Die homöopathiefreie Apotheke

Häufig in Kommentaren gelesen, Aussagen wie:

Dann würden ich Apotheken auch wieder ernster nehmen können…: “Globuli? Nein so etwas führen wir nicht, wir führen nur medizinische Produkte.”

Die Abgabe von und Werbung für Homöopathie widerspricht leider der Grundidee, dass Apotheken dafür da sind, ihre Kunden – auf gegenwärtigem wissenschaftlichem Stand – über die Sicherheit und Anwendung von Medikamenten zu beraten. Das geht irgendwie nicht richtig zusammen.

Wenn man den ganzen Homöopathieklimbim in Ihren Schaufenstern sieht, dann ist doch die wirtschaftliche Absicht nicht zu leugnen.

Homöopathika sind keine Medizin, sondern werden nur als solche beworben. Daher hat solches Voodoo nichts in der Apotheke verloren.

Wenn ich so etwas lese (hier oder anderswo), dann … nervt mich das immer etwas. Weshalb? Nicht weil ich Homöopathie-Verfechter bin, als Apothekerin bin ich mir der fehlenden wissenschaftlichen Studienlage sehr wohl bewusst und meine Eigenerfahrung hat mir gezeigt, dass das bei mir nicht (genug) wirkt, als dass ich das aktiv weiterempfehlen könnte. Aber so Aussagen und Forderungen die Homöopathie komplett aus der Apotheke zu verbannen gehen einfach an der Realität vorbei. An der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und der Gesetzes-mässigen.

So sieht die Realität aus: Seit 2013 gibt es eine Website, die die Adressen von Homöopathiefreien Apotheken in Deutschland sammelt: Das ist sie:

homoeopathiefreieapo

Was fällt dem geneigten (oder auch unwilligen) Betrachter auf? Genau: Da steht bisher EINE Apotheke drauf. Die ist in der Schweiz und … genau genommen ist auch sie nicht homöopathiefrei. Thomas Kappeler von der Apotheke Schaffhauserplatz schreibt:

Nur in Spezialfällen empfehlen wir Homöopathie Arzneimittel – dann aber als „Pseudoplacebos“. Es ist erwiesen, dass Placebos wirken können, z.B. durch Zuwendung und Liebe. In diesem Sinn kann Homöopathie gerade bei Kindern mit banalen Erkrankungen durchaus nützlich und sinnvoll sein.

Also: Nicht gerade das, was ich jetzt als homöopathie-frei bezeichnen würde. Aber ich denke DIESE Aussage können die meisten anderen Apotheker unterstreichen und dazu stehen. Mich inbegriffen. Das ist auch die Meinung, die ich von den anderen Apothekern meist höre, wenn ich es wage über das Thema zu diskutieren. Mit Apothekern kann man das nämlich … problematischer wird es mit manchen wirklich aggressiven Skeptikern. Das soll nicht abwertend sein gegen alle Skeptiker und Verfechter von Vernunft und Wissenschaft. Gar nicht. Aber auch diese müssen die aktuellen Realitäten von Gesellschaft, Gesundheitswesen und Gesetz anerkennen.

Und die sind im Moment so:

Homöopathie wird verlangt, wird verschrieben (ja, von Ärzten, auf Rezepten) und wird von den Krankenkassen übernommen. In der Schweiz wird sie mit anderen sogenannten alternativen Heilverfahren sogar von der Grundversicherung übernommen.

Das finde ich ja persönlich auch alles andere als gut – meiner Meinung nach gehört das in die Zusatzversicherung, aber das wäre ein Thema für einen anderen Blogpost. Die Homöopathie ist in der Grundversicherung gelandet nach einer Volksabstimmung 2009, wo alle Ständeräte und 67% der Bevölkerung den Artikel „Zukunft mit Komplementärmedizin“ angenommen haben.  Das ist (leider) eine deutliche Mehrheit.

Dann etwas, das so verlangt und nachgefragt ist nicht an Lager zu halten – und womöglich auch nicht zu bestellen (nur) um der „Grundidee“ und „wissenschaftlichen Ansehen“ in den Augen einer (offensichtlichen Minderheit) zu entsprechen kann man sich einfach nicht leisten. Das ist die Realität.

Und um beim wirtschaftlichen zu bleiben: Bei dem Zerfall der Medikamentenpreise kann eine Apotheke nur mit den Medikamenten auf Rezept nicht überleben. Dazu braucht es den OTC-Verkauf. Und auch dazu gehören die homöopathischen Sachen. Die Preise bei denen sind (für das, was man bekommt) eher im oberen Bereich angelegt, das gilt aber auch für die Einkaufspreise dieser Mittel, das sollte man nicht vergessen. Ich denke nicht, dass die sehr nach unten gingen, wenn die Mittel woanders verfügbar wären.

Und damit wären wir beim nächsten Punkt, weshalb die Homöopathie in die Apotheke „gehört“: unpopuläre Meinung von mir und ich bin sicher, es gibt auch unter den Apothekern schwarze Schafe, aber: Homöopathie sind Heilmittel – für medizinische Anwendungen gedacht. Wir haben mit unserem medizinischen Hintergrundwissen die Möglichkeit einzugreifen. Zum Beispiel, wenn etwas behandelt werden soll, das unter Ärztliche Aufsicht gehört, weil es halt nicht mehr „banal“ ist. Malaria, HIV, Herzinfarkt … Im Beratungsgespräch kann der Apotheker herausfinden, ob das noch mit einem – um Thomas Kappeler zu zitieren – Pseudoplacebo behandelbar ist, oder ob es da wirksame Medikamente gibt oder ob es zum Arzt gehört. Das lernen wir im Studium. Das ist Wissen, das wir gerne weitergeben.

Zum Punkt „Pseudoplacebo“ wäre noch einiges zu schreiben. Inzwischen weiss man, dass Placebos praktisch eine Eigenwirkung haben. Das ist besonders gut ersichtlich bei der Wirkung gegen Schmerzen oder gegen Depressionen. Viel hängt davon ab, wie das Medikament gegeben wird (wie empfohlen, wie verabreicht, welche Nebenwirkungen zeigt es? wie teuer ist es?) Wahrscheinlich fallen noch eine Menge Medikamente in dem Sinn unter Pseudoplacebos …

Im Studium lernt man inzwischen standardmässig auch einen Teil Alternativmedizin – und die Homöopathie gehört dazu. In der Schweiz kann man sich auch speziell weiterbilden und den „FPH klassische Homöopathie“ machen – was ziemlich aufwändig und auch teuer ist. Man verzeihe es also den motivierten Apothekern, die nach dieser Indoktrinierung wirklich zur Homöopathischen Apotheke stehen. Für mich ist das okay – solange sie nicht anfangen die wissenschaftlich belegten Methoden zu diskreditieren, so wie die Impfungen zum Beispiel …

Manchmal hat man auch einfach nichts (anderes), das man geben kann. Es ist vielleicht gegen jede Krankheit ein Kraut gewachsen … aber Medikamente gibt es noch nicht gegen alles und für jeden. Speziell bei Kindern gibt es da grosse Defizite und auch bei Schwangeren, wo man wirklich vorsichtig ist – Homöopathie kann man eigentlich immer geben (vorausgesetzt es gehört nicht zum Arzt).

Das ist etwas, was man ausprobieren muss. Ich weise die Patienten und Kunden darauf hin, dass das etwas homöopathisches (oder anthroposophisches, Spagyrisches etc.) ist, wenn ich ihnen etwas empfehle. Ich empfehle etwas dann, wenn ich kein Medikament sonst dagegen habe, oder vielleicht ergänzend als Zusatzverkauf (Don’t kill the messenger, please). Ich weise die Leute nicht extra darauf hin, wenn sie so ein Mittel direkt bei mir verlangen – dann frage ich höchstens nach, für was sie es brauchen – denn ich denke, dass das ihnen schon bewusst sein sollte. Genauso wenig empfehle ich es Leuten, die schon mit der Aussage: „Aber geben Sie mir etwas, das wirkt und nichts so pseudomedizinisches!“ in die Apotheke kommen.

Aber darauf verzichten, nur um einem Ruf gerecht zu werden, nein, das kann ich auch nicht.

Und jetzt hoffe ich, dass ich nicht grad gesteinigt werde von den Homöopathie-Gegnern und dass eventuelle Diskussionen (auch von Seiten der Befürworter wo es genauso heftige Verfechter gibt) sich in anständigem Rahmen bewegen.

55 Kommentare zu „Die homöopathiefreie Apotheke

    1. topaktuell :-) … Ihr seid schon auf Seite 3 am Diskutieren …
      Leicht amüsant finde ich immer, wenn diejenigen, die so gegen die Apotheken mit Homöopathie Stimmung machen dann drohen, ihre Medikamente im Internet zu kaufen. Als ob die das dort nicht genauso anbieten würden :-(

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  1. Hallo Pharmama,
    ich persönlich stehe auf dem Standpunkt „wer heilt hat Recht“. Jedenfalls solange es sich um harmlos verlaufende Erkrankungen handelt, die ja eigentlich auch ohne irgendwelche Medikamente wieder vollständig verschwinden.
    Wenn man sich besser fühlt, ist die Ursache dafür in meinen Augen völlig nebensächlich.

    Vor einiger Zeit habe ich (leider nur recht grob) von einer Studie gelesen, bei der Allergiker ein Antihistaminikum immer mit dem selben, sonst nicht konsumiertem Getränk (grün eingefärbte Milch – glaube ich) eingenommen haben.

    Im Verlauf wurde die Gruppe aufgeteilt und ein Teil erhielt dann lediglich Placebo. Die allergischen Reaktionen blieben aber weiterhin aus. Genau wie in der Vergleichsgruppe.

    In der nächsten Stufe gab man den Teilnehmern nur noch die gefärbte Milch – ohne irgendeinen Tablettenersatz. Und auch hier konnte festgestellt werden, dass die allergischen Reaktionen weiterhin unterdrückt wurden.

    Man vermutete, dass das Gehirn die gefärbte Milch mit dem Antihistaminikum verknüpft hat und, entsprechend konditioniert, auch ohne Medikamente in der Lage ist, die Allergie zu kontrollieren.

    Ich fand das damals äußerst interessant, habe aber leider nicht verfolgt, ob und ggf. wie es in dem Thema weiter ging.

    Vielen Dank für die Erinnerung! :-)

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  2. Grundsätzlich gilt: Wer heilt, hat recht.

    Kürzlich hat mir ein Arzt, der auch Akupunktur studierte, gesagt: Bei Akupunktur ist die Reproduzierbarkeit nachgewiesen, jedoch noch immer nicht bei der Bioresonanz und der Homöopathie.

    Die Frage in der Biologie bleibt offen, ob das Kriterium der Reproduzierbarkeit immer angewendet werden kann. Ich denke, statistisch gesehen wird es die Daseinsberechtigung haben, aber im Einzelfall bin ich mir nicht so sicher. Darum, letztlich muss das jeder für sich selbst entscheiden.

    Was heisst eigentlich Wissenschaftlichkeit, kurz angedeutet. Für mich heisst das, dass seriös das Prinzip der Falsifizierung nach Raimond Popper gilt. Hält man sich grundsätzlich daran, sind Irrtümer seltener. Wenn ein Wissenschaftler aber schon die Absicht hegt, etwas beweisen zu wollen, dann ist das Risiko des Irrtums bereits von vornherein gegeben. Leider ist es unendlich schwierig diese positivistischen Irrweg zu beseitigen. Noch immer klingt diese Wissenschaftepoche aus den Anfängen der 19. Jahrhunderts nach, die auch die Epoche der Hochromantik war und zauberhafte Kunst in der symphonischen Dichtung hervorbrachte.

    Zurück zum Thema: Selbst dann wenn die Globuli nichts anderes tun, als die Selbstheilungskraefte, weil daran geglaubt wird, zu stärken und auf diese Weise teilweise Krankheiten zu beenden, dann haben die Glubuli ihre Daseinsberechtigung.

    Ich gehe da noch ein Schritt weiter mit der Relativierung: Die schulmedizinischen Medikamente haben einen statistischen Wirkungserfolg der etwa gar nicht glänzt, aber sie glänzen dafür sehr oft durch unerwünschte Nebenwirkungen.

    An diesem Punkt angelangt, macht es deutlich, dass Wissenschaft ohne begleitende Philosophie sehr, wirklich sehr unvollständig ist. Beides gehört zusammen. Erst recht im Hinblick in eine Zukunft, in der das rein Mechanistische je länger desto mehr der Vergangenheit angehören muss oder besser wird.

    Ich komme zum Schluss. Trotz aller Relativierung schadet es nichts für jeden Mediziner (und Apotheker) einmal das Buch HOMÖOPATHIE – KRITISCH BETRACHTET (ISBN: 3-13-765401-7) von Wolfgang H. Hopff, ein beutender Pharmakologe, den ich selbst kannte, gelesen zu haben. Kannte, weil er starb vor langer Zeit an Krebs.

    Gruss und guten Wochenstart,
    Thomas

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  3. Ich bin auch keine Homöopathieverfechterin – aber ich bin von der Wirkung des Placeboeffektes überzeugt. In jeder Studie, zeigen Placebos genauso Wirkungen & Nebenwirkungen, wie das Verum. Und bei Patient_innen, z.B. ältere Leute, die eh schon 15 Medikamente schlucken, gibt man, bevor man ihnen das nächste Medikament gibt und die Kontraindikationen noch mehr verschlimmert lieber ein Placebo (natürlich nur wenns ein kleineres Wehwechen ist), oder die Schwangeren, für die kaum Medikamente zugelassen sind da die Pharmafirmen im Falle einer Komplikation nicht zur Verantwortung gezogen werden wollen – und weil natürlich auch niemand Studien an Schwangeren durchführt. Oder bei den Kindern – wobei bei den Globuli für Kinder nicht die Kinder geheilt werden, sondern eher die Eltern vom Gefühl der Untätigkeit erlöst werden (z.B. bei banalen Erkältungen, wo man ja am besten das Immunsystem allein damit fertig werden lässt). Leider bin ich mir der Nichtwirksamkeit bewußt. Schade. Bei mir hilft Homöopathie damit leider nicht – hab ich auch schon im Selbstversuch ausprobiert.

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    1. Der Placebo-Effekt funktioniert tatsächlich. Das Problem ist nur der Preis von homöopathischen Mitteln. Dieser beträgt teilweise über 1000CHF pro Kilo… Wenn man bedenkt dass das (per Definition!!) 100% reine Zuckerkugeln sind, ist das noch recht happig. Und die Krankenkasse bezahlt das noch!

      Und diese Globuli sind dann nichtmal die besten Placebos… Bunte grössere Kapseln wären viel wirkungsvoller.

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      1. In meinem Umfeld wurde mal jemand erfolgreich mit Placebos behandelt. Um eine Verwechslung auszuschlissen und weil alle Beteiligten (Betroffene Persohn, mehrere Ärzte, BetreuerInnen, Eltern und Beistand) grössere farbige „Pillen“ als wirkungsvoller ansahen, wurden diese im Suppermarkt (Kuchendeko) eingekauft.

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  4. Hm. Ich sag mal so: Verkaufen ja, dazu raten nein. Wenn einer sowas möchte, soll er es bekommen, klar. Aber „aktiv“ dafür Werbung zu machen geht für mich klar auf Kosten der Apothekenseriösität. Und wer riesengroß im Regal hinter dem Tresen dieses knallbunte almi-bini-Zeugs für Kinder hat, hat bei mir ganz klar verloren.

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    1. Das wären genau meine Worte, wenn Du sie nicht schon vorweg genommen hättest.
      Die gute alte Tante Volksmund sagt dazu: „Jedem Tierchen sein Pläsierchen.“
      Ich selbst bin kein Verfechter der „Glaubuli-Therapie“, weniger aus rationalen Gründen als aus dem Grund: was ich nicht sehe, vestehe etc., dem kann ich zumindest nicht nachgehen. Dazu bin ich zu sehr Ingenieur.
      In der heutigen – ach so aufgeklärten – Zeit verbreitet sich Okkultismus u.ä. wie ein Lauffeuer und das Ganze wird dann auch noch im weltweiten Netz als alleinig Seligmachendes angesehen, ohne Beweise, ja sogar ohne mal darüber nachzudenken (steht doch im Internet, da muss es ja stimmen (würg!)).
      Wie geschrieben: jedar soll das tun, was er/sie will, ohne jedoch andere, insbesondere Kinder, mit hineinzuziehen.
      meint
      Hajo

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  5. Die Ware vorrätig zu halten, wenn sie regelmäßig abverkauft wird, finde ich vollkommen in Ordnung. Zu fordern, dass eine Apotheke keine Homöopathika auf Lager haben dürfe, empfinde ich als weltfremd.

    Mir blutet aber als Pharmazeut jedes Mal das Herz, wenn ich in eine Apotheke komme, deren halbe Sichtwahl mit Homöopathie, Schüssler, orthomolekularer Medizin und ähnlich unnützen Krimskrams zugestellt ist – beispielsweise neuerdings diese überteuerten Quickcap-Drinks. Mir blutet auch das Herz, wenn ich in eine Apotheke komme, die mit 2,50 Euro Rabatt für jedes verschreibungspflichtige Arzneimittel wirbt oder in der ich Schütten und massenweiße rote Rabattaufkleber auf den OTC-Produkten finde.

    Ich finde, dass das alles recht wenig mit Heilberuf zu tun hat, sondern mit einer Optimierung der Gewinnmarge.

    Als Industrieler habe ich mittlerweile von einigen medizinischen Dingen keinen Plan mehr und frage lieber mal nach. Extrem schwierig empfinde ich es, wenn mir dann als Familienvater von der PTA für mein Baby anstatt wirksamer Arznei aktiv Globulis empfohlen werden. Ich finde, dass das gar nicht geht.

    Das Argument, dass man ohne den Verkauf derartiger Waren nicht überleben könne, lasse ich selbst nicht gelten. Ich habe nämlich auch schon Apotheken gesehen, die Parfums verkaufen, was in Deutschland meines Wissens nicht erlaubt ist. Und da ich auch schon Apotheken gesehen habe, die Verdampfer mit Nikotin verkaufen – nicht das Arzneimittel Nicorette oder Nicotinell, sondern die Ware, die man auch am Kiosk bekommt – frage ich mich, ob man da nicht auch noch gleich noch Marlboro, Camel und Co. ins Sortiment nehmen sollte.

    Irgendwann ist eine Apotheke halt keine Apotheke mehr, sondern ein Kleinwarenladen.

    Daher:
    Homöopathie in der Apotheke: Sicherlich ja.
    Aktive Werbung für nicht evidenzbasierte Produkte: Nein, weil es schadet dem Ruf als Heilberufler.

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  6. Mir blutet aber als Pharmazeut jedes Mal das Herz, wenn ich in eine Apotheke komme, deren halbe Sichtwahl mit Homöopathie, Schüssler, orthomolekularer Medizin und ähnlich unnützen Krimskrams zugestellt ist – beispielsweise neuerdings diese überteuerten Quickcap-Drinks.

    Naja, da stimmt nicht ganz alles. Die Orthomolekulare Medizin ist Teil der Schulmedizin. Sie befasst sich mit den Mikronährstoffen, die ein Teil des Organismus sind und sein müssen. Ohne diese ist ein Funktionieren, oder besser gesagt das Leben selbst, nicht möglich. Denken wir dabei nur schon an das Mineral Zink, das an mindestens 300 Stoffwechselvorgängen mitbeteiligt ist.

    Ich weiss von was ich schreibe, weil ein Kollege von mir ist naturwissenschaftlich doktorierter Biochemiker und arbeitet sei vielen Jahrzehnten im Bereich der Orthomolekularen Medizin. Ich persönlich habe durch ihn betreffs meiner Gesundheit schon oft provitiert.

    Die moderne Orthomolekulare Medizin beruht auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Pharmakologie, Ernährungswissenschaften, Biochemie, etc.

    Mehr dazu lese man hier:

    „Orthomolekulare Medizin“
    http://www.dr-heidrun-kurz.ch/orthomolekular-medizin.html

    Wörtlich übersetzt bedeutet das Wort „orthomolekular“ „Medizin der richtigen Moleküle“. Gemeint ist damit der gezielte Einsatz von Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren und bestimmte Fette) sowie neu erkannten essenziellen Substanzen in Prophylaxe und Therapie.

    Mehr dazu hier:

    „Was bedeutet der Begriff „Orthomolekulare Medizin“?“

    http://www.praxis-dr-voelker.com/faq-leser/items/was-bedeutet-der-begriff-orthomolekulare-medizin-.html

    Gruss
    Thomas

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    1. Hallo Thomas,

      zunächst: Den zweiten Link konnte ich selbst nicht öffnen. Den ersten Link habe ich gelesen.
      Aufgrund dessen, denke ich, dass wir vielleicht beide mit „orthomolekularer Medizin“ unterschiedliche Dinge meinen.

      Ich möchte definitiv betonen, dass die Aufnahme von Vitaminen, Mineralsalzen und Spurenelementen wichtig für das Funktionieren des menschlichen Körpers ist. Beispielsweise führt eine verminderte Aufnahme von Eisen zu einer verminderten Bildung von roten Blutkörperchen. Das kann man sehr oft durch die Supplementierung von Eisen und Vitamin B12 beheben.
      Auch Wadenkrämpfe sind oftmals durch einen Mangel an Magnesium verursacht. Hier ist ein Versuch einer Kur mit hochdosiertem Magnesium durchaus den Versuch wert.
      Wenn Knochschwund (Osteoporose) in der Familie liegt, wird ja auch für Frauen empfohlen, schon ab Jugendalter eine prophylaktische Gabe von Calcium durchzuführen.
      Bis hierher sind wir bei der „Schulmedizin“ (übrigens: Ich hasse diesen Begriff und spreche eher von der „evidenzbasierten Medizin“).

      Schwierig wird es, wenn man behauptet, dass sich generell durch die Gabe von hochdosierten Vitamindosen Krankheiten vermeiden lassen. Es gibt in der Apotheke ein Produkt (blaue Schachteln), welches genau dieses verspricht. Da gibt es ein Präparat, wenn man Arthrose hat, ein passendes Präparat, wenn man Osteoporose hat, wenn man sich nicht allgemein nicht gut fühlt (vital f, bzw. vital m), wenn man eine geschwächte Immunantwort hat, etc. pp.
      Diese Produkte kosten im Monat etwa 50 Euro und sind meiner Ansicht nach dieses Geld nicht wert.
      Kurz: Es wird schwierig, wenn man einen ideologischen Überbau über die simple Gabe von Vitaminen, Mineralsalzen und Spurenelementen drüber baut.

      Sehr kritisch wird es, wenn man wie im Fall Dr. Matthias Rath hochdosierte Vitaminpräparate verkauft und behauptet, man könne damit Krebs heilen. Hier gab es einen Jungen namens Dominik, der letztendlich an einem Herz-Kreislauf-Versagen infolge seiner Tumorerkrankung verstorben ist. So etwas muss nicht sein.

      Ich bin der Meinung, dass sich jeder, der das nötige Kleingeld von 50 Euro pro Monat hat, gerne diese Produkte in der blauen Packung kaufen darf/möge. Ich selbst denke aber, dass es einfach überteuerter Urin ist, da diese hohen und überschüssigen Vitamindosen damit ausgeschieden werden.

      Um auf den Post von Pharmama zurückzukommen: Natürlich darf man die Produkte in der blauen Packung als Apotheker gerne vorrätig haben. Wenn die Nachfrage besteht, wäre es ja dumm, sie jedes mal erst zu bestellen. Natürlich darf man sie auch gerne in die Sichtwahl stellen. Das gelbe Pulver schmeckt in Wasser aufgelöst ja durchaus schmackhaft nach Orange. Schade finde ich es nur, wenn die halbe Sichtwahl mit derartigen Produkten zugekleistert ist.

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      1. zunächst: Den zweiten Link konnte ich selbst nicht öffnen. Den ersten Link habe ich gelesen.
        Aufgrund dessen, denke ich, dass wir vielleicht beide mit “orthomolekularer Medizin” unterschiedliche Dinge meinen.

        Bei mir geht beides mit dem SAFARI.

        ..wird ja auch für Frauen empfohlen, schon ab Jugendalter eine prophylaktische Gabe von Calcium durchzuführen.

        Wobei gerade da nicht vergessen werden darf, dass ausreichen Vit.D3 vorhanden ist, weil das braucht es u.a. fuer den Transport des Calcium in die Knochen.

        Schwierig wird es, wenn man behauptet, dass sich generell durch die Gabe von hochdosierten Vitamindosen Krankheiten vermeiden lassen.

        Das stimmt in zweierlei Hinsicht nicht. Vitamine sind keine Medikamente. Wer das nicht versteht, muss sich darum selbst bemuehen. Ich hätte einen zu grossen Schreibaufwand. Und es sind wenn schon nur Risikoaussagen moeglich.

        Es gibt aber schon ein paar Dinge von Mikronährstoffen die an das Medikament grenzen. Zink-Lutschtabletten beim Beginn einer Erkaeltung. Gleich zu Beginn eingesetzt, kann man leicht verhindern dass sich die Ekältung ausweitet. Bei mir absolut reproduzierbar.

        Sehr kritisch wird es, wenn man wie im Fall Dr. Matthias Rath hochdosierte Vitaminpräparate verkauft und behauptet, man könne damit Krebs heilen.

        Das geht wohl kaum aber ich kenne einen Fall von Prostatakrebs wo man hochdosiert Selenhefe von 800µg/Tag eingesetzt hat und man hat dabei sehr regelmaessig den psa-Wert verfolgt. Diese fiel drastisch in den Keller, wodurch geschlossen werden konnte, dass die Zellteilung sich verlangsamte. Auf jedenfall fuehlte sich der Krank wohler. Da er schon ziemlich alt war, kam der Tag wo er einfach keine Lebenslust mehr hatte und die Kur wurde abgebrochen. es dauerte nicht lange und der Krebs entfaltete sich neuem. Er lebte nicht mehr lange.

        Sorry, für Schreibfehler. Habe keine Zeit um nachkontrollieren. Aber verstehen wird man’s schon.

        Gruss
        Thomas

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  7. Ich habe nichts dagegen, wenn Apotheken homöopathische Produkte, Gummibärchen, Traubenzucker und andere leckere Dinge verkaufen. Was mich aber wirklich nervt: wenn ich mit einer Beratungsfrage komme und mir dann zu homöopathischen Mitteln geraten wird. Oder wenn ich mit einem Rezept ankomme und als Kommentar „Na ja, wenn der Arzt ihnen das verschrieben hat… aber ich hätte hier auch was von Wala, vielleicht möchten sie das ja ausprobieren?“ kommt. Das führt nicht dazu, dass ich meine Medikamente im Internet besorge, aber meine Informationen – dann wird die Apotheke für mich zur reinen Verkaufsstelle.

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  8. Das wirkt soweit differenziert und auch als Homöopathie’gegner‘ komme ich damit klar, dass Apotheken das im Angebot haben. Allerdings habe ich ein Problem damit, wenn die Mittel offensiv beworben werden. Bei meiner Apotheke hier um die Ecke zierte etliche Wochen ein Bild eines kleinen Kindes das Schaufenster mit der Sprechblase: „Mama sagt Globuli“ (ich musste das grade nochmal googlen, in meinem Kopf hat sich das inzwischen schon zu „Mama, gib mir Globuli“ verschlimmert, das wäre nun doch ein bisschen unfair gewesen). Das finde ich richtig richtig dreist. Mir ist klar, dass gerade im Bereich Medizin für Kinder offenbar der Markt für diese „sanfte Medizin“ (O-Ton Werbeposter) groß sein muss, aber das so aggressiv zu bewerben und im Grunde Müttern einzureden, sie wären schlechte Mütter, wenn sie ihre Kinder mit Schulmedizin ‚unsanft‘ behandeln, finde ich absolut daneben.
    Ich hatte überlegt, was dazu zu sagen in der Apotheke, was ich letztlich aber nicht getan habe. Musste dann aber ein paar Wochen später, als die Werbeaktion vorbei war, wegen einer Sehnenentzündung dort hin. Ich lasse mir also was empfehlen, werde gefragt, ob ich vielleicht was mit Arnika möchte. Klar, warum nicht. Darauf kommt sie mit einer Kombipackung und fragt mich, ob ich wisse, was Globuli sind, was ich bejahe (mit mehr als skeptischem Blick, was jetzt kommt). Darauf erklärt sie mir, dass das eben Salbe und Globuli seien, worauf ich meine, dass ich das nicht möchte, da das bei mir wohl wenig bringt, da ich nicht dran glaube. Worauf sie reichlich schnippisch geantwortet hat, dass das ja auch anderweitig Wirkung hätte. Ich meinte dann nur, dass wir das ja nicht ausdiskutieren müssen, kaufte eine konventionelle Salbe und ging.

    Tut mir leid, aber diese Apotheke sieht mich schlichtweg nie wieder, auch wenn es unpraktisch ist für mich. Ich brauche ein gewisses Vertrauensverhältnis zu einem Apotheker und wir werden da offenbar nicht mehr zueinander finden.

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  9. Zum ‚Wer heilt hat recht‘ diese kleine Streitschrift als Anregung…

    Bei der Gabe von Placebo muss man sich im Klaren sein das man Patienten belügt – Dies ist aus ethischer Sicht fragwürdig. Eine Placebogabe braucht daher eine ethische Abwägung – eigene finanzielle Interessen sind dabei ausser acht zu lassen…

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  10. Interessanter Artikel. Natürlich müssen Apotheken alles, was an Medikamenten (und Scheinmedikamenten) zugelassen ist, auf Rezept beschaffen und verkaufen. Dass dazu auch Homöopathika gehören, ist traurige Realität. Aber bloß weil eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung eine Therapieform wünscht, ist diese Therapieform noch lange nicht sinnvoll. Das „gesunde Volksempfinden“ vergaloppiert sich gelegentlich. Und seit wann entscheiden überhaupt Laien über die Methoden von Fachleuten? Meiner Meinung nach ein Unding!

    Plazebos abzugeben ist sicher grundsätzlich sinnvoll, und mancher nutzt homöopathische Mittel genau als solche. Was mich an der Homöopathie gründlich stört ist der esoterische Überbau. Plazebos kann ich auch nutzen, ohne mir irgendwelchen haarsträubenden Unsinn von Miasmen, Gleiches mit Gleichem, Potenzierung usw. auszudenken und auch ohne sogenannte Arzneimittelprüfungen mit oft genug höchst zweifelhaften Ursubstanzen zugrundezulegen (ich meine hier weniger den in solchen Diskussionen gern angeführten Hundekot, sondern Plutonium, wo die Ursubstanz anscheinend gar kein Plutonium ist, sondern Wasser, das mal an einem Atomkraftwerk vorbeigetragen wurde).

    Wenn ich homöopathische Mittel mit ihrem esoterischen Ballast verschreibe oder abgebe, kann ich die Leute genausogut zum Zauberdoktor, zum Geistheiler oder zu Ryke Geerd Hamer schicken. Die können den Plazeboeffekt nämlich auch sehr schön nutzen. Wenn die jeweiligen Heilmethoden und Medikamente keine medizinische Begründung haben, sondern eine weltanschauliche, sind sie letztlich austauschbar, weil sie nur Plazebo sind und die tatsächlich verabreichten Mittel keine eigene Wirkung haben.

    Man kann statt Homöopathie sicher genauso gut Bachblüten nehmen. Das ist auch eine weltanschaulich begründete Heilmethode. Witzigerweise passt das hinter den Bachblüten stehende Weltbild gar nicht zu dem Homöopathischen Gedankengebäude, trotzdem gibt es Leute, die beide verwenden und an ihre Wirksamkeit glauben. Es kann doch aber wenn dann nur eine der beiden Methoden stimmen? Und wenn man schon anfängt, krass unwissenschaftliche Methoden wie Homöopathie in die Grundversicherung aufzunehmen, sehe ich keine Handhabe, das anderen ebenso hanebüchenen Methoden zu verwehren.

    Wenn ich mich außerhalb der wissenschaftlichen Medizin bewege, also nicht evidenzbasierte Behandlungen und Medikamente nutze, sondern weltanschaulich begründete Phantasiemethoden, ist es letztlich egal, was ich als Arznei verwende, weil die Begründung sowieso nur Phantasiegeschichten sind. Und Phantasiegeschichten haben in Arztpraxen, Krankenhäusern und Apotheken meiner Meinung nach nichts verloren.

    Dein Argument für Homöopathika in der Apotheke, Pharmama, finde ich interessant und sehr bedenkenswert: Dass Du Leute, die Homöopathika o.ä. haben wollen, sei es auf Rezept, sei es in Eigenregie, lieber in der Apotheke haben willst, weil Du dann einen Blick auf die Situation werfen kannst und die Leute nötigenfalls zum Arzt oder ins Krankenhaus schicken oder ihnen ein angemesseneres Medikament empfehlen kannst. Wenn diese Leute gar nicht erst in einer Apotheke auftauchen, entgeht ihnen diese Chance, von jemandem mit entsprechendem Fachwissen beraten und u.U. vor Dummheiten bewahrt zu werden.

    Dass Homöopathika von den Kassen bezahlt werden, finde ich immer noch ein Unding, aber wenn die das schon machen, dann hast Du recht und die Patienten gehören in die Apotheke.

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  11. Heh – das waren bisher wirklich interessante (und auch anständige) Kommentare! Finde ich schön, wenn so diskutiert wird. Ich verstehe auch den Unmut sehr, wenn in der Apotheke sehr aktiv Alternativmedizin angeboten wird, in Situationen, wo das wirklich nicht so angebracht ist. Auf die Idee ANSTATT eines Rezeptes so etwas anzubieten würde ich nicht mal kommen. Vielleicht (und bei Interesse) noch dazu, aber … eben. Und ich denke, wenn man einmal geäussert hat oder deutlich darauf hingewiesen, dass man das nicht will, dann muss sich die Apotheke daran halten. Gut – es ist nicht zu erwarten, dass sie das beim nächsten Mal noch weiss … aber es gibt halt Apotheken, wo das mehr propagiert wird – und andere, wo weniger – dann geht man halt in die andere. Zum Glück haben wir ja meist diese Wahl hier.

    Zum Placebo und Patienten belügen: ich habe mal geschrieben, wie schwer es war hier in der Schweiz Placebotabletten zu besorgen – das hat seinen Grund. Es ist hier offenbar wirklich nicht gedacht, den Patienten so zu „belügen“ … der Patient hat immer das Recht, zu wissen was und für was er etwas bekommt. Aber wie gesagt, es gibt auch „Pseudoplacebos“ – und damit meine ich nicht nur die homöopathischen Mittel. Manches wird auch aufgeschrieben auch wenn die Wirkung nicht ganz so erwiesen ist dafür, oder man benutzt es „off label“ (ausserhalb der in der Packungsbeilage beschriebenen Indikation oder Dosierung) – da fehlt dann oft auch der wissenschaftliche Background. Das würde ich nicht als „Patient belügen“ ansehen – vorausgesetzt, er weiss weshalb und für was er es nimmt. Und das gilt dann ja auch für die Homöopathie.

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    1. „Off-Label Use“ heißt aber doch nicht gleich, dass die Wirkung nicht (wissenschaftlich) belegt ist… Beispiel Lamotrigin oder auch Carbamazepin. Beides eigentlich Antiepileptika und mittlerweile auch offiziell zur (Kombi)therapie von bipolaren Störungen zugelassen.
      „Off-Label“-Use wird es aber auch bei Borderline-Pat. eingesetzt und bewirkt dort vom Prinzip her das gleiche wie bei einer bipolaren Störung: Es soll diese extremen Stimmungsschwankungen verhindern oder zumindest abmildern

      Ich kann aus eigener Erfahrung sprechen. Ich nehme mom. 200mg Lamotrigin/Tag und merke den oben beschriebenen Effekt

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  12. Ich bin auch der Meinung: Solche Produkte auf direkte Nachfrage von Kunden zu verkaufen ist das eine, weil man hier knapp noch argumentieren könnte, dass in diesem Fall die Verantwortung alleine beim Kunden liegt (ausserdassichinderSchweiznochdafürmitbezahlenmussarrrrgh). Aber solche Produkte aktiv zu bewerben – sei es im Schaufenster, sei es als Zusatzverkauf, sei es als Alternative zu einem evidenzbasierten Produkt, sei es als Ersatz für gar kein Medikament oder sei es in sonst irgendeiner Form – das geht für mich nun gar nicht. Denn damit macht sich eine Apotheke bei mir endgültig vertrauensunwürdig, weil ich niemandem vertraue, der mir ernsthaft normale Traubenzucker unter dem Namen „Zaubertraubenzucker“ zigfach teurer als Medikament verkaufen will (obwohl dies mittels Placebo-Effekt bei Kindern und einigen Erwachsenen bestimmt auch ‚wirken‘ würde). Und deshalb ist dies für mich auch ein zwingendes Ausschlusskriterium für eine Apotheke.

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    1. (ausserdassichinderSchweiznochdafürmitbezahlenmussarrrrgh) :-)
      Problem ist auch das: für viele Medikamente darf man gar nicht so Werbung machen – keine Aktionen anpreisen und derartiges … Also – was macht man mit dem leeren Schaufenster?

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      1. Meine Stammapotheke spart sich das Geld für den Dekorateur und lässt das Schaufenster durch die jeweilige PTA-Praktikantin dekorieren. Ich bleibe jedes Mal stehen, wenn ich daran vorbeilaufe, weil ich das interessant finde.
        Ich hab mal bei der Chefin vor einiger Zeit nachgefragt. Sie findet, dass das eine sinnvollere Beschäftigung für einen Praktikanten in den auftretenden Leerlaufzeiten ist als der Satz „Dann beschäftigen sie sich mal mit den Fachbüchern mal still“:

        Ich finde die Idee gar nicht mal so schlecht. :-)

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  13. Hallo Pharmama,

    Manches wird auch aufgeschrieben auch wenn die Wirkung nicht ganz so erwiesen ist dafür, … …

    Das mit dem Beweis im Bereich des Biologischen hat da gewisse Probleme, ausser man nimmt es wirklich rein statistisch. Wenn ich einen üblen Hexenschuss habe und ich beginne sofort mit SERACTIL-400 (Dexibuprofen), dann habe ich in der Regel die fast perfekte Wirkung, dass die beginnende Entzündung sich gar nicht voll manifestieren kann und ich bin in kurzer Zeit wieder gesund und symptomfrei bin. Bei anderen Menschen funktioniert genau dies nicht oder schlechter, Vielleicht aber mit einem andern Schmerz/Entzündungs-Hemmer.

    Genau das selbe Mittel eignet sich bei mir überhaupt nicht bei migränoiden Kopfschmerzen, jedoch mit ALEVE (Naproxen) sehr gut. Das verbessert sich noch deutlich, wenn ich eine 100mg Coffein-Tablette (von CVS-Pharmacy) dazu einnehme. Das wirkt ähnlich gut, als ich ich noch CAFERGOTT eingenommen habe. Gibt es nicht mehr. Mir scheint, dass es auch damals bei CAFERGOTT der Coffein war und weniger das Ergotamin das unterstützend wirkte.

    Eine Frage an Dich Pharmama: Weisst Du eigentlich was genau die Ergotamin-Präparate zum Abschuss brachte? Ich weiss nur, dass das Ergotamin unter den Neurologen ein Dorn im Auge war. Weisst Du warum? Ist es nur gerade wegen möglichem Ergotamin-Missbrauch?

    Gruss
    Thomas

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  14. Beispielhaft und wohltuend genau argumentierter Artikel von Pharmama. Wissenschaftliches Studium hat schon was.

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  15. Leider haben wir mehrere Apotheker hier, die total von der Homöopathie begeistert sind und sie auch privat fleissig an sich, ihren Partnern, Kindern und Haustieren anwenden… :-( Unter anderem daher haben wir diesen Hokuspokus auch an Lager!
    Jedoch kann man denen nicht vorwerfen, dass sie versuchen die Kunden abzuzocken – die glauben das echt! mit den Augen roll
    Ich habe damit jedoch ein riesen Problem; nicht nur mit Homöopathie, auch mit Schüsslersalzen, Bachblüten, Spagyrik etc… Ich rege mich über diese Kollegen dann jeweils auf: ich frage mich, ob die ein anderes Studium als ich genossen haben! Oder ob wissenschaftliches Arbeiten bei denen im Studium nicht behandelt wurde… Aber als Atheistin ist mir dieser Glaube an eine Sache sowieso sehr suspekt…

    Ich gebe aber zu, dass ich (in einem von hunderten von Fällen!) auch mal ein Homöopathikum empfehle… wenn ich persönlich das Gefühl habe, dass der Kunde von einem Placebo am meisten profitieren würde. Aber das kommt wirklich nur so 2-3x pro Jahr vor! Sonst verkaufe ich solchen Märchenkram nur auf expliziten Wunsch des Kunden.

    Ich habe am meisten Probleme, wenn die Kunden mich dann (nach ihrem expliziten Wunsch nach diesen Zauberkügelchen) fragen, ob die denn auch wirken? Was sagt man da?! Sage ich „nein“, so ist der Placebo-Effekt möglicherweise reduziert, sage ich „ja“, so habe ich das Gefühl den Kunden zu verarschen… Also, wie sage ich es dem Kunden?

    Also mir währe es bedeutend lieber, wenn wir den Quatsch nicht an Lager hätten. Aber selbst wenn meine Kollegen nicht solche Verfechter währen, müssten wir es haben – die Kunden verlangen es!

    Und zu „Wer heilt, hat Recht“: ich kann nicht verstehen, wie wissenschaftlich ausgebildete Fachpersonen (=Apotheker) solchen unwissenschaftlichen Quark weiter verbreiten können. Korrelation ist nicht Kausalität! Dass der Patient sich davon überzeugen lässt, kann ja sein… Aber ausgebildete Pharmazeuten?! Da läuft etwas falsch…

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    1. „ob die denn auch wirken? … Also, wie sage ich es dem Kunden?“ :
      So: „Das ist sehr individuell. Sie müssen es ausprobieren.“ ?
      Ah ja – die haben ein anderes Studium genossen als wir. Ich denke heute müssen die Studenten tatsächlich mit einem ziemlich shizophrenen System zurecht kommen: auf der einen Seite die Studien-basierten wissenschaftlichen Erkenntnisse – und auf der anderen Seite das ganz eigene System der alternativen Medizin.

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      1. Mein Studium war erst vor 6 Jahren – und ich hatte einen halben Tag „Alternativmedizin“. Das wars. Die „Gläubigen“ hier sind alle 15-20 Jahre älter als ich…

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  16. Hallo Pharmama,

    vorausschicken will ich, dass ich wirklich ein Fan des Blogs und auch Ihrer Bücher bin.
    Gerade deshalb ärgere ich mich über den Satz ganz am Ende „Und jetzt hoffe ich, dass ich nicht grad gesteinigt werde von den Homöopathie-Gegnern … .“. Ich bin ein Gegner der Homöopathie, aber damit fühle ich mich in eine ganz unschöne Ecke gestellt.
    So jetzt, da ich das los geworden bin, wieder zum Anfang.

    Bei der Meinung zur Studienlage der Homöopathie sind wir einer Meinung, ich würde es sogar noch stärker sagen – Homöopathie widerspricht gut gesicherten Naturgesetzen und weist innere Widersprüche auf. Mir als Physiker stellen sich da die Nackenhaare auf.

    Leider bleibt es mir auch nur, bestimmte Realitäten (bedauernd) anzuerkennen.
    Aber man sollte sich bewusst sein, dass wir zwei Klassen von Medikamenten in der Apotheke haben, die einen, die Wirksamkeit und Sicherheit bei der Zulassung nachweisen müssen und eine zweite (in Deutschland Homöopathie und Antroposophische Arzneien) bei denen man nur das Wort der Hersteller hat, das diese wirken und nicht schaden. Und keiner würde auf die Idee kommen, darüber eine Volksabstimmung zu machen, ob z. B. ein Blutdruckmittel eine Zulassung bekommt.
    Und Anerkennen, wie die Realität ist, heißt ja auch nicht, dass man nicht darauf hinarbeiten kann, dass sich Dinge auch verbessern können. Es gibt in meiner Umgebung viele Leute, an denen mir viel liegt und bei denen ich wünsche, dass sie die beste, mögliche Behandlung bekommen und denen würde ich immer versuchen, von fragwürdige Methoden abzuraten.

    Bei den wirtschaftlichen Zwängen einer Apotheke kann ich nicht mitreden, aber natürlich ist keinem damit gedient, wenn alle Apotheken pleite gehen.

    Ein wirklich gutes Argument für Homöopathie in der Apotheke ist, dass „wir mit unserem Hintergrundwissen die Möglichkeit einzugreifen haben“. Ärgerlich, weil es aus meiner Sicht die Gegenseite stärkt, aber dennoch ein gutes Argument. Unschön auch deshalb, weil man – wenn man den Gedanken weiter fortsetzt – noch eine ganze Menge anderer Mittel (ich denke da an Nahrungsergänzungsmitteln, Vitamintabletten, veränderte Nahrungsmittel (probiotische Joghurts, etc. ) auch in die Apotheken bringen müsste.
    Leider ist die Situation wie sie ist, aber das liegt leider auch daran, dass man zu lange zugesehen hat, wie sich fragwürdige Praktiken in der Medizin etabliert haben.

    Selbst wenn ich unbedingt die Placebowirkung ausnutzen will, warum muss ich das unbedingt mit einem unwissenschaftlichen Weltbild verbinden? Wenn ich schon bereit bin, meinen Patienten oder Kunden die Unwahrheit zu sagen, dann könnte ich auch sagen, es ist ein wissenschaftlich geprüftes Medikament, dass in gut durchgeführten Studien gezeigt hat, dass es in bestimmten Fällen die Beschwerden mindert. Moment einmal, für Placebos ist das nicht einmal gelogen.
    Was nämlich die Kehrseite der Medaille ist, ist, dass ich meinem Apotheker oder Arzt nicht mehr vertrauen kann. Da wäre es mir lieber, er würde mir sagen – tut mir leid, für Ihre Beschwerden ist (noch) kein Kraut gewachsen. Oder, wie es mein Hausarzt bei mir tatsächlich gesagt hat: „Keine Ahnung, was es ist. Es scheint nichts ernstes zu sein, wir warten mal ab. Und er hat mir auch nichts verschrieben.“ . Das fand ich richtig gut und vertrauensfördernd. Vielleicht sollten wir öfter auch mal damit zufrieden sein – schon gut, es wird auch von alleine besser.

    Und das stört mich auch ernsthaft an dem Beispiel mit dem Zusatzverkauf (kein „kill the messenger“, aber deutliche Kritik). Woher soll ich wissen, ob der Apotheker mir das Zusatzmittel empfiehlt, weil es tatsächlich für mich Nutzen hat oder weil er den zusätzlichen Gewinn zum Überlegen braucht? Und ich wäre auch nicht auf die Idee gekommen, dass ich in der Apotheke dazu sagen muss, ich möchte etwas was wirkt?
    Lieber wäre es mir und für eine solche Beratung wäre ich auch gerne bereit, zu bezahlen, bei der es um die nachweislich beste Behandlung für mich als Kunden geht. Dabei erkenne ich und honoriere ich auf den Aufwand der Beratung, der ja auch dann anfällt, wenn sich dann rausstellen sollte, ich brauche nichts.

    Damit habe ich – denke ich – den anständigen Rahmen nicht überschritten.
    Der größte Teil meiner Kritik geht auch nicht an Sie bzw. die Apotheken und bitte nochmal – ich schätze diesen Blog sehr – nur man schreibt halt eher, wenn einen was stört, als wenn man dem Gelesenen zustimmt.

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    1. Danke Peter H. – Sie glauben ja gar nicht, wie oft ich schon sagen musste: „Da kenne ich leider nichts / da gibt es nicht … ausser sie wollen es mal mit … versuchen.“ Damit überlasse ich dem Patienten die Entscheidung.
      100% ist auch in der Wissenschaft nichts, aber immerhin kann ich sagen, wenn etwas einen fundierten Hintergrund hat … und wenn nicht.
      Das mit den Placebo-Tabletten wusste ich – die habe ich damals dann auch aus Deutschland importiert. :-)

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      1. Ebenfalls danke Pharmama.

        Mir nämlich passiert oft, dass – durchaus auch Anhänger der Homöopathie – nicht wissen, was sich hinter der Homöopathie verbirgt. So redete mal jemand von konzentrierten Pflanzenextrakten, was gleich auf mehrere Weisen falsch ist. Und zumindest hier in Deutschland scheint es auch wenig bekannt zu sein, wie diese Mittel (eben durch Binnenkonsens) ohne Prüfung zugelassen werden.

        Deshalb möchte ich fragen: Wenn Sie jemand in der Apotheke nach Homöopathika oder etwas ähnlichen fragt, haben Sie da den Eindruck, die Leute wissen. was sie verlangen?

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      2. zu
        „100% ist auch in der Wissenschaft nichts, aber immerhin kann ich sagen, wenn etwas einen fundierten Hintergrund hat … und wenn nicht.“

        Das finde ich, ist gerade die Stärke der Wissenschaft. Nur in Glaubenssystemen ist etwas zu 100% sicher.

        Die Wissenschaft beruht eben auch gerade darauf, dass man sich bewusst ist, wie leicht man sich (auch selber) täuschen kann. Deshalb werden zum Beispiel Medikamente gegen Placebos getestet.

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  17. Noch etwas:
    In Deutschland konnte ich Placebopillen (P-Tabletten) problemlos in der Apotheke kaufen.
    Man kann sich dabei auch die Farbe aussuche (ich habe sicherheitshalber die blauen genommen).

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  18. Ich finde Werbung dafür (Globuli, Bachblüten, etc.) sehr grenzwertig, wenn es zu aufdringlich ist, suche ich mir eher eine andere Apotheke, in der Großstadt kein Problem. Ich finde es unmöglich, wenn einem in der Beratung sowas angeboten wird, ohne zu sagen, was es ist. Ich wollte eine Salbe haben, der Wirkstoff ist nicht mehr zugelassen (soweit ich weiß, weil eine Nebenwirkung das Symptom ist, gegen die sie wirken soll), habe nach Alternative gefragt. Und dann wurde mir was homoöoathisches gegeben, mit der Aussage, dass das jetzt die alternative sei. Ähm nein, eine fettende Salbe kann ich billiger haben und da ist kein Wirkstoff drin. Da wurde mir dann was von keine Nebenwirkungen im Gegensatz zu „chemischen“ Sachen erzählt. Die Frau (ob Apothekerin oder PTA weiß ich nicht), konnte mein Missfallen gar nicht verstehen – die Apotheke meide ich nun.

    Also Abgabe auf Wunsch oder Rezept (finde ich nicht gut, dass das möglich ist – aber anderes Thema) – ja. Reklame – finde ich nicht gut. Anbieten ohne vorher zu fragen, ob man an der jeweiligen Glaubensrichtung interessiert ist – geht gar nicht. Und von pflanzlich bei Homöopathie zu sprechen, halte ich für inhaltlich falsch, wurde mir aber auch schon mal so versucht zu verkaufen – auch in einer Apotheke.

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  19. Homöopathika und ähnliches aus Apotheken zu verbannen halte ich momentan für illusorisch. Einen Verkauf im Lebensmittelgeschäften oder Kiosken würde ich befürworten, damit den Kunden klar ist, dass es bei Krankheit nix nützt.

    Die Aussage (Pseudoplacebos können bei Kindern durchaus nützlich und sinnvoll sein) der Apotheke Schaffhauserplatz finde ich sehr unglücklich, die Aussagen auf ihrer Webseite finde ich viel gelungener. Gerade bei Kindern halte ich es für wichtig ihnen beizubringen dass es nicht bei jedem Bobo eine Medikament braucht und es bei manchen Krankheiten kein sinnvolles Medikament gibt. Schokolade, Zuneigung und ähnliches ist ehrlicher und vermutlich sogar wirkungsvoller als Globuli oder (Kuchendecko)Zauberpillen.

    In Apotheken schätze ich es, wenn dafür weder im Verkaufsraum noch im Gespräch geworben wird. Bei solcher Werbung frage ich mich jeweils, ob sie tatsächlich daran glauben (ungebildete Experten brauche ich nicht) oder sie wissentlich den Kunden Quatsch verkaufen wollen (ich werde nicht gerne verarscht). Da ich in der Apotheke korrekt und ehrlich beraten werden will, wechselte ich auch schon die Apotheke, als mir statt eines Antibiotikums (mit klarer Diagnose und Rezept), Homöopathika empfohlen wurde, aber auch, als mir – in einer anderen Apotheke – haufenweise unpassende Arzneimittelmuster mit eingepackt wurden.

    Vor einiger Zeit habe ich sogar eine Apotheke gefunden, welche sich selber verpflichtete keine Werbung für solches Zeug zu machen und bei jeder Bestellung danach explizit auf deren Unwirksamkeit hin zu weisen. Leider ist die Apotheke nicht in meiner Gegend, weshalb ich sie nur für die grossen Quartalsbestellungen nutze. Da die Apotheke neben Medikamenten auch noch andere Standbeine hat, läuft das Geschäft gut.

    Meiner Meinung nach sollten ApothekerInnen ausschliesslich fürs beraten, kritisch prüfen und herstellen bezahlt werden. Verkaufsprovisionen halte ich aus Kundensicht für schädlich, da sie dazu verleiten unsinniges zu verkaufen. Dies in Apotheken umzusetzen ist jedoch leider nicht möglich, auch weil wohl niemand bereit ist, für die Empfehlung sich mehr zu bewegen, statt mehr Medikamente zu nehmen, für die Verweigerung einer unsinnigen oder gefährlichen Abgabe, oder 5 Minuten Beratung für den Kauf eines passenden preiswerten Medikamentes. zu bezahlen. Mit Handwerkern habe ich die Freiheit und vereinbare meist, dass ich keine Provision bezahle dafür die Arbeit (inklusive Planung) fair bezahle, was meist für beide Seiten lohnender ist.

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  20. Hey liebe Pharmama,

    du bist heute ja ganz schön mutig sowas zu schreiben ;)

    meine Meinung:
    Soll die Apotheke doch verkaufen was sie will, von mir aus das ganze Schaufenster voll mit Globuli, danach such ich mir meine Apotheke nun wirklich nicht aus,
    viel wichtiger: mir werden Globuli nur auf meine Bitte hin empfohlen und nichts Homöopathisches untergeschoben, denn das geht absolut nicht.

    Deine Haltung finde ich grundsätzlich in Ordnung, was mich aber ein bisschen stört:
    Zusatzverkäufe! Wirklich? Wie bei McDonalds („möchten Sie noch eine Apfeltasche dazu?“)?
    Wenn der Patient meint er muss unbedingt am Montag wieder fit sein (oä) dann kann man seine Selbstheilungskräfte ja mit einem Placebo unterstützen, aber ansonsten?
    Sagst du wirklich, wenn jemand um eine Packung Ibu oder ein Schmerzmittel bittet, dass sich eine (homöopathische) Salbe wunderbar als Unterstützung eignen würde?
    Ich hoff ich habe da was falsch verstanden…

    Sei mir bitte nicht böse, aber das musste ich loswerden.

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  21. Toller, sehr differenziertel Artikel Pharmama. Das erste Zitat stammt übrigens von mir :)
    Natürlich verstehe ich den wirtschaftlichen Druck eurer Branche OTC-Produkte verkaufen zu müssen. Habe auch schon mehrfach in Apotheken Diskussionen mit Kollegen von dir geführt, deren fachliches Herz schmerzt wenn sie Geistermedizin anpreisen müssen.
    Der Erfolg der überteuerten Zuckerpillen basiert ja grösstenteils auf vollkommenem Unwissen der Allgemeinbevölkerung bezüglich der Wirkungsweise von Pharmazeutika im Allgemeinen und dem dazu 100% widersprüchlichen Ansatz Hahnemanns.
    Im akutpsychiatrischen Setting erlebe ich oft die Frage nach etwas „homöopathischem“ wobei die Patienten natürlich Phytotherapie meinen.
    Nach meiner Erklärung fallen sie jeweils aus allen Wolken, da Hausarzt und Apotheke schlicht nicht oder falsch aufgeklärt haben. Da fallen dann Worte wie Betrug, Quaksalber oder auch durchaus härtere Begriffe.

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  22. Ich glaube nicht an Homöopathie. Ich glaube nicht an Globoli. Und dennoch war Nux Vomica in D14 das einzige Mittel, was mir in der letzten Schwangerschaft die Übelkeit genommen hat. Davor habe ich zwei Monate rum laboriert und die Übelkeit hielt bis eine Woche vor Entbindung. Es war Zucker in Kugelform. Aber es hat geholfen.

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    1. Korrelation ist nicht Kausalität. In der Schwangerschaft würde ich aber auch homöopathische Globuli nehmen… als Placebo, da man ja eh nichts nehmen kann. Hilfts ned, so schads ned, wie es auf Schweizerdeutsch heisst. (Hilft es nicht, so schadet es (wenigstens) nicht)
      Ich habe auch schon Kopfschmerzen erfolgreich mit Globuli behandelt. Ich glaube trotzdem nicht, dass es mehr als Placebo nützt… Aber Placebo ist ein sehr starkes Medikament!

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  23. Hallo liebe Pharmama,

    in Ihren Büchern habe ich Sie als engagierte, humorvolle Apothekerin mit großem Sachverstand kennenlernen dürfen, die immer und ehrlich um das Wohl ihrer Kunden besorgt ist.

    Trotzdem muss ich sagen, dass mir Ihr Artikel hier an manchen Stellen schon arge Bauchschmerzen macht. Darum möchte ich mich als einer der erwähnten „aggressiven Skeptiker“ zu Wort melden und an ein paar Stellen Ihres Blogartikels erklären, wo da meine Bedenken liegen.

    Sie schreiben: „als Apothekerin bin ich mir der fehlenden wissenschaftlichen Studienlage sehr wohl bewusst…“

    Mit allem Respekt: Dieser Satz ist schlicht falsch.
    Wir haben keine fehlende wissenschaftliche Studienlage zur Homöopathie. Wir haben weit über 200 Studien zur Homöopathie und damit mehr als zu jedem anderen medizinischen Verfahren.

    In der Summe betrachtet ergibt diese Datenflut zu homöopathischen Hochpotenzen genau das, was auch die Erkenntnisse der Chemie und Physik sagen: Stoffe in ihrer kompletten Abwesenheit haben keine spezifischen Effekte.
    Zu diesem Ergebnis kam die große australische Untersuchung durch das NHMRC oder die Evaluation in Großbritannien 2010.

    Wir haben also keine fehlende, wir haben eine umfangreiche Studienlage, die mit dem von den Naturwissenschaften erwarteten Zutreffen der Nullhypothese bei homöopathischen Hochpotenzen absolut stimmig ist. Die inneren Widersprüche der Homöopathie vervollständigen das Bild.

    Es ist insofern problematisch, das den Patienten gegenüber falsch darzustellen, weil Sie gerade die Überzeugungen der Patienten als Argument für den Homöopathieverkauf in der Apotheke einsetzen: Der Hinweis auf die politische Realität, die in der Schweiz durch Volksabstimmung begründet ist:

    Sie schreiben: „auch diese müssen die aktuellen Realitäten von Gesellschaft, Gesundheitswesen und Gesetz anerkennen. (…) Homöopathie wird verlangt, wird verschrieben (ja, von Ärzten, auf Rezepten) und wird von den Krankenkassen übernommen. (…) Die Homöopathie ist in der Grundversicherung gelandet nach einer Volksabstimmung 2009, wo alle Ständeräte und 67% der Bevölkerung den Artikel “Zukunft mit Komplementärmedizin” angenommen haben.“

    In der Demokratie hat zweifellos immer zu gelten, dass dem Wunsch der Mehrheit zu folgen ist.
    Nicht zu gelten hat dagegen, dass die Mehrheit immer Recht hat.
    Wir werden Homöopathika nicht durch Mehrheitsbeschluss zu mehr machen können als zu Placebos. Auch wenn bei Umfragen 100% der Befragten homöopathische Hochpotenzen für spezifisch wirksam halten, so handelt es sich dennoch nur um Placebos. Naturgesetze können wir leider nicht per demokratischen Beschluss ändern.

    Zudem darf man nicht außer Acht lassen, auf welche Weise denn die hohe Meinung der Bevölkerung zur Homöopathie zustande kommt.
    Ist denn der medizinische Laie wirklich in der Bringschuld, es besser zu wissen als sein Arzt, der ihm Homöopathika aufschreibt, besser zu wissen als sein Apotheker, der ihm zu Homöopathika rät? Von Hebammen – echten Vertrauenspersonen bei jungen Müttern – ganz zu schweigen.

    Wenn der Patient von Fachleuten Homöopathika empfohlen bekommt, so ist das zum Glück meist bei Bagatellen, so dass „positive Erfahrungen“ vorprogrammiert sind. Zusätzlich wird er von der mit höchst positiv besetzten Begriffen (wie „sanft, natürlich, nebenwirkungsfrei“) angereicherten Werbung dauerberieselt, die geschickt mit den Ängsten des Patienten vor Nebenwirkungen spielt. Wie soll eine Volksabstimmung unter diesen Voraussetzungen denn um alles in der Welt anders ausgehen können?

    Die Argumentation beißt sich hier notgedrungen ein wenig in den Schwanz. Homöopathika sind in der Apotheke, weil das Volk es so wollte. Und weil sie dort – und auch über die Kassenübernahmen – einen seriösen Anstrich bekommen, sind immer mehr Patienten geneigt, das einmal zu probieren. Denn wenn es in der Apotheke empfohlen wird, dann wird schon was dran sein. Natürlich erst mal vorsichtig bei Bagatellen…

    Für mich ist das kein Argument, sondern ein Teufelskreis. Einer, in dem wir den Patienten allein lassen, wenn er in der Apotheke auch wieder nur die Werbesprüche der Branche zu hören bekommt. Warum erwarten wir ausgerechnet vom medizinischen Laien – dem Patienten – das Durchbrechen dieses Teufelskreises trotz des umfangreichen Werbebetriebes der Branche?

    Ihrem Argument pro Homöopathie in der Apotheke „Das ist etwas, was man ausprobieren muss“ möchte ich gerade unter diesem Aspekt sogar heftig widersprechen. Das ist leider den Homöopathen nach dem Mund geredet.

    Wenn eine große Zahl von Patienten Placebos bei in aller Regel selbst ausheilenden Bagatellen zu sich nimmt, dann ist es nicht nur nicht unwahrscheinlich, dass allerorten positive Erfahrungsberichte kursieren, es ist unausweichlich.

    Ein Placebo kann der Patient bei der Einnahme bei Bagatellen nicht als solches entlarven, denn in den allermeisten Fällen wird eine Besserung eintreten. Der Patient wird diese als kausal durch das Mittel verursacht empfinden (Verwechslung von Korrelation und Kausalität) und zukünftig von der Homöopathie überzeugt sein.

    Jederzeit stimme ich zu, dass es bei Bagatellen besser sein kann, ein Placebo zu geben als ein Präparat mit Nebenwirkungen. Die Andeutung, der Patient könne aber durch „Ausprobieren“ etwas über die Wirksamkeit herausfinden, ist nicht richtig.

    Ich kann verstehen, warum Sie Ihren Patienten den Placeboeffekt nicht kaputtreden wollen – oder dürfen. Die Formulierung “Das ist sehr individuell. Sie müssen es ausprobieren”? auf die Frage, ob es denn wirksam sei, finde ich jedoch nicht unproblematisch, denn sie hält dem fragenden Patienten die Information, dass es für die Placeboüberlegenheit keinerlei rationalen Anhaltspunkt gibt, explizit vor.

    Darf man einem Patienten, der in einem allgemeinen Beratungsgespräch (also ohne Rezept für ein Homöopathikum in der Hand) fragt, ob es denn wirksam wäre, tatsächlich unterstellen, dass er die wirkliche Faktenlage gar nicht wissen will? Ich sehe die Gesetzeslage hier keinesfalls als verbindlich dafür, dass man die „little white lie“ eines Placebos bereits dann präventiv aufbaut und schützt, wenn der Patient nach dem „ob“ fragt.

    Warum antworten Sie in diesen Fällen nicht mit einer Formulierung, die näher an der Realität liegt? „Es kommt vor, dass Patienten nach der Einnahme Besserungen erleben.“ Nur so als Beispiel. Was immer noch nicht die volle Information „kein rationaler Anhaltspunkt für eine gezielte Wirksamkeit“ darstellt. Ich finde es für mich als Patient unschön, wenn ich von meinem Apotheker auf die Frage nach dem „ob“ grundsätzlich nicht mehr mit der klaren Darstellung der Faktenlage rechnen darf.

    Unabhängig von der gewählten Formulierung: Ein Argument für die Apothekenpflicht von Homöopathika wie im Artikel dargestellt, ist die „Ausprobiererei“ keinesfalls.

    Jederzeit würde ich grundsätzlich zustimmen, dass es in gewissen Situationen angebracht sein kann, einem Patienten, der eigentlich gar nichts braucht, kein Medikament mitzugeben, das möglicherweise Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen bei ihm verursacht. In der Medizin mag Platz für Placebos sein, vielleicht sogar ein Bedarf.

    Jürgen Windeler, Arzt und Professor für Medizinische Biometrie und Klinische Epidemiologie, seit 2010 Leiter des IQWiG hat einmal geschrieben: „Die These, Außenseitermedizin sei nichts als Placebo-Therapie, ist eigentlich eher ein Lob als ein Vorwurf. Denn der Mensch heilt sich in einem hohem Maß selber, Hauptsache, er wird auf irgendeine Weise behandelt und glaubt daran. Also: Placebos einsetzen, sofern keine wissenschaftsmedizinisch bewährte Therapie bekannt ist: uneingeschränkt ja. Aber, damit verbunden, pseudowissenschaftlichen Unsinn verbreiten: nein.“

    Und das ist der letzte Kritikpunkt an Ihrem Artikel: Die Homöopathie ist ohne pseudowissenschaftlichen Überbau nicht zu kriegen. Das zu behaupten ist Augenwischerei.

    Diesem Abschnitt hier muss ich deshalb ganz entschieden widersprechen:
    „Im Studium lernt man inzwischen standardmässig auch einen Teil Alternativmedizin – und die Homöopathie gehört dazu. In der Schweiz kann man sich auch speziell weiterbilden und den “FPH klassische Homöopathie” machen – was ziemlich aufwändig und auch teuer ist. Man verzeihe es also den motivierten Apothekern, die nach dieser Indoktrinierung wirklich zur Homöopathischen Apotheke stehen. Für mich ist das okay – solange sie nicht anfangen die wissenschaftlich belegten Methoden zu diskreditieren, so wie die Impfungen zum Beispiel“

    Dass die Pseudowissenschaft über die Homöopathie Einzug in den akademischen Betrieb erhält, das ist in keiner Weise ein Argument für eine Apothekenpflicht der Homöopathika. Das zeigt vielmehr die ganze Problematik der Sache.

    Das wird vielleicht klarer, wenn Sie sich Ihre eigene Argumentation nur 2 Abschnitte darüber noch einmal anschauen: „Wir haben mit unserem medizinischen Hintergrundwissen die Möglichkeit einzugreifen.“

    Hier widersprechen Sie sich selbst: Genau dieses Hintergrundwissen fehlt ja dann. Und das ist nicht harmlos.

    Es mag Sie überraschen, dass ich Ihnen im Ergebnis, dass es durchaus Argumente für eine Apothekenpflicht der Homöopathika gibt, zustimmen würde. Als wichtigsten und ausschlaggebenden Grund würde ich sogar Ihr „Wir haben mit unserem medizinischen Hintergrundwissen die Möglichkeit einzugreifen.“ nennen. Gerade für uns in Deutschland, wo Homöopathika nicht selten von Heilpraktikern „verordnet“ werden.

    Wenn wir Homöopathika in der Apotheke verkaufen und als Begründung dafür anführen, dass der Apotheker ausgebildet ist, die Wirksamkeit der Präparate realistisch einzuschätzen, dann muss dafür gesorgt sein, dass der Apotheker dies auch kann. Dann muss man evidenzbasiert ausbilden und indoktrinationsfrei. Deswegen sollte man nicht verharmlosen, dass die Homöopathie über das Infiltrieren des akademischen Betriebes eine Generation an Apothekern und Ärzten heranzieht, die im Studium mit fehlerhaften Studien oder explizit falschen Informationen gefüttert wurde (für beides kenne ich leider explizite Beispiele).

    Die Tatsache, dass in vielen medizinischen Studiengängen heute Alternativmedizin dazugehört, diese Lehrgänge aber nicht selten von Vertretern ihrer Branche angeboten werden (in Deutschland oft von Mitgliedern der Carstens Stiftung) zeigt eigentlich wie hochproblematisch es ist, einer Pseudowissenschaft wie der Homöopathie überhaupt erst einmal ein akademisches Mäntelchen überzuziehen.

    Es ist deshalb alles andere als ein Argument für die Apothekenpflicht, sondern für mich immer das wichtigste Argument dagegen.

    Wichtiger als die tatsächlich nicht erreichbare Forderung nach der homöopathiefreien Apotheke fände ich die dringende Forderung nach der indoktrinationsfreien Apotheke. Nach einer Apotheke also, in der niemand steht, der von Vertretern der Branche fehlinformiert wurde. Niemand, der die Faktenlage falsch darstellt, wenn der Kunde schon explizit danach fragt. Niemand, der ein Homöopathikum bewirbt wenn der Patient gar nicht darum gebeten hat.

    Sind wir ehrlich: Das explizite Bewerben von Homöopathie in der Apotheke ist heute nicht die Ausnahme, es ist die Regel. Und nicht selten ist die betriebene Werbung für den Patienten gar nicht so ungefährlich – da müssen wir noch gar nicht auf das Thema „Impfung“ wechseln. Auch „Kundenberatung zur homöopathischen Reiseapotheke“ bietet umfangreiches Risikopotential.

    Ich hätte gerne eine Möglichkeit als Patient mit den Füßen darüber abzustimmen, ob ich das so unterstützen möchte. Und es macht mich traurig, dass mir dieser Wunsch den Titel des „aggressiven Skeptikers“ einbringt.

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    1. Natürlich gibt es sehr viele Studien über Homöopathika – jedoch kenne ich kein Review, dass eine Wirksamkeit über die Placebowirkung hinaus belegen würde. Im Gegenteil, die vom Bundesrat in Auftrag gegebene Studie dazu zeigt auf, dass die Wirkung der von Placebo entspricht. Trotzdem wird (wegen der Volksabstimmung) die Homöopathie weiterhin im Sortiment der Grundversicherung verbleiben.

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      1. Trotzdem wird (wegen der Volksabstimmung) die Homöopathie weiterhin im Sortiment der Grundversicherung verbleiben.

        Ich bin jetzt mal ein ganz ganz Böser und schreibe die beiden Hauptsätze der Allgemeinen Volksverblödung, weil sie halt so schön hierher passen:

        § 1 Die Mehrheit ist dümmer als die Minderheit.
        § 2 Dummheit ist beschlussfähig.

        Diese beiden Hauptsätze sind das Werk eines andern bösen Kollegen und mir. Wir warten auf den Nobelpreis bis heute leider vergebens. :-(

        Noch irgendwelche nichtdummen Fragen? :-)

        Gruss
        Thomas

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      2. Naja, das schreibe ich ja auch… ;-)
        (“ Stoffe in ihrer kompletten Abwesenheit haben keine spezifischen Effekte.
        Zu diesem Ergebnis kam die große australische Untersuchung durch das NHMRC oder die Evaluation in Großbritannien 2010.“)

        Mich stört aber gerade deshalb die Formulierung oben im Artikel „als Apothekerin bin ich mir der fehlenden wissenschaftlichen Studienlage sehr wohl bewusst“.

        Diese Formulierung legt nahe, es sei noch nicht oder nicht ausreichend in Studien untersucht. De facto ist es mehr untersucht, als es für ein Verfahren, das gesicherten Aussagen der Physik widerspricht, wirklich Sinn macht. In jedem Falle mit über 200 Studien aber ausreichend. Von einer fehlenden wissenschaftlichen Studienlage kann nicht die Rede sein.

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  24. Ich bin Apothekerin, habe im Studium nichts über Homöopathie gelernt, empfehle es aber inzwischen nach über zwanzig Berufsjahren in bestimmten Fällen durchaus.
    Aber: prinzipiell NUR D6 maximal in seltenen Fällen D12, das sehe ich als „Feintoxilogie“. Und es sind auch ganz bestimmte Indikationen, bei denen ich dazu rate. WENN der Patient das will, wer mir signalisiert, er will das nicht, bekommt etwas anderes.
    Ich werde auch ganz kirre, wenn da von „böser Chemie“ geredet wird im Zusammenhang mit Unseren „normalen“ Arzneimitteln. Ebenso kann ich mit dem esoterischen Überbau gar nichts anfangen und wer mich zu Bachblüten befragt, dem sag ich ehrlich, daß ich nichts davon halte. Wer dazu beraten werden will, den verweise ich auf eine Kollegin. Dito bei Schüssler Salzen.
    Aber ich finde auch, daß Homöopathika in die Apotheke gehören, denn man kann sich damit auch falsch behandeln, und sei es „nur“, daß eine wirksamere Therapie zu lange hinausgezögert wird. Außerdem würde es zur weiteren Bagatelliesierung von Arzneimitteln beitragen, denn dem Laien ist der Unterschied eben NICHT bewußt.
    Unerfreulich finde ich, daß sowohl die Verfechter wie die Gegner der Homöopathie sehr verbissen werden können.

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  25. Aus wissenschaftlicher Sicht kann ich (als Ingenieur) da nichts neues zu beitragen. Aber den Beitrag von Ute Parsch möchte ich ausdrücklich unterschreiben.

    Als Kunde von Apotheken (in D) kann ich an dieser Stelle noch ein zusätzliches Fass auf machen: ich musste leider häufiger erleben, dass in Apotheken nicht zwischen „natürlichen“ und homöopathischen Mitteln unterschieden wird. Und diese fehlende Unterscheidung genutzt wird, um homöopathische Mittel an den Kunden zu bringen.

    Ich habe nichts gegen ein bisschen Pflanzen in den Arzneimitteln oder gegen Hausmittel. Aber ich habe persönlich ein massives Problem mit Medikamenten, die mit esoterischem, pseudo-philosophischem oder ähnlichen wischiwaschi Überbau kommen.

    Zum Glück wohne ich in einer Großstadt – ich meide also Apotheken, die mir homöpathische Mittel verkaufen oder mir nur widerwillig etwas nicht-homöopathisches verkaufen. Und zum Unglück von Apotheken trage ich homöopathische Mittel, die nicht explizit als solche benannt wurden zurück und beschwere mich. Verarschen kann ich mich alleine.

    Meinem Hausarzt habe ich übrigens gesagt, er soll mir lieber Ruhe und ein Stück Schoki morgens, mittags, abends verordnen als Mittel, die eh nur den Placeboeffekt haben.

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  26. In der Kritik an der Geistermedizin Homöopathie ist man übrigens verführt, sich auf das (bizarre) Prinzip der Verdünnung, ich meine Potenzierung, zu fokussieren.
    Das noch realitätsfremdere Ähnlichkeitsprinzip tritt dabei meist in den Hintergrund. Ein von mir in Diskussionen immer wieder gern angeführtes Beispiel für diese Glanzleistung aus der homöpathischen Denkwelt findet sich hier:
    https://pharmama.ch/2009/11/08/berliner-mauer-verdunnt/

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  27. Ich wohne ebenfalls in einer größeren Stadt mit einer recht hohen Apothekendichte. Es gibt Apotheken, die sehr stark homöopathische Mittel bewerben. Meistens findet man allerdings einen recht bunten Mix an Werbung.

    Beispiele:
    – Ibuprofen wurde vor einem halben Jahr sehr intensiv beworben
    – Sonnenschutz-Produkte in der … na … Sommerzeit
    – Mückenschutz (auch „natürliche“ oder homöopathische Varianten)
    – diverse Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine oder „biologisches Eisen“

    Mich stört es, wenn Apotheken übermässig vollgestellt sind und am Verkaufstresen kaum Platz ist, weil noch alles mögliche an den Kunden gebracht werden soll (wobei Nagelpflege-Werkzeuge und Thermometer immer da sind, oft mit einem Schaufenster in die Theke eingebracht wie beim Juwelier; daneben aber auch allerlei Seltsames).

    Ich finde die Verteilung der Produkte recht interessant und aufschlussreich. Im frei zugänglichen Bereich finden sich z.B. oft Homöopathika, div. Gesundheitstees, Badezusätze, Verbandstoffe wie Pflaster und Mullbinden, Sonnencreme und Kosmetika, …; direkt hinter der Theke im Sichtbereich div. Schmerzmittelchen wie Ibuprofen, Aspirin; Variation von Nasentropfen (mit und ohne abschwellenden Wirkstoff, mit und ohne Zusatz von Terpenoiden oder Ölen) …

    Das müssen ja alles Mittel sein, die der Kunde häufig möchte (deshalb griffbereit) und die – ähnlich Supermarkt-Quengelzone – oft auch aus der Laune heraus „und das Packerl Aspirin nehmen’s noch mit, der Herr?“.

    Jedenfalls vermittelt noch jede Apotheke den Eindruck: ja, hier muss vorallem auch Geld verdient werden. Dazu gehören homöopathische Mittelchen eben. Dafür kann der Apotheker nicht.

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    1. Vielleicht kann Pharmama hier etwas dazu sagen?

      Meines Wissens sind auch in der Schweiz vom Gesetzgeber deutlich vereinfachte Zulassungsverfahren im sogenannten Meldeverfahren nach Art. 5, 17 und 19 KPAV geschaffen worden, wenn das Präparat eine Verdünnung von D4 (??D6) unterschreitet und keine Indikation gegeben wird. Das trifft auf praktisch alle klassischen Homöopathika zu.

      Man kann also als Patient aus der Apothekenpflicht keinesfalls folgern, dass Homöopathika einen ähnlich aufwendigen Zulassungsprozess wie echte Medikamente hinter sich bringen mussten, um in die Apotheke zu kommen. Die meisten homöopathischen Einzelmittel haben eben gerade keinen Nachweis einer therapeutischen Wirksamkeit erbracht, sondern wurden im Meldeverfahren zugelassen.

      Leider ist diese angenommene Gleichwertigkeit in Wissenschaftlichkeit und Zulassungsverfahren genau der Trugschluss, den viele Patienten aus der Apothekenpflicht ziehen.

      https://www.swissmedic.ch/zulassungen/00153/00189/00190/00769/index.html?lang=en&download=NHzLpZeg7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1ad1IZn4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCDdH98fGym162epYbg2c_JjKbNoKSn6A– merkblatt Zulassungsverfahren für homöopathische und anthroposophische Arzneimittel

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  28. Ich finde eine Apotheke sollte das Sortiment schon so weit haben, dass man als Kunde frei wählen kann, ob man sich mit Chemie zupumpt oder zur Homäopathie greift.

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  29. „Homöopathie wird verlangt, wird verschrieben (ja, von Ärzten, auf Rezepten) und wird von den Krankenkassen übernommen.“

    Genau das ist eigentlich die grösste Schande. Wie kann ein Arzt -der jahrelang Medizin studiert hat und eigentlich wissenschaftlich fit sein sollte- bloss Zuckerkugeln verschreiben?
    Gut vielleicht als Placebo (was tatsächlich wirkt) bei Patienten die wegen jedem Wehwehchen zum Arzt rennen… Aber selbst dann ist es der absolute Betrug, ZUCKER zum Kilopreis von über 1000CHF zu verkaufen! Und die Krankenkassen bezahlen das noch….

    Und übrigens ist Homöopathie NICHT Naturheilkunde. Sondern per Definition eher eine Art „Zauberei“.
    Da wird Wasser mit „Gift“ potentiert, d.h. Gift darin verdünnt bis nichts (also wirklich nichts, nicht mal 1 Atom davon) mehr übrig ist. Danach wird dieses Wasser auf Zuckerkugeln gesprüht. Da sind keine Kräuter oder sonstige natürlichen Mittel, die ja vielleicht wirklich irgend eine Wirkung haben könnten drin!

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  30. Ich suche immer noch nach einer Apotheke, in der ich meine (sehr lukrativen) Rezepte lassen kann. Aber es gibt hier in Hamburg anscheinend keine homöopathiefreie Apotheke. Für mich läuft die Grenze hier: kein Meditonsin im Verkaufsregal, keine Bachblüten auf dem Tresen, keine aktive Empfehlung von Globuli. Wenn jemand danach fragt sollen sie es halt verkaufen…
    Ich würde so eine Apothke auch durch Online-Käufe meiner Medizin gerne unterstützen. Hat jemand einen Tipp?!

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  31. Ich gehe konform mit vielen Kommentaren hier:

    Wenn Apotheker in meinem Beisein unaufgefordert bei einer Beratung jemandem Homöopathika empfehlen, wechsele ich die Apotheke. Für immer.

    Heutzutage ist die Situation mehr als pervers: Ich habe mal hier in Frankreich einen Apotheker, den ich als Kundin schon länger kannte, gefragt, ob er glaubt, dass Homöopathie mehr als Placebo wirkt. Ich habe ihn extra weit weg von anderen Kunden gefragt, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen. Trotzdem wurde er knallrot und überlegte wohl krampfhaft, welche Antwort die richtige bei mir wäre. Und sagte mir dann, dass er als Apotheker nicht daran glaubt. Ich kam mir vor, als hätte ich ihn irgendwas Anzügliches gefragt. ;-)

    Sicher stimmt es, dass Apotheker Patienten im Bedarfsfall zum Arzt schicken können, wenn sie meinen, dass allein ein Placebo nicht reicht. Aber viel schlimmer (weil folgenreicher) finde ich, dass durch den Verkauf in Apotheken die Homöopathie in den Augen der meisten Leute den wissenschaftlichen Ritterschlag bekommt.

    Schade finde ich, dass hier in Kommentaren den Skeptikern „Verbissenheit“ bescheinigt wird. Ist man verbissen, wenn man in öffentlichen Diskussionen immer wieder darauf hinweist, dass es dem Kranken im besten Fall nichts bringt, wenn der Priester eine Teufelsaustreibung macht oder wenn der Schamane einen Heiltanz mit viel Singsang absolviert oder wenn man auf Lichtnahrung umstellt? All das ist genauso wenig wissenschaftlich evident wie die Homöopathie.

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  32. ein Verfechter ist jemand, der für eine SACHE EINSTEHT und gilt als Anhänger einer Sache! Es scheint mir, dass viele hier schreiben, die wirklich keine Ahnung von der Materie haben und der Pharma hold sind. Sie sind Verfechter der Pharma und nicht wie immer betont Verfechter der Homöopathie.

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