zu warm / zu kalt / Dose nicht verschlossen -> Luftfeuchtigkeit) sind immer wieder Themen. Wirklich KAPUTTE Geräte habe ich extrem selten, seit die leidigen Breeze-Geräte und AccuChekComfort (erste Generation) immer seltener werden…

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    1. Man lernt mit der Zeit, seine Ressourcen schonender einzusetzen. Früher wärts Du sicher lange dem Gerät hinterhergerant (mit dem gleichen Ergebnis).

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      1. Naja… ;-) Ich habe mal ein „Glucometer Elite“ (mit nicht austauschbarer Batterie) gejagt. Ohne Ergebis. Ein Jammer, das dieses Gerät verschweißt war, so dass man die Batterie nicht tauschen konnte! Und ich habe unterschiedlichen Patienten die Hoffnung auf ein „AccuChek Comfort 2“ genommen. Und ich habe mal einem Patienten gesagt, dass ich mich weigere, ein neues „Gluco Touch Basic“ http://www.sciencemuseum.org.uk/broughttolife/objects/display?id=6096 zu suchen, weil es in der Zwischenzeit Geräte gab, die mit einem zwanzigstel (in Bruchrechnung 1/20) der Blutmenge auskamen… (Das Teil wurde 2003 noch von der AOK unter die Leute geschmissen, weil sie so viel auf Lager hatten. Damals war das „Glucometer Elite Pen“ – ein Gerät, welches ich mir heute noch und wieder wünschen würde, schon wieder abgeschafft.)

        Ich habe mir mal so gegen 2009 mal ein (in der Zwischenzeit nicht mehr aktuelles) Ringbuch mit BZ-Messgeräten erstellt, welches ich heutzutage noch ab und an verwende, wenn ich mal wieder die Anfrage bekommen: Und ein mal die BZ-Messtreifen bitte! Umfasst so ca. 60 Seiten…

        Wenn es einen Sinn ergeben würde, hätte ich eine Museums-Sammlung mit BZ-Messgeräten aufgemacht. Da ich aber an die völlig gecsheiterte schweizer „Pendragon“-Armbanduhr nicht (umsonst) ran gekommen bin, ist das Projekt gescheitert. ;-) Erinnert sich noch irgendwer außer mir an das Stück? Selbst das Internet hat das Teil (fast) vergessen – und dieser Artikel http://www.bilanz.ch/unternehmen/pendragon-medical-voellig-ueberzuckert beschreibt das Meßsystem auch noch völlig falsch… ;-)

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  7. Mein Mann und ich haben auch jeder ein schon lange nicht mehr benutztes Messgerät. Wir hatten beide so schlechte Zuckerwerte (mein Mann hatte über 20!), dass wir Metformin nehmen mussten. Wir haben unseren Lebensstil komplett umgekrempelt, über 20 Kilo abgenommen, treiben Sport und konnten beide das Metformin absetzen. Im ersten Jahr „danach“ haben wir noch gemessen, mittlerweile begnügen wir uns mit 2x jährlich HbA1c beim Arzt bestimmen.
    Uns ist bewusst, dass die Zeit des regelmässigen Messens, vielleicht auch der Metformineinnahme wieder kommen dürfte. Eines Tages. Aber bis dahin schonen wir unsere Fingerkuppen ;-)

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      1. Teststreifen gibt es zumindest meistens viel länger als die Messgeräte selber. „Glucometer Elite“-Testgeräte gibts schon ewig nicht mehr (neu), Teststreifen (zum dritten mal umbenannt auf „Elite Teststreifen“) habe ich gerade vor Jahr erst aus meinem Sortiment gekickt… :D

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      2. Selbstverständlich würden wir die Geräte erst wieder kalibrieren lassen (soweit sinnvoll) oder neue kaufen.
        Ich wollte nur aufzeigen, dass es auch vernünftige Gründe geben kann, warum jemand ein Messgerät nicht mehr benutzt.

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        1. Und das ist einer der besten Gründe überhaupt.
          Faktisch habt ihr euren Diabetes geheilt. (Ja, das geht – und er muss auch nicht mehr wiederkommen, wenn man das Gewicht halten kann).

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