Was tun?

Ich habe eine Bekannte – vielleicht ist sie auch ein bisschen mehr – immerhin musste ich sie als Kind als „Tante“ bezeichnen, also ist sie über wer weiss wie viele Ecken wohl mit mir verwandt. Eine Zeitlang hatte ich bei ihr Klavierunterricht, wofür ich jeweils etwa eine Stunde Weg hin durch die Gegend fahren durfte … und sie häufig dann nicht einmal zur verabredeten Zeit da war. Irgendwann sah dann selbst meine Mama ein, dass ich kaum eine Karriere in der Musik machen würde – nicht wegen meiner „Tante“ Mia, sondern weil es mich nicht wirklich interessierte und ich nicht gerade viel geübt habe. Daraufhin wurden die Klavierstunden (nach Jahren) endlich eingestellt. Ich war nicht gerade unglücklich darüber. Mein Verhältnis zu „Tante“ Mia war trotz den Jahren Klavierstunden nicht wirklich eng.

Ich würde heute auch kaum mehr Kontakt mit ihr haben, wenn sie nicht zufällig in der Nähe wohnen würde, wo ich arbeite … und mich dort gelegentlich besucht. „Tante“ Mia ist keine Kundin von uns – tatsächlich ist sie auch heute mit über 85 Jahren so etwas von körperlich fit, dass man fast neidisch werden könnte. Ich glaube ich habe sie noch nicht einmal mit so etwas banalem wie einer Erkältung gesehen.

Aber „Tante“ Mia hat ein anderes Problem. Schon vor Jahren, als sie das erste Mal bei mir in der Apotheke aufgetaucht ist, ist mir aufgefallen, dass ihre ursprüngliche Schusseligkeit … wohl eher zugenommen hat. Anfangs waren es einzelne Dinge, die sie vergass. Den Namen von meinem Kuschelbär. Dass wir nicht mehr in X wohnen, sondern gezügelt sind. Das nahm graduell zu – und ich habe versucht, sie darauf hinzuweisen, dass sie wohl ein ernsthafteres Gedächtnisproblem hat und das vielleicht besser abklären lässt. Je früher je besser – denn es gibt ein paar Sachen, die man heute machen kann. Das hat sie immer abgelehnt mit: „Zu Ärzten gehe ich nicht.“ „Machen kann man sowieso nichts“ und: „Ich will keine Medikamente nehmen.“

Es wurde schlimmer. Irgendwann wusste sie meinen Nachnamen nicht mehr. Oder wie mein Junior heisst – wobei, dass ich ein Kind habe, das ist ihr geblieben. Inzwischen ist es so weit, dass sie auch meinen Vornamen die meiste Zeit nicht mehr weiss. Sie fragt dafür gelegentlich meine Mitarbeiter danach, wenn sie herein kommt – damit es mir nicht so auffällt.

Aber „Tante“ Mia kommt immer noch vorbei mich besuchen. Mit den immer gleichen freundlichen Fragen und den immer gleichen (alten) Geschichten. Und sie vergisst immer mehr und verwechselt die Dinge. Sie kam schon vorbei, weil sie irgendwo ihre Einkaufstaschen stehen gelassen hat, oder ihr Portmonee verloren.

Inzwischen gibt sie keinen Klavierunterricht mehr, was sie bis vor etwa einem Jahr noch gemacht hat – ich vermute zum aufbessern der Rente. Viel bekommen wird sie nicht von der AHV, sie hat zwar immer etwas gearbeitet, aber sie hatte keine spezielle Ausbildung und … Gelegenheitsjobs und Klavierstunden bringen nicht gerade viel. Sie wohnt immer noch allein in ihrer Wohnung und versorgt sich selber. Aber … wie lange wohl noch? Sie hat weder Familie noch (soweit ich weiss) enge Freunde oder Nachbarn, mit denen sie Kontakt hat. Keine Kinder, keine Geschwister, nichts.

Es wird ihr jetzt wohl auch bewusster, dass sie Probleme bekommt. Die letzten Paar Besuche hat sie gemeint „Man sollte nicht so alt werden!“

Und als sie vor Weihnachten wieder bei mir in der Apotheke vorbei kam, fehlte ihr das Gebiss im Oberkiefer. Sie hat es, wie sie mir traurig erzählte, „irgendwo verloren“. Und sie hat natürlich kein Geld für ein neues Teil. „Am besten“ meinte sie, „wäre es für mich, wenn ich einfach einschlafen und nicht mehr aufwachen würde.“

Uh … was soll ich sagen?

Ich sehe genug andere, bei denen es mit dem Altwerden nicht ganz so problematisch abläuft. Aber … das sind die, die vorgesorgt haben. Finanzielle Reserven angelegt, Versicherungen, soziales Netz intakt. Dann ist es auch nicht so tragisch, wenn es gesundheitlich, nicht mehr ganz so geht, wie bisher. Aber „Tante“ Mia hat nie vorgesorgt. Sie hat sich darauf verlassen, dass sie keine Probleme bekommen wird (oder nie an so etwas gedacht) … und vielleicht irgendwann einfach tot umfällt.

Nun läuft das aber nicht wie gedacht. Wie gesagt, gesundheitlich ist sie noch fit, aber mit der nachlassenden Geisteskraft … wird sie nicht mehr lange alleine für sich sorgen können. Dass sie ihr Gebiss verlegt / verliert , zeigt mir das schon deutlich. Ihr wohl auch.

Jedenfalls meinte sie vor Weihnachten noch: „Hast Du mir nicht etwas, was mich einschlafen lässt und nicht mehr aufwachen?“

„Nein!“

Und selbst wenn ich etwas hätte, bekäme sie es nicht von mir. Das ist wirklich keine Lösung – und auch keine, die ich mit meinem Gewissen vereinbaren könnte. … aber ich überlege mir, ob es wohl irgendwo Hilfe gibt für sie. Kann man sich in so einem Fall nicht an eine Stelle wenden? Das Sozialamt? Pro Senectute? Wer würde für eine demente, finanziell schwache Person, die wahrscheinlich gar keine Hilfe in die Richtung will schauen? Dürfen / können die das überhaupt? Und: wie geht das weiter?

Was ich auf jeden Fall nicht will ist, irgendwann in der Zeitung zu lesen, dass man eine vollkommen verwahrloste Frau, die seit Wochen allein tot in der Wohnung liegt gefunden habe.

35 Kommentare zu „Was tun?

  1. Hier in D gibt es ambulante Betreuung und gesetzliche Betreuung: bei der ersten beantragt man (bei uns beim Landkreis) eine best. Stundenanzahl über einen Betreuungsverein, die auch den Betreuer dann stellen. Diese Zeit wird dann für das genutzt was nötig ist (Haushalt, rauskommen, einkaufen, Kaffee trinken – was halt gebraucht wird – Hilfe und/oder Gesellschaft).

    Ein gesetzl. Betreuer wird vom Amtsgericht gestellt (kann ein Berufsbetreuer sein oder auch ein Angehöriger) und darf dann für best. Bereiche, für die er bestellt ist (bei uns Finanzen, Gesundheit, Aufenthalt, Behörde, Post – es kann für alle oder nur für einen Bereich ein gesetzt. Betreuer bestellt sein) auch bestimmen darf was passiert. Z.Bsp dass sie eben zum Arzt geht oder ihre Medikamente nimmt.

    Mit Diagnostik könnte sie auch evt amb. Pflege bekommen?

    Und tun: hmm – vielleicht mit ihr zum Arzt gehen? Das organsiatorische dafür übernehmen? (Vielleicht ist da ja auch Angst, weil sie was vergisst – sei es dann den Termin, den Namen des Arztes usw).

    In D könnte man sich auch an den Sozialpsychiatrischen Dienst wenden (wird vom Gesundheitsamt gestellt), um rauszufinden, was alles möglich ist. Alternativ in einer psychiatrischen Ambulanz oder Geriatrie nachfragen? Einfach dass du Infos an die Hand bekommst?

    Ganz lieben Gruß

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    1. Naja, das mit dem „Bestimmen“ hört sich ja nett an, aber … wenn jemand wirklich nicht will: nicht zum Arzt (wo man sie vielleicht noch mit Händen und Füssen sich wehrend hinbekommt, wenn es ganz schlimm ist) noch Tabletten nehmen (die kann man ja auch nicht einem jeden Tag in den Hals stecken, damit sie geschluckt werden) .. hat man nicht viel Handhabe.
      Kein Arzt, keine Diagnostik … keine Pflege?

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      1. So in etwa :) – ein gesetzl. Betreuer wird immer versuchen zusammen mit dem Betreuten zu einer Entscheidung zu kommen. Aber wenn Not besteht, kann er eben auch eine Klinikeinweisung beantragen oder dafür sorgen, dass jemand seine Medikamente nimmt. Es geht eher darum, dass der eben auch eigenmächtig mal was machen kann (z.Bsp auch einen Antrag unterschreiben auf Pflege oder ähnliches), weil seine Unterschrift gilt. Er kann auch z.Bsp Verträge, die der Klient unterschrieben hat rückgängig machen usw.

        Ein amb. Betreuer kann das nicht, Es geht also mehr um ein Entscheidung fällen, wenn der Betroffene es eben nicht mehr kann – im Sinne des Klienten (das ist ja grade für Angehörige oft schwierig).

        Daher die unterschiedlichen Bereiche: wenn jemand nur mit Finanzen nicht klar kommt, kann der Betreuer auch nur dort eingreifen, während die anderen Bereiche für ihn nicht möglich sind. Ich weiß aber nicht wie das in der Schweiz ist.

        Gesetzl. Betreuer sollen eine Erleichterung bringen, das kann auch ein Angehöriger machen. Es ist eher wie Eltern und Kind – du muss unterschreiben wenn der Junior ein Handy will ;) – weil Junior das einfach gar nicht überblicken kann – noch. Das ist bei älteren Menschen auch so – die brauchen da halt jemand, der da auch Entscheidungsbefugnis hat – wenn der Klient nicht einsichtig ist auch gegen seinen Willen, weil er sich sonst schadet.

        Ein guter wird immer versuchen mit dem Klienten zusammenzuarbeiten und nicht gegen ihn. Und manchmal reicht es ja, dass da jemand ist, der sagt: das machen wir jetzt so.

        In D braucht es Untersuchung, damit Befunde und erst damit gibt es dann Pflege. Auch gesetzl. Betreuung wird sicher erst dann bewilligt, wenn eben klar ist, es ist nötig.

        Daher wird sie um eine Diagnostik nicht herumkommen. Die ist ja auch für sie wichtig.

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          1. Das seh ich anders. Stell dir vor: eine ältere Dame, die vor lauter Schusseligkeit die Pfanne auf dem Ofen vergisst, das Haus abfackelt oder sich selbst schwer verletzt. Meinst du wirklich da wäre es eine Strafe, wenn sie wo untergebracht würde, wo sie sich und andere eben nicht verletzen kann?

            Bei vielen Erkrankungen ist es ein Symptom der Erkrankung, dass die Einsicht, dass man daran leidet, fehlt.

            Würdest du jemanden nach einem Unfall, der offensichtlich verletzt ist, aber durch den Schock eben noch rumläuft und sagt, er müsse doch ins Büro, den ins Büro gehen lassen, obwohl klar ist, dass ihn das das Leben kosten könnte? Dass es der Schock ist – oder oben – eben die Erkrankung, die dieses Verhalten auslöst?

            Niemand wird einen gesetzl. Betreuer kriegen, solange er noch selbst in der Lage ist die Dinge zu regeln. Grade deshalb gibt es Gutachten usw. Es geht darum die Person selbst und andere vor den Folgen der Erkrankung zu schützen.

            Sei es einen betrunkenen Alkoholiker daran zu hindern mit dem Auto zu fahren oder eine stark demente Person ihr Haus abzufackeln.

            Kein gesetzlicher Betreuer (zumindest von den Berufsbetreuern, bei manchen Angehörigen wär ich mir nicht so sicher), wird einfach bestimmen, die werden immer versuchen zusammen mit dem Klienten eine einvernehmliche Lösung zu finden – weil es auch die Arbeit erleichtert.

            Eine „Zwangseinweisung“ ist bei weitem nicht so einfach wie man immer glaubt und was hätte ein Berufsbetreuer davon? Er muss für alles was er tut Rechenschaft ablegen.

            Natürlich gibt es schwarze Schafe, aber das ist überall so – nur scheint es beim Thema gesetzl. Betreuung immer so zu sein, als würden die Menschen nur die schwarzen Schafe sehen.

            Es geht bei der Betreuung nicht um Strafe und Fremdbestimmung, sondern um Schutz.

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  2. Ich würde bei Pro Senectute anfragen, gerade im Zusammenhang mit dem neuen Erwachsenenschutzrecht, das am 1.1. in Kraft tritt, dürften die Bescheid wissen, welches Amt man in dem Fall ansprechen kann.
    Ich nehme an, dass „Tante Mia“ (ich hatte übrigens tatsächlich eine Grosstante Mia, die ich sehr mochte :-)) ledig und kinderlos ist und daher keine Verwandtschaft hat, die sich zur Hilfe verpflichtet fühlen könnte?
    Was wichtig ist: überlege dir vor dem Anruf bei Pro Senectute genau, welche Art von Hilfe deinerseits du zu leisten bereit bist, damit du nicht überrumpelt von einer Hilfs-Anfrage „ja“ sagst und das hinterher bereust. Ist deine Grenze beim Informieren der richtigen Stelle erreicht, würdest du Arzt-/Behördengänge für sie machen oder wöchentlich einkaufen…
    Alt werden ist echt nicht leicht. Seit gestern weiss ich, dass meine Mutter (79) nicht mal in der Lage ist, den Rettungswagen zu rufen „die kommen doch nicht, nur weil ICH anrufe…“ (zum Glück war der Pflegedienst für die künstliche Ernährung gerade da, und die Pflegerin hat den Notruf gewählt, damit mein Vater ins Krankenhaus kam).

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    1. Gute Vorschläge. Das mit dem Erwachsenenschutzrecht habe ich auch gelesen.
      Nein, Tante Mia (nicht ihr richtiger Name) hat keinen Mann und keine Kinder – und auch ausser meiner Grossmutter (die jetzt auch schon Jahre tot ist) habe ich niemanden mit ihr gesehen – gut, alles weiss ich auch nicht über sie / von ihr, dass ich da sicher sein kann.
      Allerdings *kann* ich nicht viel mehr tun, als hier weiterleiten, denn ich habe meine Familie, die mich beansprucht – und die geht vor. Dann arbeite ich noch ein bisschen mehr als nur Teilzeit – da bleibt nicht viel Zeit für die Betreuung noch einer Person mehr. Wenn ich jetzt ein enges Verhältnis mit ihr hätte und sie in der Nähe wohnen würde, wäre das vielleicht anders, aber so … Nein. Sorry, nein.
      Alt werden ist wirklich nicht leicht. Tut mir leid, das von deinem Vater zu hören – ich hoffe, er erholt sich wieder?

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      1. Vater: Pankreaskrebs. no comment…
        Eben, ich finde es sogar sehr wichtig, dass man sich abgrenzt und klar sagt, was drin liegt und was nicht.

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    2. Ich würde dir auch die Pro Senectute empfehlen. Letztes Jahr haben sie einer früheren Bekannten meines Vaters sehr geholfen.
      Nach einem Hirnschlag im fernen Ausland, war diese körperlich und geistig eingeschränkt und wohnte vorübergehend bei meinen Eltern. In ein Pflegeheim konnte sie nicht, weil sie keinen CH Wohnsitz mehr hatte, in ihrer alten Gemeinde bekam sie keinen Wohnsitz weil sie keine Wohnung hatte und in der Gemeinde meiner Eltern bekam sie keinen Wohnsitz, weil die Wohnung meiner Eltern zu klein ist und…
      Damals war die Pro Senectute eine grosse Hilfe indem sie half, die Finanzen zu regeln (externer Beistand), Papiere zu beschaffen und kreative Lösungen (Hotelzimmer als Wohnsitz, um im Pflegeheim aufgenommen zu werden)zu suchen.

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  3. Liebe Pharmamama,
    ich habe sowas mit so manchem langjährigen Kunden erlebt. Meistens habe ich dann die Partner oder die Kinder, sofern welche vorhanden waren, informiert über meine Beobachtungen.
    Und wenn da keine Kinder waren, habe ich mich ans Amtsgericht gewendet, denn die setzen auch Betreuer ein, wo sie notwendig sind.

    Natürlich kam ich mir dann vor wie ein Verräter am Kunden, aber die Alternative wäre wirklich gewesen, zuzusehen, wie ein Mensch nicht mehr mit dem Leben zurechtkommt und dann zugrundegeht. Oder gar zum Opfer wird, weil ihn irgendwelche dubiosen „Helfer“ ausnehmen.

    In einem Fall war es tatsächlich so, dass die „freundliche Helferin“ der alten Dame mehrere Tausend Euro genommen hatte. Für die alte Dame waren die Scheine nur noch buntes Papier, das sie sich von der Bank holte, wenn die Helferin sie losschickte.

    Aber ich habe es auch andersherum erlebt, wo ein freundlicher Pastor im Ruhestand jemandem sehr unbürokratisch geholfen hat, weil er sah, dass jemand immer gebrechlicher und vor allem vergesslicher wurde. Da habe ich dann dahingehend interveniert, dass ich ihm klargemacht habe, dass er sich rechtlich absichern sollte, bevor ihm irgendwer was Böses nachsagt.

    Denn auch das habe ich erlebt: Kinder und Angehörige, die sich nicht um ihre Altvorderen gekümmert haben, aber hinterher bitter beschwerten, wenn die alten Leutchen das Opfer von vermeintlichen Helfern wurden (manche haben sich auch über die ehrlichen Helfer beschwert, obwohl die eigentlich nur die Aufgabe der Kinder erledigt haben!).

    Es ist und bleibt ein unschönes Thema, denn man fühlt sich seinen Kunden in Treue verbunden. Und manchmal fühlt sich diese Treue wie Verrat an, auch wenn man sie damit schützen möchte.
    Dass man oft genug noch von den Angehörigen angepampt wurde, als würde die zunehmende Demenz der alten Leutchen unsere Schuld sein – egal.

    Ich denke, bei all diesen Emotionen spielt der Gedanke mit hinein, dass man nie weiß, ob man selbst nicht auch irgendwann daran leiden könnte. Oder die eigenen Eltern…

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    1. Überbringer schlechter Nachrichten wurden früher umgebracht. Dass ein Verwandter Demenzkrank ist, ist sicher eine schlechte Nachricht, von daher wundert mich eine solche Reaktion auch nicht.

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  4. Mir kommt diese Geschichte irgendwie bekannt vor. Ich werde bald Beistand einer fast gleich alten Frau, die auch immer vergesslicher wird, und die auch immer wieder Apotheken aufsucht. ;)

    Ich habe sie auf Sterbehilfe angesprochen, und auch ihre Halbschwester darüber informiert. Ich liess mir das Infomaterial zukommen, ich habe es mit ihr besprochen, aber danach konnte sie sich gar nicht entscheiden, ob sie weiterführende Beratung direkt von Exit bzw. Dignitas erhalten möchte. Oder ob sie überhaupt sterben möchte.

    Dabei sprach sie immer wieder von „Ich will einfach nur noch einschlafen, für immer!“.

    Auch für mich eine schwierige Situation, die viel Geduld abverlangt. Menschen, die sich nicht helfen lassen wollen, sind nach meiner Erfahrung immer viel mühsamer als Menschen, denen man helfen kann.

    Sonst würde ich auch bei pro senectute anfragen, oder das betreffende Sozialamt kontaktieren.

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    1. Ich glaube, dieses „Ich will einschlafen und nicht mehr aufwachen“ ist noch nicht ganz dasselbe, wie „ich will sterben und aktiv Hilfe dazu“ … selbst das nicht, was mir „Tante“ Mia da gesagt hat.
      Es ist wohl mehr ein … ich sehe nicht, wie das (gleich) weitergehen soll, aber ich weiss auch nicht, ob ich das ändern will.

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    2. Ich fürchte, dass es immer mehr Menschen gibt, die jemanden aus dem Verwandten- oder Bekanntenkreis mit Demenz kennen, so auch ich: eine Nachbarin, pensionierte Lehrerin, gebildet und belesen und mit einem angenehmen Wesen gesegnet, verfällt immer mehr in dieser Krankheit
      .. und bekommt das in ihren „wachen“ Momenten auch noch mit: das müssen Qualen sein ..

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  5. Keine leichte Sache. Wie schon meine Vorredner geschrieben haben: über das Sozialamt (oder was auch immer in der Schweiz) Kontakt aufnehmen, vl können sie erstmal einen Pflegedienst beauftragen, bei der Dame vorbei zu schauen (in Deutschland gibt es dafür die Pflegeversicherung, hat aber bestimmte Auflagen, wer wann was bekommt). Eine Senioreneinrichtung (betreutes Wohnen oder ähnliches) dürfte nicht mehr ausreichen, da sie sich früher oder später nicht mehr selbst versorgen kann. Altersheim? Pflegeheim? Mist, wollte gerade fragen, ob Du ihren Arzt kennst, damit Du das mit ihm besprechen kannst. Da sie aber eine Abneigung gegen Ärzte hat, fällt das flach.

    Berichtest Du, wie es weiter geht?

    LG Rose

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  6. Weiß Deine Mutter vielleicht etwas mehr über „Tante“ Mia? Z.B. ob da mal eine Bindung an eine Kirchengemeinde bestanden hat, die man da ggf. um Hilfe bitten könnte…

    Meine Mutter hat sich jahrelang um die ansonsten familienlose Schwester ihrer (angeheirateten) Tante gekümmert, also keinerlei Bluts- oder sonstwie Verwandtschaft.
    Erst nur mit ihr einkaufen, später dann auch Arrztbesuche, Organisation von Pflegedienst und Essen auf Rädern, noch später dann die Heimunterbringung. Sie hatte in „klaren“ Zeiten umfassende Vollmachten von der „Tante“ erhalten. Eine amtliche Betreuerin wurde trotzdem später dazu genommen, was auch der Wunsch meiner Mutter war, weil sie Angst hatte daß man ihr da später mal was nachsagen könnte.
    Meine Mama war aber Hausfrau und das Kind (= ich) volljährig und aus dem Haus, sonst wäre das nicht gegangen, das war sehr zeitaufwändig und auch emotional nicht immer leicht wegzustecken. Als die Demenz einsetzte ließ naturgemäß die Dankbarkeit nach und meine Mutter musste sich da einige an Vorwürfen anhören.

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      1. Nö. Wenn die Tante angeheiratet ist bin ich mit ihren Geschwistern nicht verwandt.
        Bruder meiner Mutter = Onkel von mir (blutsverwandt)
        Seine Frau = meine Tante (nicht blutsverwandt)
        deren Schwester = keine irgendwie geartete Verwandtschaft zu mir

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  7. Was es gibt hier bei uns, sind WGs für Demente. Ich weiß von einer, da wohnen acht demente Frauen zusammen und rund um die Uhr sind Helfer da, die sie im Alltag unterstützen, und soweit sie können versorgen sie sich aber trotzdem noch selbst. Das hört sich irgendwie besser an als ein Altersheim, oder? Na ja, aber bestimmt ist es teurer.

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    1. Das hört sich auf jeden Fall besser an als Altersheim.
      Solches gibt es hier auch. Von Altersgemeinschaften über betreutes Wohnen. Aber … das muss man ziemlich vorher planen und sich kümmern drum. Die Plätze sind beliebt.

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  8. Puh, klingt schwierig. Kennst Du die Adresse der guten Frau? Könntest Du die Arbeit mit einem Nachbarn oder einem ehemaligen Schüler teilen? Manchmal kennt man die anderen Schüler ja. Kann nicht vielleicht auch Deine Mutter etwas helfen?

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    1. Das sind keine Optionen.
      Ich kenne keine anderen Schüler (ich war schon froh, wenn ich sie antraf in den Klavierstunden). Meine Mutter hat noch weniger Kontakt mit ihr als ich. Sie wohnt nicht bei uns in der Gegend sondern da, wo ich arbeite. Das ist zuviel Arbeit.

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  9. Ich finde es gut, dass du dich kümmern möchtest und gleichzeitig klar eingrenzt, wie weit deine Hilfe gehen kann. Nicht aufgrund eventueller übler Nachrede oder rechtlicher Schwierigkeiten, sondern einfach, weil wir alle nur ein bestimmtes Maß an Kraft haben. Welches irgendwann erschöpft ist.

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  10. Ist es denn sicher, dass die ‚Tante‘ wirklich keine Hilfe will? Evtl. wäre es sinnvoll, ihr zunächst diese Frage konkret zu stellen.
    Da sie offenbar deine Mitarbeiter fragt, wenn sie deinen Namen nicht mehr weiss, ist ihr das Problem bewusst (zeitweise zumindest?) und sie sich bis zu einem gewissen Grad nicht zu schade Hilfe anzunehmen.
    Wer weiss, evtl. traut sich sich nicht jemanden nach Hilfe zu fragen oder weiss selber nicht, an wen sie sich wenden soll. Auch wenn das evtl. bis vor kurzem noch anders gewesen sein könnte.

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  11. Mh – was gnaz pragmatische Hilfe angeht – also das Gebiß und so – so gut wie jede Zeitung oder Radiosender hat ein lokales Hilfswerk, wo genau solche Fälle recht unbürokratisch bei Bedürftigkeit gelöst werden. Vielleicht gibts da Abhilfe?

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  12. Nachtrag: ich habe inzwischen bei der pro Senectute angerufen und herausgefunden, dass sie offenbar schon einen Betreuer hat (!).
    Irgendwie glaube ich aber nicht, dass der seine Arbeit (das gehört zur Arbeit und nicht unter Nächstenhilfe, oder?) nicht wirklich gut macht. Jedenfalls hat er offensichtlich noch nicht mitbekommen, dass ihr die Zähne fehlen und sie seit Wochen (!) nur noch praktisch flüssiges isst.

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    1. …entweder ist sie immun gegen diesen Betreuer und lässt sich gar nicht auf seine Hilfe ein, oder er ist wirklich unfähig…

      Erwachsenenschutzbehörde, übernehmen Sie.

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  13. Ist zwar schon ein älterer Eintrag, aber mich würde die Meinung anderer Leser interessieren.

    Ist das nicht ein Fall für die Kesb? Ich weiss, die hat einen schlechten Ruf, aber in genau solchen Fällen kann sie eingreifen und der alten Dame helfen. Auch wenn da etwas Zwang dabei ist, manchmal geht es schlicht nicht anders. Es besteht immerhin schon eine gewisse Verwahrlosung und Selbstgefährdung. Und da sehe ich persönlich Zwangsmassnahmen (leider) als notwendig zum Schutz vor ihr selbst. Gerade wenn der Betreuer nicht hilft. Ein Heimplatz oder ein begleitetes Wohnen vielleicht?

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