das Discounter-Gesundheitssystem?

Danke an die Einsender, die mich auf diesen Artikel aufmerksam gemacht haben. Auch wenn das sensationell aufgemacht ist, der Artikel der Migros selber ist da realistischer. Es geht darum, dass die Migros und die Zur Rose kooperieren und nächstes Jahr zusammen (erst mal eine?) Apotheke in einem Kaufhaus in Bern integrieren. Auch wenn das jetzt aufgebauscht wird und manche schon wieder jubeln, dass dann die bösen hohen Apotheken-Preise fallen … die Zur Rose ist nicht der Retter der Patienten. Tatsächlich ist die bei mir ziemlich unten durch – um Gewinn zu machen operieren sie häufig an der Grenze zur Illegalität … und teils darüber hinaus, einfach um Tatsachen zu schaffen und auch zu sehen, wie weit sie gehen können.

Die Zur Rose Apotheke wurde 1993 von Ärzten als Ärztegrossist für die selbstdispensierenden Ärzte gegründet und beliefert seit 2001 als Versandapotheke auch Privatpatienten, obwohl der Versand von Medikamenten in der Schweiz laut Heilmittelgesetz eigentlich grundsätzlich verboten ist … oder anders gesagt: nur mit sehr definierten Ausnahmen erlaubt. 2004 expandierte sie nach Deutschland, inzwischen operieren sie nach der Übernahme der holländischen Versandapotheke DocMorris europaweit. Sie ist in den Jahren schon mehrfach negativ aufgefallen– vor allem den Apotheken.

Die Zur Rose belieferte nicht nur Ärzte in Kantonen, wo die Selbstdispensation erlaubt ist (also wo die Ärzte selber Medikamente verkaufen, eine Ausnahme die die Schweiz hat), sondern hat mit einigen Ärzten sonst Kooperationen und Verträge geschlossen, nach denen diese Ärzte, die der zur Rose Versandapotheke Patienten und Rezepte zuschleusen direkt vom so erzielten Umsatz profitieren. Riecht nach Korruption – und diese Praxis wurde vom Bundesgericht schliesslich verboten, da damit praktisch das Selbstdispensationsverbot ausgehebelt wurde und auch die freie Wahl des Leistungserbringers (in dem Fall der Apotheke) eingeschränkt wurde.

Ebenso verboten wurde der Zur Rose der Versand von nicht-rezeptpflichtigen Medikamenten, wenn nicht schon ein Rezept dafür ausgestellt wurde. Das Bundesgericht sagt hier deutlich: ein ärztliches Rezept braucht vorher direkten Kontakt zwischen Patient und Arzt. Die von der zur Rose praktizierte Ferndiagnose, die erst nach Eingang der Bestellung erfolgte (mittels online-Formular) stellt einen Verstoss gegen die ärztliche Sorgfaltspflicht dar. So ist das hierzulande … aber es gibt ja noch das Ausland.

Im Ausland ist die Zur Rose ebenfalls als Versandapotheke tätig. Nach der Expansion nach Deutschland haben sie 2012 die DocMorris Versandapotheke mit Sitz in den Niederlanden für 25 Millionen Euro gekauft. Dieses Jahr haben sie es (mit wer weiss welchen Methoden) durchgebracht, dass der Europäische Gerichtshof ihnen erlaubt hat für Deutsche Patienten Rabatte (und geldwerte Anreize) auch auf den Bezug rezeptpflichtiger Medikamente anzubieten – wohingegen deutsche Apotheken das vom Gesetz her nicht dürfen (!). Man will ja eigentlich nicht Anreize schaffen, dass die Patienten unnötig / vermehrt Medikamente bestellen. Die Begründung für dieses Skandalurteil, das die deutschen Vor-Ort Apotheken benachteiligt und (wenn keine Lösung gefunden wird) zu einem Apothekensterben führen wird, ist mehr als zynisch: Angeblich besitzen die Vor-Ort Apotheken ja den diskriminierenden Vorteil, dass sie im Gegensatz zur Versandapotheke beraten können … das sollte reichen, das auszugleichen.

Die Migros – einer der beiden grossen Kauflädenketten in der Schweiz vor allem für Lebensmittel – versucht seit Jahren in das „Geschäft“ mit den Medikamenten einzusteigen. Ihre bisherigen Vorstösse gingen vor allem in die Richtung Medikamente und Arzneimittel ins eigene Sortiment aufzunehmen. Zum Glück sieht bei uns auch die Politik ein, dass Zustände wie in Amerika – wo es alles, was nicht rezeptpflichtig ist im Supermarkt gibt – nicht gerade der Gesundheit zuträglich sind. Ein Aspirin oder ein Paracetamol mag ja harmlos scheinen … aber ist es nicht! Die Verkäuferin kann (mangels Wissen) auch weder Wechselwirkungen abklären noch ob es überhaupt das richtige Medikament ist. Die Migros als Rezeptsammelstelle zu etablieren (auch durch die Zur Rose Apotheke) hat sich nicht so bewährt – Nun nimmt sich die Migros also Coop zum Vorbild und will die Apotheken in ihre Läden integrieren. Coop hat das System mit Coop Vitality schon länger. Ihr Vertragspartner ist dabei die Galenika Gruppe, ein Medikamenten-Grosshändler, der ausserdem noch die Amavita Apotheken betreibt und vor ein paar Jahren auch noch die Sunstore-Apotheken-Kette aufgekauft hat. Das ist also nichts wahnsinnig neues.

Dass da manche Krankenkassen schon Jubeln von wegen Sparen an den Medikamenten, sollte den Patienten vielleicht auch in dem Sinn zu denken geben: da werden manche Krankenkassen das als Anlass nehmen, exklusive Verträge mit diesen Discount-Apotheken abschliessen … und die Patienten dann zwingen (Versicherungsmodell) dort ihre Medikamente zu holen, oder es halt in der Apotheke bezahlen zu müssen. Analoges gibt es schon in der Kombination Assura Krankenkasse und Sunstore-Apotheken.

Von daher bin ich … mässig beunruhigt. Natürlich freut mich die Konkurrenz gar nicht, vor allem in dieser Kombination: Kaufhaus-Versandapotheke (beide mit hauptsächlich Blick auf kaufmännische Werte anstatt der gesundheitlichen oder sozialen). Eine Apotheke ist heute keine Geldgrube mehr, wie manche denken. Auch nicht in schon bestehenden Läden an gut frequentierten Stellen (denn auf dem Land wird man die sicher nicht finden). Aber da hinter der Kooperation viel Geld steckt, werden sie die Auflagen wohl erfüllen können … denn … es ist nicht so einfach eine Apotheke aufzumachen. Da gibt es eine Menge Auflagen und Gesetze, die erfüllt werden müssen. Da reicht es nicht, einfach eine Ecke im Kaufhaus dafür bereitzustellen. Es gibt bauliche Vorschriften, man braucht ein QMS System, womit unter anderem die korrekte Lagerhaltung kontrolliert wird, man muss am Notdienstturnus teilnehmen, es braucht qualifizierte Angestellte – namentlich Apotheker rund um die Uhr … und ich (persönlich) würde nicht für die arbeiten wollen.

Fabian Vaucher, der Präsident des schweizerischen Apothekerverbandes nimmt das auch sehr gelassen. Er vertraut darauf, dass unsere hochwertige Arbeit als Service-Dienstleister in der Öffentlichkeit die Geiz-ist-Geil-Mentalität schlägt.

Aber es zeigt (einmal mehr), wie sehr das Gesundheitssystem im Umbruch ist.

Passend dazu höre ich von Urs, dass unter den Drogisten fast Krieg ausgebrochen ist, als bekannt wurde, dass der Drogistenverband die Drogerie-Kette Müller in den Verband aufnimmt. Die ursprünglich aus Deutschland stammende Drogerie-Kette (die übrigens Partner der zur Rose Apotheke ist!) ist bekannt dafür, dass sie auf Fachpersonal (in dem Fall: Drogisten) weitmöglichst verzichtet und mit günstigen Verkäufern und geeignetem Einkaufsverhalten (die Masse macht’s und hier auch noch via Einkauf in Deutschland) als Discounter ihren Umsatz generiert. Unter den Voraussetzungen wollen viele Drogisten Drogerie Müller nicht als Mitglied des Drogistenverbandes sehen – auch wenn so (einiges) Geld durch Mitgliederbeiträge herein kommt.

Ich sollte hier für die deutschen Leser erklären, dass man in der Schweiz unter einer Drogerie ein von (ausgebildeten) Drogisten geführtes Fachgeschäft für Gesundheit und Schönheit versteht, das Wert auf eine fachkundige Beratung legt. Es gibt viele Heilmittel in Drogerien zu kaufen, nicht nur Produkte für die Schönheit. An vielen Orten kooperieren Drogerien und Apotheken heute deshalb – das Sortiment ergänzt sich – und das meist problemlos. Nun … wenigstens scheint bei uns das mit den Rezept-Pick-Up-Stellen, wo die Drogerikette dm in Deutschland mit der Zur Rose kooperiert  nicht mehr zu kommen.

Aber: die Discounter drängen ins Gesundheitssystem. Von allen Seiten.

Manche Wirtschaftler und diejenigen, die nur aufs Geld-sparen sehen freut das vielleicht. Ich finde das sehr kurzsichtig gedacht. Mir gefällt das gar nicht.

32 Kommentare zu „das Discounter-Gesundheitssystem?

  1. Drogisten gab es in Deutschland auch mal. Meine Fast-Schwiegermutter (Mutter vom Exfreund) hat das noch gelernt, damals waren Drogerien in Deutschland etwa so, wie du das gerade in der Schweiz beschreibst.
    Aber die „Billig – will ich!“-Kultur hat die Ketten mit billigeren Arbeitskräften begünstigt…und so ist ein vormals interessanter Beruf leider (ich glaube mittlerweile komplett) ausgestorben.

    Genauso haben sich die Buchhändler deutlich dezimiert…und das trotz der Buchpreisbindung.
    Die Bäcker haben auch einen herben Schlag abbekommen, dadurch dass alle Discounter-Ketten jetzt Backstationen anbieten. Schlechtere Qualität, aber billig…

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    1. Also bei uns wurden es nicht weniger Bäcker, im Gegenteil, es sind mehr als je zuvor.

      Dafür wurde so ziemlich alles andere ersetzt durch Shishabars und Sky Sport Bars….

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  2. Hast du da was verwechselt, Pharmama? Drogeriemarkt Müller ist nicht dm. Müller arbeitet nicht mit Zur Rose, das tut dm.
    Beim Personal bin ich mir nicht sicher, aber vom Angebot her kann ich mir bei dm eher vorstellen, dass da Drogisten oder wenigstens halbwegs kompetente Leute arbeiten, wohingegegen Müller keine Drogerie mehr ist, sonder so ziemlich alles anbietet.

    Aber wie auch immer – dass die Apotheke als jahrhundertealte gut funktionierende Institution an allen Ecken und Enden angegriffen wird, ist einfach nur bedauerlich. Ist ja auch nicht so, als wären die Apotheken an den Medikamentenpreisen schuld; aber das sehen viele ja nicht.
    Dass wir in Deutschland für die Krankenkassen z.B. die Zuzahlung (+ die unsäglichen Mehrkosten) einsammeln und dann weitergeben, wissen doch nur die wenigsten. Die denken sich, dass das ganze Geld bei uns bleibt.

    Naja, hoffen wir mal, dass das Modell mit Zur Rose und Migros nicht zu schlimm wird für die schweizer Apotheken.
    Du selbst bist ja nur mäßig beunruhigt.

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    1. Müller arbeitet mit DocMorris zusammen, deswegen bekommt man da auch immer Rabattcoupons für die Versandapotheke, wenn man bei Müller einkauft. Ich zerreiß die dann natürlich.

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      1. Hm… wo ist meine Antwort?
        Naja, also neu.
        Wusste nicht, dass Müller mit DoMo zusammenarbeitet. Das heißt dann, dass Müller mit DoMo arbeitet, DM mit Zur Rose, DoMo Zur Rose gehört und somit DM mit DoMo zusammenarbeitet. So ein gewurschtel.

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    2. Ich glaube Du hast recht – ich war der (irrigen) Meinung, dm ist eine der Abkürzungen für Drogerie Müller, aber da gibt es ja noch den Drogeriemarkt. (Und im übrigen zu viele normale Drogerien mit dem Namen Müller). Ich pass das mal an.

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  3. Gruselige Vorstellung, irgendwann vielleicht keine fußläufig erreichbare Apotheke mehr zu haben, sondern auf Internet- und Supermarktapotheken angewiesen zu sein. Ich bin als Studentin ja wirklich nicht reich, aber meine Gesundheit es mir wert, dass ich nicht um ein paar Cent zu sparen Wechselwirkungen zwischen Medikamenten in Kauf nehme. Dann doch lieber anständig beraten werden von Menschen, die wissen was sie tun.
    Ich geh ja auch zu nem richtigen Arzt und verlass mich nicht auf Google oder Heilpraktiker.

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  4. Ich verstehe einen Teil Deiner Argumente, sehe es aber an einigen Stellen entschieden anders. Du schreibst: „Ein Aspirin oder ein Paracetamol mag ja harmlos scheinen … aber ist es nicht! Die Verkäuferin kann (mangels Wissen) auch weder Wechselwirkungen abklären…“ Sorry, Pharmama: Ich kaufe seit nun über 20 Jahren Ibuprofen in verschiedenen Apotheken (chronische Kopfschmerzen, in ärztlicher Betreuung). In diesen Jahren hat mich genau 1 (!) Apothekerin mal darauf hingewiesen, daß bei längerfristiger Einnahme Probleme auftauchen könnten. Alle anderen Apo-Angestellten haben mir einfach die gewünschte Packungsgröße über den Tresen geschoben, und unsere Unterhaltung bestand lediglich darin, daß ich gebeten habe mir NICHT den teuersten Hersteller zu verkaufen (das passiert nämlich bei einer reinen Wirkstofffrage immer) Welchen Vorteil also sollte ich haben, ein und dasselbe Medikament bei gleichem Leistungsspektrum (null Beratung) für den 4-5 fachen Preis zu erwerben?

    Du bist Apothekerin und damit (natürlich und verständlich) Lobbyistin Deines Berufsstandes. Das ist in Ordnung. Aber ich denke, wir sollten auch mal die Kirche im Dorf lassen. Jeder, der auch nur ansatzweise im Internet einkauft möge mal bei sich selber checken: Was ist es mir wert, für wenig Geld ohne Beratung im Netz zu kaufen, und wo bin ich bereit für Beratung und Service mehr Geld auszugeben? Nach dem Motto: Winterreifen kaufe ich nur in der Werkstatt und profitiere von der Erfahrung des Meisters dort, aber bei Fußmatten ist Beratung echt nicht angesagt und kaufe sie halt preiswert online (und nicht teuer im noblen Autohaus, auch wenn es direkt um die Ecke ist)

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    1. Medikamente sind keine Fußmatten – das ist der Punkt.
      Leider werden die OTC-Medikamente schon seit Jahren verramscht.

      Sicherlich auch wahr ist leider, dass nicht immer bei der Medikamentenabgabe beraten wird. Ich frage fast immer noch, ob das Medikament für die Person selbst ist oder einen anderen Erwachsenen und weise bei Ibu und Co. darauf hin, dass die nicht länger eingenommen werden sollten.

      Neben der (nicht immer stattfindenden) Beratung leistet die Apotheke aber mehr: Nachtdienste, Wochenenddienste (und Feiertagsdienste), Anfertigung von Rezepturen, Abgabe von Betäubungsmitteln, Abgabe von Notfallkontrazeption und einiges mehr. Viele dieser Mehrleistungen werden nicht eigens vergütet oder aber unzureichend, z.B. der Nachtdienst und die Rezepturen.

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      1. @xpistian Der Fußmattenvergleich sollte auch kein Medikamenten-Gleichnis sein, sondern Gedanken zum Thema „Mehrwerte“ auslösen. Und schön, daß Sie Ihre Beratungsfunktion erst zu nehmen scheinen.

        Eine Bemerkung sei mir nochmal gegönnt: Es geht mir in meinem Fall nicht um „nicht immer“ stattfindende Beratung, sondern um (bis auf eine Ausnahme in 20 Jahren) NIE stattfindende Beratung. Das ist für mich ein entscheidender Unterschied (geschätzt dürften es 50 Apothekenbesuche gewesen sein). Da der Beratungsfaktor eines der Hauptargumente gegen Onlineapotheken ist, wollte ich dort auch gern aufsetzen.
        Wenn ich jetzt noch die Erfahrungen aus dem Familienkreis mit aufführen würde (was ich nicht tue weil nur „Hörensagen“) bezüglich mangelnder Beratung und Aufklärung, ist für mich das Beratungsargument komplett gestorben. Es fängt bei „Ja das Medikament kann man teilen“ (der Beipackzettel verbietet es geradezu, milligrammgenaue Dosierung erforderlich) bis zu „kein Hinweis darauf, daß bei dem Gerinnungshemmer auf keinen Fall xx, yy und zz genommen werden darf“

        Kurzum: Es gibt ausreichend Ausschlusskriterien für den Bezug über Online-Apotheken. Eine nicht unerhebliche Anzahl von Offlineapotheken hat aber in den letzten 5 Jahren (als das Thema „online“ deutlich stärker wurde) versäumt, sich im verändernden Markt zu positionieren. Und das sollten wir nie vergessen: Gesundheit ist ein Markt, hier ist niemand unterwegs, um unentgeltlich den Menschen zu helfen. Das ist auch völlig ok so; aber jeder Markt muss mit Veränderungen seines Umfeldes um- und mitgehen.

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    2. Und wenn die Meisterwerkstatt die (staatlich fest-gepreisten) Winterreifen über die (kalkulierbaren) Fußmatten quersubventioniert, und alle Fußmatten übers Net bezogen werden (weil viel billiger), dann…. Ja, dann… Jo, dann kann die Werkstatt eben Dicht machen, denn von den (quersubventionbierten) Winterreifen allein kann der Meister nicht leben. Dann kannst Du Dir aber Deine Motorreparatur (aka Rezeptur) auch abschminken, die war nämlich auf via Fußmatten subventioniert. Schon blöd, wenn der Meister vor Ort dann Pleite gegangen ist…

      …Wie, das Auto bei einem Motorschaden mit der Post zu verschicken ist ganz schön umständlich und teuer? Tja, so ist dann eben das Leben… (Oder versuch mal, eine Rezeptur bei den niederländischen Versendern anfertigen zu lassen!)

      Und SOWAS kommt raus, wenn man Apotheken mit Kfz-Werkstätten vergleicht. Oder hast Du schon mal erlebt, dass Dir die Kfz-Werkstatt Dein Auto für den Preis der Ersatzteile (aus dem Teilekatalog von 1995!) + 90% sowie 6€ Fixkosten für egal wie viele Stunden Arbeit heilegeschraubt hat? ;-)

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      1. @Gedankenknick Ich wollte keine Autowerkstättendiskussion lostreten, ich denke das sollte man meinem Beitrag entnommen haben.
        Ich wiederhole aber gern nochmal mein Reply eins höher: Wie will sich die offline-Apothekenbranche dem wandelnden Markt stellen? Wie wollen Sie (oder Ihre Kollegen) mich davon überzeugen, für Kopfschmerztabletten den 4-5 fachen Preis zu zahlen?
        Da ich selber im Verkauf arbeite, kenne ich übrigens die Gemeinkostenrechnung und Margenbetrachtung selber sehr gut, ich habe ja auch sichtlich NICHT mit irgendwelchen dummen „kostet aber nur x Euro bei Ama*on“ argumentiert. Sondern ich habe versucht eine Mehrwertdiskussion zu starten, was mir bei Ihnen aber nicht gelungen scheint.

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        1. Der Mehrwert ist – so man meine Antwort korrekt liest, kann man es eventuell erkennen – zumindest in D die (staatlich gewollte, verordnete und erwartete [„Gemeinwohlpflicht“]) Quersubventionierung von Leistungen, die die Apotheke weit unter Wert leisten muss. Kostenlose Beratung zu allen Lebenslagen, stundenlange Rezeptur-Produktion weit unter Mindestlohn, Dokumentationswahnsinn mit 30-jährigen Aufbewahrungsfristen VÖLLIG KOSTENLOS. Dies alles wird durch die (ach so teuren) Apothekenpreise (incl. 19%MwSt. in D) quersubventioniert. Den Notdienst erwähne ich schon fast nicht mehr…

          Ich sehe es pragmatisch. Wenn alle OTC-Käufe abwandern, dann gibt es eben keine kostenlose Beratung mehr; kein stundenlanges Training für umme, wie Omi das BZ-Messgerät korrekt handhaben muss; keine Rezepturen für Preise weit unter den Preisen der Großindustrie; keine BtM-Dokus mehr; keine T-Kartei-Dokus; keine TFG-Kartei; kein offenes Ohr für Sorgen des Alltags; etc. etc. – weil es dann eben keine Vor-Ort-Apotheke mehr gibt. Man schaue nach Schweden -> da erpressen die Kettenbetreiber den Staat in der Zwischenzeit mit 40.000€ (?) pro Jahr Unterstützung für Landapotheken, sonst würden diese geschlossen. Aha.

          Ich selber werde heute nach einem 10-Stunden-Tag noch dringend benötige Medikamente (Rezept von heute!) ausfahren… ohne Express-Zuschlag oder Gedankenknick-Prime. ;-)

          Erst wenn die kleinen Apotheken ein paar Jahre weg sind, wird sich zeigen, dass
          a) Menschen in meinem Alter mit dem (sich weiterentwickelnden) I-Net nicht mehr so gut klar kommen und
          b) persönlich vor Ort mit jemanden zu sprechen was anderes ist als mit einer Hotline…
          Es ist das selbe Problem wie mit den Tante-Emma-Läden. Genau die Personen, die mir vor 25 Jahren (direkt nach der Wende) erzählt haben, wie billig sie alles in Großstadt bei der Metro einkaufen, jammern mir JETZT die Ohren voll, dass sie kein Auto mehr haben für den Supermarkt auf der Wiese von Kleinstadt – und es einfach keinen Eckladen mehr gibt im Virtel. Wieso nur?

          Der Mehrwert ist staatlich geregelt. Was die niederländischen Versender machen ist a) in D schlicht illegal; b) für deutsche Apotheken Inländerdiskriminierung; c) dem deutschen Staat die lange Nase drehen beim Ausnutzen von Gesetzes- und Volstreckungskücken und letzthin d) das Sponsoring von Spargel-Dampfer-Fahren für ausgesuchte Politiker.

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    3. Dass die Apotheken dich nicht darauf hingewiesen haben ist natürlich nicht gut. …Allerdings sehe ich das bei uns auch so: Wir haben eine Beratungspflicht – allerdings kein „Zwang“. Es ist auch davon abhängig, was der Patient will. Ich kann ihm kaum alle Informationen aufdrängen (da wäre ich abends heiser vom Reden halten) … ich kann sie ihm nur anbieten. Man hat ja auch eine gewisse Eigenverantwortung für die Gesundheit und wir sind bei jedem Verkauf für jede Frage diesbezüglich DA (Absichtlich grossgeschrieben). Ich stelle nach Möglichkeit ein, zwei Fragen dazu – zumindest muss ich wissen, wer das Medikament anwendet. Häufig auch für was oder ob andere Medikamente genommen werden. Aber ich bin aufmerksam: wenn das regelmässig geholt wird und die Abstände zu kurz sind. Oder wenn das regelmässig geholt wird, ob das nicht doch zum Arzt gehört … etc.

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      1. @Pharmama Danke für Ihren Input dazu. Wir sind da eigentlich nicht weit auseinander: In meinem Fall war wirklich kein Beratungsbedarf da. Ich bin ein „mündiger Patient“, wenn man so sagen darf. Ich bin niemand, dem man sagen muss, daß Ibuprofen keine Bonbons sind (das ist natürlich bei manchen Patienten durchaus anders). Aber genau deshalb stellt sich mir ja die Frage, warum ich für diesen meinen Fall nicht auf die Online-Apotheke gehen sollte. Für die Mischkalkulation der Apotheke? Das wäre doch etwas zuviel Altruismus, finde ich.

        Wie kann sich also der Apothekenmarkt aufstellen, um Menschen wie mich weiter zu seinen Kunden zu zählen? Das ist, denke ich, eine der wichtigen Fragen. Ja mir ist bewusst, daß wir hier nur teilweise über einen „freien“ Markt sprechen. Aber trotzdem muss es hier doch Wege geben. Ich bin nicht aus der Branche, ich denke halt nur, die Verteufelung der Online-Apotheken ist kein langfristig wirkendes Mittel mehr (so wie auch die Verlagsbranche gerade lernt, daß die Verteufelung elektronischer Medien nicht mehr wirkt. Sondern die Frage ist – wie bringt sie sich dort ein, um über ANDERE Wege gelt zu verdienen, wenn die alten Wege nicht mehr funktionieren)

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        1. Ja, für die Mischkalkulation – nicht (nur), damit Pharmama und meine Chefin auch mal in Urlaub fahre können, sondern auch, damit Leute keine (noch weiteren) Strecken zur Apotheke zurücklegen müssen, damit auch Nachts benötigte Medikamente nicht erst nach 100 km gekauft werden können, damit Leute ihre benötigten Individualrezepturen bekommen und und und.

          Aber Gedankenknick hat es ja schon gesagt… es ist wie mit den Tante Emma läden. Wenn die dann weg sind, dann wünscht man sie sich zurück.

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        2. Ach ja – niemand verteufelt die Online-Apotheken. Die Online-Apotheken haben zwar gestört, aber niemand hat sich ERNSTLICH über sie aufgereht. Erst seit sich (ausländische) Versender an GAR KEINE Gesetze mehr halten müssen gemäß des EuGH-Urteils vom 19.10.2016 kocht das Blut bis zur Decke.

          Übrigens hat MocDorris jetzt festgestellt, sie dürfen in D einen allein rumstehenden Arzneimittel-Verkaufs-Automaten betreiben (was allen deutschen Apotheken verboten ist), weil – und jetzt kommts – MocDorris gar keine Apotheke ist ! Unglaublich? Ist vielleicht ja nen Fake-News. Beim staatlichen Fernsehen SWR. Liest man hier: http://www.swr.de/landesschau-aktuell/bw/mannheim/hueffenhardt-docmorris-will-nach-hueffenhardt/-/id=1582/did=18647828/nid=1582/1nowagb/

          Zitat (12.12.2016): DocMorris sagt, man sei keine Apotheke und unterliege damit auch nicht den diesbezüglichen Vorgaben. Aha. Und was sind sie dann? Und seit wann darf eine „keine-Apotheke“ in D mit apothekenpflichtigen(!) Arzneimitteln handeln? Fragen über Fragen…

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          1. Die bezeichnen sich als Apotheke, wenn sie davon profitieren und behaupten sie seien keine, wenn das rechtlich besser passt. Nur … das ist kein Wunschkonzert. Da muss jemand dagegen vorgehen.

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          2. So ein wenig ist das Problem, DASS sich damals niemand ernstlich darüber aufgeregt hat. Dass die Geschichte in diese Richtung laufen wird, war schon seit Jahren so abzusehen. Letztendlich ist mir von Seiten der Basis nur in Erinnerung, dass man ein- oder zweimal mal an einem Mittwoch um 12 Uhr für eine Stunde durch die Notdienstklappe beraten hat (was niemand mitbekommen hat). Auch im Moment sehe ich von Seiten der Basis wenig Gegenwind. Mit Basis meine ich gezielt die Inhaber von Apotheken.

            Ist wahrscheinlich wie mit dem Frosch: Setze ihn in kochendes Wasser und er hüpft wieder heraus. Erhöhe die Temperatur langsam und er wird darin sitzen bleiben.

            Wenn ich mir die Diskussionen auf DAZ online so ansehe: da wird dann oftmals gefordert, dass die Gewerkschaft ADEXA mal in Streik gehen solle. Man würde das als Apothekenleiter auch unterstützen. Dummerweise ist die ADEXA der falsche Ansprechpartner. Politische Streiks sind in Deutschland von Seiten einer Gewerkschaft nicht erlaubt. Die Diskussionspartner der ADEXA sind alleinig die Arbeitgeber und nicht die Politik.

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            1. Naja – ich erinnere mal daran, dass 2002/2003 eine Unterschriftensammlung in deutschen Apotheken stattfand gegen die Aufhebung des Verbots des Versandhandels mit AM. 7 Millionen Unterschriften kamen zusammen – ca. 9% der deutschen Bevölkerung! Das würde JEDE Petition (heutzutage) direkt in den Bundestag katapultieren. Die Rot-Grüne Regierung interessierte diese Volksmeinung nicht, Trullala Schmidt ignorierte sie schlicht. Soviel zum Thema Politik und „politische Einmischung“. Ich kann JEDEN verstehen, der da politikverdrossen und zur Einsicht gelang ist, dass eine gewisse Elite sowieso DAS macht, was ihr gerade in den Kram passt, und alles andere schlicht ignoriert… Und dass ausgerechnet die SPD („Sozial“ und „Demokratisch“) ausländischen Großkapital die Steigbügel hält und seit Jahrzehnten an der Abschaffung von Mittelständlern mit lokalen Arbeitsplätzen werkelt (hier sag ich mal z.B. die Holtzmann-„Rettung“), dass die Grünen wehement die Abschaffung von lokalen Frauenarbeitsplätzen fordern… etc. Nein, ich muss es nicht verstehen! Ich meine da aber seit 15 Jahren ein Muster zu erkennen, welches immer deutlicher hervortritt…

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            1. Und davon läßt sich Max Müller abhalten? Ich erinner mal an saarlädische Zeiten, und was man damals so aus-Hecken wollte (und dies zeitweise auch getan hat)….

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          3. @knick: So eine Unterschriftensammlung ist schon mal ein guter Ansatz. Soweit ich informiert bin, plant man ja derzeit auch wieder so eine Sammlung oder führt sie schon durch.
            Aber: Das alleine reicht halt bei weitem noch nicht aus.

            Den derzeitigen Ansatz der ABDA, das Gespräch mit der Politik zu suchen und jetzt mal kompromisslos das Verbot des Versandhandels zu fordern, finde ich gut. Selbst wenn sich das nicht durchsetzen lassen sollte, setzt man das Level schon mal hoch an.
            Der derzeitige ABDA-Präsident ist in der Tagesschau auch durchaus kompetent aufgetreten. Die Plakatkampagne mit dem Karabinerhaken finde ich stark optimierungsbedürftig – von dieser unsäglich peinlichen Nummer mit Herrn Hoecker will ich gar nicht erst sprechen. So blöd es klingen mag: Im Moment gefällt mir der Spot der Apotheken Umschau pro Apotheke sehr gut – professionell gemacht.

            Von Seiten der Basis frage ich mich, warum viele Leiter nicht mehr in den Verbänden organisiert sind (gleiche Frage an die Angestellten bzgl. der ADEXA). Und warum man es – beispielsweise im Gegensatz zu den Hausärzten – immer noch nicht hingebracht hat, die Geschäfte mal gemeinsam einen Tag zu schließen (jaja, ich weiß: Rechtsbruch und so; geschätzt vielleicht 1000 Euro Strafe…).

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    4. Also was die Beratung angeht, kann ich nur von guten Erfahrungen sprechen! Er’s letzte Woche habe ich für mich, als auch für eine weitere Person in der Apotheke eingekauft. Als sie meinen Einkauf gesehen hat, war sie kurz irritiert und hat mich dazu gefragt und mich auf einige Dinge hingewiesen, mich also beraten. Ich selbst habe ein gewisses pharmazeutisches und medizinisches Fachwissen und einen – zumindest würde ich das von mir behaupten – verantwortungsvollen Umgang mit Medikamenten. Das hat sie mir zum Glück auch geglaubt. Sonst hätte sie mir, denke ich, nicht alle Dinge zusammen verkauft. Und ich wurde in so gut wie jeder Apotheke bisher beraten und wenn es nur einige Sätze dazu waren. Gerade weil es eben genügend Leute gibt, die keinen vernünftigen Umgang mit Medikamenten pflegen (es gibt mehr als genug Menschen, die wegen „ein paar Paracetamol, kann ja nicht so schlimm sein…“ mit leberversagen im Krankenhaus landen!!), finde ich es wichtig und beruhigend, dass es Apotheken mit Fachpersonal gibt. Logisch gibt es immer die Leute, für die eine Versandapotheke passt. Aber ich finde es reichen da schon die Wenigen, die eine Beratung dringend nötig haben aus, um die Apotheke um die Ecke absolut notwendig zu machen!!
      Wollte ich nur mal so einwerfen… Ich habe bisher fast nur gute Erfahrungen mit Apothekern gemacht :)

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  5. „Geld verdienen“ meinte ich natürlich. Und sorry für den Wechsel Du-Sie, ich bin da heute etwas indifferent.

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  6. Tja, jetzt seit ihr da wo die Optiker schon seit Jahren kämpfen. Und genau wie die Optiker werdet ihr nur auf die Kunden hoffen können die noch soviel gesunden Menschenverstand haben nicht mit ihrer Gesundheit zu spielen, man hat ja nicht unendlich viele. Der traurige Rest wird leider erst wieder kommen wenn es die Biligheimer versemmelt haben und dann hoffen das man die Schnitzer ebendieser, natürlich kostenlos, ausmerzen soll. Das wir uns richtig verstehen, die kamen mit fremden Brillen mit denen sie nicht gesehen hatten, wollten nicht mehr zu F******* und wir hätten mit dem Hersteller um Ersatz streiten sollen und dann gratis die Gläser auf eigenes Risiko (die können ja auch bei der Bearbeitung kaputt gehen) neu einsetzen… Zeitaufwand ca 1.5h und wenns dumm geht sitzt ich auf einem Schaden von mehreren hundert Franken. Was dazu kommt, die Hersteller liefern in so einem Fall keinen Ersatz. Schlussendlich sind wir die Bösen obwohl es der Billigoptiker versemmelt hat. Der ist im übrigen auch Schuld dass die Löhne vor 15 Jahren um ca 20-30 % eingebrochen sind. (was empfohlen war zu meinem Lehrbeginn und was noch zu holen war nach Abschluss) irgendwann wärs besser gewesen an der Kasse zu sitzen.. Wies heute aussieht? Ich weiss es nicht mehr.. Ich habe die Branche gewechselt obwohl ich die Arbeit gerne gemacht habe…

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  7. Es ist eine tödliche Spirale ohne Ende – nicht nur bei den Apotheken.
    Geiz-ist-geil bekommt Überhand, weil der Mensch selbst kaum noch Einkommen hat. Das hat natürlich die Schließung von Einzelhandel und Apotheke zur Folge. Daraus folgen noch mehr Leute, die auf ihr weniges Geld achten müssen. Usw.

    Und auf der anderen Seite die Unternehmen, die jeden Cent irgendwo einsparen und als Mehrgewinn vergolden wollen. Und dafür natürlich möglichst wenige Steuern zahlen wollen und zahlen. Das führt dann dazu, dass der Staat weniger Einnahmen hat und den Bedürftigen noch weniger zur verfügung stellen kann.

    Dass es, wie gedankenknick anspricht, einfach Dinge gibt, die der Staat nun mal tragen muss, koste es, was es wolle – und das dann über Steuern zu bezuschussen hat – das scheint irgendwie beim Staat nicht anzukommen. Denn warum sonst würde man versuchen, in solchen Bereichen jeden Cent zu sparen? Das man sich damit selber seiner Einnahmen beraubt und seine eigenen Ausgaben höher schraubt, ist den Politikern niciht bewußt. Wie auch, sind sie doch rundrum privat sorglos versichert und beziehen im Alter eine Pension, die Otto-Normalverbraucher niemals erreichen wird.

    Aber Politik und Vernunft scheinen wohl auf ewig Gegenspieler zu sein.

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