In Griechenland möchte ich jetzt nicht Patient sein

Früher hörten wir noch gelegentlich von Ferien-Rückkehren, die stolz davon berichtet haben, wie sie ihre Medikamente in Apotheken in Ausland viel günstiger bekommen haben – Schnäppchen halt, verglichen mit den Preisen hier.

Heute hört man davon weniger, ein Grund mag auch sein, was da in den Ländern, wo man gerne hinging und es günstig war so abgeht.

Griechenland zum Beispiel.

Die Apotheken haben dort schon eine Zeitlang zu kämpfen – hauptsächlich deshalb, weil die Krankenkassen und Versicherungen nicht bezahlt haben. Da sind noch Millionen an Rechnungen offen. Deshalb haben die meisten Apotheken inzwischen gezwungenermassen (wenn sie nicht ganz zumachen wollten) damit angefangen Medikamente nur noch gegen direkte Bezahlung abzugeben – egal ob die Person versichert ist, oder nicht. Denn ohne Geld können auch sie keine Löhne oder Mieten zahlen – und auch keine neue Medikamente einkaufen.

Nun aber hat man zunehmend das Problem, dass eine Menge Medikamente einfach nicht mehr erhältlich sind.

Etwa 300 Medikamente sind betroffen, inklusive Krebsmedikamente. Medikamente gegen Arthritis, Hepatitis C, Bluthochdruck, Cholesterin, Antipsychotika, Antibiotika, Anästhetika etc.

Patienten laufen von Apotheke zu Apotheke auf der Suche nach den benötigten Medikamenten.

Und weshalb der Mangel?

Einerseits haben viele Spitäler offene Rechnungen bei den Pharmafirmen (auch hier geht es um Millionen bis Milliarden) – und da die Pharmafirmen nicht immer Medikamente für lau liefern können hiess es irgendwann auch da: gar keine Lieferung bevor die bisherigen Schulden nicht bezahlt sind.

Und dann geht das Gerücht, dass einige Pharmafirmen deshalb nicht mehr liefern, weil ihre Medikamente gar nicht im Handel landen, sondern – weil sie in Griechenland so viel günstiger sind – vorher von Medikamentengrosshändlern und eventuell sogar geschäftstüchtigen Apothekern abgezweigt, gewinnbringend in andere Ländern (wo sie teurer sind) reimportiert und dann dort verkauft werden.

Günstige Medikamente sind was schönes, nicht? Aber überhaupt Medikamente zu haben ist noch viel schöner. Das merken jetzt leider auch die Griechen.

Quelle

12 Kommentare zu „In Griechenland möchte ich jetzt nicht Patient sein

  1. Und darum ist es wichtig, dass Indien weiterhin extrem günstige Generika herstellen darf. Zu wichtigen Medikamenten sollte eben jeder Zugang haben. Eine gewisse Quersubvention durch vermögende Länder ist von daher nötig – und ethisch.

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    1. Ja, aber hier sehen wir auch das Problem der Quersubvention: die so günstig (gemachten) Medikamente landen gar nicht erst im Handel sondern werden in die Länder, wo sie teurer sind weiterverkauft …
      unethisch das

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    2. Ich habe etwas meine Zweifel, ob die Qualitätsanforderungen in Indien mit den Anforderungen in der Schweiz oder in Deutschland wirklich vergleichbar sind.
      Auf dem Papier mag das sogar der Fall sein, aber wie die Realität aussieht, weiß man nicht.

      im Bewusstsein, dass sehr viele Wirkstoffe sowieso in Indien synthetisiert werden, möchte ich selbst als Patient, falls ich denn mal einer sein sollte, die Gewissheit haben, dass für das finale Produkt ein europäischer, amerikanischer oder japanischer Hersteller in Form seiner „Qualified Person“ dafür gerade steht.

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        1. Zugegebenermassen sagt mir Ranbaxy jetzt nchts. Hab aber mal kurz gegoogelt und gefunden, dass die amerikanische FDA der Meinung ist, dass zwei Standorte dieser Firma nicht den Regeln des GMP (GoodManufacturingPractice; =Gute Herstellungspraxis; = Standard in der Pharmaindustrie) entsprechen würden und daher vor dieser Firma für den amerikanischen Markt warnt.

          Meintest Du das? Falls nein, schreib bitte mal… :-)

          Laut Wikipedia ist diese Firma in D unter dem Namen Basics vertreten. Ich erinnere mich, während meiner Apothekenzeit des Öfteren Medikamente von Basics abgegeben zu haben.

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          1. Sorry, späte Antwort. Ja, die Ranbaxy meine ich. So, die FDA kritisieren nur 2 Standorte? Das ist interessant, denn nach dem was letztes Jahr ans Licht gekommen ist, wurden in der Firma fast systematisch Qualitäts-kontrollen nicht durchgeführt, gefälscht, von anderen kopiert etc. in einem Ausmass, dass man heute kaum noch mit Sicherheit sagen kann, ob die dort fabrizierten Medikamente überhaupt eine Wirkung hatten – und was da wohl sonst noch alles drin war. Es wurde zwar Warnungen ausgesprochen und Zeitweise Produkte vom Handel ausgeschlossen, aber irgendwie habe ich das Gefühl für das was es war, wurde das erstaunlich unter den Tisch gehauen.
            Dass die Firma in Deutschland unter dem Namen Basics vertreten ist, bedeutet sicher, dass diese gepanschten Mittel auch im deutschen Markt gelandet sind. Mich würde auch interessieren, wieviele der hiesigen Firmen bei Ranbaxy einkaufen. Das ist leider nicht herauszubekommen.

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  2. Und eines der Haupt-Reimport-Länder ist…. *trommelwirbel*… Deutschland! Hier gibt es schließlich sogar eine gesetzlich festgelegte Reimportquote (pro gesetzlicher KrankenKasse), die dei Apotheke erfüllen muss, um nicht (finanziell) bestraft zu werden. („Bonus-Malus-Regelung“).

    Des weiteren ist die Abgabe eines „preiswerten“ Reimports, also wenn dieser im Preis (nach Abzug des Herstellerrabatts) 15% oder 15€ günstiger ist als das Original ist, in Deutschland gesetzlich verpflichtend (SGB V). Verstöße werden mittels Bonus-Malus-Regelung (Bonus wird NICHT gutgeschrieben, Malus wird direkt von Konto [oder vom angesammelten Bonus] abgezoogen) oder mittels Retax direkt vom Rechnungsbetrag der liefernden Apotheke abgezogen…

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    1. Macht mich um so froher ist Reimport bei uns (bis auf einzelne Ausnahmefälle) nicht erlaubt. … und so sind wir hier wenigstens nicht „Mit-Schuld“ an *der* Misere.

      grad nochmal gelesen: Bonus wird NICHT gutgeschrieben …? Waaa? – sollte mich zwar nicht wundern bei Euren Kranken Kassen.

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      1. Ja sicher doch profitiert da wer! Die Reimport-Firmen, die per Gesetz einen Mindestumsatz im Portfolio stehen haben. Was lieferbar ist, MUSS die Apotheke abgeben, sonst kann sie
        – entweder ihre Mindestquote nicht erfüllen
        – oder ( /und) wird retaxiert wegen des „Preisankers“, den der Arzt mit der Verschreibung des Reimports „verhängt“.

        Sucht mal „Kohl-Pharma“ im Zusammenhang mit „Politik“ oder „Politiker“ oder solchen Schlagworten. Und staunt ob der Pressemeldungen, die sich da finden werden.

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      2. „Apotheken steht der durch die [übererfüllte] Reimportquote erwirtschaftete Überschüss nicht zu.“ Pressemeldung vom 15.11.2012, weil ein Apotheker geklagt hatte, mit Schließung seines Ladens die angesammelten mehrere Tausend € „Bonus“ nicht von der KK ausgezahlt bekommen zu haben.
        Meldung hier: http://www.apotheke-adhoc.de/n…[]=reimport&sword_list[]=bonus&sword_list[]=gutschrift&no_cache=1

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  3. Also ich hätte da auch etwas Angst Medikamente im Ausland zu kaufen. Wegen Fälschungen, im besten Fall ohne Wirkung, im schlimmsten Fall mit unerwünschter Wirkung.

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