mehr Magie in der Medizin …

Die Suchanfragen gestern zeigen eine Häufung für die  Aufrufe meines Posts: Berliner Mauer, verdünnt – Wenn ich das richtig sehe, liegt das an der Sendung „Hart aber Fair“, worin sie über die Anwendung der Homöopathie diskutiert haben. Im Hintergrund war da auch mal eine Flasche mit „Murus Berlinensis“ zu sehen.

Mitdiskutiert haben Befürworter und Gegner der Methode. Ärzte auf beiden Seiten, dazu eine Heilpraktikerin und ein Medizinjournalist. Mit dabei war auch Dr. Eckart von Hirschhausen, seines Zeichens Arzt und Komiker- mit einer … vermittelnden Meinung dazu:

„Wir brauchen mehr Magie in der Medizin, denn Menschen sehnen sich nach Wundern. Gute Ärzte sollten sich um unseren Anspruch auf perfekte Reparatur genauso kümmern wie um unsere spirituellen Bedürfnisse.“

Das passt übrigens auch zu seinem neuen Programm, das sich „Wunderheiler – wie sich das unerklärliche erklärt“ nennt.

der Trailer für seine Show:

… und achtet mal darauf, was er bei der „Operation“ (um 1.43) da herausholt! :-)

Ganz wichtig ist der Placeboeffekt in der Homöopathie… und den könnte man tatsächlich als Magie bezeichnen.  Und obwohl ich nicht dafür bin, dass die alternativen Heilmittel ganz aus den Apotheken verschwinden … schon darum nicht, weil eine gute Apotheke eingreifen wird, wenn die Anwendung von Homöopathie eben nicht mehr angebracht ist … ich bin nicht dafür, dass das von den Krankenkassen von der Grundversicherung übernommen wird – dafür ist die Zusatzversicherung da. Für diejenigen, die das unbedingt wollen. Bitte schiebt das wieder dorthin, ja?

27 Kommentare zu „mehr Magie in der Medizin …

  1. Ich stehe hinter der Meinung von Herrn Hirschhausen, wir brauchen weniger marktwirtschaftliche Zwänge in der Medizin und mehr Evidenz.

    Der Frau Homöopathie-Doktor mit dem durch Globuli geheilten Sohn hätte ich zu gern von meinem Sohn berichtet, der einige Jahre unter akut lebensbedrohlichen Atemnotanfällen litt, die irgendwann von ganz allein verschwanden. Hätte ich damals Globuli gegeben, Reiki betrieben oder einen Schamanen aufgesucht, ich wäre wahrscheinlich überzeugt von der jeweils praktizierten Methode. So bleibt die Einsicht, dass auch schlimmer Mist von ganz allein verschwinden kann (und bis dahin waren große Mengen Cortisol und Epinephrin nötig, damit das Kind überlebt).

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    1. Manches ist wirklich Glaubens-sache. Dein Beispiel ist auch so ein Fall, wo zeitlicher Zusammenhang dann (automatisch) als kausaler Zusammenhang gewertet wird.

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  2. @pharmama
    Homöopathika sind keine Medizin, sondern werden nur als solche beworben. Daher hat solches Voodoo nichts in der Apotheke verloren. Da bin ich anderer Ansicht als du. Oder würdest du auch „Feenstaub“ verkaufen, wenn (es auf der Packung draufsteht und) jemand behauptet, es würde bei was-weiß-ich helfen und die Kunden das glauben? Wie verrückt (wie viel verrückter als Homöopathie) muss eine Behauptung sein, damit du es nicht mitmachen würdest?

    Du solltest bedenken, dass der Verkauf von (abgesehen von den Kalorien) wirkungslosem und wirkstofffreiem Zucker über die Apotheken diese Produkte adelt, und dass (auch) deswegen viele (nicht nur meiner Bekannten und Freunde) glauben, es müsse was dran sein, denn sonst gäbe es ja keinen Verkauf nur über Apotheken…

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    1. Ich darf an der Stelle (mal wieder) darauf hinweisen, dass bei uns in der Schweiz die Alternativmedizin nach einem Volksentscheid 2009 von der Grundversicherung der Krankenkassen übernommen wird. Die Zuckerkügelchen werden gelegentlich verschrieben (und häufiger verlangt). Die einfach nicht zu verkaufen kann sich keine Apotheke leisten … dann kann ich auch anfangen mit: „Ich verkaufe keine Pille danach, weil das gegen meine religiöse Einstellung geht“ und „sie bekommen von mir keine Kapseln mit Zimt, weil da der Wirksamkeitsnachweis noch aussteht.“
      Dass mit dem „Produkt adeln“ …das geht auch umgekehrt: es macht den Leuten ja offenbar auch nichts aus, wenn Medikamente im Supermarkt verkauft werden – auch wenn da nicht mehr „Medikament“ draufsteht – die Wirkstoffe sind häufig dieselben, nur gibt es dann gar keine Beratung und kein Hintergrundwissen bei den Verkäuferinnen dazu. Das „harmlosiert“ die Mittel, was auch nicht ungefährlich ist.

      Was auf der Homöopathie hier draufsteht hat enge Grenzen. Es darf keine medizinische Indikation drauf haben, keine Packungsbeilage, wofür es angepriesen werden darf ist geregelt. Da ist nichts mit „Feenstaub“. Mir steht es im übrigen immer noch frei auf Nachfragen zu sagen, was ich davon halte und wie die wissenschaftliche Grundlage dafür ist. Und das mache ich auch. Genau so, wie ich einschreite, wenn homöopathisches für etwas verlangt wird, dass zum Arzt gehört. Das gehört bei uns dazu – und das gehört bei den vernünftigen Apotheken sicher allgemein dazu.
      Denkst Du wirklich, der Verkäufer im dm oder im Aldi macht das/ kann das?

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      1. Den Vergleich mit dem Feenstaub erhalte ich vollkommen aufrecht. Homöopathie ist keinen Deut besser! Würdest Du denn wirklich jeden Blödsinn verkaufen, wenn nur die Krankenkassen das bezahlt, manche Ärzte das verschreiben und die Kunden danach fragen?

        Vielleicht ist man bei Dir tatsächlich besser beraten, als bei einer deutschen Apotheke (hier in Deutschland bekommt jeder Homöopathika angeboten, der nicht bei drei aus dem Laden ist). Natürlich ist eine echte wissenschaftliche Beratung durch eine(n) Apotheker(in) wichtig, nur sehe ich genau die zumindest bei uns weit und breit nicht.

        Und es ist tatsächlich so, dass ich in den Diskussionen zu dem Thema immer wieder damit konfrontiert werde, dass man mir vorhält, warum denn die „angeblich“ wirkungslosen Homöopathika nur in Apotheken verkauft werden und Apotheker („das sind doch Pharmazie-Fachleute, die müssen doch wissen, ob da was dran ist“), oder warum „sogar Ärzte(!)“ die verschreiben, oder warum die „sparsamen“ Krankenkassen die Kosten übernehmen, wenn sie doch bei den (echten) Pharmaka sparen… Gegen diese geballte Macht scheinbar zustimmender Kompetenz (IMO wohl eher Inkompetenz) an zu argumentieren, fällt schwer.

        Nun gibt es in Traunstein sogar den Versuch einen Bachelor of Science Studiengang Homöopathie zu etablieren! Da rollen sich mir als Physiker (alter Schule) die Zehennägel auf! In NRW ist die grüne Gesundheitsministerin Barbara Steffens eine erklärte Verfechterin dieses Voodoos. Etc.

        Es wird immer schlimmer, da auch nach meiner Beobachtung in der Bevölkerung das wissenschaftliche Illiteratentum rapide um sich greift. Daher reagiere ich empfindlich, wenn jemand wie Du, der wohl eigentlich auch auf meiner Seite steht, „ground gibt“ (oder zu geben scheint). Und dann ist da auch noch der nagende Zweifel, ob nicht am Ende es einfach das pekuniäre Teufelchen ist, der die IMO notwendige Konsequenz behindert…

        Trotzdem, nichts für ungut!

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  3. Einer meiner “pet peeves” ist das allgemeine Unverständnis darüber, was der “Placeboeffekt” eigentlich ist. Die Meinung scheint zu sein, dass der Placeboeffekt dadurch entsteht, dass man eine wirkstofffreie Tablette schluckt oder mit einem verständnisvollen Arzt redet… Das hat sicher auch einen gewissen Einfluss, aber wohl wichtiger ist einfach der statistische Effekt davon, dass die Leute anfangs krank sind und statistisch nicht kränker, sonden gesünder werden im Laufe welcher Behandlung oder Nicht-Behandlung auch immer (regression to the mean). Der Placeboeffekt in klinischen Studien ist denn auch nicht ein Effekt, der dem Placebomedikament zugeschrieben wird, sondern einfach die Nulllinie, gegen die die Effizienz zu vergleichen ist.

    Natürlich wird insbesondere in neuerer Zeit auch der Effekt der Placebos selber untersucht, und das Thema ist an sich spannend.

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    1. Sehr spannend, vor allem, wenn man bedenkt was Placebo alles „kann“ … und was das über uns selber aussagt.
      Im übrigen können Placebo durchaus auch Wirkstoffe enthalten, ich behaupte mal, dass hier das öfters der Fall ist als die wirklich Wirkstoffreie Variante.

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    2. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in Tests, in denen es eine Medikamentengruppe, eine Placebogruppe und eine „unbehandelte“ Gruppe gibt, es den Leuten in der Placebogruppe in der Regel besser geht.als den „Unbehandelten“.

      Also ja, „wird von alleine besser“ ist auch ein Faktor, aber nicht das gleiche wie der Placeboeffekt.

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  4. Was die Medizin braucht ist einfach mehr Menschlichkeit.

    Es ist doch klar, dass die Leute zu Heilpraktikern oder Esoterikern (ohne das jetzt abwerten zu wollen) gehen. Da fühlen die Patienten sich einfach gut aufgehoben: Die Heilpraktiker nehmen sich Zeit für einen, hörem einem zu, geben einem einfach ein Gefühl der Geborgenheit – meistens doch auch noch in einem mehr oder weniger privaten – d.h. wohnlichem – Umfeld.

    Und dann geht mal in eine sterile Klinik, in der es nach Isoprop stinkt, die Leute wahnsinnig gestresst sind und die Ärzte sich für was besseres halten, kaum 2 Minuten mit ihren Patienten verbringen und nur Anweisungen von oben nach unten gegeben werden (am Patienten vorbei). Ist natürlich ein extremes Beispiel und nicht alle Krankenhäuser und Ärzte sind so – ich kenne genügend Gegenbeispiele, aber einfach um das hier mal zu verdeutlichen.

    Und da braucht es einfach mehr Menschlickeit. Mediziner sollten auch Sozialkompetenz lernen (und zwar 1:1 zur handwerklichen Kompetenz) – und zwar von Anfang an. Sozialkompetenz sollte schon bei Auswahlgesprächen ne Rolle spielen – statt irgendwelchen blöden Abitur/Maturaschnitten. Solche Bemühungen werden aber schon ewig von der Ärztelobby blockiert (ist das in der Schweiz auch so?). Wenn ich sehe, dass die Erstsemestler-Mediziner bei uns (wir bilden die hier in Chemie aus) sich vereinzelt(!!!) schon für irgendwie „höhergestellt“ halten (und sich dann halt auch entsprechend VERhalten) als der blöde, promovierte Chemiker, der sie betreut, dann wird mir schon echt übel. Solche Leute müssen rigoros aussortiert werden. *find*

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    1. Das mit der „es braucht mehr Menschlichkeit in der Medizin“ kann ich voll unterschreiben. Leider geht der Trend stark nur in Richtung „mehr Effizienz“ – und das bedeutet weniger Zeit. Da bleibt das häufig auf der Strecke.

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  5. Ich fände es schade, wenn es alternative Medizin nicht mehr in der Apotheke gäbe, wo sie wenigstens gewissen Mh… hygienischen und qualitativen Ansprüchen genügen müssen und damit sehr sicher sind. Damit meine ich jetzt nicht vom Wirkstoff her. Gerade weil viele Alternative Heilsversprecher für Geld alles erzählen und verkaufen würden, ist es wichtig, dass wenigstens die Produktsicherheit durch die Apotheke gesichert wird. Ich fände es zumindest recht gefährlich, wenn „Schamane Goldlicht“ ohne jegliche Kontrolle irgendwelches Zeug irgendwie lagern und verkaufen dürfte, das zwar für die Schulmedizin keinen Wirkstoff hat, aber ansonsten trotzdem aus den gleichen Sachen besteht und damit ja schlecht werden kann.

    Je schlimmer krank, desto teurer natürlich…

    Und gilt nicht mehr, dass derjenige Recht hat, der heilt? Und viele Krankheiten der modernen Zeit lassen sich halt mit zuhören und “ ich schreib ihnen mal was auf, weil ich mich kümmer“ heilen. Ist doch in Ordnung. Auf der einen Seite wird geklagt, dass es nicht förderlich ist, wenn die Leute zehn verschiedene schulmedizinische Sachen einwerfen, auf der anderen ist es dann aber schädlich, wenn die Leute gegen ihre psychosomatischen Beschwerden psychosomatisch behandelt werden? Versteh ich nicht.

    Katürlich immer unter dem Aspekt, dass „wirkliche“ Krankheiten dann nicht weggeredet werden. Aber das ist ein Punkt, der sich nicht daran entscheidet, ob die Apotheke Globuli verkauft. Dadurch besteht wenigstens noch die Chance die Leute im „Ernstfall“ darauf hinzuweisen. Ob sie drauf hören ist ihre eigene Sache und es ist ihr gutes Recht sich nicht schulmedizinisch behandeln zu lassen. Wir leben ja zum Glück in einem freien Land.

    Nur als Beispiel: mein Opa nimmt Schlaftabletten, weil er mit über achtzig nicht länger als fünf Stunden schläft in der Nacht. Von seinem Schularzt hat er wegen genug Gejammer irgendwann welche verschrieben gekriegt, die er irgendwann wirklich brauchte und in immer höherer Dosis. Dann waren wir mit ihm bei einer „Wunderheilerin“, die ihm irgendwas verworrener erzählt hat von irgendwelchen Chakren und dass seine Nackenschmerzen, die definitiv eine Verspannung war, weiler sich so feste ins Kissen gedrückt hat, wenn er nicht schlafen konnte, damit er wieder einschläft, dass die halt von den Tabletten kamen und hat ihm andere aufgeschrieben. Homöopathisch. Seitdem schläft er keine Sekunde länger, ist aber viel entspannter. Er hat ja was gegen seine Verspannung gekriegt und weil die Tante das weggekriegt hat, muss sie im Gegensatz zum Arzt auch Recht haben , dass ihm fünf Stunden mittlerweile reichen. Ich für meinen Teil finde das sehr positiv, dass die dafür gesorgt hat, dass Opa jetzt geschmacksneutrale Tictacs nimmt, statt Schlafmitteln, die ihn abhängig gemacht haben und ihm bei seinem Problem aber gar nicht geholfen haben. Und lieber Tabletten ohne Wirkstoff aus der Apotheke, als irgendein Tee oder so, der unter zweifelhaften Bedingungen seit Jahren bei der Tante im Schrank rumschimmelt…

    Also, kurz gesagt, ich bin dafür, dass aus Produktsicherheits- und Kontrollgründen Globuli und Co weiter über die Apotheke laufen. Und es soll bitteschön gerne die Kasse bezahlen, die haben ja immer ein Auge auf den Finanzen, was sonst ja eher schlecht ist. Verhindert aber, dass ne Flasche Zuckerkugeln für mehrere tausend Euro verhökert wird, wenn der Patient nur verzweifelt genug ist. Wenn die Leute Hokuspokus wollen, dann gib ihnen Hokuspokus, wenn sie dann glücklich sind.

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    1. Dieser Argumentation kann ich mich nicht anschließen. Wie bereits weiter oben geschrieben wurde, werden Globuli durch das Angebot in der Apotheke und die Bezahlung der Krankenkassen geadelt. Dabei sorgt schon allein ein Blick auf die verwendeten „Ursubstanzen“, dass man sich wie in einer Alchemistenstube aus dem Mittelalter (Hundekot? Schwermetalle? lebendig zerriebene Biene?) vorkommt.

      Bezüglich des Satzes „Wer heilt, hat Recht“: Dies impliziert, dass der Homöopath mit seinen Globuli geheilt hätte. Genau das ist aber nicht der Fall. Der Körper hat erstaunliche Selbstheilungskräfte, dazu kommen veränderte Lebensumstände usw., die alle Einfluss auf das Krankheitsbild nehmen können. Nicht umsonst sind doppelt randomisierte Blindstudien mit einer hohen Teilnehmerzahl notwendig, um diese Seiteneffekte zu minimieren. Dazu kommt noch, dass auch die Medizin (ich mag das Wort Schulmedizin nicht, es gibt nur eine Medizin) Plazebos verabreichen kann. Dazu braucht es aber keine Homöopathie mit einem kruden Glaubenswerk, das Naturgesetzen widerspricht.

      Zu dem Punkt mit den ernsthaften Krankheiten, die nicht weggeredet werden sollen, möchte ich gerne auf http://whatstheharm.net/ verweisen. Denn leider ist es eben nicht so, dass sich alle der Grenzen der Homöopathie bewusst sind und/oder versuchen, zum Wohl des Patienten zu handeln.

      Ich freue mich natürlich, dass es Deinem Opa besser geht, ich frage mich aber, ob ihm mit einem vernünftigem, ausführlichen Gespräch beim Arzt nicht mehr geholfen wäre (ja, ich weiss, sowas wird derzeit nicht von den Krankenkassen bezahlt). Schöner wäre es doch, wenn er gar nichts mehr nehmen würde, oder nicht?

      Mich gruselt stets, wenn Menschen ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, indem sie irgendwelchem alternativmedizinischen Nonsens anwenden, entweder weil sie sich damit nicht auseinander gesetzt haben, oder tatsächlich an Chakren, Meridiane, Schwingungen o.ä. glauben.

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      1. Klar hätte ein ausführliches Arztgespräch das gleiche gebracht. Aber du sagst ja selber, dass die nicht bezahlt werden. Heilpraktiker dank Zusatzversicherung schon. Dann gehen die Leute halt da hin zum quatschen. Und er will unbedingt was schlucken, weil alte Menschen zwar weniger Schlaf brauchen, aber er ja noch nicht alt ist… Für uns ist das so die beste Variante gewesen.

        Und auch wenn die Apotheke irgendwelche Globuli adeln sollte, sichert der Verkauf eben auch die Produktsicherheit. MIR ist das mehr wert, als das nur zu verteufeln.

        Wir haben in der Familie übrigens auch das Gegenteil. Ohne chemischen Wirkstoff wirkt das sowieso alles nicht und da man privat versichert ist, verschreibt der Arzt auch immer irgendwas. Wenn ein Thymiantee auch helfen würde, werden lieber drei verschiedene Tabletten eingeworfen. Die Oma von der anderen Seite ist so. Die verrät auch ihren verschiedenen Ärzten nicht, dass sie beim Kollegen war, löst die Rezepte in unterschiedlichen Apotheken ein und lässt sich auch von zwei Nephrologen unterschiedliche Mittel aufschreiben, damit sie mehr nehmen kann. Die nimmt im Normalzustand jeden Tag 25 Tabletten. Bei Erkältung kommen wie gesagt noch drei dazu. Sie sucht auch seit Jahrzehnten ihren Krebs. Wenn die Ärzte den nicht finden, dann haben die den nämlich eigentlich doch gefunden und wollen sie nur schonen durch verschweigen. Abgesehen von ihrem Psychoknacks hat die aber eigentlich nix, nur Alter. Das finde ich kein Stück ungefährlicher als Globuli mit Hundekacke, die ja aber eh bis unter die Nachweisbarkeitsgrenze potenziert wurde.

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        1. Ehrlich gesagt tue ich mich schwer, die Behandlung Deines Opas durch die Wunderheilerin als Erfolg zu werten. Positiv ist natürlich, dass er nun nur noch ein wirkungsfreies Mittel nimmt, das seinen Körper nicht belastet, negativ empfinde ich jedoch, dass nun die Wunderheilerin in seinen Augen recht gehabt haben soll und er in seiner Auffassung bestätigt wurde, etwas einnehmen zu müssen. Mir wäre eine vernünftige Aufklärung des Patienten durch den Arzt lieber. So besteht die Gefahr, dass bei zukünftigen Problemen wieder die Wunderheilerin aufgesucht wird.

          Mir ist klar, dass in der Medizin vieles schief läuft, ich weigere mich allerdings, daraus eine Daseinsberechtigung für „Alternativmedizin“ abzuleiten. Vielmehr würde ich eine Verbesserung im Rahmen der medizinischen Betreuung begrüßen (und ja, das betrifft auch den von Dir geschilderten Fall des Medikamentenmißbrauchs durch Deine Oma).

          Entsprechend kann ich mich auch nicht mit Dir auf eine Produktsicherheit durch den Verkauf von Globuli in der Apotheke einigen, weil das schlicht meiner Überzeugung zuwider läuft, dass homöopathische Mittel weder notwendig sind, noch eine Existenzberechtigung haben.

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          1. Und du glaubst, dass die Leute, die Homöopathika nehmen WOLLEN, das nicht mehr tun, wenn die nicht mehr in der Apotheke verkauft werden?

            Ich bin dagegen, dass Menschen Heroin nehmen. Also stellt doch bitte die Methadonprogramme ein. Sollen sich die Hardcorefans das doch gepanscht hinterm Bahnhof kaufen, wenn sie meinen das zu brauchen. Das wäre die gleiche Argumentation und das finde ich gefährlich. Wenn die Leute ihr Zeug sowieso kaufen, dann doch lieber in kontrollierter Qualität. Egal ob jetzt mit „Heroinersatz“ oder mit ohne Wirkstoff. Ich muss es ja nicht kaufen.

            Ein Veganer wird im Supermarkt auch nicht gezwungen Fleisch zu kaufen. Die meisten haben aber kein Problem damit wenn trotzdem welches verkauft wird. Oder andersrum die Fleischesser mit der Tofu-Pekingente. Man muss es ja ni ht kaufen, wenn man es nicht will und fertig

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          2. Zum einen glaube ich, dass die Menschen weniger Grund haben, zum Homöopathen zu gehen, wenn Ärzte wieder mehr Zeit für ihre Patienten haben. Zum zweiten bin ich der Überzeugung, dass viele Menschen weniger Vertrauen in homöopathische Produkte hätten, wenn diese nicht wie bereits beschrieben durch Apotheken und Krankenkassen geadelt würden.

            Dass es dennoch Leute gibt, die sich auch dann noch das Zeug geben würden, geschenkt, die wird es vermutlich immer geben und um die geht es mir ehrlich gesagt auch nicht (zumal ich nicht weiss, wie ich diese Menschen erreichen könnte). Aber ich möchte verhindern, dass sich eine Randgruppenerscheinung plötzlich in der Gesellschaft fest setzt und mit ihren Vorstellungen massiv eine Menge Menschen gefährdet.

            Dein Vergleich mit Methadon hinkt leider ganz gewaltig, das eine sind Zuckerkügelchen _ohne_ Wirkung, das andere hat definitiv Wirkung. Zudem sind Menschen, die Globuli nehmen, normalerweise nicht süchtig nach diesen Präparaten. Das kann man nicht in einen Topf werfen.

            Was die Qualität angeht, nochmal der Hinweis: Globuli sind Zuckerkügelchen _ohne_ Wirkstoff. Ich kann im Supermarkt ganze Packungen Zucker mit kontrollierter Qualität kaufen. Warum sollten die das bei Zuckerkügelchen nicht hinkriegen? An dieser Stelle sei auch auf die 10:23 Aktionen verwiesen:
            http://www.gwup.org/infos/themen-nach-gebiet77-komplementaer-und-alternativmedizin-cam/1025-nichts-drin-nichts-dran
            http://scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2013/04/11/wiener-skeptiker-nehmen-offentliche-massen-uberdosis-globuli/

            Bezüglich des Beispiels mit dem Fleisch: Sicher wird kein Veganer gezwungen, Fleisch zu kaufen. Wenn die Fleischtheke aber dem Fleischesser ein Tofuschnitzel als echtes Fleisch andreht (oder dem Veganer echtes Fleisch als Tofu), dann ist das Betrug und ein Skandal. Selbes mit den Globuli: Hier wird eine Wirksamkeit vorgetäuscht, die nicht gegeben ist. Und damit hat der Verbraucher/Kunde/Patient eben nicht mehr das bekommen, was er eigentlich wollte.

            Vielleicht noch abschließend: Ich habe den Eindruck, dass Du aus der Annahme einer Wirksamkeit von homöopathischen Mitteln heraus argumentierst. Davon ausgehend kann ich Deine Argumentation durchaus nachvollziehen. Mein Standpunkt ist jedoch ein anderer, da ich von einer fehlenden Wirkung überzeugt bin. Das reduziert Globuli dann allerdings auf ein ziemlich teures Süßungsmittel.

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    2. Dass der Opa nur noch 5 Stunden schläft – gerade wollte ich sagen, dass man im Alter weniger Schlaf braucht. Es geht dann hauptsächlich darum, wie fit er sonst am Tag ist. Wenn das reicht, dann „muss“ er ganz sicher nicht Schlaftabletten nehmen. Aber häufig ist das eine Sache der eigenen Einstellung dem gegenüber. Wenn die“Wunderheilerin“ da eine Änderung angebracht hat: Chapeau. Erfolg.

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      1. Mein letzter Stand ist, dass die „senile Bettflucht“ gar nicht unbedingt durch ein geringeres Schlafbedürfnis, sondern eher durch Umverteilung zustande kommt. Man schläft zwar nachts weniger, dafür aber am Tag häufiger.

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    3. Also als Jemand der 10 Jahre seines Lebens studiert und sich fortgebildet hat um heilend in der Psychosomatik tätig zu sein (als Psychotherapeut…) möchte ich mich doch deutlich davon distanzieren, dass die „Pseudo-Kollegen“ als psychosomatisch behandelnd bezeichnet werden.
      Im Gegensatz zu „Schamane Goldlocke“ kann ich nämlich auf regalmeterweise Literatur an Wirksamkeitsnachweisen nach wissenschaftlichen Standards verweisen.

      Ansonsten kann ich mich weitgehend Jack anschließen.
      Wer die Drittelregel die in der Medizin ja erst seit Hippocrates bekannt ist nicht versteht und daraus eine „Heilung durch Globuli“ bastelt sollte doch bitte jegliches medizinnahes Qualifikationszeugnis zurückgeben.

      Und zum Schlaf: Da hätte es wohl eine entsprechende Informationsvermittlung durch einen kompetent auftretenden Kollegen (vulgo: Psychoedukation) auch getan. Um mal meinen Ex-Chef zu zitieren: Jede Minute Schlaf über 4h ist Luxus.

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      1. Auch wenn dein Chef es mit Napoleon hält, finde ich es seltsam, dass du da so an den Ergebnissen der Schlafärzte zweifelst, dich selber aber beschwerst, wenn es um deinen Beruf geht.

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        1. Hm? Das kam wohl etwas falsch rüber: mein Ex Chef war schon auch Therapeut und ich würde mich der Aussage so anschließen.
          Viele, gerade ältere Menschen haben eine ziemlich unrealistische Vorstellung über ihren Bedarf an Schlaf. Die 4h stammen aus der Schlafentzugsforschung aus den 60ern und die zweifele ich auch nicht an.
          Ja mir ist klar das zwischen Lebensnotwendig und Angenehm durchaus noch Luft ist…

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  6. Ich selbst bin ja für das Evidenz-basierte, kenne aber viele Leute, die zu Homöopathen gehen und rede keinem von ihnen seine Kügelchen aus. Jedem das Seine.

    Irgendwann fiel mir aber auf, dass diese Toleranz auf der anderen Seite manchmal fehlt. Nicht bei Freunden, aber bei Leuten im weiteren Umfeld. Dass ich bei manchen Leuten meine Haltung nicht äußern kann, ohne negative Konsequenzen. So richtig aufgeregt hat es mich letztens, als sogar eine Apothekerin komisch reagierte, nachdem ich das homöopathische Mittel abgelehnt hatte, das sie mir empfohlen hat. Das fand ich dann doch ein starkes Stück. Das war so:

    Ich wollte Augentropfen mit Augentrost für meinen Sohn, weil er gereizte Augen hatte. Sie legt mir welche hin.

    Ich: Das sind homöopathische. Ich wollte normale. Mit Wirkstoff.
    Sie (ziemlich angefasst): Aber die sind gut. Helfen bei meinem Kind immer. Außerdem sind die in Einzeldosen verpackt, was doch viel besser ist.
    Ich: Ich möchte aber keine homöopathischen. Haben sie nichts Anderes da?

    Sie funkelte mich böse an, zog die Augenbrauen hoch, rümpfte die Nase, stöckelte beleidigt zu ihren Schubladen und knallte mir was Anderes auf den Tresen.

    Dieses Verhalten ist nicht Ordnung, finde ich. Es läuft doch gewaltig was schief, wenn ich mich dafür rechtfertigen muss, wenn ich NICHT zu Homöopathika greife. Aber so war es. In der Apotheke! Das gibt’s also auch!

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      1. Hast recht, gibt’s bisher keine ordentlichen Studien zu. Und traditionell wird’s in der anthroposophischen Medizin angewendet. War also kein gutes Beispiel um mich als Anhängerin der reinen Lehre evidenzbasierter Medizin zu präsentieren, oder?… ;-) Aber zumindest könnte bei einem Kräuterextrakt ein Wirkstoff drin sein. Und da es bei den Heilkräutern generell kaum Studien gibt, bin ich da mal milde. Kann aber natürlich sein, dass man sich auch einfach eine physiologische Kochsalzlösung ins Auge träufeln kann und das genauso hilft. Hinter meiner Erfahrung, dass das Zeug hilft, steckt vielleicht eher ein Effekt aus Spülwirkung + Placebo. Aber wer weiß. Müsste halt mal einer ordentlich untersuchen.

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