Vom Notfall

Ein junger Mann kommt in die Apotheke und möchte etwas für sein schmerzendes Handgelenk, das er während der Unterhaltung mit der anderen Hand an sich gepresst hält. Nach etwas ausfragen stellt sich heraus, dass er es zumindest sehr beschädigt, vielleicht sogar gebrochen hat bei einem kleineren Unfall am Abend vorher.

Ich rate ihm in die Notfallstation vom Spital zu gehen, das anschauen zu lassen.

Er: „Da komme ich gerade her.“

Pharmama: „Was?“

Er: „Ja, Ich habe über 2 Stunden gewartet, bis sie ein Röntgenbild gemacht haben, dann habe ich nochmals 4 Stunden gewartet … und es ist niemand gekommen um etwas zu sagen, man hat mir nichts gegeben an Schmerzmittel, nichts. Da bin ich gegangen.“

Pharmama: „Oh. – Aber das Bild wurde gemacht?“

Er: „Ja.“

Pharmama: „Dann sollten Sie zumindest noch einmal vorbei die Diagnose abholen, an Schmerzmittel kann ich Ihnen etwas geben, aber vielleicht muss das …“

Er: „Ich kann aber nicht noch mal so lange warten. Kann ich nicht woanders hin?“

Man ruft rasch in die Walk-In-Klinik an um nachzufragen, wie die das sehen aber … die machen auch nichts, da er im Spital ja schon geröngt wurde – es bestehen Zweifel, dass die Krankenkasse das dann noch übernimmt.

Es bleibt ihm nichts übrig, als noch einmal im Spital einzuchecken.

Ja, mit einer gebrochenen Hand ist man kein absoluter Notfall … trotzdem …

25 Kommentare zu „Vom Notfall

  1. Außer zur Diagnosestellung muß niemand Schmwrzen haben. Und da ich mch gerade mit einer gebrochenen Rippe rumschlagen darf, kann ich mir ungefähr vorstellen, daß so etwas sehr weh tut.
    Ja, es ist kein Notfall im eigentlichen Sinne, trotzdem sollte so ein Bruch schnell versorgt und gegen Schmerzen vorgegangen werden.

    Hier wird der Kostendruck und das Gewinnstreben im Gesundheitssystem wieder mal deutlich.

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    1. Wahrscheinlich war er auch einfach nicht „laut“ genug. Auch bei uns in der Apotheke war er sowas von zurückhaltend, es brauchte ein wenig, aus ihm herauszuholen, weshalb er jetzt etwas gegen Schmerzen braucht. Trotzdem ist das nicht das, was ich vom Notfall erwarten würde.

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      1. Ist mir leider mit meinem (an)gebrochenen Handgelenk auch passiert – auf dem Röntgen nichts gesehen, stundenlang ohne Info gewartet, weh tats natürlich nur bei Bewegung und ich las mein Buch statt zu schreien, wie die Zicke neben mir mit der Bagatelle (war es wirklich, der Assistent motzte bald mal zurück inkl. Allen Details). Fazit: mit Schiene entlassen statt gegippst, 10 Jahre später noch Probleme..
        Leider sind Notaufnahmen eben nach Triage-System organisiert – hab ich kein Problem damit, solange ich RICHTIG behandelt werde.. Wenn man Patienten ohne Info sitzen lässt oder eben falsch behandelt, wirds nervig. Eine einfache Angabe, dass es noch einige Zeit dauern könnte, kostet ja nichts, dann werden die Patienten auch nicht ganz so sauer..

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    2. Unser internistischer Chef in der Notaufnahme meinte, daß es ein Kunstfehler sei, jemanden mit z.B. heftigsten Schmerzen bei V.a. Gallenkolik ohne Schmerzmedikation zu lassen. Der Chirurg kann auch nach Schmerzmittelgabe evaluieren.

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  2. Patienten mit Verdacht auf Knochenbrüchen schicke ich deshalb bevorzugt zum Durchgangsarzt.

    Allerdings:
    Schon mit der aktuellen Besetzung tragen sich Notaufaunamen meistens nicht selbst.

    Letztendlich müssen wir entscheiden ob wir einen Knochenbruch und einen Herzinfakt nach Eingangsreihenfolge behandeln, deutlich mehr Geld für die Krankenkasse zahlen wollen oder damit leben wollen, dass ein Knochenbruch mehre Stunden unbehandelt bleibt. :-(

    Und nein:
    Ich glaube nicht, dass wir noch viel Einsparpotential in den Krankenhäusern haben.
    Außer bei dem Papierkram, dass die Krankenkasse fordert ;-)

    PS: Ich habe vor kurzem in einer Hausärztlichen Notfallpraxis nur 5 min warten müssen.
    Manchmal hat man auch Glück :-)

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    1. Hmm, wenn ich meinem Oberarzt-Nachbarn so zuhöre: „nein, MRT machen wir immer, auch wenn er am Tag vorher schon eins hatte, wir vertrauen nur unseren Aufnahmen“ dann vermute ich schon, dass noch erhebliches Einsparpotential bei Klinken besteht. Allerdings sicher nicht in den Notaufnahmen.

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      1. Seltsam? Bei meinen Terminen für die Nachsorge MRTs muss ich immer etwa einen Monat warten.
        Ist aber Ok da es planbar ist.

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      1. Bei uns ist ein Durchgangsarzt der Arzt, der speziell für Arbeits- und Schulunfälle zuständig ist.
        Bei uns im Krankenhaus ist die Vorgehensweise so, wenn man in die Notaufnahme kommt mit so einer Verdachtsache auf Knochenbruch o.ä.:
        Wenn Arbeits- oder Schulunfall und gerade Sprechzeit D-Arzt, muss man gleich dahin.
        Wenn Freizeitunfall und gerade Sprechzeit Chirurgie-Praxis, wird man dorthin geschickt.
        Wenn keine Sprechzeit der Ärzte, dann Notaufnahme zuständig, untersuchender Arzt, wer gerade Dienst hat, kann auch mal ein Nicht-Chirurg sein…

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          1. Das hängt mit dem deutschen System der „Berufsgenossenschaften“ (BG), der branchenspezifischen Arbeitnehmer-Berufsschaden-Versicherungen (welche der Arbeitgeber abschließen MUSS), zusammen. Hierbei sind nicht nur Berufsunfälle, sondern auch Berufs(folge)erkrankungen sowie Reha und auch Pflege aus obigem versichert. Eingeführt wurde das System von Bismarck, der damit die „Arbeitgeberhaftpflichtversicherung“, welche nie so recht funktionierte, abgelöst hat.

            Die AfD hat derzeit in ihrem Parteiprogramm, das System „BG“ abzuschaffen und den Arbeitnehmer private Berufsunfall- und unfähigkeitsversicherungen alleine zu überantworten.

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          2. Ja, das ist sehr deutsch. Der Durchgangsarzt ist deshalb sehr wichtig, weil bei einem Arbeitsunfall die Verpflichtung besteht, das dort behandeln zu lassen. Zumindest in der Erstbehandlung. Die Ärzte sind speziell zugelassen.
            Wenn man sich nicht daran hält, hat man nachher eventuell Ärger, die Behandlung auf Kosten der Berufsgenossenschaft durchführen zu lassen. Zumindest aber extra Papierkram, um das gerade zu biegen. Für den Betroffenen ist das deshalb so extrem wichtig, weil die Berufsgenossenschaften einen anderen Auftrag als die Krankenkassen haben. Vereinfacht gesagt: Die gesetzlichen Krankenkassen zu nur das Notwendigste, die Berufsgenossenschaften aber ziehen alle Register damit man wieder komplett fit wird. Im Endeffekt immer noch besser als Rente zu zahlen wegen des Unfalls.
            Damit werden Arbeitsverunfallte für den behandelnden Arzt sogar lukrativer als mancher Privatpatient.

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          3. Wegen Erstbehandlung hast du natürlich prinzipiel recht, allerdings darf JEDER Arzt die erste Grundbehandlung durchführen – was auch gut ist. Ist ja blöd wenn du dir die Hand absägst und der zufällig nebenan sitzende Dok sagt „Sie müssen zum D-Arzt, ich darf sie nicht behandeln!“ – mal etwas überspitzt ausgedrückt. ;)

            Das heißt jeder Arzt darf bei einen Arbeitsunfall die notwendigste Behandlung durchführen – der Patient muss sich aber trotzdem sehr zeitnah beim D-Arzt melden. Arbeitsunfähig kann der Allgemeinmediziner dann nur sehr beschränkt (ich glaube max. ein oder drei Tage, wenn der Fall keine SOFORTIGE D-Arztvorstellung benötigt und die D-Ärzte bereits geschlossen haben – bin mir da aber ehrlich nicht sicher, weil eeeeeeeeeeeeeeeeewig nicht gehabt). Das selbe gilt für eventuell auch für Medikamente, die nur in Notfallmengen aufgeschrieben werden dürfen – wenn überhaupt.
            Die meisten BG-Fälle die wir hatten, haben wir nach der Erstversorgung telefonisch direkt beim D-Arzt angemeldet und hingeschickt oder (deutlich seltener) direkt ins KH eingewiesen.
            Beide müssen aber einen Unfallbericht aufnehmen und diese an die BG weiterleiten. Beide müssen über BG abrechnen.

            PS:
            In der Regel sind die meisten (nicht alle) Chirurgen auch D-Ärzte. Zumindest ist das meine Erfahrung. In der Regel wissen aber Arzt und MFA der Allgemeinarztpraxis, wo der nächste D-Arzt ist. Das kann man auch telefonisch erfragen. ;)

            Nebenfakt:
            Wird man durch einen BG-Unfall lebenslang eingeschränkt, dann fährt man damit deutlich besser als wenn man durch eine „private“ Erkrankung lebenslang eingeschränkt ist. Die BG’s zahlen nämlich mehr als die GKV. Das hat Jule in ihren Blog mal mit Hilfe von Inkontinenzmitteln thematisiert (Vergleich war zwischen einen Schulwegeunfall mit Querschnittslähmung versus Spina bifida oder einer anderen angeborenen Grunderkrankung – finde den Artikel auf die schnelle nicht und ihr riesiges Blogarchiv per Hand durchsuchen dauert etwas lang :) ).
            Das soll jetzt aber kein Aufruf dazu sein, sich via BG schwerst zu verletzen oder so. xD

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      2. Sorry das ich das nicht erklärt habe :-(
        Danke an alle für die Richtige Erklärung. :-)

        Ich bin in einem großen Betrieb Ersthelfer mit Saniausbildung.
        Das heist fast alle Fälle die ich bearbeiten muss sind Betriebsunfälle und die müssen entweder ins Krankenhaus oder zum Durchgangsarzt um von der Berufsgenossenschaft anerkannt zu werden.
        Durchgangsärzte haben für uns auch den Vorteil dass wir für unsere Patienten sehr schnell einen Termin bekommen.

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  3. Ich habe (in D) genau die selbe Erfahrung machen müssen. Ich wurde vom Auto angefahren und mein Arm schmerzte fürchterlich; der Krankenwagen, der von Passanten sofort gerufen wurde, kam nie; meine Mutter fuhr mich ins Krankenhaus, wo ich weitere drei Stunden in der Notaufnahme gewartet habe. Der Arm war gebrochen und ich wurde 2 Tage nach dem Unfall operiert.
    Es scheint sich also nicht um einen Einzelfall zu handeln. Hoffentlich geht es dem Mann bald besser.

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      1. Liegt dann allerdings meistens daran, dass der Notruf nicht korrekt abgesetzt wurde, dabei wäre es mit einer Regel so einfach: „Der Disponent beendet das Gespräch“. Das ganze Wer Wie Was Wo Wieviele kann man sich schenken – der Disponent fragt, was er wissen muss – man darf nur nicht von sich aus vorzeitig auflegen.

        Das kommt aber leider (vermutlich aus der Aufregung heraus) erstaunlich häufig vor. Jeder Disponent kennt Anrufe der Art: „Sie müssen ganz schnell kommen: Hier auf der A1 gab es einen schweren Autounfall Klick„. Dass die Autobahn mitunter mehrere hundert Kilometer lang ist oder es eine Hauptstraße ist jedem zweiten Dorf gibt ist dann das Problem der Rettungskräfte.

        Deshalb setzt sich immer mehr durch, dass der Disponent jeden Anrufer der 112 oder 110 direkt als erstes im Befehlston fragt „Wo sind sie?“, noch bevor der „Hallo“ oder irgendwas anderes sagen kann. Denn im Zweifelsfall kann man bei unklarer Situation immer noch auf Verdacht jemanden losschicken, wenn zumindest klar ist wohin.

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        1. Deswegen wurde mir kürzlich gesagt, man solle – EGAL wie unhöflich es auch scheinen mag – direkt mit „Wo“ anfangen anstatt mit dem eigenen Namen.
          Nachdem Motto… „A9 Ausfahrt Halle Saale! Pupserkindler mein Name!“, wenn dann die Verbindung abbricht, wissen sie zumindest schon mal, wo sie nachschauen müssen. Alles andere kann man dann nachträglich regeln – anders als wenn die Rettung weiß, was passiert ist aber nicht wissen wo.

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    1. Das ist in Deutschland aber extrem ungewöhnlich. Vielleicht haben die Passanten ja eine falsche Adresse genannt, aber dann rufen die Leitstellen eigentlich zurück. Gerade beim Stichwort „Autounfall“, denn die harmlose Erstmeldung kann zur schweren inneren Verletzung werden, die erst mit Verzögerung zeigt. Da muss echt was ganz besonders schief gelaufen sein.

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      1. Liegt dann allerdings meistens daran, dass der Notruf nicht korrekt abgesetzt wurde, dabei wäre es mit einer Regel so einfach: „Der Disponent beendet das Gespräch“. Das ganze Wer Wie Was Wo Wieviele kann man sich schenken – der Disponent fragt, was er wissen muss – man darf nur nicht von sich aus vorzeitig auflegen.

        Das kommt aber leider (vermutlich aus der Aufregung heraus) erstaunlich häufig vor. Jeder Disponent kennt Anrufe der Art: „Sie müssen ganz schnell kommen: Hier auf der A1 gab es einen schweren Autounfall Klick„. Dass die Autobahn mitunter mehrere hundert Kilometer lang ist oder es eine Hauptstraße ist jedem zweiten Dorf gibt ist dann das Problem der Rettungskräfte.

        Deshalb setzt sich immer mehr durch, dass der Disponent jeden Anrufer der 112 oder 110 direkt als erstes im Befehlston fragt „Wo sind sie?“, noch bevor der „Hallo“ oder irgendwas anderes sagen kann. Denn im Zweifelsfall kann man bei unklarer Situation immer noch auf Verdacht jemanden losschicken, wenn zumindest klar ist wohin.

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    1. Das habe ich von Facebook auch schon gehört, wenn man mobil drauf geht. So wie es aussieht, liegt das entweder am Mobilanbieter oder das Gerät wurde irgendwie beeinträchtigt. Von mir hier kommt das definitiv nicht.

      Ah, ja walk-in-klinik: Eigentlich eine Gemeinschaftspraxis, wo man ohne Voranmeldung reinlaufen kann und sich behandeln lassen.

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  4. Auch wenn ein gebrochenes Handgelenk/gebrochene Hand kein unbedingter Notfall ist und der Herzinfarkt sicherlich vorgeschoben werden sollte, so ist da auch kein Grund, einen Patienten, der einmal da ist – nehmen wir an, dass die Geschichte so stimmt – sechs Stunden insgesamt warten zu lassen. Der Mensch hat Schmerzen, er ist geröntgt worden – da kann man innerhalb von einer Stunde schon erwarten, dass er ein Schmerzmittel bekommt oder zumindest eine Aufklärung darüber, was los ist.

    Als ich in der Notaufnahme war, habe ich auch lange warten müssen und ich habe vollstes Verständnis, wenn akute Notfälle vorgezogen werden – aber wenn sich dann stundenlang kein Arzt blicken lässt, ist das schicht ein Unding.

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  5. Übel finde ich es, wenn die Wartezeit vom Versicherungsstatus abhängt.
    Als Kassenpatientin musste ich früher min. doppelt so lange warten wie ich heute warte.

    Ich habe es inzwischen nur noch selten, dass ich lange warten muss, aber wenn, dann genau dann, wenn ich gefühlt „sterbe“. Heftigste Unterleibschmerzen und die einzige Gyn ist bei einer komplizierten Entbindung. Einzige Neurologin ist beim Schlaganfall und ich hänge mit echter Migräne in der hellstbeleuchteten, lauten Notfallambulanz. Noch dazu gehöre ich zu den Menschen die selbst über Metamizol müde lächeln und das KH versuchte Acetylsalizylsäure. Kopf-> Tisch. Ich habe mich im zweiten Fall selbst entlassen. Natürlich war ich nicht in Gefahr udn auch kein Notfall, aber wer jemals wirkliche Migräne hatte, der versteht mich!

    Ich wäre mit der Hand auch gegangen und hätte einen Orthopäden aufgesucht.

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