Prozentual

Die fein angezogene Kundin streckt mir bei ihrem Kosmetikeinkauf die Kreditkarte entgegen und sagt: „Mein Mann ist Arzt, bekomme ich hier bei ihnen auch 10 Prozent?“

„Mit dem Arztausweis, Ja.“ – sage ich.

Frau: „Aber in der XY Apotheke in (Ort in der Nähe) bekomme ich das immer!“

Pharmama: „Ja – das mag gut sein, wenn die dort ihren Mann und Sie kennen. Wir geben auch 10% an Ärzte, aber dafür müssten Sie mir zumindest beim ersten Mal den Ausweis ihres Mannes auch mitnehmen.“

Meint sie: „Na gut, dann komme ich einfach nicht mehr zu ihnen, wenn ich das jetzt nicht bekomme.“

Ach, wie ich so „Drohungen“ liebe. Eigentlich festigt das nur meine Entscheidung da nicht nach zu geben.

Aber mal ernsthaft: erstens ist das Goodwill von uns Apotheken (und manchen Drogerien), wenn wir den Ärzten 10% geben. Es ist ja nicht so, als ob ich umgekehrt zum Arzt gehen kann und dort Prozente bekomme, nur weil ich Apothekerin bin (weder für die Behandlung noch für seine abgegebenen Medikamente). Und zweitens – für Medikamente kann man noch diskutieren, dass das Sinn macht – die Frau hat aber rein Kosmetik eingekauft. … und hatte nur eine Karte mit einem Namen drauf und ihre Behauptung.

Ich meine – es gibt sicher einen Arzt in der Schweiz auch mit meinem Nachnahmen, da könnte ich auch behaupten, das wäre mein Mann.

Und mein Mann ist Handwerker – er bekommt in den Geschäften, wo er seine Ersatzteile herbekommt auch Prozente. Meinen Sie, ich würde die auch bekommen, wenn ich dort einfach auftauche und sage: mein Mann ist Handwerker und bekommt hier Prozente, ich dann auch …?

Das könnte man noch viel weiter führen, wenn das klappt …

23 Kommentare zu „Prozentual

  1. Das geht mir sowieso auf den Senkel, Frauen die sich mit dem Titel ihres Mannes brüsten. Wer hat denn da Medizin studiert? Und die Drohung dann nie mehr zu dir zu kommen, tönt nach dem Entwicklungsstand einer 3 Jähringen.

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      1. Du, in meiner Kindheit gab es um die Ecke eine Allgemeinärztin, bei der als Sprechstundenhilfe (ja, so hieß das damals noch) eine Witwe eines beim Bergwandern relativ jung tödlich verunglückten Arztes arbeitete. Mann, war die stinkig, wenn man sie nicht mit „Frau Doktor“ ansprach! Hier im Viertel wusste das jeder… ;-)

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        1. Mir hatte auch mal eine Person im privaten Kreis geäußert, dass man sie mit „Frau Doktor“ ansprechen müsse, da ihr Mann promoviert ist.
          Meine spontane Antwort war damals, dass ich das nicht tun werde, da man es – im Gegensatz zu früher – heutzutage auch Frauen zutraut, ihren eigenen Doktor zu machen. Danach war sie dann doch etwas baff…

          Man sollte das aber wahrscheinlich im beruflichen Umfeld einer Kundin so nicht äußern (aber denken darf man es sich ja). ;-)

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  2. Mir hat mal eine Dame gesagt, nachdem sie ebenfalls die 10% verlangt hat, und ich sie mit ihrem Namen verabschiedet habe:
    Ich bin nicht Frau Sowieso, ich bin Frau Doktor Sowieso. Sie ist aber ebenfalls nur mit einem Arzt verheiratet, kein eigener Doktorberuf……..

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    1. Sie hat sich bescheiden ausgedrückt, denn sie hat ihren Adelstitel extra nicht mit dazu gesagt: Sie ist „Frau von Dr.Sowieso“!

      Unsere Nöhle-Töhle hieß auch ne Zeit lang „Nöhle-Töhle von der Couch!“ Adel verpflichtet halt… ;-) In der Zwischenzeit ist das Tierchen aufgrund Alters aber so athritisch, dass es es nicht mehr auf die Couch rauf schafft. So schafft sich Adel mit der Zeit halt auch selber ab…

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  3. Mein Hund hat ja mehrere Friedens-Nobelpreise gewonnen und ich warte immer noch vergeblich darauf, dass meine Töchter sich auch nur 1% weniger streiten, ich fühle mit der Frau Doktor…;-)

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  4. Dass man als Arzt (und auch schon als Medizinstudent) Rabatt bekommt, oder auch nur den Zuschlag nicht zahlen muss, ist nicht selbstverständlich. Dass sie als Ehefrau des Arztes den Rabatt bekommt, finde ich schon sehr grosszügig. Alles in allem finde ich die Dame ganz schön frech – da hast du wohl kaum einen guten Kunden ‚verloren‘ ^^

    Ich hoffe du bist mir nicht böse, wenn ich noch einen kleinen Fehler anfüge: „Es ist ja nicht so, als ob ich umgekehrt zum Arzt gehen und dort Prozente bekomme.“ da stimmt was nicht.

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      1. Super :) ich hoffe du nimmsts mir nicht übel.

        Gebt ihr echt auch Verwandten von Ärzten Rabatt? Und wenn ja, dann nur für die Ehefrau oder auch für seine Kinder/Mutter/wasauchimmer? Ich nehme an, das ist eine Frage des Wettbewerbs? Ich hab schon mal eine Website gesehen, wo Apotheken verzeichnet sind mit der Angabe, wieviel Prozent sie geben, wüsste aber jetzt nicht mehr, wo die zu finden ist und ob die Apotheken sich da selber eingetragen haben oder ob eher Leute die Einträge nach ihren Erfahrungen gemacht haben.

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  5. Wir bekommen beim Arzt im Haus einen „Freudschafts-Rabatt“, wenn wir danach fragen. Aber es stimmt schon: Die Ärzte erwarten ganz selbstverständlich 10% Rabatt in jeder Apotheke und geben selber nichts…

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  6. Dann will ich mal hoffen, dass ich beim nächsten Computerkauf auch 10% auf alles bekomme, schließlich ist mein Partner Informatiker!
    … nicht? :D

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    1. Ich hab Pharmamas Post gelesen und habe einen diesbezüglichen Kommentar sofort erwartet.

      Antwort: Warum 10% Rabatt? Warum eine Flasche Wein zu Weihnachten? Man ist Geschäftspartner, man will es sich mit dem Arzt gut halten, der einem letztendlich die Patienten zuschustert.

      Da sehe ich weder moralisch noch rechtlich ein Problem.

      Wenn man sich an den 10% Rabatt für Ärzte stört, muss man „als normaler Kunde“ dann konsequenterweise auch in der Apotheke die Apotheken-Umschau, die Taschentücher und diese ganzen anderen kleinen Präsentchen, die man immer mitbekommt, ablehnen. Die Weihnachtspräsentchen und die ganze Batterie Kalender sowieso. Man müsste konsequenterweise es auch „als normaler Kunde“ ablehnen, wenn man in D weniger als den empfohlenen Verkaufspreis bezahlt. Noch konsequenterweise darf man sich dann auch außerhalb der Apotheke nicht an anderen Rabattsystemen wie Payback beteiligen.

      Mein Bäcker hat auch so eine Stempelkarte, bei der ich für 10 Stempel/Einkäufen ein Brot gratis bekommen könnte. Und meine Metzgerei packt an Weihnachten auch mal ne Wurstbüchse extra ein.

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      1. Also prinzipiell ist es mir egal, wer wo wann wieviel Prozente kriegt. Aber dein Vergleich hinkt dennoch ein wenig. Denn die Extra-Wurtbüchse kriegt wahrscheinlich jeder gute Kunde und nicht nur der Bauer der die Schweine liefert?!

        Und „man will es sich mit dem Arzt gut halten, der einem letztendlich die Patienten zuschustert“ ist sehr wohl rechtlich UND moralisch bedenklich. Ich arbeite bei einem großen Pharmakonzern und musste gerade letzte Woche eine einstündige Schulung darüber machen, warum wir gerade das auf keinen Fall dürfen!! Das fällt sowohl in A als auch in D (CH weiß ich nicht) mittlerweile unter Korruption…

        Nicht falsch verstehen, nicht die Tatsache, dass JEDER Arzt bei Pharmama die 10% bekommt, ist das Problem, sondern genau die Aussage, die ich unter Anführungszeichen gestellt habe…

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        1. Du hast insoweit Recht, dass die Aussage von mir, die Du in Anführungszeichen gesetzt hast, wahrscheinlich wirklich rechtlich angreifbar ist.
          Lass es mich daher anders ausdrücken: Die Aussage in den Anführungszeichen ist realistisch der Grund, warum man Ärzte manchmal in der Apotheke etwas bevorzugt behandelt. Man will es sich mit den benachbarten Ärzten gut halten. Es ist wahrscheinlich ganz gut, diesen Grund nicht unbedingt offiziell als den Grund anzuführen, weswegen man einen Preisnachlass gibt. Offiziell hat man den Arzt halt „ganz dolle gern“, so dass man ihm einen Rabatt gibt.

          Für rechtlich und moralisch vertretbar halte ich es, da hier in Deutschland auf Kosmetika und verschreibungsfreie Arzneimittel die Arzneimittelpreisverordnung nicht mehr gilt. Ein Geschäftsmann wie ein Apotheker kann mit jedem Kunden einzeln einen Preis ausmachen. Das ist sowohl moralisch als auch rechtlich vertretbar. Bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln gilt jedoch die Arzneimittelpreisverordnung, so dass hier ein Preisnachlass nicht erlaubt ist – egal ob Arzt oder nicht.

          Was die Schulung in der Pharmaindustrie anbetrifft. Ich arbeite selbst in der Industrie und kenne diese Schulung in meiner Firma vergleichbar. Auch meine Firma hat einen derartigen „Verhaltenskodex“, der schriftlich niedergeschrieben, für jeden einsehbar und für jeden Mitarbeiter verbindlich ist. Es handelt sich dabei aber um eine freiwillige Selbstverpflichtung der Pharmafirmen, dass an Ärzte und Apotheker seit etwa einem 3/4 Jahr keine Geschenke mehr abgegeben werden dürfen (nicht mal mehr Werbemittel wie Kugelschreiber) und nicht um eine gesetzliche Regelung. Realistisch haben sich die Pharmafirmen diese freiwillige Selbstverpflichtung selbst auferlegt, um zu verhindern, dass der Gesetzgeber eine derartige Regelung festschreibt. Diese Selbstverpflichtung gilt nur für die Pharmaindustrie und nicht für die Apotheke.

          Korruption ist die Annahme von Vorteilen durch einen Arzt nur, wenn sich dieser in einem angestellten (z.B. Krankenhaus) oder verbeamteten (z.B. Behörde) Arbeitsverhältnis befindet. Dann schadet er damit seinem Arbeitgeber. Ein selbstständiger Arzt ist nach gegenwärtiger Rechtslage nicht korrumpierbar, selbst wenn er Präsente auch teuerer Art annimmt. Das ist gegenwärtig nicht unter Korruption definiert.
          Organisationen wie Transparency International setzen sich dafür ein, dass Ärzte generell keine Vorteile annehmen dürfen. Auch von den Ärzten selbst gibt es eine Kampagne namens „Mein Essen zahl ich selbst“. So lange der Gesetzgeber für eine rechtliche Regelung keine Notwendigkeit sieht, sehe ich keinen Grund, dies moralisch oder rechtlich für verwerfbar zu halten.

          Noch was, umgekehrter Fall: Bis vor 10 Jahren hat eine Apotheke, die in großen Mengen Medikamente direkt beim Hersteller bestellt hat, teilweise deutliche Nachlässe erhalten – wie diese jedes andere Einzelhandelsunternehmen auch bei Bestellungen von großen Mengen erhält (kauft man viel, wird es billiger; völlig normaler Vorgang im Geschäftsleben). Dann ging das große Geschrei der Krankenkassen los, dass ihnen diese Rabatte zustehen würden und nicht den Apotheken. Das Ganze wurde geschickt in die Medien lanciert und auf einmal für moralisch verweflich gehalten. Die Folge war, dass man den Apotheken diese Rabatte gesetzlich verboten hat.
          Jetzt haben wir die Rabattverträge. Und interessanterweise findet es jetzt jeder in Ordnung, dass die Krankenkassen Rabatte durch die Industrie erhalten, deren Höhe nicht mal öffentlich sind.

          Quintessenz: Wenn der Gesetzgeber will, dass 10% Rabatt von Apotheken für Ärzte nicht erlaubt sind, muss er das verbieten. Bis dahin ist der Rabatt rechtlich und damit auch moralisch einwandfrei.

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  7. Nach einem Nachlass zu fragen, finde ich grundsätzlich ok. Die Art und Weise ist aber einfach nur daneben; der kleine Versuche einer Nötigung geht eigentlich auch nicht.

    Frage an die Runde: wie fragt man z.B. bei einem größeren Einkauf höflich nach einem Preisnachlass? Handelt ihr mit dem Verkaufspersonal? Wenn ja, wo und bei welcher Gelegenheit?

    Antwort von mir: ich traue mich selten. Wenn frage ich direkt, ob ein Preisnachlass möglich wäre. Bei Ausstellungsgeräten oder größeren Einkäufen (Warenwert über 200 Euro) habe ich weniger Hemmungen. Zwischen 3 und 10% wurden mir auf Nachfrage meistens spontan angeboten. Einmal habe ich überraschen 30% in einem größeren Sportgeschäft bekommen.

    Bei der Apotheke bin ich nie auf die Idee gekommen. Beim Zahnarzt auch nicht, obwohl ich das im Nachhinein bereue …

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  8. Ich hatte mal einen Arzt, der in die Apotheke zu mir kam und sagte: „Ich habe 10 % bei Ihnen, ich bin Arzt“ (nie vorher gesehen den Herrn).

    Leer geschluckt und während des Einscannens der Produkte vorsichtig nachgefragt: „Habe ich denn bei Ihnen auch 10 %“? worauf er antwortete: ja, aber ich mache dann nur 90 % der Arbeit!

    Ohne Worte.

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