Rezension: Altered Carbon / das Unsterblichkeitsprogramm

Altered Carbon von Richard Morgan ist eine Cyberpunk Detektivgeschichte. Es geht um einen Selbstmord, der wahrscheinlich ein Mord ist … denn das Opfer glaubt nicht daran, dass er sich selbst umgebracht haben könnte … und holt deshalb den speziell ausgebildeten ehemaligen UN-Gesandten Takeshi Kovacs aus seiner elektronischen Verwahrung.

Tatsächlich wird der Hauptprotagonist (zu meiner nicht geringen Überraschung) schon im Prolog erschossen, nur um „kurz“ darauf in einem anderen Körper wieder aufzuwachen … aber diese Verwirrung wirft einen direkt in die Realität einer zukünftigen Welt:

Eine Welt in der jeder Mensch einen Speicher in seinem Hirnstamm implantiert hat, der jegliche seiner Erfahrungen (und damit sein „ich“) aufzeichnet und den man herunterladen, über Millionen Kilometer zwischen Planeten verschicken kann, in andere Körper-„Hüllen“ laden oder auch für Jahre (oder Jahrhunderte) irgendwo in einem Speicher auf Eis legen kann. Wer genug Geld hat, kann mittels dieser Technologie praktisch ewig leben und das in jeweils neuen (geklonten, gezüchteten oder aufgemotzten) Körpern. Die meisten Menschen wählen jedoch – auch wenn sie via Versicherung genug Geld für einen weiteren Körper zusammengespart haben, weil sie jeweils das Altern bis zum Ende durchmachen müssen, diesen Weg nicht und lassen sich nach ein, zwei solchen Durchgängen in einem externen Speicher „ablegen“. Und nur noch gelegentlich für Familienzusammenkünfte zurückholen. Katholiken führen auch in der Zukunft nur ein Leben, da sie der Meinung sind, dass die Seele nicht so gespeichert werden kann und eine solche Wiederauferstehung deshalb Sünde ist.

Der „richtige Tod“ ist also nur mit der Zerstörung dieses Speichers im Hirnstamm möglich.

Dem Superreichen Bancroft, einem „Meth“ (Abkürzung für Methusalem), der schon über 350 Jahre auf der Erde ist, ist das fast wiederfahren … wenn er nicht einen automatischen Backup hätte. Nur fehlen ihm jetzt 48 Stunden und er will wissen, wer ihn umgebracht hat. Takeshi Kovacs wird aus seiner elektronischen Straf-Verwahrung wegen brutaler Gesetzesüberschreitungen von seinem Heimatplaneten Harlans World auf die ihm fremde Erde übertragen und für die Dauer des Auftrages Bancrofts Verantwortung unterstellt. Bei seiner Suche nach der Wahrheit hat er Hilfe von der Polizei,– speziell Kristin Ortega, zusätzlich kompliziert wird die Beziehung dadurch, dass Kovacs den nikotinsüchtigen Köper ihres Ex-Partners trägt, der momentan in elektronischer Verwahrung ist.

Auf der Suche nach der Wahrheit geht Kovacs nicht gerade zimperlich vor. Streckenweise ist das Buch nachgerade brutal – was sicherlich auch mit der dystopischen Umgebung zusammenhängt. Der Tod ist nicht mehr das, was er war. Das ändert einiges grundlegend. Ein Hotel, das eine künstliche Intelligenz ist, Folter in der virtuellen Welt, Low- und High-class Prostitution, Katholiken, die aufgrund ihrer Einstellung zu beliebten Mordopfern werden (die kommen nicht zurück um auszusagen) und mehr findet man in diesem Buch.

Das Buch ist durchweg spannend zu lesen und stimmig in der Wechselwirkung von Detektivarbeit und futuristischer Umwelt – ein Lesemuss für jeden SciFi Fan – der ein bisschen Gewalt nicht scheut.

Ich hab’s in englisch gelesen, aber das gibt es auch in deutsch:

11 Kommentare zu „Rezension: Altered Carbon / das Unsterblichkeitsprogramm

  1. Es gibt noch 2 weitere Teile der „Takeshi Kovacs“-Reihe, die auch alle unbedingt lesenswert sind:
    Gefallene Engel (orig. „Broken Angels“) – Teil 2:Es dreht sich insbesondere um die Marsianer.
    Heiliger Zorn (orig. „Woken Furies“) – Teil 3: Der Abschluss der Triologie auf Harlans Welt, bei dem es um den Kampf gegen die Mimics (intelligente Maschinen) geht und auch noch das größte Geheimnis offenbart wird.

    Ich habe die drei Bücher verschlungen.

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  2. Momentan bin ich am Lesen der Thrawn-Trilologie von Timothy Zahn. Das ist jetzt wirklich nur etwas für Leute, die mit „Star Wars“ etwas anfangen können. Falls das der Fall ist, finde ich das absolut empfehlenswert.

    Den von Dir genannten Buchtipp finde ich sehr interessant, wenn ich die drei Bücher mal durch habe. Ich habe mir gerade eben auf meinen EBook-Reader die entsprechende Leseprobe zuschicken lassen. Besten Dank für den Tipp.

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  3. Also, wenn es so gut ist wie SnowCrash, dann muß ich es unbedingt lesen. Wobei SnowCrash schon ziemlich speziell ist. Aber ich liebe es. Könnte ich direkt mal wieder lesen…

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  4. Das Buch hab ich vor einigen Jahren gelesen und fand es auch sehr gut und mit echt originellen Ideen. Ich glaub, ich muss mir nochmal die Nachfolgebände anschaffen.

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  5. der Warnhinweis, dass es sich bei den Romanen um sehr gewaltreiche Schilderungen handelt, sollte allerdings ernst genommen werden. Teilweise war es mir zu viel.

    Ansonsten kenne ich von diesem Autor auch noch andere empfehlenswerte Titel – allerdings alle in englischer Sprache gelesen, über die Qualität der Übersetzungen kann ich nichts sagen.

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  6. Ich habe eine ganze einfache Regel, was Bücher betrifft: Wenn der Name größer als der Titel geschrieben wird, gucke ich mir das Buch nicht an.

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    1. You can’t judge an apple by looking at a tree.
      You can’t judge honey by looking at the bee.
      You can’t judge a daughter by looking at the mother.
      You can’t judge a book by looking at the cover.

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