Was würdest Du tun ?

Es gibt manchmal so Situationen in der Apotheke, da weiss man nicht recht, was man machen soll. Die Situation ist moralisch und/oder rechtlich … zwiespältig.

Beispiel gefällig?

Hatte ich vor ein paar Wochen.

Eine Frau um die 40 kommt in die Apotheke. Sie will einen dieser Drogenscreening-Tests für Zuhause bestellen.

Sie erklärt, dass sie damit ihren Sohn testen will. Der benimmt sich seit längerem seltsam und widerspenstig und sie vermutet stark, dass er irgendwelche Drogen nimmt – was er abstreitet.

Gut, Drogentests haben wir sowieso nicht an Lager, auch nicht den 6-fach Test, den sie will, das muss ich besorgen … das gibt uns etwas Zeit, darüber nachzudenken.

Also mal abgesehen von der persönlichen Situation – das Vertrauensverhältnis in der Familie scheint ja schon ziemlich angeknackst zu sein – darf die Mutter ihren Sohn überhaupt testen?

Ich nehme jetzt mal an, er ist noch minderjährig, kann aber nicht sicher sein.

Ohne sein Wissen wird sie ihn nicht testen können – das ist ein Urintest.

Und falls sie nicht darf … wie sieht das denn bei mir hier aus – darf ich den überhaupt verkaufen, wenn ich weiss, was sie damit vorhat? Ich meine … ein Drogentest … auch wenn sie das jetzt nicht so ausdrücklich erwähnt hätte…

Und: machen ist das eine, Auswerten ist das andere.

Hmmm …

Gedanken?

Was würdet ihr machen?

Was der Frau empfehlen?

Erinnert mich auch an diesen Post von vor 2 Jahren.

16 Kommentare zu „Was würdest Du tun ?

  1. Ich finde, dass sie als Mutter bei einem minderjährigen Sohn dazu moralisch das Recht hat. Daher würde ich ihr den Test / die Tests verkaufen. Wie es rechtlich aussieht, weiß ich nicht. Schwierig wird es werden, dass sie logistisch nicht an das Blut / den Speichel für ihren Sohn kommen wird, ohne dass dieser das merkt. Um auf der rechtlich sicheren Seite zu sein, würde ich mir daher schriftlich quittieren lassen, dass der Test zur Eigenanwendung ist.

    Besser als das oben geschriebene dürfte aber sein, wenn man ihr die Adresse oder Telefonnummer der nächsten Drogenberatungsstelle heraussucht. Die Leute dort sind auf die Problematik spezialisiert und können ihr da als Mutter kompetenter helfen.

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    1. Der Test ist ein Urintest – aber auch da ist es nicht ganz so einfach an eine Probe zu kommen.
      Das mit der Drogenberatungsstelle halte ich für eine sehr gute Idee!

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  2. Ich würde ihn auch verkaufen mit Info´s zur nächsten Drogenberatungsstelle, grad wenn es fast unmöglich ist den Test heimlich durch zu führen beim Sohn.

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  3. So viele Leute, wie ich durch diesen Dreck schon kapuutgehen sehen habe: Test verkaufen und jede Hilfe/ Tips geben, die Du verfügbar hast. Rechtlich habe ich auch keine Ahnung, aber in so einem Fall würde ich sagen, der Zweck heiligt im Zweifelsfall die Mittel.

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    1. Hmmm … jaaa … aber … was, wenn die Verdächtigungen nicht stimmen? Und diese Tests sprechen zwar gut an … manchmal fast zu gut. Es gibt falsch positive Resultate. Und dann?
      (Vielleicht denke ich zu weit).

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  4. Ich hab mich das auch schon gefragt und dann beim pharmazeutischen Rechtsdienst nachgehakt. Die Person, die den Test ohne die Einwilligung des Betroffenen durchführt, würde sich strafbar machen (ich glaube es war ‚Verletzung der Privatsphäre‘, bin mir aber nicht mehr ganz sicher was genau). Rein theoretisch würdest Du also Beihilfe begehen, wenn du den Test im Wissen verkaufst, dass sie die Einwilligung niemals einholt (was Dir dann aber auch noch zuerst nachgewiesen werden müsste). Wir handhaben es so, dass wir die Kunden unterschreiben lassen, dass wir sie informiert haben, dass sie den Test nur mit Einverständnis des Getesten anwenden dürfen und andernfalls eine Straftat begehen. Wenn sie das nicht unterschreiben wollen, dann verkaufen wir den Test auch nicht (ist aber noch nie vorgekommen). Ähnliches gilt übrigens zb beim Verkauf von Spritzen und Nadeln (zb Flash). Da macht man sich durch den Verkauf auch nicht strafbar, auch wenn sich der Käufer eine illegale Substanz spritzt. Würde einem der Käufer einem sagen, er wolle damit jemanden umbringen, dann wäre der Verkauf wieder Beihilfe…

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    1. Oh, toll – eine wirklich fundierte Antwort! Ganz klar ist das mit der Einwilligung etwas, was ich bei der Abgabe dann sehr deutlich machen würde. Danke!

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  5. Als meine Eltern meine Schwester verdächtigt haben, Drogen zu nehmen, hat die von sich aus einen Drogentest angeboten. Das Gras hat sie zugegeben, alles weitere abgestritten – entsprechend fiel auch der Drogentest aus. Das hat bei uns etwas an Vertrauen wieder hergestellt, da sie nie abgestritten hat, ab und zu zu kiffen. Plus, manche Mütter sind total paranoid, was seltsames Verhalten und Drogenangeht. Man könnte meinen, sie wären selbst nie in der Pubertät gewesen. So ein Test ist daher auch eine gute Möglichkeit, sich zu „rehabilitieren“.

    Ich würde ihr auch den Test verkaufen. Allerdings würde ich sie darauf hinweisen, dass das heimliche Testen illegal ist. Und ganz gut ist auch die von anderen Kommentatorenschon erwähnte Drogenberatungsstelle. Oder die Familienberatung. Hausarzt. Hauptsache, jemand, der drauskommt und gut vermitteln kann.

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    1. Das mit dem Vertrauensverhältnis finde ich enorm wichtig. Und dass manche Eltern paranoid reagieren können ist auch klar. (Ich hoffe, ich gehöre nicht dazu).

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  6. da sie den test nicht heimlich machen kann, wird sie ihren sohn eher durch autorität „zwingen“. wenn er nicht will, wird er sowieso nicht ins becherchen machen.

    ich finde es erstmal gut, dass sie sich um ihren sohn kümmert.

    ich würde ihr sagen, dass sie trotz allem zur drogenberatungsstelle gehen soll und, sollte der test positiv ausfallen, soll sie mit ihrem kind zum arzt um das ergebnis zu bestätigen, da es manchmal falsch positive ergebnisse gibt.

    wenn ihr kind es ihr nicht sagt, wie soll sie es dann rausbekommen. soll sie warten, bis er schlimmere sachen nimmt/total abhängig ist/ auf die schiefe bahn gerät….? das ganze gefährdet ja auch den rest der familie/andere menschen, wenn jemand drogenabhängig ist (z.B. „kind“ ist schon 18 und darf auto fahren, andere kinder im haus, in dem zimmer des konsumenten liegen drogen, geldbeträge der familie liegen „offen“ herum, hausdurchsungen durch die polizei, weil das kind beim dealen erwischt wurde etc.)

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  7. Drogentherapie wird grundsätzlich nur dann etwas, wenn der Sohn selbst mit im Boot ist, wenn die Mutter da jetzt doch massiv übergriffig wird (sorry, das ist meine Meinung zu so einem Verhalten) kommt dabei allerhöchstens ein riesiger Streit heraus, Ende vom Lied möglicherweise (wie so oft) Sohn weg, keinerlei Einfluss der Mutter mehr, Sohn endgültig im Millieu ohne jegliche Motivation, nochmal Kontakt zur Familie aufzunehmen. Gibts leider öfter. Gerne gestartet durch genau solche Aktionen, immer mit dem allrechtfertigenden „denkt doch an die (anderen) Kinder“ im Hintergrund.

    Motivationsaufbau bei wirklich Süchtigen geht druckfrei immer besser als mit „nu mach doch endlich“, gibts auch zahlreiche Studien dazu. Extrinsische Motivation ist nur sehr selten mit einer langfristigen Verhaltensänderung verbunden. Beispiel gefällig? Wieviele Frauen fangen direkt nach der Geburt wieder an zu Rauchen, selbst wenn Sie es geschaftt haben, die 9 Monate Schwangerschaft nikotinfrei zurechtzukommen? Extrinsische Motivation „schadet meinem Kind“ weg, jetz kann auf dem Balkon (wenns gut läuft) oder im Wohnzimmer (mäh…) wieder gequalmt werden.

    Ich würde daher eher erst mal zu einer Familienberatung raten, da scheint ja doch einiges zwischen den Beteiligten zu stehen, was man vielleicht mal mit Mediationshilfe klären sollte, bevor wir in die Intimsphäre des anderen eingreifen.

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  8. Ich würde der Frau empfehlen, zuerst mal eine Drogenberatung aufzusuchen.

    Und der Frau persönlich sagen, dass sie das Drogenproblem ihres Kindes – falls überhaupt eines besteht – sowieso nicht kurzfristig gelöst werden kann. Und der Drogentest ist ja so etwas. Wenn er positiv anschlägt, dann ist ja die Mutter unter Handlungszwang.

    Etwas muss sie mit ihrem Sohn jetzt tun. Bloss… was? Ausgangsverbot für die nächsten zwei Wochen? Und wenn er schwere Entzugssymptome hat? „Bleib schön zu Hause, der Entzug wird jetzt durchgezogen!“

    Man weiss nicht, was sie dann tun würde.

    Wenn sie überhaupt einen Drogentest kaufen will heisst das für mich, dass sie sowieso nicht über eine langfristige Strategie verfügt. Eine solche bestünde sie darin, dass sie das seltsame Verhalten ihres Sohnes kurzfristig akzeptiert und das Gespräch sucht. Und vor allem mit ihm arbeitet und sein Vertrauen gewinnt.

    Wenn sie zu einer gemeinsamen Lösung gekommen sind, kann der Sohn gut und gerne in regelmässige oder nicht angekündigte Urintests einwilligen, um unter Beweis zu stellen, dass er keine Drogen nimmt.

    Aber andere Lösungen sehe ich auch nicht. Sie machen nur die Familie kaputt.

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  9. Mal so als Info: Zwei Stücke Mohnkuchen, und der Opiattest schlägt an… :-) Auch der (Schweiss-)Wischtest der Polizei kann schon mal Mohnkuchen als Morphin-Missbrauch interpretieren. Da sollte man sofort auf einen Bluttest bestehen, wenn die uniformierten Preisrichter einem so etwas unterstellen…
    Edit: Schnelle Korrektur – es ist natürlich ein SchWeiss-Wischtest… tz tz tz

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  10. Ohne Beratung sollte so ein Test nicht durchgeführt werden, finde ich. An diesem Punkt ist meiner Meinung nach schon dringend Hilfe erforderlich, da etwas in der Familie nicht stimmt. Entweder ist es der Sohn, der ein Drogenproblem hat, oder die Eltern, die ein Vertrauensproblem und Paranoia haben…

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  11. Als ich vor einigen Jahren in den Ordnern meiner Eltern nach meinen medizinischen Unterlagen gesucht habe, habe ich durch Zufall herausgefunden, dass diese bei einer Standard-Jugenduntersuchung bei unserer Hausärztin heimlich ein Drogenscreening mit angefordert haben. Ich sollte dort Urin abgeben, wurde aber nicht darüber aufgeklärt, wofür und habe mir (ich schätze, das war mit 14, 15 Jahren) nichts weiter dabei gedacht.
    Den (natürlich negativ ausgefallenen) Befund hatten meine Eltern noch abgeheftet zwischen meinen Unterlagen, sie hatten das wohl schon vergessen.
    Obwohl das jetzt schon Jahre zurückliegt, muss ich sagen: mich hat das damals unglaublich verletzt, ich habe es zwar „vergeben“, jedoch nie vergessen. Sowas macht einfach etwas mit einem. Nachhaltig…

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  12. Oha. Das hört sich nicht gut an- der Kontrollwunsch der Mutter ist zwar verständlich, aber vermutlich kontraproduktiv. Hat der Knabe ein Drogenproblem, weiß sie es dann. Und was will sie damit anfangen? Ihm unter die Nase reiben? Genauso heimlich agieren wie er das tut?

    Hat er keins, sondern hat er nur Pubertät, macht sie wahrscheinlich alles Vertrauen kaputt, und muss dann damit leben, dass ihr Sohn seine Konsequenzen zieht. Und die können, je nach Alter, durchaus krass ausfallen.

    Das mit der Drogenberatungsstelle ist die beste Idee, die man in so einem Dilemma haben kann. Vielleicht ist es ihr ja peinlich, so „an die Öffentlichkeit“ zu gehen- das würde den heimlichen Kontrollversuch erklären. Ich weiß bloß nicht, ob eine Apothekerin da die geeignete Person ist, um ihr eine Beratungsstelle nahe zu legen und zu begründen, warum das sinnvoll ist. Sie könnte ja auch einfach in die nächste Apotheke gehen, wer weiß, ob die auch Skrupel haben.

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