Richtig inhalieren

Auf dem Rezept per Fax steht ein Pari Inhalationsgerät. Das sind diese Ultraschallvernebler – früher waren die sehr beliebt, heute brauche ich weniger, aber wir haben noch.

Dar Patient ist leider in sehr schlechtem Zustand und kann das Haus nicht verlassen, seine Frau ist nicht viel besser dran, also bringt man ihm das Gerät und die Medikation dazu (Dospir Ampullen) noch am Morgen vorbei und erklärt die Anwendung gleich vor Ort.

Am selben Abend bekommen wir ein Telefon: „Das Gerät muss kaputt sein, wir kommen damit nicht zurecht, kann nicht nochmals jemand vorbeikommen das erklären?“

Leider kann ich das heute nicht mehr. Ich versuche herauszufinden an was es liegt.

Pharmama: „Was macht es? Läuft es?“

Mann: „Ja, es pumpt und es dampft – aber das hört ja gar nicht auf. Wie lange muss ich das machen?“

Pharmama: „Nun, was nehmen Sie zur Inhalation?“

Mann: „Nur die Dospir Ampullen. Das sind zweieinhalb milliliter.“

Pharmama: „Das sollte nicht so lange gehen … vielleicht maximal 15 Minuten bis alles verdampft und inhaliert wurde? Ich würde aber mindestens 10 Minuten inhalieren.“

Mann: „Sooo lange? Äh – ich schicke morgen noch meine Frau vorbei, dann können Sie das mit ihr zusammen anschauen.“

Hmmm. Seltsam.

Die Frau kommt am nächsten Tag nur mit dem Verbrauchsmaterial – Schlauch und Vernebler – in die Apotheke. Den eigentlichen Apparat hat sie zuhause gelassen … aber der funktioniert ja angeblich.

Ich erkläre also noch einmal, wie man den Vernebler öffnet, die Lösung einfüllt … (Dabei kommt mir ein Teil der Lösung, die noch drin ist entgegen, also hat er wirklich nicht fertig inhaliert) … dass man das nach dem inhalieren waschen soll mit Wasser und etwas Seife.

Frau: „Und wie geht das inhalieren?“

Also zeige ich ihr, dass man das Mundstück in den Mund nimmt und dann dadurch ein- und ausatmet. Aus Hygienegründen nehme ich es nicht in den Mund, aber ich tu so als ob.

Pharmama: „Wenn er nicht dadurch ausatmen will, kann er das auch daneben machen.“

Frau: „Und dann schlucken.“

Pharmama: „Schlucken? Nein, Sie atmen das ein – das ist eine Inhalation, das muss in die Lunge.“

Frau: „Ah!“

Ah. Das war das Problem. Offenbar hat er das in den Mund genommen und dann geschluckt. Mit entsprechend viel Luft … kein Wunder wollte er das nicht 10 Minuten lang machen.

Sollte ich fragen, ob er noch etwas gegen Bläungen will? :-)

Ich hab’s ihr dann so erklärt: „Das ist wie rauchen. Tief einziehen, einen Moment warten und dann ausatmen, und das dann machen, bis nichts mehr im Vernebler drin ist.“

Ich hoffe, das ist jetzt klar.

11 Kommentare zu „Richtig inhalieren

  1. @pflaegermeister
    Das Dosier-Aerosol als Raumspray ist doch in der Zwischenzeit legendär, und nicht nur aus einer einzelnen Quelle angegeben – man kann davon ausgehen, dass dieses Missverständnis öfter auftritt. Hier https://pharmama.ch/2008/12/23/dr-house-und-der-inhalator/ findet sich die Dr.House-Variante… (mit dem Kommentar der Patienten Ich bin doch nicht doof! ) ;-) Auch Pulverinhalatoren werden regelmäßig falsch angewendet – sage ich mal aus meiner Praxiserfahrung – trotz längerer Erklärung; vielleicht nicht so lustig, aber eben wirkungslos. Beispiele?
    -Die Dosis wird schon am Abend vorher freigesetzt (und ist dann am Morgen via Luftfeuchtigkeit verklumpt).
    -Der Pulverinhalator wird nach Dosisfreigabe geschüttelt – dann landet das Pulver überall (im Raum und im Inhalator), aber nicht mehr in der Lunge.
    -Der Pulverinhalator wird schlicht und ergreifend falsch bedient, und damit funktioniert das ganze System nicht.
    -Pulverinhalator / Dosieraerosol / Verneblereinheit vom Inhalationsgerät werden NIE (nie nie) gereinigt, und…. bäh! Außerdem sind sie dann „kaputt“, weil alles klemmt und/oder verstopft ist…
    -Das Ding ist kaputt, weil das Zählwerk in 10ner-Schritten läuft und man nicht optisch wahrnimmt, wie es weiterruckt… in Kombination mit:
    -Das Ding ist kaputt, weil man nichts schmeckt bei der (Pulver)Inhalation…
    Alle Punkte dieser Liste habe ich im letzten Jahr so erlebt, und das ganze ließe sich wahrscheinlich durchaus noch ergänzen. Die Fantasie des Menschen ist unendlich, und so auch das Potential des Fehlgebrauchs… Vergleiche auch hier https://pharmama.ch/2013/03/16/die-falsche-anwendung-17/ oder hier https://pharmama.ch/2011/12/08/pfffft/

    @Turtle:
    Da musst Du mal meinem („kleinen“) Hund zuschauen. Großer Schweizer Sennenhund, 5 Monate alt, ca. 20kg schwer. Der läßt seine 375g-Portion gewolften Pansen innerhalb Sekunden verschwinden – David Copperfield wäre stolz auf den Trick. So schnell dürfte der das gar nicht schlucken können – so wie der das einsaugt bleibt da ja nur noch die Lunge übrig… :D

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    1. Ich würde ihm gerne mal zuschauen, schon alleine weil er ein knuffiger Sennenhund zu sein scheint. Aber ich glaube, aufgrund meiner bescheidenen Tischmanieren würde da sehr leicht in Neid verfallen…

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  2. Ein mir bekanntes Problem… Nicht nur aus der Apotheke, sondern auch von meiner dementen Oma. Der kann man das vorwärts und rückwärts erklären – das klappt leider gar nicht mehr!
    Wenn man ihr aber das Mundstück einfach in die Hand drückt und sagt, dass sie rauchen soll, dann klappt es ganz gut – nur atmet sie nicht durch das Mundstück aus.

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  3. Sehr amüsant diese Konversation. Ich persönlich wäre ja manchmal für eine bessere Informationsbeschaffung im voraus. Dann lässt sich sowas auch vermeiden. Auch aus solchen Gesprächen kann man lernen :)!

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