heisse Suppe

Eine junge Frau mit schreiendem Baby im Kinderwagen stürmt in die Apotheke:

„Bitte helfen Sie mir – mein Baby hat sich verbrannt!“

Pharmama: „Was ist passiert?“

Frau: „Wir wollten im Restaurant etwas essen – und da hat sie als die Suppe kam am Tischtuch gezogen … die Suppe ist ihr über das Bein …“

Autsch. Ich versuche einen Blick auf das Bein zu werfen und schäle es aus Überdecke und Kleidchen…

Pharmama: „Haben Sie schon gekühlt?“

Das freigelegte Bein ist bedeckt mit etwas weissem … Creme?

Frau: „Ja, im Restaurant haben wir etwas Wasser darüber gelassen … und die Serviererin hat etwas Salbe darauf gemacht …“

Ich sehe nicht wirklich viel unter der Cremeschicht. Es ist etwas rot, wie Sonnenbrand, aber sonst? Mir gefällt nicht, wie das Baby schreit.

Pharmama: „Wie lange? Das muss wirklich ausgiebig gekühlt werden, nicht mit sehr kaltem Wasser, aber lange … am besten, wir nehmen sie nach hinten und wir kühlen noch etwas, dann kann ich das auch anschauen.“

Beim Lavabo wasche ich vorsichtig die Creme mit kühlem Wasser ab … es ist etwas mühsam, weil ich ihm ja auch nicht noch mehr weh tun will. Der Mutter fällt wohl mein Stirnrunzeln auf.

Frau; „War das nicht gut? Hätten wir besser Butter darauf gemacht?“

Raah!

Pharmama: „Nein! Keine Butter, nichts derartiges. Zuallererst ist kühlen wichtig, damit eventuelle Gewebeschäden durch die Verbrennung nicht weiter gehen und zur Schmerzstillung.“

Das Baby schreit immer noch. Wie ich ihr Bein weiter freilege sehe ich auch weshalb: das Bein ist oben rot … und weiter unten löst sich gar die Haut ab. Handflächengross – ziemlich gross also.

Die Mutter sieht das auch: „Oh weh! Können wir nichts gegen die Schmerzen tun?“

Pharmama: „Ja. Aber erst : mehr Wasser.“

Ich setze das Baby an den Rand des Waschbeckens und lasse die Mutter es festhalten, Das Wasser lassen wir langsam über das Bein laufen und unten mache ich den Abfluss zu – damit ein Bad entsteht und das ganze Bein im Wasser ist.

Dann gehe ich den Algifor Sirup holen. Das Baby ist älter als 6 Monate (8 sagt die Mutter) und das wirkt schnell und stark (Brandverletzungen schmerzen enorm) und es ist entzündungshemmend.

Das Baby schreit jetzt nicht mehr, es weint nur noch. Ich gebe ihm den Sirup und es wird noch etwas ruhiger. Die Mutter auch. Das Wasser wirkt. Trotzdem:

Pharmama: „Das sieht nicht gut aus. Die Haut löst sich.“

Frau: „Ich hab’s gesehen. Ich gehe mit ihr ins Spital.“

Pharmama: „Ja. Ich rufe im Notfall an und melde es an und dann rufe ich ihnen ein Taxi. Bis das da ist kühlen wir – und dann wickeln wir für den Transport ein nasses Tuch darum.“

Das machen wir dann. Bis das Taxi hier ist, ist das Baby – vom schreien so erschöpft und dank wirkendem Sirup am einschlafen. Gut so – im Spital wird das einen Moment unangenehmer, bis die Wunde richtig versorgt ist.

Pharmama: „Sagen Sie denen im Spital, was wir ihm schon gegeben haben“ (tatsächlich hat sie den Sirup bezahlt und nimmt ihn jetzt mit)

Sie bedankt sich und die beiden verschwinden mit dem Taxi.

Es vergehen ein paar Wochen, dann kommt eine Mutter mit Baby im Kinderwagen in die Apotheke.

„Erinnern Sie sich noch?“ fragt sie mich.

Ich schaue die beiden an … ich bin nicht sehr gut mit Gesichtern … besser mit Geschichten, aber irgendwie … ja?

„Die Suppe – sie haben uns geholfen, als Mia sich verbrannt hat!“

„Oh ja!“ sage ich – und schaue mir das Baby an – das sitzt im Wagen und strahlt mich an … vorher habe ich es (mit Grund) ja nur schreiend gesehen … „Wie geht es ihr und dem Bein?“

Frau: „Schauen Sie selber!“

Das besagte Bein ist zwar immer noch rot, vor allem unten, aber die Haut ist schön wieder drüber … es sieht nicht so aus, als ob da etwas zurückbleibt. Obwohl es noch dauern wird, bis man gar nichts mehr sieht. Ich sage etwas in die Richtung.

Frau: „Ja, und das ist nur ihr Verdienst – Danke vielmals! Ich hätte mir das nie verziehen, wenn da eine Narbe geblieben wäre.“

Ich winke ab: „Das ist so schnell passiert. Das nächste Mal wissen sie: nichts drauf-machen, aber lange, lange mit Wasser kühlen. Es muss nicht speziell kalt sein.“

Das war toll – speziell, dass sie zurückgekommen sind. Mir zeigte es nur wieder, dass immer noch viele nicht wissen, was man bei so einem Notfall machen muss (kühlen!)

27 Kommentare zu „heisse Suppe

  1. Ui, da würde ich aber ein wenig wiedersprechen:
    Keine Salben drauf und die welche drauf war abspülen war sicher eine gute Idee, auch der Beginn der Analgesie. Allerdings schätze ich aufgrund deiner Beschreibung die Ausdehnung der Verbrennung auf etwa 5-10% Körperoberfläche, teilweise auch 2. Grades. Dies gilt eigentlich als Indikation für ein Kinder-Verbrennungszentrum. Ich würde also eher empfehlen, den Notruf 144 abzusetzen, damit das Kind Analgosediert und ins richtige, nicht nur ins Nahe Spital kommt, wo wertvolle Zeit verstreicht.
    Kühlen wirkt vermutlich ebenfalls nur in den ersten 10 Min, anschliessend schadet es eher aufgrund der Hypothermie, die gerade beim 8 Monate alten Kind das grösste Problem bei einer Verbrennung darstellt. Nasse Tücher beschleunigen das Auskühlen extrem.

    In diesem Fall scheint alles gut gegangen zu sein, und es ist besser man hilft (wie du) als man gibt doofe Ratschläge (wie ich). Trotzdem finde ich es wichtig, dass man versucht Mythen welche es um Verbrennungen leider unzählige gibt nicht noch zu verbreiten. :-)

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    1. Ich finde es trotzdem sinnvoller, das Kind erst mal ins relativ nahe gelegene Uni-Kinderspital zu schicken, wo Verbrennungen sicher auch „täglich Brot“ sind – von dort kann es immer noch ins eine Fahrstunde entfernte Verbrennungszentrum verlegt werden.
      Ich werde nie verstehen, wie sich diese seltsamen Mythen halten. Schon meine Eltern haben Verbrennungen ausschliesslich gekühlt, und im letzten Nothelferkurs habe ich gelernt, dass eine Viertelstunde (bei leichter Verbrennung!) eigentlich das Minimum ist.

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    2. @martin: ich habe doch noch im Notfall angerufen um sie anzumelden – dabei habe ich ihnen gesagt was kommt. Wenn die das als schlimmer eingestuft hätten als ich und das in ein Verbrennungszentrum gehört hätte, hätten sie es mir dort sagen können. Weitergeleitet haben sie es danach auch nicht, also … lag ich wohl nicht so daneben.
      Das mit der Hypothermie: ein bisschen schwierig das zu bewerkstelligen mit Hahnenwasser hier und im Sommer. Das würde ich höchstens als relevant anschauen, wenn man mit Eiswasser kühlt … und DAS macht man heute wirklich nicht mehr.

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  2. Jein. Man kommt von Kühlen zunehmend ab, weil bei relevanten Verbrennungen die Gefahr der Unterkühlung und damit der Vertiefung des Schockzustand besteht und die Annahme, durch Kühlung neben Schmerzlinderung auch ein „Abtiefen“ der Verbrennung in relevanter Weise zu verhindern, sich wohl so nicht halten lässt. Die Studienlage kann m.W. ein Benefit durch ausgiebige Kühlung nicht bestätigen.

    Eine Kühlung am Körperstamm gilt daher als kontraindiziert, an den Extremitäten soll sie nicht bei mehr als handflächengroßen Verbrennungen erfolgen. Ich könnte mir vorstellen, dass das bei Kleinkindern aufgrund der generellen Gefahr des Wärmeverluste verstärkt gilt. Mittlerweile ist nicht nur die notfallmedizinische Versorgung an diesen Kenntnisstand angepasst (oder sollte es sein), auch die Ausbildungsinhalte der Breitenausbildung sind entsprechend modifiziert. Dennoch: was man einmal gelernt hat … Ich würde vermutlich auch als erstes kühlen. :-)

    Stattdessen die Brandverletzungen mit Cremes oder gar Butter zu bedecken, die im Rahmen der klinischen Versorgung dann wieder schmerzhaft entfernt werden müssen, ist natürlich ein absolutes No-go. Nicht unbedenklich erscheint es auch, die grundsätzliche Bedrohlichkeit einer Brandverletzung diesen Ausmaßes so zu unterschätzen, dass man das für einen Fall der Selbstmedikation über die Apotheke hält …

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    1. .. ich rede hier nicht von sehr kaltem Wasser (ich glaube ich habe das ein paarmal im Text erwähnt), aber Danke für die Erläuterungen.
      Ich war für die Mutter einfach erste Anlaufstelle … dass sich die Haut löst hat sie auch noch nicht gesehen vorher.

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      1. Es geht auch nicht um sehr kaltes Wasser, sondern Wasser aus der Kaltwasserleitung, also dem Wasserhahn. :-)

        Man ist – jenseits der unmittelbaren Erst- und Selbstversorgung durch Laien – in den letzten Jahren vom Kühlen praktisch völlig abgekommen, weil man früher die Gefahr der Unterkühlung unterschätzt und die Vorteile überschätzt hat. Noch Ende der Neunziger wurde das sowohl in der präklinischen Notfallversorgung ganz anders angewandt als auch in der Ersten Hilfe ganz anders gelehrt.

        Es geht mir im wesentlichen auch nur darum, dass der Rat „lange, lange mit Wasser kühlen“, der noch vor nicht allzu langer Zeit so völlig richtig gewesen wäre (weil das die Leitlinie war und es davon nur wenige Ausnahmen gab), heute nicht mehr richtig ist, weil der Grundsatz eben ist, nur im Ausnahmefall – kleine Verbrennungen von nicht mehr als Handflächengröße, also ~ 1% KOF, an den Extremitäten – noch zu kühlen.

        Auch Notfallmedizin und Erste Hilfe entwickeln sich weiter. :-) Gerade in den letzten Jahren, in denen zunehmend „Erfahrungswissen“ (das sich letztlich auch nicht so sehr von überlieferten Hausmitteln unterscheidet, wenn auch auf anderer Ebene) evaluiert wird, Stichwort evidenzbasierte Medizin.

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  3. Ja, „Kühlen“ ist relativ – und wird immer so und dann so verstanden. Bei mir als erwachsene Ausdauersportschildkröte ist das eben… so.

    Bei einer Zerrung mache ich ein Kältepack auf das Gelenk. Zwischen Kältepack und Haut liegt eine Lage von diesem elastischen Stützverband-Zeug.

    Und lasse das Ganze für 20 Minuten drauf. Es ist zu Beginn angenehme -20°C warm und kommt direkt aus dem Tiefkühlfach…


    Ja, das stimmt, in der letzten Zeit kommt man von einem pauschalen „Kühlen!“ ab.

    Im „NothilfeHandbuch“ des Samaritervereins (wo viele Leute für den Führerschein den Nothelferkurs machen) steht – 3. Auflage, 2008:
    – Kühlen mit kaltem Wasser, Wasserqualität ist nebensächlich
    – Kleider nicht entfernen, wenn sie auf der Haut kleben
    – mindestens 15 Minuten kühlen, und dann nur noch zur Schmerzlinderung weiterkühlen
    – bei grossflächigen Verbrennungen, bei Kleinkindern und insbesondere wenn der ganze Körper gekühlt wird: Kühlung nach 5 Minuten abbrechen wegen Unterkühlungsgefahr

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  4. Mein Stand ist, das Kühlen ok ist, aber nur mit sauberem Wasser. Die Temperatur sollte auf keine Fall zu niedrig sein. Ich meine, gelernt zu haben, dass vorallem keine neuen Keime in die Wunde gelangen sollen. Eine gute Maßnahme wäre demnach eine sterile Wundauflage.

    Worin wir uns aber zumindest hier einige sind: keine Cremes oder ähnliches.

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    1. Ich habe jetzt doch nochmal mit einer Suchmaschine geschaut. Zusammenfassend wird die erste Hilfe wie folgt beschrieben:

      bzw. etwas ausführlicher:

      • Zur Schmerzlinderung nur kleinflächige Verbrennungen sofort mit möglichst fließendem (Leitungs-)Wasser kühlen. Als Maßeinheit für kleinflächige Verbrennungen gilt hier die Größe der Handfläche des Betroffenen. Die Hand ist wohl die am häufigsten betroffene Körperstelle
        • Eine Schmerzlinderung kann allerdings nur dann wahrgenommen werden, wenn die Überspülung mit Wasser tatsächlich sofort erfolgt. Dabei ist es weniger bedeutsam, welche Temperatur das Wasser hat
      • Kühlen auf die verbrannte Körperstelle begrenzen. Am Körperstamm darf nicht gekühlt werden
      • Im Gesicht kann mit feuchten Tüchern gekühlt werden, wobei die Atemwege immer frei bleiben müssen
      • Anschließend Wunde keimfrei bedecken
      • Wärmeerhalt/ Betroffenen zudecken

      Ansonsten bin ich immer beeindruckt, wenn jemand bei einem verzweifelten Baby (bzw. Eltern) noch einigermaßen vernünftig und ruhig reagieren kann. Das erfordert viel Übung und Sicherheit. Daumen hoch.

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    2. Da muss ich leider widersprechen:
      – Jede Wunde kann man mit normalem Leitungswasser spülen. Wo das Kühlen wichtig ist, nimmt man auch einen Brunnentrog, beim Grillieren an einem Ufer eben das Gewässer, das sich da grad anbietet. Nicht lang überlegen – kühlen! Der Patient dankt es.
      – Wunde ansonsten nicht reinigen. Dinge, die mit der Brandwunde verklebt sind, nicht selbst entfernen.
      – Keine Wundauflage bei Verbrennungen, gerade wenn sie mit der Wunde verkleben kann. Die Sanitöter und Ärzte möchten wenn möglich eine originale Wunde behandeln, keine verschlimmbesserte.

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      1. Unser Leitungswasser ist aber auch sehr sauber. Sollte man noch erwähnt haben.
        Aber falls irgendwann einmal nach einer Katastrophe nichts anderes zu greifen ist als Flusswasser oder Brunnenwasser etc. … würde ich dann auch das benutzen am Anfang.

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  5. Auf jeden fall ist es gut, wenn man jemanden da hat, der sich auskennt. Ich habe mir mal eine Verätzung im Auge zugezogen (Chemie-Experimentierkasten sei dank – Schutzbrille wer braucht das?). Zum Glück wohnte im Nachbarhaus eine pensionierte Ärztin. Die hat mich erstmal unter den Wasserhahn gelegt.

    Dank ihr ist bis auf eine minimale Verwachsung (ein Teil des Lides ist mit dem Augapfel verwachsen und wurde abgeschnitten) kein bleibender Schaden entstanden.

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    1. Au weh! Wir hatten bei uns im Labor einen Chemieunfall wegen einer nicht richtig geschlossenen Flasche konzentrierter Ameisensäure. Die ist dann (unter anderem) auch im Auge gelandet. Das haben wir dann sehr rasch und gründlich abgespült … und dabei die Säure auf der Haut vergessen. Fazit: Auge gerettet, Narbengewebe auf der Haut. Es ist so schnell passiert … Schutzbrillen sollte man immer tragen – auch beim aufräumen.

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  6. Wie hier ja schon mehrfach kommentiert wurde ist auch ausgiebiges Kühlen nicht mehr „in“. Ich habe gerade nochmal nach den entsprechenden Leitlinien gesucht und unter folgendem Link http://www.verbrennungsmedizin.de/leitlinien.php eine Leitlinie zur Versorung brandverletzter Kinder gefunden. Der Link führt zur Leitlinie von 2010 mit dem Hinweis, dass eine Überarbeitung stattfindet, allerdings dürfte der Entsprechende Absatz trotzdem gültig sein, bzw. entspricht dem, was ich als aktuelle Lehrmeinung kenne (mit meinem bescheidenen Kenntnishorizont ;)

    „Kleinere Verbrennungen sollten innerhalb der ersten 30 Minuten mit lauwarmem Wasser (nicht weniger als 15°C) vor Ort für 10 – 20 min gekühlt werden. Eine Unterkühlung des Patienten ist dabei unbedingt zu verhindern (16, 18). Bei großflächigen Verletzungen über 15% KOF, bei Kleinkindern, Säuglingen, Neugeborenen, bei intubierten und beatmeten Patienten ist auf die Kühlbehandlung zu verzichten, da eine Hypothermie signifikant mit einer erhöhten Letalität einhergeht (14). Die Wundareale sind steril bzw. sauber abzudecken.“ (4.1 Kühlung, 21.08.14, http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/006-128_S2k_Thermische_Verletzungen_im_Kindesalter__Verbrennung__Verbruehung__abgelaufen.pdf)

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      1. Streng genommen eben nicht, weil man bei Säuglingen und Kleinkindern gar nicht mehr kühlt, nicht mal ein bisschen (durch das Komma in dem Absatz etwas unklar zum Ausdruck gebracht). Als Ausbilderin muss ich das den Leuten so beibringen. Als Mutter würde ich selbstverständlich kleinere Brandverletzungen meiner Kinder kühlen, weil – Leitlinie hin oder her – das Schmerzgebrüll eines Kindes mit Brandwunde kaum erträglich ist…

        Mein Eindruck ist, dass die Breitenausbildungs-Lehrmeinungen möglichst einfach und pauschal sein sollen, weil man den Anwendern nur wenig Beurteilungskompetenz zutraut. Bei vielen Menschen mag das sogar stimmen (Stichwort Butter). Aber ich weiß nicht, ob es nicht didaktisch klüger wäre, den Sinn dahinter (= unbedingt eine Unterkühlung verhindern) zu vermitteln und dann auf den gesunden Menschenverstand zu vertrauen, anstatt Regeln aufzustellen, die mitfühlenden Wesen unmenschlich vorkommen müssen.

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        1. Ist „ein wenig“ kühlen wirklich so schlimm? Tritt eine Unterkühlung tatsächlich so schnell ein, dass man nicht einmal etwas gegen den ersten, schlimmen Schmerz tun darf?

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          1. Ich laufe im Winter – bei Plusgraden allerdings – immer mit kurzen Hosen und T-Shirt. Bei Bedarf mit einer Mütze und Handschuhen. Bei Minusgraden dann doch lieber mit Langarm-Shirt und langen Laufhosen.

            Fazit: Lieber nicht mich fragen, wenns um Unterkühlungen geht. Was ich als „kühl“ empfinde kann für andere Leute wirklich kalt sein.

            Deine Frage würde ich damit beantworten: Da du dir diese Frage stellst, traue ich es dir auch zu, dass du die Symptome der Unterkühlung auswendig lernst. Zum Beispiel die Verfärbung der Haut oder die beginnende Teilnahmslosigkeit des Kindes (ein Kind mit Verbrennungsschmerzen sollte ja gerade das Gegenteil von teilnahmslos sein).

            Den Tipp, nicht zu kühlen rührt wohl daher, dass man das Kind ganz im kühlen Wasser badet, anstelle bloss die betroffenen Körperteile zu kühlen.

            Bewusstlose oder bewegungsunfähige Erwachsene können auch bei Temperaturen von etwa 18°C eine lebensgefährliche Unterkühlung bekommen… stellt man sich jetzt noch die viel kleinere Körpermasse eines Kindes vor, dann passierts schnell.

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  7. Ich verbrannte mir als Jugendliche frühmorgens den Oberschenkel, weil ich ungeschickt statt kochendes Wasser in den Tee über mein Bein goss.
    Danach rannte ich heulend zu meinen Eltern ins Zimmer.
    Meine Mutter stellte mich ohne lange zu fackeln unter die Dusche und sagte ich solle ca 30 Minuten drunter bleiben.
    Danach gings ab ins Spital. Es war eine Verbrennung 2ten Grades, der Arzt sagte auch, ohne diese sofortige Kühlung wäre es viel schlimmer gewesen.
    2-3 Jahre später sah man nichts mehr.
    Genau das tat ich bei meinen Kindern bei jeder noch so kleinen Verbrennung…bsp von Kerzenwachs etc…
    Es nützt, man muss einfach echt lange kühlen!
    Und meiner Mutter, welche ganz ohne medizinische Ausbildung so etwas gleich tat, bin ich noch heute dankbar.

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    1. Ja, mit den Kleidern stand ich auch schon unter der Dusche. Bei mir war’s ähnlich wie bei dir: Teewasser. Der Boden des Teekrugs brach aus, als ich ihn anhob gleich nach dem Angiessen … ich seh‘ das heisse Wasser immer noch in fast Zeitlupe sich ergiessen – über meine Jeans. Da bin ich gerannt. Da war nichts mehr mit abziehen.

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    2. Das entsprach dem damaligen Stand des medizinischen Wissens, ja.

      Kühlen ist bei Bagatellverbrennungen auch sicherlich weiterhin nicht verkehrt; es ist mit Sicherheit um Größenordnungen besser als das Auftragen von irgendetwas anderem – außer einer keimfreien Wundbedeckung – auf die Wunde. Man schätzt nur mittlerweile das Nutzen-Risiko-Verhältnis der früher empfohlenen langen Kühlung – gerade auch am Körperstamm, gerade auch bei kleinen Kindern – anders ein und würde daher heute bei relevanten Verbrennungen nicht mehr zu dieser Vorgehensweise raten.

      So lange nichts passiert, ist ja gut – dennoch sollte man einfach wissen, dass der jahrzehntelage Rat „Verbrennungen immer ausreichend kühlen“ so nicht mehr gilt.

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  8. Vor Allem wissen viele nicht, daß es eben kein Eiswasser sein soll, sondern lauwarmes. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, daß bei winzigsten Verbrennungen am Ofen auch mal – ganz off-label und gegen die Empfehlungen – ein Eiswürfel auf der Kontaktstelle hilft, sozusagen innerhalb von drei Sekunden nach Verbrennung, da gibt es oft dann noch nicht mal eine Blase (Unser Eisfach ist aber auch genau ggü. vom Ofen)… meine Theorie war, daß man dann den thermischen Schaden im Keim unterbricht, bevor es in die Tiefe gehen kann. Selbstverständlich macht man das nicht bei Kindern und offenen/weißverbrannten oder größeren Verbrennungen, da ist laufendes laues Wasser, dann auch im Bad und zeitlich ausgiebig(!), wie Du schon gesagt hast, am Besten.

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  9. Im Übrigen bestätigt mich das dahingehend, nie heiße Suppe etc. in der Nähe von Kleinkindern zu servieren oder zu bestellen. Auch keinen schönen kambodschanischen Feuertopf. Kinder greifen schnell, und manches Servicepersonal stellt heiße Schüsseln gerne vor Kinder.

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  10. Jetzt bist Du auch noch Notaufnahme :)
    Bei Mini-Verbrennungen (zu heißen Topfdeckel zu lange angefasst) nehme ich auch einfach einen Eiswürfel um die Haut und den Schmerz schnell zu beruhigen, aber das zählt wohl kaum als „echte“ Verbrennung.
    „Mit Wasser kühlen“ hat auch unsere Tochter (5) schon als Sofortmaßnahme gelernt. Für sie ist der nächste Schritt dann „einen Erwachsenen rufen“. Ich halte es für wichtig, dass sie zumindest selbst erstmal reagieren kann, auch wenn wir bisher glücklicherweise noch keine größeren Verbrennungen hatten.

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  11. Da hat sie Glück gehabt. Meine Schwägerin hat noch jetzt in Ihren Dreißigern Maleschen mit einer Verbrühungswunde aus dem Babyalter, damals war es Kaffee. Narbengewebe gebildet, das nicht mitwuchs, deswegen immer wieder aufgeschnitten, mehr Narben … Besser ist es erst, seit sowas mit Laser abgetragen werden kann.
    … und ihr Vater ist Arzt, da wurde schon nach damaliger Empfehlung versorgt und nicht mit irgendwelchen Schweinereien wie Butter.

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