Der übersehene Blinddarm

Ohne Apotheke_r(3)

Nicht so schönes Erlebnis von Melanie:

Mein „liebstes“ Erlebnis mit einer Apotheke ging nur so grade glimpflich aus:
Vor ein paar Jahren war mir morgens schlecht, ich hatte leichte Bauchschmerzen und schob das ganze auf den Reibekuchen vom Weihnachtsmarkt. Also ab in die Apotheke, Symptome geschildert und auch, dass ich bereits Ibuprofen 600mg genommen und mich übergeben hatte, es aber nicht besser wurde. Nach einem kurzen Gespräch, inklusive „da muss man sich mal zusammen nehmen“ bin ich mit Mitteln gegen Übelkeit, Schmerzmittel und Krampflöser sowie etwas um den Magen zu beruhigen raus und zur Arbeit. Mein Tagesgehalt als Aushilfe war damit schonmal weg.
Mein Arbeitgeber hat mich dann, am 22.12, nach Hause geschickt weil ich so übel aussah. Auf dem Heimweg rief ich nochmal bei der Apotheke an, wo man mir sagte das ich ausnahmsweise auch mal noch eine Schmerztablette nehmen könnte, das Mittel gegen Übelkeit sei auch harmlos.
Mein Freund fand mich abends heulend über der Toilette, fuhr mich zum Krankenhaus und drückte der Ärztin in der Notaufnahme meine Medikamente in die Hand, ich spuckte während dessen in einen Schirmständer (es ging mir wirklich nicht gut). Das nächste, was ich bewusst weiß, ist wie ich morgens im Krankenhausbett am Tropf hänge und ein Herr von der Versicherung mit mir reden will. Mir war der Blinddarm geplatzt, akute Entzündung. Die Apothekerin hätte mich zum Arzt schicken müssen, ihre Kompetenz war überschritten und die Medikamente, die sie mir empfohlen hatte, hatten mich nicht nur alles verschleppen lassen, sondern auch bei der OP zu Problemen geführt, da eins offenbar blutverdünnend wirkte.
Ich war gefühlt ewig im Krankenhaus, es ging mir elend und die ganzen Narben am Bauch sind auch nicht so toll. Rechtzeitig behandelt wäre es minimalinvasiv und mit ein paar Tagen Krankenhaus getan gewesen – aber immerhin hab ich mich zusammen genommen.

Mein Vertrauen in Apotheker ist nach wie vor groß, aber hat doch einen Dämpfer bekommen. Ob es für die Apothekerin Folgen hatte, weiß ich nicht.

Erstmal (auch wenn ich nichts dagegen kann): das tut mir leid, dass du das durchmachen musstest. Blinddarm ist … nie einfach. Die Symptome sind oft nicht so deutlich, wie man das gerne hätte. Wer weiss, ob ich dich nach deiner Beschreibung der Symptome zum Arzt geschickt hätte. Beim ersten Mal, wahrscheinlich auch nicht (speziell, wenn Du eine Erklärung für die Magenschmerzen bringst). Allerdings, wenn es nicht besser wird … ja.
Ob das eine Kompetenzüberschreitung war, wie der Herr der Krankenkasse angetönt hat? Hmmm. Wenn Du gesagt hast, dass es enorm schlimm sei und dass Du vorhast zum Arzt zu gehen und sie dich dann davon abgehalten hat – dann Ja. Ansonsten: Kaum. Es war deine eigene Entscheidung zuerst etwas auszuprobieren und Anfangs hast Du (jedenfalls nach Beschreibung) auch keine Warn-Symptome gezeigt, die einen sofortigen Arztbesuch notwendig machen würden – so wie sich das für mich anhört, ist die Apothekerin (wie Du) davon ausgegangen, dass das eine Magendarmgeschichte ist. Aber wie gesagt: Blinddarmentzündungen sind „tricky“ und ich kenne einige Fälle wo (auch von Ärzten) der Anfang übersehen wurde.

Aber die korrekte Weise wäre sicher gewesen, dir schon beim ersten Besuch in der Apotheke zu sagen, dass – falls das versuchte nicht hilft- du dich zum Arzt begeben solltest. Diagnosen dürfen die Apotheker in Deutschland nicht stellen – das macht nur der Arzt, aber triagieren, also abklären, was selbst behandelbar ist und was zum Arzt gehört und wann … das sollten sie auch können. Auch wenn wir in der Schweiz in der Apotheke tatsächlich dafür besser ausgebildet sind.

Habt Ihr Euren Blinddarm noch? Und falls ihr mal eine Blinddarmentzündung hattet: wie war das und wie wurde das entdeckt?

31 Kommentare zu „Der übersehene Blinddarm

  1. Tja, Blinddarm ist immer so ne Sache. Ich wurde dreimal mit Verdacht auf akute Blinddarmentzündung ins Krankenhaus geschickt. Beim 3. Mal war in der Notaufnahme nur ein unsicherer Assistenzarzt verfügbar, der dann die OP veranlasst hat. Ergebnis: keine Entzündung, OP eig. überflüssig. Allerdings kann ich dem Arzt keinen Vorwurf machen, er hat nach bestem Wissen und Gewissen entschieden, auch wenn der Oberarzt hinterher gemeint hat, er selbst hätte noch gewartet (nur war er dummerweise nicht da/abkömmlich). Zudem waren danach diese dubiosen Bauchschmerzen nicht wiedergekommen, was man auf eine Art auch als Erfolg betrachten kann. Umgekehrt ist einer Freundin der Blinddarm geplatz, als sie nach Besuch beim Hausarzt mit „ein bisschen Bauchgrummeln“ in der Schule sass.
    Fazit: Blinddarmentzündungen sind leider einfach nicht ganz so einfach zu diagnostizieren, wie man das als Patient gerne hätte, da können selbst Spezialisten mal falsch liegen.

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    1. Und ich dachte, gerade im Spital können sie mit den Entzündungswerten im Blut und derartigem besser abklären, was es jetzt ist. Auf der anderen Seite: wenn die Bauchschmerzen danach weg waren … ja, irgendwo auch ein Erfolg (wenn auch unerwartet in dem Fall).

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      1. Das mit dem Entzündungswert ist auch so eine Sache. Ich wurde mal von meinem Hausarzt mit Bauchschmerzen und Entzündungswert ins Krankenhaus geschickt, auch mit Verdacht auf Blinddarm. Beim Ultraschall war der Blinddarm aber in Ordnung. Wahrscheinlich kamem die Bauchschmerzen von einem Virus. Und der Entzündungswert stammte von einer Mittelohrentzündung, die man wegen des Ohrenschmalzes nicht sehen konnte, und mein Hausarzt wollte da nicht mit Wasser dahinter. Die Entzündung wurde später dann von einem Hals-Nasen- Ohrenarzt diagnostiziert. Neben dem Antibiotika bekam ich von ihm übrigens auch noch Schokolade verordnet, da ich bei der Episode Gewicht verlor:)

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      1. Da kommt auch keiner ans Bett. Zum einen, weil die Versicherung des Hauses eher nicht im Haus sitzt, zweitens sind die da doch nichts schuldig und drittens machen die das auch schriftlich hinterher und nicht am Bett. Die Patienten können da doch gar nicht klar denken und sinnvolle Entscheidungen treffen.

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  2. Ich selber habe meinen Blinddarm noch. Aber ich bin „Schuld“ dass mein Mann keinen mehr hat.
    Wir waren abends bei mir verabredet (wohnten noch nicht zusammen), und als er das Treppenhaus raufkam, war sein Gesicht weiß wie eine Wand. Ich bin überhaupt nicht der Typ, der sofort zum Arzt rennt, schon gar nicht außerhalb der Sprechzeiten, und ich weiß bis heute nicht, was dieses Bauchgefühl bei mir ausgelöst hat, dass das diesmal wirklich übel ist. Jedenfalls hab ich ihn nicht mit „Hallo!“ begrüßt sondern mit „soll ich dich ins Krankenhaus fahren?“
    Er sagte Nein. Aber ihm sei nicht wohl, und er wolle gleich schlafen gehen. Wir gehen also ins Bett ich liege da und schaue ihn an, und nach fünf Minuten sagte er „Okay, vielleicht sollten wir doch besser ins Krankenhaus.“ offenbar haben ihn mein Bauchgefühl und sein Bauchschmerz doch genug verunsichert, dass er es riskieren wollte, im Krankenhaus ausgelacht zu werden, dass er mit Bauchschmerzen vorbeikommt.
    Ich schnappte mir das Auto von meinem bruder, fuhr ihn in die nächste Klinik, und gab ihn an der Anmeldung ab. Die haben ihn untersucht, ich rief derweil seinen Vater an. Bis der am Krankenhaus war (fußläufige Entfernung) hatten sie ihn schon in den OP geschoben: Blinddarm bereits durchgebrochen.

    Ich denke, ein Problem ist, dass sich Blinddarm bei jedem anders äußert. Ein anders ist, dass „Bauchweh“ normalerweise was Harmloses ist. Was Blödes oder zu viel gegessen: Bauchweh. Morgen eine Prüfung: Bauchweh. Jedes Kind hat dreimal die Woche Bauchweh, und NIE ist es was, wofür man zum Arzt muss. Bis es dich eben einmal fast umbringt.

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    1. Na, da bist Du auch „schuld“, dass es deinem Mann jetzt gut geht :-)
      Ich habe meinen Mann so auch schon bringen müssen – wie bei manchen Patienten muss man manchmal die Initiative ergreifen, auch wenn sie das anfangs nicht wollen.
      Interessanterweise hatte er da auch „Bauchschmerzen“ – man hat nie wirklich gefunden, was die Ursache war: Bauchwandinfarkt war mal eine Verdachtsdiagnose, die hat sich aber genauso wenig bestätigt wie Blinddarm (wäre auch auf der falschen Seite gewesen, aber auch das gibt’s) und Divertikel. Es kann eine Menge sein, wenn der Bauch schmerzt. Dank den vernetzten Nerven ist es auch für den Betroffenen schwer zu sagen, wo es denn genau liegt das Problem.
      Ich denke, man kann einen Versuch mit Schmerzmitteln machen, aber wenn das nicht besser wird: zum Arzt.

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  3. Bei den beschriebenen Symptome hätte ich auch nicht auf Wurmfortsatz gedacht (wichtig: nicht Blinddarm, den haben hier wahrscheinlich noch alle :D) – aber ich hätte mich als Patient von vorneherein anders verhalten, wenn die Schmerzen so schlimm sind. Ich wäre direkt zum Arzt, ohne Umweg Apotheke. Dort hätte man im Zweifelsfall noch einen Ultraschall gemacht und Sachen untersucht, die in der Apotheke nicht möglich sind.
    Nebenbei: auch wenn man eine bestimmte Speiße in Verdacht hat – solange keine Intoleranzen bekannt sind, würde ich auch hier zum Onkel Doc gehen. Mit einer Lebensmittelvergiftung ist nicht zu spaßen.

    Hat die Apothekerin was falsch gemacht? Jain. Sie hat versucht die akuten Probleme zu lindern und ist wahrscheinlich davon ausgegangen, dass bei einer Verschlimmerung zum Arzt gegangen wird. Darauf hinweisen sollen hätte sie aber. Ohne Frage.
    Ich bin jedenfalls froh, dass die Sache gut ausgegangen ist!

    Zu meinen Anhängsel:
    Trotz dreifacher Einweisung mit Verdacht auf Appendizitis und unzählige Male den typischen Schmerzbild immer noch drin. Bei mir sind es Eierstockzysten, die so tun, als wären sie ein Teil des Verdauungstrackt.
    Macht das Leben nebenbei sehr spannend, wenn man ständig dieses Stechen an der richtigen Stelle hat, das bei erhöhten Druck schwächer und beim entfernen des Drucks schlimmer wird. Da darf man dann immer pockern: harmlose Zyste, die halt rupturiert ist oder doch der Appendix, der sich meldet?

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    1. Richtig. Korrekt wäre es der Wurmfortsatz (Appendix), der sich entzündet. Den habe ich übrigens auch noch.
      Wie schlimm die Schmerzen gewesen sind, wissen wir im Endeffekt nicht. Offenbar wird das auch individuell unterschiedlich schlimm empfunden (siehe oben das mit dem „Magengrummeln“).

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  4. Das find ich jetzt aber schon ein bißchen unfair!
    Wenn jemand zu mir kommt mit „Zitat: leichte Bauchschmerzen“, dann auch noch erzählt „schob das ganze auf den Reibekuchen vom Weihnachtsmarkt“, dann denkt doch niemand sofort an einen Blinddarm!
    Kompetenzüberschreitung wäre gewesen, wenn die Apothekerin Blinddarm diagnostiziert hätte!
    Ich muss ehrlich sagen, dass ich wahrscheinlich sogar das selbe empfohlen hätte… Allerdings sage ich immer dazu, dass, wenn es nicht wesentlich besser wird, ein Arzt aufgesucht werden soll.

    LG Katja O.

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    1. Ich finde – als völliger Laie – aber den Hinweis auf 600mg Ibuprofen und trotzdem nicht besser schon noch verdächtig. Müsste da nicht die eine oder andere Zusatz-Alarmglocke läuten? Aber ist schon so, Bauchschmerzen sind oft ein Rätsel weil sie so viele Gründe haben können (in der Familie ausführlich erlebt…)

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      1. kommt drauf an – aus der Beschreibung oben hätte ich interpretiert, dass die Ibu letztlich erbrochen wurde, bevor sie wirken konnte.
        ich wäre bei der Beschreibung übrigends auch nicht auf Blinddarm gekommen – und ich bezweifle mal, ob die meisten Ärzte bei „leichte Bauchschmerzen und Erbrechen“ schnell genug daran gedacht hätten

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      2. Schmerzmittel wirken (leider) unterschiedlich. Als Jugendliche hatte ich regelmäßig mit starken Bauchschmerzen zu kämpfen (war aber nicht der Blinddarm) und Schmerzmittel haben kaum geholfen.
        Außerdem kennt doch jeder den einen Menschen, der schneller zu einer Ibu 600 greift, wenn er Schmerzen hat, als mal einige Zeit abzuwarten oder sich einfach hinzulegen. Es hätte ja tatsächlich – von der Schilderung im Text – auch sein können, dass es was Harmloses ist.
        Die Schuld beim Apotheker zu suchen finde ich hier einfach nur verkehrt.

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  5. Hm. Manchmal hilft beim kranken Körper auch der gesunde Menschenverstand – wem es so schlecht geht, dass er von der Arbeit heim geschickt wird, der könnte vielleicht doch auch von selbst drauf kommen, dass es Sinn macht einen Arzt aufzusuchen….

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  6. Ich möchte noch anfügen, dass Bauchschmerzen (mehr bei Frauen) auch ein Herzinfarktsymptom sein können. Ist nicht schlecht das immer mal wieder im Hinterkopf zu behalten.

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  7. Ganz ehrlich, ich hätte bei der Symptombeschreibung auch nicht an Appendizitis gedacht.
    Allerdings weise ich die Kunden grundsätzlich drauf hin, bei Verschlimmerung zum Arzt zu gehen…egal, ob Erkältung, Bauchschmerzen oder wasauchimmer.

    Meinen Wurm habe ich mit 4 Jahren schon entfernt bekommen.
    Ich hatte innerhalb weniger Wochen zwei große Darm-Operationen, da hat man das Ding gleich mit entfernt.

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  8. Um die Situation richtig zu beurteilen, bräuchte man wohl einen Film von Melanies Apothekenbesuch. Natürlich schickt man in der Apothek niemand mit leichten Bauchschmerzen und Bezug auf eventuell nicht vertragene Reibekuchen ins Krankenhaus, aber beim Erstbesuch hätten einen die nicht wirkenden 600mg Ibu + Erbrechen schon stutzig machen können.
    Spätestens beim Anruf wäre aber Zeit gewesen, den Hinweis auf Arzt oder Krankenhaus zu geben. Weiterbestehende Schmerzen trotz Ibu und das über Stunden ist kein Fall für Selbstmedikation.

    Bauchschmerzen sind manchmal ein seltsames Phänomen. Ich selbst hatte in nicht mehr ganz kindlichem Alter (ca. 14/15) ziemliche krampfige Bauchschmerzen, mir wurde dann auch leicht übel (ohne Reibekuchen). Das Wort „Krankenhaus“ war schon gefallen, meine Mutter ist dann doch noch mal mit mir nach draussen, damit es die frische Luft vielleicht besser macht. Die frische Luft war es nicht, nur entfuhr mir dann ein leichter Leibwind und es war schlagartig besser. 5 Minuten später und wir wären auf dem Weg ins nahe gelegene Krankenhaus gewesen.

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  9. “da muss man sich mal zusammen nehmen”

    Da, liebe Pharmama, liegt der Hund begraben. das hat ein Apotheker nicht zu sagen.

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  10. Ich bin mal ganz ehrlich, meine Blinddarmentzündung war eher ein “lustiger“ Zufall.

    Ich war zwölf und noch ganz schön dappisch in der Birne, hatte minimal, (eigentlich mehr eingeredet und nicht wirklich) Magenschmerzen, wollte aber auch nicht zur Schule. Ich bin noch recht jung, konnte also recherchieren, was so typische Erkrankungen sind, die einen ne Runde aussetzen lassen und stieß auf – tada – ne Blinddarmentzündung.

    Dass das natürlich eine ernste Sache ist, weiß ich mittlerweile, aber ich hab die Symptome mir eingeredet und bin zu meiner Kinderärztin damals. Die hat mir das nach einer Untersuchung abgenommen und mich zum Krankenhaus geschickt. Dort wurde ich dann untersucht usw. (das war auch mein allererstes Fatshaming von Leuten, die sowas nicht machen sollten, aaaah <3) und die sich für eine minimal-invasive OP entschieden haben. Ich dachte halt damals, da wäre nix, und war ganz froh über diesen Aussetzer (meine Schulzeit war nicht die schönste).

    Ich wach dann also aus der Narkose auf, und schon stehen so acht nervös aussehende Ärzte vor mir, die mir erzählen, dass die Situation unterschätzt wurde und mein Blinddarm ziemlich doll entzündet war, noch 2 Tage mehr und ich hätte das ganze wohl nicht überlebt.

    Und das alles nur, weil ich nicht zur Schule wollte. :D

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  11. „da muss man sich mal zusammennehmen“ ist ein ziemlicher reizsatz bei mir. das sagte der praktische arzt, als ich im alter von 20 jahren mehrmals bei ihm war, weil ich elendigliche bauch- und rückenschmerzen hatte. meine mich zärtlich liebende mutter, aka die böse frau, klärte ihn telefonisch darüber auf dass ich nur nicht genügend für die prüfungen an der uni gelernt hätte. also bekam ich ein paar ibuprofen-injektionen, diagnose: rückenschmerzen (ich arbeitete damals nebstbei im pharmazeutischen grosshandel, lieferungen zusammenstellen, am wochenende „durfte“ ich beim hausbau helfen.

    nach drei tagen konnte ich vor schmerzen nicht mehr aus den augen schauen, hatte fieber und fühlte mich wie die henne unter’m schweif: beschissen. also rief ich den hausarzt an und bestellte ihn zu einem hausbesuch und als er mir wieder was gegen die „angeblichen“ schmerzen spritzen wollte, wollte ich dagegen eine einweisung ins krankenhaus. jetzt und hier und auf der stelle. das verweigerte er, ebenso mein mich zärtlich liebender vater, der in der zwischenzeit wutschnaubend heimgekommen war. meine mutter intrigierte derweilen via telefon. also setzte ich – benebelt wie ich war – schnell einen kurzen schrieb auf dass der arzt sich weigere, einen krankenwagen zu rufen und mich ins krankenhaus einzuweisen. das sollte der mensch unterschreiben. machte er natürlich nicht, sondern er rief dann doch einen krankenwagen.

    dem turnusarzt im krankenhaus kam das alles sehr merkwürdig vor, auch, dass ich in der zwischenzeit weniger schmerzen hatte. also diagnostizierte er einen blinddarmdurchbruch, um 17.00 uhr begann die op, der oberarzt wurde eilends hinzugezogen, die sache dauerte weit über drei stunden. stellte sich heraus: morbus crohn und eitrige peritonitis, kurz vor der sepsis. so kurz vor der sepsis, übrigens, dass ich noch nicht einmal eine drainage bekam und den nächsten morgen sicher nicht mehr erlebt hätte und sicherheitshalber (war so ein klosterkrankenhaus damals) im sterbezimmer aus der narkose munter wurde, neben einer zugedeckten person, mit einer uralten, verhutzelten klosterschwester am fussende des bettes, die den rosenkranz betete. als sie merkte, dass ich irgendwie langsam zu mir kam, bekreuzigte sie sich und sagte „jo mei, also, dass du wieder munter wirst, des hätten wir alle nicht geglaubt!“.

    meine eltern führten sich dann so auf, dass der primar und der oberarzt ihnen eine woche lang besuchsverbot bei mir erteilten, sie sollten froh sein, dass ich noch lebte. meine mutter erklärte den morbus crohn damit, dass ich fremde gewürze (curry, z.b.) gegessen und abführmittel genommen hätte: sonst hätte ich ja nicht dauernd auf’s klo gemüsst. der hausarzt erklärte, irren könne sich schliesslich jeder einmal, das komme öfter vor. mein vater wollte mich zwei wochen nach der entlassung aus dem krankenhaus aus der wohnung werfen, weil ich lieber krank geworden sei als zu den restlichen prüfungen (die vor der operation hatte ich übrigens alle positiv bestanden) zu gehen.

    den wurmfortsatz hat man damals übrigens gleich entfernt, die narbe ist über 25 cm lang und ziemlich verwachsen, aber, wie es so schön heisst: hurra, ich lebe noch.

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  12. tja. wenn das turnusärztelein nicht so ein vifes kerlchen gewesen wäre … der hatte das übrigens irgendwie im blut, der kam aus einer alten wiener ärztefamilie. ich denke immer noch mit grossem dank an ihn zurück. und der oberarzt und der primar haben ihm geglaubt, das will ja auch was heissen. gibt halt immer solche und andere.

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  13. Bei mir wurde anscheinend zweimal Blinddarm im Krankenhaus wegen zu niedrigen Entzündungswerten und fehlendem Fieber falsch ent-diagnostiziert.
    Ne Internistin bei der ich später war durfte dann bei der OP die Verwachsungen von den nicht Diagnostizierten Entzündungen wegschnibbeln während sie meinen Blinddarm der (histologisch abgeklärt) entzündet war rausschnitt.
    Fieber und hohe Entzündungswerte hatte ich bis zur OP nicht..

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  14. Meinen Wurmfortsatz bin ich erst einmal problemlos los geworden. Tagsüber Übelkeit und unspezifisches Bauchweh, keine heftigen Schmerzen. Aus Blinddarm wäre ich nie gekommen. Nachts dann mit heftigen Schmerzen aufgewacht und mein Mann und ich waren schnell einig, dass das auch der Blinddarm sein könnte. Dieser Meinung war dann auch der dazu gerufenen Notarzt. Und das Team im Krankenhaus. Minimal-invasive OP und gut sollte es sein.

    Eine Woche später fühlte ich mich immer noch hundeelend, hatte aber keine Schmerzen. Als ich dann etwas erhöhte Temperatur bekam, bin ich eher genervt als besorgt zu meinem Hausarzt. Der (dem Himmel sei dank) mich postwendend ins Krankenhaus schickte. Er habe ein komisches Gefühl bei der Sache. Und ich solle mich bloß nicht abwimmeln lassen. Auch wenn es mittlerweile bereits Abend sei.
    Die Ärzte im Krankenhaus waren erstmal ziemlich entspannt. Ich hätte ja keine Schmerzen, dann sei es also auch ziemlich sicher nichts schlimmes. Zwei Stunden später hatte der Oberarzt seine Frau alleine ins Theater geschickt und ich lag wieder auf dem OP-Tisch, um mir einen (lt dem Arzt) beeindruckend großen eitergefüllten Abszess aus dem Bauchraum holen zu lassen.
    Offensichtlich waren bei der Blinddarm-OP Keime in den Bauchraum gelangt. Eine seltene, aber gefährliche Nebenwirkung eines solchen minimal-invasiven Eingriffs, weil dabei der entzündete und damit keimverseuchte Wurmfortsatz ein gutes Stück durch den Bauchraum gezogen wird. Der operierende Arzt war am nächsten Tag sehr offen zu mir darüber, was alles hätte passieren können. Kurzform: wenn das Ding aufgegangen wäre (und das wäre mit Sicherheit irgendwann passiert), hätte sich der ganze Mist in den Bauchraum entleert. Und das hätte ich dann nur noch mit viel Glück (und einer noch größeren Menge Antibiotika, nachdem der komplette Bauchraum aufgeschnitten und gereinigt worden wäre) überlebt. Ihm war völlig unbegreiflich, wie ich es auf eigenen Beinen bis in die Notaufnahme geschafft hatte, statt mich schreiend vor Schmerzen auf einer Liege zu wälzen.Ich hatte aber nunmal keine Bauchschmerzen.

    Aber wehe, ich schneide mich mal in den Finger, dann ist aber gleich Weltuntergang angesagt!

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  15. Bei meinem kleinen Bruder war es so, dass er mit Bauchschmerzen mehrmals beim Kinderartzt war (er war damals 6 oder 7) und der im Ultraschall und mit tasten nichts finden konnte und einen Darminfekt diagnostizierte. Als es am Sonntag nach fast einer Woche noch schlimmer wurde fuhr mein Vater mit ihm in die Kinderklinik und da war er leider schon durchgebrochen, das war wohl das schlimmer werden der Schmerzen. Er war dann eine Woche auf der Intensivstation. Allerdings war es auch so das der Wurmfortsatz bei ihm nicht an der üblichen Stelle saß, was auch der Grund war weshalb der Kinderarzt es nicht festgestellt hatte. Möglicherweise waren damals die diagnostischen Mittel auch noch nicht so gut wie heute, ist über 20 Jahre her das es passiert ist.

    Bei mir war es so das ich als ich 15 war auf einer Familienfeier ziemlich Bauchschmerzen hatte und meine Schwester (Physiotherapeutin) mich darauf ansprach, am Bauch drückte und sich sicher war, dass es der Blinddarm sein würde. Sie ist dann mit mir ins Krankenhaus gefahren und dort wurde der Wurmfortsatz quasi sofort entfernt. Ich wurde gefragt ob es endoskopisch entfernt werden soll das natürlich wollte weil weniger Narben und schnellere Erholung, aber bei mir verlief ein Gefäß an der falschen Stelle. Jetzt habe ich meine Blinddarmnarbe vom Bauchnabel ca 8-10 cm senkrecht nach unten was eine größere Narbe und längere Erholung zur Folge hatte.

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  16. Bei meinem Mann wurde eine Leistenzerrung diagnostiziert und ein paar Tage später wurden die Schmerzen aber so stark, dass ich den Notarzt rief – der aber auch keine eindeutige Diagnose feststellte und ihn auf Verdacht ins KH einliefern ließ.
    Ultraschall, Entzündungswerte, nichts war eindeutig. Er wurde dann „auf Verdacht“ opriert – und es war schon ein „Blinddarm“-Durchbruch…Glück gehabt…

    Es ist also wirklich nicht so einfach.

    Beatrix

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  17. Mir musste der Blinddarm mit 14 Jahren entfernt werden.
    Zu der Zeit war ich gerade mit meinen Eltern auf Türkeiurlaub in einem Club Hotel. In der zweiten Nacht wachte ich von extremen, seitlichen Bauchschmerzen auf. Sobald der Hotelarzt Dienst hatte, holte man diesen hinzu, der nur ein paar Brocken Englisch konnte. Er drückte mir etwas am Bauch herum und fuhr dann meine Eltern und mich mit seinem PKW in die Stadt in ein öffentliches Krankenhaus. Man nahm mir Blut und Urin ab – die Urinprobe sollte ich vor der offenen Eingangstüre abgeben, aber meine Mutter ließ nicht locker bis man uns zu einer Toilette (einem Plumpsklo!) brachte.
    Eine halbe Stunde später war klar das es der Blinddarm war, also wies man mir ein Bett zu, wo ich bis zur OP warten sollte. Ich musste nicht lange warten bis ein Mann in Opkleidung reinkam. Graue Haare, schwarzer Schnauzer… und so viele Goldketten wie Mr. T! Er deutete ich solle aufstehen am Bett, worauf er mich dann wie ein Kleinkind auf seinen Arm nahm und mit mir davon ging in den OP Saal. Über seine Schulter sah ich noch meine geschockten Eltern im Gang stehen, die nicht wussten wie wo was, weil keiner so richtig unsere Sprache sprach.
    Der Chirurg mit den Goldketten legte mich direkt am OP Tisch ab. Ich war noch immer in meinen Urlaubsklamotten, so wie ich reingekommen bin. Dann wurde mir auch schon ein Zugang gelegt und ich war weg.
    Szenenwechsel – ich wache wieder im Krankenzimmer auf. Gleich 2x grün gekotzt informiert mich meine Mom das sie wärend ich noch betäubt war einer Ameisenstraße durch mein Bett den Gar ausgemacht hatte und das gefühlt das halbe Krankenhaus schon in meinem Zimmer war weil hier nicht so oft blonde Mädchen liegen.
    Erst hieß es ich dürfe erst wieder ins Hotel wenn ich… wieder einen fahren lassen habe, als Zeichen das die Gedärme wieder arbeiten. Nach 24h ließ man mich aber einfach wieder raus. Der restliche Urlaub war gemäßigt. Das Personal hat mich betüddelt wo sie mich gesehen haben, Animateure haben sich im mich gerissen, der Hotelarzt hat jeden Tag am Zimmer reingesehen und nach 1 Woche durfte ich ganz vorsichtig schon in den Pool (da kam so ein Sprühpflaster über die Wunde).

    Das Krankenhaus war verglichen mit den hiesigen Standards ein ziemlicher Horror. Am Gangboden fand man auch ab und zu Urin(?), Blut- oder Infusionslachen. Die Krankenschwestern waren nur dazu da mal einen Infusionsbeutel zu wechseln oder dergleichen. Für Probleme – wie komme ich aufs Klo oder wie bekomme ich was zu essen hatte JEDER Patient seine Familienangehörigen dabei die sich darum kümmerten. Nochdazu war das Licht im Zimmer nie aus und weil die Angehörigen meiner Zimmergenossen auch da waren, war eigentlich immer eine Geräuschkulisse wie im Wirtshaus.
    Trotzdem bin ich rückblickend froh das es im Urlaub passiert ist. Man traute sich mich damals nicht mehr heimfliegen weil es anscheinend schon sehr kritisch war. Zu Hause hätte ich mit den Schmerzen sicher länger ausgeharrt und gehofft das es von alleine wird. Im Urlaub kümmert man sich irgendwie schneller darum weil man noch was vom Aufenthalt haben will.

    Vielleicht bin ich so also um den Blinddarmdurchbruch rumgekommen – aja und den Blinddarm… den habe ich heute noch in einem kleinen Spiritusgläschen am Regal, weil ich beim Hotelarzt nicht locker gelassen habe ;)

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  18. Meine ganze Familie hat keinen Blinddarm mehr – bis auf mich. Meinem Vater wurde der Blinddarm in den 60er Jahren in Ostdeutschland in der dortigen Armee von einem Militärarzt entfernt. Narkosemittel waren aus (es war der Ostblock). Also Bauch ohne Narkose aufschneiden oder sterben.

    Schließlich fand man noch etwas Äther. Der musste es dann tun. Danach hat mein Vater klassischerweise erst mal einen Tag lang ständig erbrochen. Und das mit einer frischen Blinddarmwunde – und nein, Schmerzmittel gab es im Militär schon mal erst gar nicht. Das war was für Weicheier.

    Bei meiner Schwester alles klassisch unkompliziert.

    Meine Mutter hatte eher Erkältungssymptome, dazu etwas Durchfall und das war es dann auch schon. Die üblichen Tests waren unneindeutig. Selbst ein Ultraschall zeigte nichts. Irgendwann dann doch in die Klinik. Ein Arzt hatte die richtige Eingebung. Da war der Blinddarm bereits angebrochen. Glücklicherweise blieb eine Infektion des Bauchraumes aber letztlich aus.

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