Mit manchen Leuten kann man nicht diskutieren

Das ist die (traurige) Erkenntnis, die ich teils auch schon machen musste. Das liegt meist daran, dass die so fest von ihrer Meinung überzeugt sind, dass es schon fast an religiösen Fanatismus grenzt.

Letzthin hatte ich so jemanden in der Apotheke, die mich unbedingt von den Vorzügen von Kolloidalem Silber überzeugen wollte … und dass ich ihr das besorgen müsse.

Kolloidales Silber gibt es nicht in der Apotheke. Der einzige Weg, wie ich da ran kommen könnte wäre über das Internet – und das will ich nicht.

Ja, ich habe von kolloidalem Silber schon gehört, aber: Nein, ich halte das nicht für das Allheilmittel, als das es angepriesen wird. Und Nein, ich denke auch nicht, dass der einzige Grund, warum das nicht auf dem Markt in – sagen wir Apotheken – erhältlich ist daran liegt, dass die böse Pharmaindustrie daran nicht gross verdienen würde. Das ist sicher ein Grund: die Patent-Frage. Der andere ist aber der wichtigere: Wirkung und Nebenwirkungsnachweis. Ist es besser als die Antibiotika, die es heute gibt? Wenn es das wäre, würde sich auch jemand finden, der das offen vermarkten kann – nachdem Studien gemacht wurden.

Ja, man hat Untersuchungen. Äusserlich angewendet sehe ich ein paar Vorteile. Immerhin gibt es auch einige desinfizierende Wundsalben mit Silberionen.

Aber …. nicht alles, was in einer Petrischale oder einem Reagenzglas mit Wasser Bakterien killt ist ein gutes Antibiotikum. Eingenommen ist es unmöglich Plasmalevel zu erreichen, die einen antimikrobiellen Effekt haben und noch nicht toxisch* sind.

Aber Ja, Silber wirkt toxisch. Ja, auch wenn es richtig hergestellt wird – also nicht Silbersalze, sondern wirklich kolloidales Silber. Ein Teil wird nämlich immer in Ionenform vorhanden sein – und bei Lagerung auch in solches umgewandelt.

Nein, auch wenn es kolloidal ist, kann es sich im Körper ansammeln, das geht nicht alles einfach wieder raus, nur weil Sie es gelöst einnehmen.

Keine Nebenwirkungen? Wenn sie zuviel davon nehmen, werden sie blau. Nennts sich argyria – da gibt es auch schon ein paar Fälle.

Was? Die hätten das alle ässerlich eingerieben und nicht eingenommen und es sei sowieso nicht das richtige kollodale Silber gewesen? Das habe ich anders gehört.

Wahrscheinlich bin ich einfach von meinem Hintergrund-Wissen so überzeugt, wie Sie von Ihrem. Wir haben da einfach keinen gemeinsamen Grund.

Ich sehe keine Ursache meinen Quellen zu misstrauen – wofür sie wahrscheinlich von mir denkt, ich bin ein Lakai der bösen Pharmaindustrie … und ich denke von ihr sie ignoriert die wissenschaftlichen Fakten .. und ist darum klassisch naiv….

Quellen zum weiterlesen: http://www.quackwatch.com/01QuackeryRelatedTopics/PhonyAds/silverad.html

http://www.healthwatcher.net/quackerywatch/Colloidal-minerals/index.html

 

*Die chronische Einnahme kann zu einer quasi irreversiblen Einlagerung von Silbersalzen in Schleimhäute und die Haut führen. 
Aber auch in Gefäßen und inneren Organen wie Leber, Nieren, Milz und im Zentralnervensystem lagert sich Silber ab. 
Dies kann unter anderem zu chronischen Oberbauch-Schmerzen und zentralnervösen Erkrankungen wie Geschmacks- und Gangstörungen, Schwindel oder Krampfanfällen führen

48 Kommentare zu „Mit manchen Leuten kann man nicht diskutieren

  1. DANKE!

    Ich hasse diesen kolloidalen-Silber-Scheiss und wie er überall, vor allem auf Facebook, propagiert wird.

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  2. Um Gottes Willen! Nachdem wir (Biologen) im Ökotoxikologie-Praktikum die Auswirkungen von Nanosilber/ Silberionen selber an Wasserorganismen (Daphnien) untersucht haben, würde ich nie auf den Gedanken kommen, dass es Leute gibt, die das freiwillig schlucken! Und nein, ab einer gewissen Menge ging es nicht gut aus für die lieben kleinen Tierchen.

    Es ist schon bedenklich genug, dass Silber nun so inflationär eingesetzt wird (Deos, Socken mit Silberfäden gegen Schweißfüße, etc.) und das letztendlich alles ins Abwasser gelangt. Auch wenn ein großer Teil davon wieder gebunden wird, setzt der Rest immer noch Silberionen frei und schadet Wasserorganismen. Man könnte zwar zusätzliche Filter in den Kläranlagen installieren, aber bis das mal flächendeckend passiert.. (man ist da mit dem nachrüsten wohl meist eher langsam).

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    1. Naja – wahrscheinlich wollen die nur keine Wasserorganismen in sich haben …
      Aber richtig: das ist ein Aspekt, der kaum kommt: die gehen dann auch kaputt. :-(

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  3. Oh, ich kannte das bislang nur aus dem Bereich der Fotografie. Es einzunehmen, auf den Gedanken wäre ich nie gekommen. Daß es nicht sonderlich Gesund sein kann, kann man sich ja denken, wenn man überlegt, an was die Fotografen in der Frühzeit der schwarzen Kunst so allem eingegangen sind. Da wird das sicher ein Sargnagel gewesen sein.

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    1. Naja, als Silbernitrat macht es ja hauptsächlich schön lang anhaltende schwarze Flecken. Ich denke nicht, dass jemand das einnehmen wollte …

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  4. Ich gebe zu, ich hab davon keine Ahnung. Ich weiß auch nicht, ob Mikrosilber das gleiche ist, würde mich aber interessieren.
    Mein Sohn hat Neurodermitis und wenn seine Stellen wieder mal überhand nehmen, dann schmier ich ihn mit einer ganz bestimmten Mikrosilbercreme ein, weil es das einzige ist, was länger hilft. Von den meisten anderen Cremes, die mir die Kinderärztin andrehen wollte, halte ich nicht viel, sie haben aber auch nichts gebracht. Und Kortison würde ich so oft auch nicht anwenden wollen. Abgesehen davon hat uns Kortison auch nicht so geholfen, wie man es sich verspricht. Die Stellen gingen weg, aber nach dem langsamen AUsschleichen kamen die Stellen immer sofort wieder. Bei der Mikrosilbercreme haben wir länger Ruhe. Sollte ich mir da nun Gedanken machen?
    Ansonsten, zwischen den schlimmen Phasen, schmier ich mittlerweile nur noch mit verschiedenen Ölen (Mandel, Kokos, Argan, Weizenkeim)
    lg

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    1. Für mich stellt sich hier die Frage: Warum wendest du bei deinem Kind nicht gerne ein Kortison an – etwas was der Körper deines Kindes selber sowieso herstellt, aber ein Schwermetall wendest du ohne Nachzudenken längere Zeit an?
      Ich sage nicht, dass Kortison das Allheilmittel ist, als das es immer gerne verkauft wird. Und ich sage auch nicht, dass Silber äusserlich angewendet nicht seine Berechtigung hat… Aber diese grundsätzliche Abneigung grosser Teile der Bevölkerung gegen Kortison gibt mir zu denken.

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      1. Hm, also eine ganz grundsätzliche Abneigung hab ich nicht. Ich würde es im Zweifelsfall auch sicher nochmal anwenden, aber es hat bei uns halt einfach leider nichts gebracht. Und um es dauerhaft zu schmieren, dafür sind mir die Nebenwirkungen von Kortison einfach zu heftig. Und nach dem langsamen Ausschleichen wie gesagt, waren die Stellen stets sofort wieder da.
        Die Mikrosilbercreme nehme ich ja auch nicht täglich, einfach weil ich mir da auch nicht sicher bin. Aber bei schlimmen Stellen nutze ich sie eben, weil sie so gut und auch längerfristig hilft bisher, im Gegensatzz zu Kortison.
        Am liebsten wäre mir auch, ich könnte auf beides verzichten, aber mir sind irgendwann auch die Ideen ausgegangen.

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        1. Hast du es schon mal mit Leinöl zum Einnehmen versucht? Die Omega-Fettsäuren sollen den Aufbau der unteren Hautschichten unterstützen und so die Symptome von Neurodermitis deutlich reduzieren… Bei mir klappt es!

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          1. Nein. DAs hab ich nicht probiert und les das gerade zum ersten Mal. Das ist aber definitiv einen Versuch wert. Danke.
            Sollte man das dann in den Schüben einnehmen,v oder auch unabhängig davon?

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          2. Noch ein Tipp: Leinöl schmeckt furchtbar – gibt es aber auch als Kapseln! Das Omega-3 ist super für den Aufbau der Haut. Ich nehmen es in Kombination mit Nachtkerzenöl (Reich an Omega-6) ein – dann hab ich auch noch etwas fürs Gehirn… ;-)

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          3. @nicoretta: Zwar off-topic, aber muss sein: Leinöl schmeckt nicht furchtbar, sondern superklasse! Wer Pellkartoffeln mit Kräuterquark mag und das sonst mit Butter, der sollte mal Leinöl probieren statt Butter.
            Problem dabei: Es muss ein ganz frisches Leinöl sein. Jedes Standard-Supermarktöl kann man vergessen, nur frisches taugt wirklich. Das ist leider nirgendwo zu kriegen in den meisten Gegenden Deutschlands. In der Berliner Gegend und weiter Richtung Süden und Osten weiss man aber gutes Leinöl zu schätzen.
            Es hat einen sehr eigenen, leicht herben, nussigen und etwas kräuterigen Geschmack.

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        2. @gedankenknick:
          Ja, da stehe ich zu. Das Zeug habe ich in Berlin kennengelernt und war begeistert. Pellkartoffeln mit Quark mochte ich ohnehin vorher schon. Das Leinöl aber war ein echtes Erlebnis. Sehr einfaches Essen, aber trotzdem superlecker.

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  5. Wer sich nicht genau vorstellen kann, wie so eine blau-Verfärbung der Haut aussieht, der sollte „blauer Mann“ googlen… Der Herr im weissen Bart ist durch kolloidales Silber so blau geworden; er wurde nur 62 Jahre alt. – Ein Allheilmittel scheint es also NICHT zu sein! :-(

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    1. Ach ja dieser Papa Schlumpf Typ.
      Am interessantesten fand ich ja dass es seine Umgebung angeblich überhaupt nicht bemerkt haben sollte.

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      1. Wenn das ganz schleichend kommt … möglich. Vielleicht ist er auch länger nicht draussen gewesen und das gelbe Licht in der Wohnung hat es kaschiert?

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  6. Als ich „Aber …. nicht alles, was in einer Petrischale oder einem Reagenzglas mit Wasser Bakterien killt ist ein gutes Antibiotikum.“ las musste ich stark grinsen.

    Erinnert mich sehr an

    http://xkcd.com/1217/

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      1. So viele sind es gar nicht wie es den Anschein hat. FMedSci, FSB, FRCP und FRCPEd sind Mitgliedschaften in verschiedenen Vereinen. Einzig MD und PhD sind wissenschaftliche Grade (keine Titel; das wird gerne verwechselt). Und da der Mann in Deutschland seine Approbation und seine Promotion erhalten hat, wird er wohl wahrscheinlich approbierter Arzt sein und einen Doktor haben und nicht den äquivalenten MD oder PhD, wie er von amerikanischen Universitäten vergeben wird. Ist jetzt aber etwas Korinthen k… von meiner Seite.

        Was natürlich den Mann selbst nicht schmälern soll. Er war – meines Wissens – mal überzeugter Anhänger von alternativen Therapieverfahren, hat dann aber eine komplette Kehrtwende hingelegt und ist mittlerweile ein überzeugter Gegner von Homöopathie und Co.

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  7. Mein Eindruck:

    mit sinkender (insbesondere naturwissenschaftlicher) Bildung steigt die Akzeptanz von beliebig idiotischen Konzepten
    mit sinkender Bildung sinkt die Tendenz zur Reflektion
    mit sinkender Reflektion wird die restliche Welt zum Feind
    wer mein Feind ist, dem glaub ich nicht und Wiedereinstieg oben

    Heraus kommt eine Verstrickung im Kreis der unerfüllbaren Hoffnungen, Fehlbilder, mangelnder Kritikfähigkeit, Wahrnehmungsverzerrungen und Selbstüberschätzungen, dass es nur noch ein Leben in der eigenen Filterkugel gibt.

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    1. Das klingt durchaus logisch, nur habe ich die Erfahrung gemacht, dass es im Gegenteil die eher gebildeten Schichten sind, die auf Homöopathie abfahren, Impfungen verweigern etc. Ich behaupte nicht, dass diese Leute viel von Naturwissenschaft verstehen, aber sie glauben, höher gebildet zu sein als der Durchschnitt und besser informiert als der eigene Arzt oder Apotheker, und sind daher besonders beratungsresistent, wenn sie (durch Mundpropaganda oder vom Wellnessguru) sich einmal eine Meinung gebildet haben.
      Der durchschnittliche Vertreter niedriger Bildung ist sich dagegen seiner Lücken durchaus bewusst und mitunter sehr dankbar und empfänglich für eine einfache, gute Beratung.

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      1. Sakasiru,

        die Kritik nehme ich an. Und gestehe, dass ich eigentlich die Geisteswissenschaften als Quelle allen Unsinns erwähnen wollte. Fand das des lieben Frieden willens aber etwas zu spitzt. :-)

        Nein, es stimmt auch nicht. Erkenntnistheorie und ähnliches Zeug ist durchaus wertvoll und vermeidet Irrglauben.

        Vielleicht hast du recht und es sind die eingebildeten Schichten, die empfänglich sind.

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      2. Das klingt ja, als wenn meine Lehrer-Kunden auch zu dir kämen :-)

        Im Ernst, diese Berufsgruppe benimmt sich hier genauso wie beschrieben. „Ich (also der Lehrer als Kunde) habe ja studiert…“ Ja klar und ich (Apotheker) nicht. Zumindest nicht Pharmazie und deshalb hab ich gar keine Ahnung, wie das Zeug wirkt und warum manches gar nicht gesund sein kann…

        Augen zu und durch. Es kommen Gottseidank auch andere Kunden.

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  8. Klaaar, Antibiotika waren so ein toller Durchbruch, weil das Silberzeug, was sie schon davor hatten so viel besser war …schon klar ö___Ö
    Und die Sorge wegen den Antibiotikaresitenten Bakterien ist auch totaler Blödsinn, es gibt ja was viel besseres als Antibiotika grml

    Wer Ironie findet bekommt einen virtuellen Keks und ein „Toll gemacht!“ Sternchen xD

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  9. Das wird offenbar auch schonmal gegen Hautkrebs eingesetzt. Dann wird es vermutlich vor allem äusserlich angewendet. Dafür kenne ich dann einen Fall wo das im Gegensatz zu klassischen Behandlungen mal einzelne Jahre Ruhe gebracht hat. Einzelfälle ersetzen natürlich keine Studien und welche Nebenwirkungen das hat weiss man so auch nicht. Langfristige Nebenwirkungen sind vermutlich egal wenn man mit 75 ein „ausbehandeltes“ Krebsproblem für ein paar Jahre los wird.

    Das Krebszellen mehr von dem Silber einlagern und damit eher daran zugrundegehen wirkt zumindest erstmal denkbar. Da ich keinen Zugang zu eine passenden Labor habe und sich der Eindruck aufdrängt, dass in dem Bereich vor allem Quacksalber „forschen“ (bzw. verkaufen) werde ich das aber wohl nie erfahren.

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    1. Man will kolloidale Partikel in der Tumortherapie eher parenteral benutzen, nicht topisch. Es ist nachgewiesen, dass sich kolloidale Partikel nach intravenöser Gabe im menschlichen Körper stark im Krebsgewebe ablagern. Der Effekt wird als EPR-Effekt bezeichnet (Enhanced permeability and retention).
      Enhanced Permeability bedeutet, dass Krebszellen sich morphologisch vom normalen Gewebe aufgrund des schnellen Wachstums unterscheiden. Tumorgewebe ist infolge der Angiogenese extrem stark durchblutet und stark fenestriert (also: durchlöchert), so dass sich kolloidale Partikel dort rasch anreichern. Retention bedeutet, dass im Krebsgewebe gleichzeitig eine verminderte lymphatische Drainage stattfindet, so dass die Partikel auch in diesen Zellen verbleiben. Das ist eine interessante Therapieoption für die Zukunft und Gegenstand gegenwärtiger ernsthafter Forschung im Bereich der Tumortherapie.
      Leider werden kolloidale Partikel nach der Applikation sehr schnell innerhalb von 10 Minuten aus dem Blutkreislauf eliminiert. Das geschieht einerseits durch die starke Fenestrierung der Leber, so dass sich die kolloidalen Partikel bevorzugt dort anreichern und den Tumor gar nicht erst erreichen. Andererseits hat man bei hydrophoben Partikeln wie Silber das Problem, dass diese schnell vom Immunsystem über Makrophagen erkannt werden und auch darüber eliminiert werden. Letztendlich gelangen die Partikel daher vorwiegend auch in die Milz. Man versucht das bei der Entwicklung von Arzneimitteln durch eine Hydrophilisierung der Oberfläche zu vermeiden – beispielsweise durch Bindung von PEG (Macrogol).
      Ein weiteres Problem ist die verhältnismäßig große Oberfläche von kolloidalen Partikel im Vergleich zu konventionellen Partikeln. Auch da ist bei weitem noch nicht erforscht, welche Nebenwirkungen diese mit sich bringt.
      Man macht das aber nicht mit Silber, sondern eher mit den klassischen Zytostatika oder magnetischen Partikeln. Letztere lassen sich beispielsweise nach der Akkumulation im Krebsgewebe gezielt erwärmen, so dass man den Krebs quasi ausbrennt. Das alles ist Gegenstand gegenwärtiger Forschung, die ganze Nummer hat aber bei Weitem noch nicht die Marktreife.

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      1. Danke, ich werd da mal die Stichworte als Suchbegriffe durchgehen. Ohne passende Eingrenzung bekommt man da Dinge vom Knopp Verlag, ein paar besonders seltsame Webseiten und Esoterik aller Art – aber nichts mit echten Informationen.
        Intravenöse Anwendung taucht nirgendwo auf, dass kann man ja schlecht an die breite Masse verkaufen. Also topisch oder ein Ag-Mixgetraenk…

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        1. Google ist bei so was eine schlechte Informationsquelle. Wenn überhaupt Google, dann nur Artikel über Google Scholar.
          Suche lieber Stichpunkte wie „nanoparticle“ verbunden mit „enhanced permeability and retention“ über die Suchmaschine des wissenschaftlichen Verlags Elsevir http://www.sciencedirect.com , über den ernsthafte wissenschaftliche Publikationen publiziert werden. Als Autor ist H. Maeda zu empfehlen. Leider sind die dazugehörigen Artikel kostenpflichtig. Vielleicht hast Du aber einen Kontakt an der Uni, der Dir den Artikel kostenfrei zusenden kann. Schreibe notalls höflich den Autor auf Englisch an, der als Mailkontakt genannt ist (das ist normalerweise der Prof.), ob er Dir das Paper via Mail zusenden würde.

          Falls Dir aber auch Wikipedia reichen sollte, anbei noch ein Link: https://de.wikipedia.org/wiki/EPR-Effekt_%28Pharmakologie%29 . Was dort für Makromoleküle beschrieben ist, gilt auch für kollodiale Partikel/Nanopartikel.

          Ich will klarstellen, dass das auch in der ernsthaften Forschung noch absolute Zukunftsmusik ist. Derartige kolloidale Arzneistoffträger werden gegenwärtig in Deutschland in der Pharmazeutischen Technologie an den Universitäten Halle, Frankfurt, Münster und Braunschweig entwickelt, in der Schweiz an der Uni Genf und in Österreich in Innsbruck. Das wird auch durch Drittmittel durch die Industrie gefördert. Aber die Nummer ist gegenwärtig nur in der Zellkultur, allenfalls mal vereinzelt in der Maus oder Ratte. Die Nummer ist vielversprechend und eine interessante Option für die zukünftige Tumortherapie. Aber da ist in den nächsten 10 Jahren realistisch noch kein Marktprodukt zu erwarten. Momentan ist das auch für die Pharmaindustrie noch etwas uninteressant.

          Was Knopp-Verlag und diese Esoterikseiten angeht: Diese Seiten nehmen halt diese absolute Grundlagenforschung und behaupten dann, dass das alles schon Realität wäre. Das ist so nicht der Fall.

          Was die parenterale Gabe angeht: Nach parenteraler Applikation ist das Zeug schon mal im Blutkreislauf. Wenn man das topisch oder oral applizieren will, muss man erst mal dafür sorgen, dass die Partikel überhaupt erst mal ins Blut gelangen. Da gibt es bei der parenteralen Applikation schon noch genügend offene Baustellen. Die orale oder topische Applikation öffnet da noch dutzende weitere Baustellen.

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          1. Nur kurz: das war wirklich spannend zu lesen. Toll, dass das weiter verfolgt wird mit richtigen Studien.
            (Und auch hier: bitte nicht zuhause nachbasteln).

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        2. Harald, noch was: Ich hab mich selbst im Rahmen meiner Promotion einige Jahre beruflich mit der Materie beschäftigt. Mir sind während dieser ganzen Zeit nur Artikel über die Entwicklung von kolloidalen Arzneistoffträgern für Zytostatika, Proteine, photosensibilisierende Stoffe, magnetische Partikel und ähnliche Dinge über den Weg gelaufen. Ich erinnere mich an keinen einzigen Artikel, der kolloidales Silber zum Thema hatte.
          Will sagen: Für kolloidales Silber sieht sogar auf universitärer Ebene niemand eine Möglichkeit für die Entwicklung eines vernünftigen Konstrukts, welches es mal zur Marktreife schaffen könnte.

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  10. War diese Silberblaeue nicht auch einst die ‚Krankheit der Adeligen‘?
    Eingenommen einfach ‚versehentlich per ihrem Silberbesteck‘ ?
    Daher wohl auch der Ausdruck ‚blaues Blut‘ ?

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  11. „Wiki“ meint übrigens: „Die Argyrie scheint, nach einem „Höhepunkt“ zu Beginn und Mitte des 20. Jahrhunderts, inzwischen zu einer eher seltenen Krankheit geworden zu sein.“
    Ich meine, irgendwo gelesen zu haben, dass gerade bei Bergleuten in Silberminen die Argyrie eine weit verbreitete „Berufskrankheit“ war. Und dass mit Einführung besserer Arbeitsbedingungen, besserer Gerätschaften (betreffend Fruschluftversorgung) und auch strengerer Arbeitssicherheitsgesetzgebung mitte des letztes Jahrhunderts diese Erkrankung faktisch ausgestorben war, bis jetzt durch den „Hype“ um kolloidales Silber dieses Problem wieder auf der Versenkung auftaucht.

    Wahrlich schade, dass es aus jener Zeit keine Aufzeichnungen zu den Bergarbeiter-Erkrankungen im großen Maßstab gibt. So kann laut „Wiki“ mit der Argyrie nachweislich im großen und ganzen „nur“ Nachtblindheit sowie Nierenversagen direkt assoziiert werden. Gerade letzteres – geradezu eine Garantie für Dialyse bzw. Nierentransplantation – dürfte von den betroffenen wohl als ales andere als „harmlos“ empfunden werden…

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    1. Kolloidales Silber als Puder -> zum Goldschmied tragen und verkaufen.

      Kolloidales Silber als Suspension (also in Flüssigkeit) -> So blöd, wie es sich anhört: Abwasser. Es handelt sich nicht um ein Antibiotikum oder einen ähnlichen Arzneistoff.

      Silbernitrat (Feststoff) -> Schadstoffsammelstelle

      Silbernitrat (Lösung) -> ein paar Tropfen Essig dazu, ein paar Esslöffel Speisesalz rein, umrühren. Silberionen flocken als ungefährliches und schwer lösliches Silberchlorid aus. -> Abwasser

      Silber als Block/Stab/Feststoff -> siehe ganz oben.

      Ich hoffe, ich habe nichts vergessen…

      Achso… Silber als Münze -> E-bucht… duck&cover

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      1. @knick: Kleiner Einspruch: Ich würde einem Laien empfehlen, Chemikalien jeglicher Natur pauschal zum nächsten Wertstoffhof zu bringen (Adresse findet man in den Gelben Seiten).

        Grund: Silber ist zwar unschädlich. Kolloidales Silber hat infolge der Nanopartikel eine sehr große Oberfläche. Das permeiert überall rein. So genau weiß man da noch nicht, was in vivo passiert. Aufgrund der geringen Partikelgröße stelle ich es mir auch schwer vor, das noch jemals wieder herauszufiltern.

        Die Empfehlung zu flüssigem Silbernitrat sehe ich auch kritisch. Man muss für eine quantitative Umsetzung sorgen. Silbernitrat ist extrem wasserschädlich, wenn es nicht vollständig abreagiert hat (Merck gibt die Toxizität gegenüber Fischen mit 11 µg/L an; das ist extrem wenig). Daher finde ich auch hier den Wertstoffhof geschickter.

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        1. Ich gebe zu, alles richtig!

          Bei meinen Überlegungen bin ich von „haushaltsüblichen“ Mengen und Konzentrationen ausgegangen. Und da hatte ich folgende Gedankengänge:

          zum Kolliodalen Silber: a) Kolloidales Silber kommt schon genug in der Natur vor – wenn ich mir überlege, dass Argyrie bei Silber-Bergleuten mal eine Berufskrankheit war. b) Kolloidales Silber in Medizinprodukten (z.B. speziellen Wundpflastern) wird auch via Hausmüll entsorgt. Ich habe gewisse Zweifel, dass dieses quantitativ in Müllverbrennungsanlagen zu Ag2O aufoxidiert oder auch nur eingeschmolzen wird. Ich denke eher, es geht als Rauchpartikeln in die Abluft, und ich habe auch den schweren Verdacht, dass es von den Partikelfiltern nicht erfasst wird. Insofern sollte eine „haushaltsübiche Menge“ kein Umweltproblem darstellen – die Nutzer von Kolloid-Silber-Generatoren werden auch nicht als „Sondermüll“ behandel – wie z.B. Abwasser aus der Jod-Isotopen-Therapie. Langfristig wird kolloidales Silber durch oxidative Prozesse (frei Sauerstoffradikale via UV-Expression, etc.) zu Ag2O, denke ich.

          zur AgNO3-Lösung: Im leicht sauren Millieu (Essig) bei einem mehrfachen Überschuss Cl-_Ionen (mehrere Esslöffel NaCl) fällt Ag+ quantitativ aus (HCl-Gruppe im Anorganik-Trennungsgang). De facto hat man schon einen AgCl-Schleier, wenn man AgNO3 in Leitungswasser auflösen will. Bei der zivisilatorischen Abwasser-Zusammensetzung gehe ich schwer davon aus, dass freie Ag+_Ionen es in der Kanalisation nicht bis zur nächsten Straßenkreuzung schaffen dürften, ohne über ein frei rumschwimmendes Cl-_Ion zu stolpern. Auch die „Desinfektion“ von Abwasserkanälen sehe ich in diesem speziellen Fall nicht SO kritisch, obwohl PETA wieder mal die armen Krokodile beschützen wollen wird…

          Wie gesagt, ich bin immer von haushaltsüblichen Mengen und auch Konzentrationen wie z.B. die „Überreste“ in einem Kolloid-Silber-Generator ausgegangen (und nicht von konzentrierten Lösungen in Großgebinden, die „Experten“ wie Du und ich im Labor rumfliegen haben). Deswegen habe ich bei AgNO3 als Festsubstanz auch die Schadstoffsammelstelle angegeben, damit sich die ungeübte Person bei etwaigen „Entschärfungsversuchen“ nicht selbst oder auch dritten ein Leid zufügt. Das steht mal wieder total konträr zu z.B. einem Höllenstein-Ätzstift, welcher (vom Plastikmantel abgesehen) zu fast 100% aus AgNO3 besteht, aber als „sonstiges Nichtarzneimittel“ im Hausmüll zu entsorgen wäre (zumindest nach allgemeingültigen Angaben des Bundesumweltministeriums).

          Betreffend Filterung: Ein guter gegenosmotischer Filter sollte eigentlich auch kolloidales Silber aus einer wässrigen Suspension aussortieren. Im Gegensatz zu einen Ionenaustauscher.

          Betreff Umweltschädlichkeit von Silber: Die Eintragung von kleinpartikeligem Silber wird in die Natur wird durch die Menschheit gerade extrem voran getrieben. Einerseits durch Elektronik-Schrott, andererseits durch „Wearables“ wie silberbeschichteter (Unter)Wäsche. Gerade letzteres halte ich nicht nur umwelttechnisch für größten Unsinn, und was da in der Natur landet, dürfte weit jenseits der Produktionskapazität aller privat betriebenen Kolloidalen-Silber-Generatoren liegen – insbesondere unter Berücksichtigung von Produktionsstandorten in Billigst-Lohn-Ländern. Ich versuche durchaus, den Umweltschutzgedanken nicht nur zu berücksichtigen, sondern auch umzusetzen. Ich denke aber, man sollte die Kirche auch im Dorf lassen dürfen – nicht zu jedem Gebet muss man Vatikanstadt besuchen… ;-)

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        2. Übrigens – habe ich gerade nachgeschaut – mit „Micropur classic“ bekommt man zur Trinkwasserkonservierung eine Konzentration von 0,1mg Silber / 1l Wasser. Eingesetzt wird dazu ein Natriumsilberchlorid-Komplex. Wie letzterer gemacht ist, kann ich aber auch nicht sagen. Das Produkt selber ist aber als „Gewässergefährdent“ deklariert. Das finde ich insofern spannend, als dass ich also offensichtlich nicht gebrauchtes konserviertes Trinkwasser als Sondermüll entsorgen muss… Ob das praktikabel ist?

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