Die totale Verschwendung

Ein Stammkunde (ein junger Mann, ein lieber, wenn auch eher einfach gestrickter Stammkunde) kommt fragen, ob er vielleicht noch eine Packung Nasenspray haben kann, da seiner nicht mehr geht. Es ist ein Nasenspray gegen Allergien, und verschrieben als Dauerrezept für einen Monat, also ist das möglich. Trotzdem …

Pharmama: „Was geht denn nicht mehr?“

Mann: „Ich weiss nicht, ich drücke, aber es kommt nichts. Ich hatte schon einmal so eine Packung, dann habe ich versucht oben ein Loch hineinzumachen, aber die andere Apothekerin hat mir gesagt, das sei keine gute Idee.“

Das ist wirklich keine gute Idee, danach funktionert er sicher nicht mehr richtig. Es ist allerdings etwas, das gelegentlich vorkommt. Die meisten machen das nach einer Erklärung von uns nicht mehr. Er gibt mir seine Packung und ich gehe rasch nach hinten, das ansehen. Manchmal verstopft so eine Düse, wenn es austrocknet, weil man den Deckel nicht mehr aufgesetzt hat, das bekommt man oft mit etwas warmem Wasser wieder hin.

In dem Fall aber nicht. Wie ich drücke, merke ich, dass einfach nichts mehr kommt und schaue mal genauer unten … Ja – der Spray ist leer.
Ich hole also eine neue Packung und beim eingeben sehe ich, dass er das letzte Mal vor einer Woche den Spray geholt hat. Das ist … seltsam.

Zurück beim Patient zeige ich ihm, dass der Nasenspray wohl noch funktionieren würde, aber leer ist. Ich frage ihn, wie er ihn denn anwendet, denn eigentlich sollte der noch mindestens dreiviertel voll sein.

Mann: „Ja, ich nehme ihn so, wie es mir die andere Apothekerin gezeigt hat und pro Tag 2 mal“

  • das sind 4 Hübe pro Tag, in einer Packung hat es 120 Hübe drin …

Mann: „Aber es ist schon eine Verschwendung.“

Pharmama: „Was denn?“

Mann: „Na, wenn ich jedesmal vorher in die Luft sprühen muss …“

und auf meinen etwas erstaunten Blick: „Na, das steht auch auf dem Infoblatt, dass sie mir gegeben hat.“

Ich gehe es holen. Da steht drauf (und meine Apothekerin hat es ihm so erklärt), dass man beim ersten Gebrauch etwa 6 mal in die Luft sprühen muss … halt bis etwas kommt.
Er hat das jetzt jedes Mal gemacht vor dem Anwenden.
Kein Wunder war die Packung so schnell leer. 16 Sprühstösse pro Tag – ja, das reicht dann etwa eine Woche …

Er hat seinen neuen Nasenspray mit den nötigen Erklärungen bekommen – der hat dann für den Rest der Behandlung gereicht.

5 Kommentare zu „Die totale Verschwendung

  1. Ist ja bei den „Respimat“-Teilen nix anderes.
    – Erstinbetriebnahme -> mindestens 4x leer sprühen…
    – mehr als 7 Tage nicht verwendet -> 1x leer sprühen…
    – mehr als 21 Tage nicht verwendet -> mindestens 4x leer sprühen…
    Das bitte einem älteren Patienten erklären, ohne dass er es bis zur Apotheken-Ausgangstür vergessen hat!

    Und richtig lustig wird es, wenn man die Respimat-Patrone falsch rum in den Inhalator steckt. Geht nicht? Klar, man muss zu Anfang nur ein wenig schräg einkanten… seufz

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    1. Ich bin froh, wenn meine Patienten den Respimatknopf drücken können und halbwegs vernünftig einatmen. Der Respimat ist eine Erfindung, die für kräftige Finger handhabbar ist für ältere allerdings viel zu schwer ist. Das mit dem mehrmals sprühen verbuche ich dann unter „sonstige Verluste“ beim Inhalieren.

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      1. Noch viel dämlicher ist der Epihaler vom Rol*****, der Apotheker, der das Ding entwickelt hat gehört in einen Senioren-Simulator gesteckt und dann soll er mal versuchen seine Fummelei mit dem Gerät gebacken zu bekommen.

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        1. Das stimmt. Auf der nach oben offenen Skala der Dämlichkeit steht der Elpenhaler definitiv über dem Respimat.
          Der Respimat ist IMHO gar nicht mal so dämlich, man braucht halt nur mehr Kraft in den Fingern als manch älterer Mitbürger sie besitzt.

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