Sie wollte das so.

Kommen Sie am Samstag mittag in unsere Apotheke – wahrscheinlich nur aus dem Grund, weil wir im Umkreis einige der wenigen sind, die noch offen haben – denn vorher waren Sie noch nie bei uns.

Bringen Sie ein 3 Tage altes Rezept mit für ein Antibiotikum, ausgestellt vom Notfall im Spital.

Sagen Sie bei der Abgabe rein gar nichts, drücken Sie es mir einfach in die Hand – zumindest gleich zusammen mit der Krankenkassenkarte (man muss auch für kleine Sachen dankbar sein).

Lassen Sie mich das Rezept ganz ausführen, kontrollieren, das Antibiotikum anschreiben, es zu Ihnen bringen, wo Sie nur einen Blick darauf werfen und sagen: „Sind das Tabletten?! Ich kann keine Tabletten schlucken!

Das stellt mich im Nullkommanix vor mehrere Probleme:

Von dem Antibiotikum gibt es keine Form, die flüssig ist – oder flüssig gemacht werden kann. Auch bei den (wenigen) Generika dafür nicht. Nada. Nix.

Ich kann das nicht einfach durch ein anderes Antibiotikum ersetzen – und der Arzt wird auch Mühe haben, da etwas gleichwertiges zu finden, das weiss ich jetzt schon.

Und der Arzt sitzt im Spital … wer hier mitliest weiss vielleicht, wie gerne ich ins Spital telefoniere. Wenn nicht: das ist furchtbar. Bis man da denjenigen am Apparat hat, der einem etwas sagen kann … und am Samstag …

Auf die Frage, ob man das auf Montag abklären kann (immerhin hat es schon ein paar Tage gedauert, bis sie das Rezept einlösen kommt, da könnte es auch nicht so dringend sein) sagen Sie: „Nein, ich brauche das jetzt gleich.“

Natürlich.

Der Arzt, den Sie im Spital hatten, arbeitet heute nicht mehr dort.

Sein Ersatz ist im Moment gerade am operieren.

Dessen Ersatz meint schliesslich (obwohl sie in der Packungsbeilage davon abraten), die Frau soll die Tabletten halt zermörsern, suspendieren und halt so nehmen.

Brrrr. Ich kann mir vorstellen, wie das schmeckt. Deshalb haben sie die Tabletten nämlich mit einem Überzug versehen. Aber: wenn das die einzige Lösung ist vor dem Wochenende …

… sie wollte das so.

11 Kommentare zu „Sie wollte das so.

  1. Hm, dass das Rezept 3 Tage alt und dennoch (dann) dringend ist, finde ich jetzt nicht sooo ungewöhnlich – ich habe schon öfter erlebt, dass ich bei einem Infekt vorsorglich ein Rezept für ein AB oder Hustenblocker bekam mit der Ansage „wenn es in 2 oder 3 Tagen nicht besser ist, können Sie es sich holen“, sodass ich nicht nochmal extra in die Praxis musste (wobei ich natürlich jederzeit hätte kommen dürfen, wenn ich es gewollt hätte). Fand ich eigentlich sehr nett. Und wenn ich dann irgendwann entschieden habe, es zu nehmen, wollte ich natürlich nicht mehr ein paar Tage warten. Aber ich hab zum Glück kein Problem mit Tabletten *g*.

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    1. Das würde ich ja noch verstehen – nur war das nicht ein Antibiotikum als „Reserve“ – und auch wenn … das mit dem Tabletten hätte sie zuallererst mal dem Arzt sagen können, der das Rezept ausgestellt hat. Meistens verschreiben Ärzte nämlich Tabletten. Es ist eher selten etwas anderes.

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  2. Same Procedure than every year, James!

    Ich antworte dann mal mit einer Story, die sich im Samstagsnotdienst um 23.00Uhr ereignete:

    Mutter steht mit Rezepten für knapp 2 jährigen Sohn aus der Kinderklinik/Notfallambulanz vor der Tür, Rezepte vom selbem Tag.

    Rezept 1:

    – Salbutamol Lösung für Vernebler 10ml (zum Erweitern der Bronchien, wenn man keine/schlecht Luft bekommt)

    – Isotonische Kochsalzlösung 10x10ml (Trägerlösung, wo das Salbutamol reingegeben wird, um es anschliessend mit einem elektrischen Vernebler, wie Pari Boy zu vernebeln)

    – Cetirizin Saft 100ml (Mittel gegen allergische Reaktionen)

    Rezept 2:

    – Prednison 50mg 10 Tabletten (Ein Kortison, hochdosiert, gegen allergische Reaktionen)

    Der Kleine, der nicht dabei ist, scheint allergisches Asthma zu haben, was sich nachher im Gespräch auch bestätigt.

    Problem: In öffentlichen Apotheken wird vermehrt Prednisolon aufgeschrieben, so das wir das in vielen Stärken auch da haben, aber wenig Prednison, so das man da meist nur 1 Packung da hat, welche natürlich auch die falsche Stärke hatte.

    Prednison und Prednisolon werden, vereinfach gesagt, aber im Körper ineinander umgewandelt und haben zudem auch noch das selbe „PrednisolonÄquivalent“ (Welches besagt, wie wirksam ein Kortison zu einem anderen ist.)
    Bevor ich das aber tausche, wollte ich mich gerne beim Arzt rückvergewissern, das das für Ihn auch Ok ist.
    Also tat ich das, was Pharmama genauso doll liebt wie ich.
    Ich rief im Krankenhaus an und versuchte den Doktor aus der Notfallambulanz an die Strippe zu kriegen.
    Nach 2mal weiterleiten, 3 verschiedenen Warteschleifen und ungefähr 10 minuten später, habe ich Ihn endlich am Telefon.
    Der Doktor kann sich aber nicht an das Kind erinnern und fragt nach dem Arzt Namen auf dem Rezept.
    Nein, er sei nicht Dr. Müller, das war sein Vorgänger, der um 16.00 Uhr (!!!!) in den Feierabend gegangen sei.
    Wann denn die Mama mit dem Sohnemann in der Ambulanz gewesen sei?
    Mama: „Um 14.00 Uhr.“
    WTF?? Allergisches Asthma, 9 Stunden später in die Apotheke???? und das nachdem man sich freiwillig am Samstag die Kinder Notfall Ambulanz angetan hat????
    Mama: „Ich habe es nicht früher geschafft, und jetzt ist es ja auch schon viiiiiel besser.“

    Ja ne iss klar… Der Doktor und ich waren dann einhellig der Meinung, das Sie das Prednison, dann ja auch am Montag holen kann. Einen Austausch wollte er nicht, da er den Zustand des Kindes ja nicht gesehen hat und er somit gar nichts dazu sagen kann und ich kann und werde mich nicht einfach über seine Meinung hinwegsetzen.
    Sie wollte das Rezept dann aber lieber mitnehmen und Ihr Glück in einer anderen Notdienstapotheke versuchen. Armer Kollege….
    Der hat die Tabletten vermutlich auch nicht da und dann ruft er auch beim Doktor an, weil Frau Mama sicherlich nicht sagt, das Sie schon woanders war…..
    Ein Schelm, wer Böses dabei denkt….
    LG Boreal

    Ich rief im KranProblem: In den öffentlichen Apotheken wird eher wenig Prednison verordnet, die ambulanten Ärzte schreiben eher Prednisolon auf.

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    1. Interessant – hier bei uns herum ist es genau umgekehrt. Ich brauche kaum Prednisolon, aber Prednison habe ich in praktisch allen Dosierungen hier. Hmm. Präferenzen.
      Aber dass die Mutter dann nach der Erklärung noch weiter in die nächste Apotheke geht (die im Notfalldienst ja auch nicht so Nahe sein wird …)
      Und ganz sicher sagt sie dem Apotheker dort nicht, was Du schon alles gemacht hast. Neee – sonst ruft der ja nicht an.

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    1. Ah, Du meinst das Problem des Tabletten-Nicht-Schlucken-Könnens liesse sich durch ein Antiemetikum aus der Welt schaffen?
      Hmmm … zumindest gibt es von denen Zäpfchen :-)

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  3. Als jemand der gerade selber Erfahrung mit Antibiotika mit und ohne Überzug gemacht hat sag ich mal… Wäääh, da muss man aber schon hartgesotten sein.

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    1. Ich habe auch schon Amoxicillin Tabletten gekaut, weil die Dinger so gross waren, dass auch ich Mühe hatte die zu schlucken. Die waren furchtbar, aber ich habe es auch durchgezogen. Es ist nicht unmöglich – es ist einfach nur sehr Wääähhh-Würg – schnell noch mehr nachtrinken und etwas essen.

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  4. Also ich tippe ja auf ein Cephalosporin. Die sind so nett bitter im Nachgeschmack, dass sie es fast mit Chinin aufnehmen können… ;-)

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  5. Auch schön: Ambulante Patientin kommt gegen entgegen aller Vereinbarungen erst gegen 21.00 Uhr zum wöchentlichen Medikamentenbezug. Offenbart uns, dass sie für die nächsten Monate in die Ferien fahren wolle. Erwartet natürlich, dass wir ihr nun ihre ellenlange Liste von Neuroleptika und somatischer Medikation für den gewünschten Zeitraum richten… in 8 Stunden geht der Flieger.
    Kann natürlich überhaupt nicht einsehen, dass wir die gewünschte Menge Medikation in unserem kleinen Medikamentenschrank nicht vorrätig haben. Und natürlich hat der Hausarzt auch noch irgendwas an der Medikation geändert…..

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  6. Uhhääääääähbääääääh – das erinnert mich an meine erste Mandelentzündung. Auf beiden Seiten, Hals extrem zugeschwollen. Und was macht mein Dad (Arzt!)? Bringt mir Monsterantibiotika. Ungelogen, die Tabletten waren so groß wie mein letztes Klein-Finger-Glied. Ich kann Tabletten wie nix schlucken, wenns sein muss, sogar ohne was zu trinken. Aber bei denen hatte ich keine Chance – die waren einfach zu groß. Nachdem er die nur kurz vorbeigebracht hat und dann gleich wieder in den Nachtdienst entschwunden ist, musste ich tatsächlich 2 Tage lang diese Dinger im Tee auflösen, damit ich sie runter krieg – Urgs… O_o

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