Auf Arzt-Konfrontationskurs

Auf Arzt-Konfrontationskurs war letztens meine Kollegin.

Auf das Rezept hat der Arzt geschrieben: Voltaren Salbe.

Die Patientin ist aber unsicher, ob es das richtige ist. Sie war eigentlich nur beim Arzt das Rezept für ihr Dauermedikament abholen, hat sich aber am Wochenende mit dem Bügeleisen verbrannt: eine grosse, offene Wunde (ehemals Blase) auf dem Bauch. Sie hat den Arzt gefragt, ob er ihr dafür auch grad etwas aufschreiben kann – und er hat (laut ihr ohne auch nur einen Blick auf die Wunde zu werfen) Voltaren aufgeschrieben.

Das kann man nicht auf offene Wunden auftragen. Das steht deutlich in der Fachinfo: nicht auf offene Hautwunden oder sonstige offene Verletzungen auftragen. Diese Brandwunde hier war ausserdem ziemlich gross und sah auch noch aus als wäre sie gerade dabei sich zu infizieren. Meine Kollegin hat dann eigenständig Wundheilsalbe (Ialugen plus) und Verbandsmaterial daraus gemacht und die Patientin instruiert und anschliessend ein neues Rezept verlangt.

Und das nächste Rezept war gleich noch so etwas. Anderer Arzt allerdings.

Die Patientin hat starke Schmerzen, so stark, dass sie kaum schlafen kann. Der Arzt verschreibt Irfen retard, 800 mg 2x täglich. Das (und alle Generika und weiteren Medikamente in der gleichen Form) ist seit Wochen nicht lieferbar. Der Grosshandel stellt uns für Anfang Nächsten Monat wieder welche in Aussicht.

Der übliche Ersatz (600mg Ibuprofen und öfter zu nehmen) hat bei der Patientin nichts gebracht weshalb man beim Arzt anruft, um nach einem anderen Ersatz zu fragen.

Das Telefon muss toll gewesen sein. (Nicht).

Apothekerin: „Guten Tag, ich rufe an für Frau … der sie Irfen retard 800 mg aufgeschrieben haben. Das und alle Generika davon sind noch eine Weile nicht lieferbar. Können wir etwas anderes dafür abgeben?“

Arzt: „Nehmen Sie Brufen retard 800mg“

Apothekerin: „Das ist ebenfalls nicht lieferbar. Wir bekommen nichts bis frühstens Anfang nächsten Monat.“

Arzt: „Dann muss sie halt warten.“

Apothekerin: „Warten Sie! (er hätte fast aufgehängt) Umm, Sie hat starke Schmerzen und nichts mehr zu Hause. Soll sie es nicht mit Tilur retard versuchen?“

Arzt: „Wenn Sie meinen. Okay.“

klick

Meine Apotheker-Kollegin war jedenfalls sichtlich unzufrieden mit der Leistung dieser Ärzte.

Disclaimer: Zum Glück sind das eher die Ausnahmen, die allermeisten Ärzte hier sind wirklich gut und kümmern sich auch. Selbst für die Ärzte war das … ungewöhnlich. Schlechter Tag? Schlechte Zeit?

15 Kommentare zu „Auf Arzt-Konfrontationskurs

  1. Und dann wundert man sich, wenn die Leute auf den Notfall gehen… dort gibt es wenigstens gleich Medikamente, wenn man Schmerzen hat (selbst wenn man sagt, dass man eher nichts zusätzlich zur Haus- bzw. Reiseapotheke braucht, jedenfalls war das bei mir so. Ich habe jetzt 1000er-Dafalgan daheim. Und Novalgin.)

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  2. Bügeleisenverbrennung AUF DEM BAUCH? Wie macht man sowas? Weiß doch inzwischen jeder, dass man Klamotten nicht am Körper bügeln soll.

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      1. Nö, vergiss es. Wenn Trump erst einmal Präsident ist, wirst du schon bei der Anreise zur Verhandlung verhaftet wegen Verunglimpfung amerikanischer Firmen, oder sowas.

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    1. Meine beste Freundin hat sowas auch mal geschafft. Ihre Bluse war im Bauchbereich zerknittert und sie dachte „ach, nur mal ganz fix drüberbügeln, dafür lohnt es sich nicht die Bluse auszuziehen“ 😂

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    2. Doch das geht, wenn man das heiße Eisen wegräumen will und dabei stolpert. Hab ich auch geschafft, die Brandnarbe hatte ich noch Jahre später…..

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      1. Danke, ich hatte mal eine Glasscherbe durch die Hand. Dabei weiß doch jeder Kochlehrling: Nicht hinterherfassen, fallen lassen, ausweichen. Die Sauerei wegräumen kannste später. Aber manchmal sind die Reflexe eben stärker.

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        1. Also da muss ich sagen ist mein Reflex auszuweichen und je nach Gefahr nach hinten zu springen sehr zuverlässig.
          Was soviel heißt wie…. lasst mich niemals eure Kinder wickeln!

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        2. Bei mir ist da auch eher der Eigenschutzreflex vorhanden. Wenn mir z.B. ein Messer runterfällt, ist mein erster Reflex den Fuß schnell weg zu ziehen. Aber vielleicht liegt das da dran, dass ich den Fuß schon zu oft mit runter fallenden Dingen getroffen habe (zum Glück noch kein Messer).

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          1. Ich muss mich immer zwingen, NICHT meinen Fuß nach vorne zu strecken, wenn sich scharfe Werkzeuge gemäß Schwerkraft meiner Hand enziehen. Ich bewege nämlich reflexartig den Fuß nach vorne, um fallenden Dingen wie Glas- und Porzellanprodukten einen kleinen Puffer vor dem harten Aufprall zu bieten und so vielleicht doch noch zu retten, was wei eigentlich nicht mehr zu retten ist.

            Glücklicher Weise steckte bisher noch kein Messer in meinem Fuß – entweder es prallte mit dem Griff auf, oder ich hatte passendes Schuhwerk an… ;-)

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          2. Mein Reflex ist da leider eher so wie der von @gedankenknick, was beim Holzhacken ja normalerweise nichts ausmacht, weil ich da Arbeitsschuhe mit Stahlkappen trage. Aber, es war Sommer, und ich wollte „nur mal schnell“ was kleinmachen zum Anzünden eines Lagerfeuers. Angebrochener Zeh, drei Wochen humpeln.

            Das Lagerfeuer fand trotzdem statt, und Bier ist ein ausgesprochen gutes Schmerzmittel.

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  3. Jeder Patient sollte beim Arzt untersucht werden, egal wie banal die Krankheit erscheint – das sind wir Ärzte den Pat. schuldig.
    Zur Verteidigung muss allerdings eingewendet werden, dass es – wie hier vielleicht auch – Fälle unglücklicher Kommunikation gibt, z.B. weil der Pat. den Arzt auf dem Gang anspricht, oder der Anruf der Apothekerin durchgestellt wird, obwohl die Arzthelferin weiss, dass sie gerade nicht durchstellen soll usw.

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