Frage- und Antwort-Spiel

Ich hatte einen Physiklehrer, der häufiger mit den Leuten spielte, indem er ihre Fragen wörtlich nahm. Mit der Zeit merkte man das natürlich und fing im Normalfall an, die Fragen auch korrekt zu stellen, denn oft genug macht man das heute falsch, ohne dass das einem bewusst ist.

Beispiel:

Auf die Frage: „Wissen Sie, wieviel Uhr es ist?“ Oder gar: „Haben Sie die Uhrzeit?“ hat er immer mit „Ja.“ (und fertig) geantwortet. Immerhin hat man da nicht gefragt wieviel Uhr es gerade ist.

Dasselbe mit: „Kann ich auf die Toilette?“ (während der Unterrichtsstunde.) Da kam statt der Antwort dann oft die Gegenfrage: „Keine Ahnung. Kannst Du?“

Ausserdem hatte er die Angewohnheit, wenn jemand niesen musste „Hunds-cheib“ zu sagen statt „Gesundheit“ – in den meisten Fällen antwortet die Person dann mit „Danke“, da das nicht erwartet und (deshalb) nicht richtig gehört wurde … aber darum geht es jetzt nicht.

Ich kann mir nur vorstellen, wie er in der Apotheke jemanden beraten würde.

Patient: „Kann ich mit diesem Medikament etwas trinken?“

Er: „Können Sie sicher, immerhin soll man das mit Wasser nehmen und wenn Sie gar nichts trinken, verdursten Sie ja innert etwa 3 Tagen.“

Patient: „Ich meine: Kann ich Alkohol trinken?“

Er: „Sie können sicher – ich meine, wenn Sie Wasser trinken können und andere Flüssigkeiten, bekommen Sie wahrscheinlich auch Alkohol runter.“

Patient: „Nein. Was ich meine ist: Ist es eine gute Idee, dieses Medikament zusammen mit Alkohol einzunehmen?“

Er: „Was? Nein! Auf gar keinen Fall.“

20 Kommentare zu „Frage- und Antwort-Spiel

  1. „Kannst du mir die Butter geben?“ – „Ja.“

    Aber ja, Fragen wortwörtlich zu beantworten verhilft ganz schnell zu einer präziseren Wortwahl!

    Da erinnere ich mich an die Wortwahl Bill Clintons: „There’s nothing going on between us“, was technisch gesehen wahrheitsgetreu war. Seine Antwort bezog sich auf die Gegenwart, die Frage an ihn jedoch auf die Vergangenheit.

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    1. ES gab mal eine Band, die sich Gebrüder Blattschuss, deren „Frühstück“ (Noch’n Toast, noch’n Ei, noch’n Kaffee, noch’n Brei ..) endete: „Wirf‘ mir mal die Butter rüber!“ „JA!!!“ ;-)

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  2. Wie ich solche Lehrer hasst. Beim ersten Mal wars noch lustig, aber irgendwann…

    Bezüglich Alkohol und Medikamente: Oton meines Psychiaters „Sie sollten kein Alkohol trinken zu den Antideoressiva.“ ich völlig perplex „wie bitte? Nicht mal ein Glas Rotwein zu nem guten Essen? DAS macht depressiv! Das schaff ich nicht..“ er war völlig perplex.. Irgendwann verstand ich, dass er „zur Einnahme“ meinte – und er verstand, dass ich nicht schon morgens um 6 den Rotwein brauchte..

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  3. Das stärkt auf jeden Fall das Bewusstsein für die richtige Nutzung der Sprache. Dem ein oder anderen würd’s wahrscheinlich nicht schaden… ;-) Und es ist wirksamer als ständig vom Lehrer verbessert zu werden, weil man tatsächlich darüber nachdenken muss.

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      1. Und es gibt ein Ding Namens Fachsprache. Sie ist die Umgangssprache der Fachleute. Auch an sie müssen die Schüler herangeführt werden

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      2. Schulen haben nunmal den Auftrag dazu, Schülern die Sprache korrekt zu vermitteln. Umgangssprache führt nunmal auch zu Verständnisschwierigkeiten, wenn sich nicht alle auf die gleichen Begriffe einigen ;-)

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      3. Ich kenne das von all meinen ehemaligen Physiklehrern genauso und was soll ich sagen: ja, es hilft. Dinge fachlich korrekt auszudrücken ist eine der Kernkompetenzen, die man in allen Schulbereichen und auch Berufen braucht. Umgangssprache ist da häufig nicht hilfreich. Übrigens gilt das insbesondere für die Physik, weshalb dort vermutlich auch viel mehr Lehrer darauf achten. Ein Beispiel dazu: Masse und Gewicht wird in der Umgangssprache oft synonym verwendet, in der Physik sind das unterschiedliche Begriffe. Wer sich nicht korrekt ausdrückt, wird bei den entsprechenden Aufgaben keine Punkte bekommen und, noch schlimmer, Zusammenhänge, die mit einem oder beiden Begriffen verknüpft sind, vermutlich nicht verstehen. Um das möglichst zu verhindern sind solche ‚Übungen‘ gut.

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  4. Tjaja. Und meine autistischen Söhne machen Sozialkompetenztrainings, in denen ihnen exakt dies abtrainiert wird…

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    1. Das befürchte ich nämlich auch. Solche Spielchen sollte man nicht mit Leuten treiben, die eh nur hören was sie hören wollen …

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  5. Ich: „Kann ich auf Toilette?“
    Lehrer: „Ich weiß es nicht, kannst du?“
    Ich: „Als ich ‚kann‘ sagte, benutzte ich die zweite Form dieses Wortes, also als einen verbalen Modivikator, um nach Erlaubniss zu fragen, nicht, um zum Ausdruck zu bringen, dass ich die Fähigkeit besitze. Da sie ja ein Lehrer sind, dachte ich, sie wüssten das. Mein Fehler. DÜRFTE ich die Toilette benutzen?“

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  6. Der Spaß ist meistens nur von kurzer Dauer; ich habe doch den Verdacht, dass solche Leute um jeden Preis Recht haben wollen und das auf diese billige weil bissige Art durchsetzen. Aber solche Kommunikationen dauern nur so lange, wie das Gegenüber gezwungen ist, das auszuhalten. Sobald man kann (z.B. Abitur) : Nichts wie weg!
    Das korrekte Reden vermittelt man doch am besten, indem man mit gutem Beispiel vorangeht und auch etwas Interessantes sagt.

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  7. Ich ertappe mich manchmal selbst, „so“ auf Fragen zu antworten, allein der Gedanke, welche endlosen Diskussionen dann folgen, lässt mich dieses Vorhaben doch nicht ausführen.

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  8. Was wäre die Linguistik für eine Wissenschaft, wenn sie genau diese Situation nicht beleuchtet hätte. Dort befasst sich die „Pragmatik“ in Abgrenzung zur Semantik mit dem situationsabhängigen Kontext von Äußerungen.
    Und den ganzen selbsternannten Sprachwächtern, die mit erhobenen Zeigefinger „das ist aber falsch!“ dozieren würde ich gerne widersprechen. Aber das endet nur in sinnlosen Diskussionen, die es nicht wert sind.
    Gleiches gilt übrigens für den natürlichen Sprachwandel. Wörter oder Aussprachen, die heute noch falsch sind, gehören morgen zum Grundwortschatz. Hört mal die Nachrichten von 1970 und stellt euch die Sprache in unserem heutigen Alltag vor! Wir sprechen kein Latein, sondern eine lebendige Sprache mit einem wunderschönen Blumenstrauß an Dialekten. Und Sprachwandel ist etwas so spannendes, was man am eigenen Leib miterleben darf!
    (Entschuldigung, ich musste mir mal Luft machen)

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  9. In den „Sams“-Büchern von Maar wird das auch sehr schön praktiziert.

    Und noch was anderes:

    Mein GG hat mehrere Jahre mit einem Autisten im selben Büro gearbeitet.
    Er hat dabei gelernt, sich eindeutig auszudrücken und auch keine Witze o.ä. zu machen.

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