Der ewig lebende Hamster

Eine Mutter mit einem um die 8 Jahre alten Mädchen kommt in die Apotheke. Meine Pharmaassistentin übernimmt das Rezept der Mutter.

Als ich mit meiner Kundin fertig bin, frage ich das Mädchen, das bis dahin brav gewartet hat: „Willst Du ein Traubenzucker?“

Mädchen: „Au ja!“

Pharmama: „Das ist aber toll, dass Du Deine Mama begleitest.“

Kind: „Ja, wir sind beim Arzt gewesen, der hat uns etwas aufgeschrieben. Für Mama. Nicht für den Hamster.“

Pharmama: „Also geht es dem Hamster gut?“

Mädchen: „Ja, jetzt wieder. Eine Zeitlang war er gar nicht so fit, aber jetzt geht es wieder gut! Und morgen feiern wir seinen Siebten Geburtstag!“

Pharmama: „Sieben? Wow.“

Das überrascht mich jetzt doch sehr, ich selber hatte ja keinen Hamster sondern Meerschweinchen und später eine Katze, aber so ich weiss, werden normale Hamster vielleicht 3 bis 4 Jahre alt, Goldhamster etwas älter.

Also frage ich sie: „Ist das denn so ein grösserer Hamster?“

Mädchen: „Nein, der ist ganz klein – passt noch gut in meine Hand.“

Jetzt bin ich doch etwas irritiert, aber als ich den Mund öffne, um etwas zu sagen, sehe ich den Blick der Mutter auf mir, die gleichzeitig leicht den Kopf schüttelt.

Ich schliesse den Mund wieder, lächle und meine: „Dann sag’ ihm morgen auch meine besten Wünsche, ja?“

Die Mutter gibt mir ein stummes „Danke“ und die beiden gehen wieder.

Auch Haustiere sterben. Und häufig gehören diese Haustiere den Kindern der Familie – respektive, diese sind für sie verantwortlich. Umso stärker trifft es die dann.

Das gehört in meinen Augen zu den Lebenserfahrungen. Trotzdem verstehe ich natürlich auch die Eltern, die das den Kindern vielleicht nicht ganz so hart machen wollen.

Ich würde meinem Junior z.B. noch keinen Hamster geben – v.a. nachdem ich gehört habe, dass die übliche Lebenserwartung von denen bei 1-2 Jahren liegt … da weiss man schon, was kommt.

Aber wenn ich von Hamstern höre, die 5, 7, 10 Jahre gelebt haben … Ich weiss schon, was diese Eltern gemacht haben … das tote Tier unauffällig mit einem neuen ersetzt. Wer kann schon einen Hamster (oder Goldfische) vom anderen unterscheiden, wenn sie nicht gerade eine Auffälligkeit haben?

Aber: was, wenn die Kinder das dann einmal herausfinden?

Wobei … ich habe eine Kollegin, die hat auch so ein lang-lebendes Tier gehabt – und glaubt da nicht an Manipulation. Na – wer weiss? Methusalem-Tiere gibt es gelegentlich sicher auch …

(Nachtrag: habe zufällig das Bild gefunden und das alte ersetzt – ich finde das passt!)

38 Kommentare zu „Der ewig lebende Hamster

  1. Ich finde, es gehört zum Leben dazu.
    Irgendwann kommen sie eh dahinter.
    Eine der Mäuse meines Sohnes ist letzte Woche gestorben. Sie wurde dann im Garten beerdigt und hat ein hübsches Grab mit Blumen bekommen.
    Er ist grad 7 geworden. Er weiß, dass Mäuse eben nicht so alt werden.
    Ich find, grad Kinder können sehr gut damit umgehen.
    Mausimaus sitzt halt jetzt mit Papa und Brigitte (eine Freundin von mir) auf einer Wolke.
    Klar ist er traurig.
    Aber auch Trauer gehört dazu.
    LG
    Claudia

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    1. Ich finde, eine Beerdigung (wo möglich) ist eine gute Idee – dann hat man die Chance, richtig Abschied zu nehmen. Trauer gehört definitiv dazu.

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  2. Ich finde so ein kleines Tier ist auch eine ganz gute Art Kinder mit dem Tod vertraut zu machen, vielleicht sogar idealerweise bevor dann die Oma oder die Tante stirbt und man dann in seiner eigenen Trauer noch dem Kind erklären muss was „tot“ überhaupt bedeutet.

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      1. Nein, solange es lebt ist es ja pädagogischerweise fürs Verantwortung und Pflichten beibringen da^^ Und solange man das Kleintier nicht im Zoogeschäft kauft und ordentlich hält hat man sogar noch was Gutes getan.^^

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  3. Ich wäre wohl auch versucht, dem Kind die Trauer zu ersparen. Als unser Hund vor zwei Jahren gestorben ist, war meine Tochter – damals 5 – am Boden zerstört und es hat gedauert, bis sie wirklich über den Tod hinweg gekommen ist….dafür hat sie nun ein Verständnis von Tod und davon, dass weder Menschen und Tiere nicht ewig leben. Aber bei einem Hund kann man auch nicht so leicht schummeln….;-)

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    1. Nein, mal abgesehen vom Aussehen, denke ich würde man das auch ganz rasch am Verhalten merken.
      Verhalten sich unterschiedliche Hamster eigentlich sehr verschieden?

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      1. wenn ich an unsere Hamster denke die waren eindeutig zu unterscheiden, nicht nur vom Aussehen sondern vor allem am Verhalten!
        Der eine bevorzugte buddeln, der andere kletterte lieber, einer war ruhiger der andere sehr zutraulich

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  4. Für mich auch nicht so wirklich eine gute Idee. Als ich drei war, ist meine Oma gestorben und wir haben ihren Kanarienvogel übernommen. Ich erinnere mich noch sehr genau, dass meine Eltern uns von Anfang an gesagt hatten, dass der Hansi (so hieß das Tier) älter sei und darum irgendwann sterben werde. Ich bin dann allerdings öfter mal nachts aufgewacht, aufgestanden und habe geguckt, ob der Hansi in seinem mit einem Tuch abgedeckten Käfig noch auf dem Stängelchen saß. Komischerweise kann ich mich aber trotzdem nicht erinnern, wie und wann er dann gestorben ist. Es kann also so „traumatisch“ nicht gewesen sein. Ich weiß nur noch, dass wir ihn feierlich in Opas Garten bestattet haben.

    Ich frage mich, was die Leute, die auf diese Art versuchen, Trauer von ihren Kindern fernzuhalten, machen, wenn jemand in der Familie stirbt. Ich war vier, als eine sehr geliebte Tante, die wir täglich gesehen hatten, bei einem Unfall ums Leben kam. Ich erinnere mich noch sehr genau, wie mein Vater mich auf den Schoss nahm und mir erzählte, dass die Tante Lina an der Ecke beim Bäcker von einem Auto angefahren worden und gestorben sei. Ich war dann auch mit bei der Beerdigung und natürlich war ich sehr traurig und habe die Tante vermisst, aber ich war ja nicht alleine damit – meine Eltern waren ja auch traurig und ich glaube, ich habe bei alledem schon damals begriffen, dass der Tod eben zum Leben gehört.

    Als ich dann in der zweiten Klasse war, ist der Vater eines Schulfreundes gestorben. Das war ein Nachbar von uns und ein Schulkamerad meiner Mutter (oder war seine Frau eine Schulkameradin? Ich weiß es nicht mehr). Jedenfalls war ich da auch bei der Beerdigung.

    Dann, irgendwann als ich 18 oder 19 war, ist mein Großvater gestorben, ein paar Jahre später meine Großmutter, was für mich ein großer Einschnitt war, weil ich sehr eng mit ihr war und in den letzten beiden Jahren hat’s mich ganz bös‘ erwischt: Im Januar 2011 meine Mutter, im Februar 2012 mein Vater. Ich bin im Moment noch in Trauer – das sehe ich definitiv so, obwohl ich natürlich weder schwarz trage noch täglich auf den Friedhof stiefle. Aber ich bin mir bewusst, dass ich da noch einiges an „Trauerarbeit“ zu leisten habe. Dennoch glaube ich, dass ich ganz gut damit klar komme – und dass ich das meinen Eltern zu verdanken habe, die dem Thema nie ausgewichen sind und mit denen ich in jeder Phase ihres und meines Lebens darüber sprechen konnte. Obwohl meine Mutter „erst“ 74 war und wirklich niemand damit gerechnet hatte, dass sie so früh sterben würde, wusste ich genau, wie sie sich ihre Beerdigung gewünscht hatte. Und bei meinem Vater (er war 93) ging’s sogar so weit, dass er mit mir darüber geredet hat, welcher Pfarrer ihn beerdigen soll und welches von unseren örtlichen Beerdigungsunternehmen wohl das beste wäre.

    Ich werde dieses Jahr 52, aber ich habe eine Sterbeversicherung. Mein Mann weiß, wie ich beerdigt werden will. Da es aber nicht sehr wahrscheinlich ist, dass er damit zu tun haben wird (er ist sehr viel älter als ich), habe ich in meinen Unterlagen neben dem Testament einen Schrieb, in dem es drin steht – damit mein Bruder oder meine Neffen, wenn es mal so weit ist, keine große Mühe damit haben. Manche Leute finden es schräg, dass ich in meinem Alter schon ein Testament und solche Regelungen habe, aber mir ist halt bewusst: Der Tod gehört zum Leben und keiner von uns weiß, wann es ihn trifft.

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    1. Der Tod gehört zum Leben dazu.
      Und ein richtiger Umgang mit ihm ist wichtig – vermeiden … könnte tatsächlich auf Dauer eine eher gegenteilige Wirkung haben.
      Meine erste Erfahrung mit dem Tod waren eigentlich auch meine Meerschweinchen. Bei beiden war es jedoch so, dass sie gestorben sind, als wir in den Ferien und sie bei den Grosseltern untergebracht waren. Als wir zurückkamen war dann (erst das eine, später das andere) einfach nicht mehr da. Für mich fand ich das nicht so toll. Ich hatte keine Chance Abschied zu nehmen. Das ist etwas, was ich bis heute vermisse.
      Eigentlich blöd. Es waren ja „nur“ Meerschweinchen. Aber … trotzdem.

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    2. Ich bin um einiges jünger als du – meine Eltern etwas älter als du…

      Ich habe ein Testament und alle meine Lieben wissen, dass ich meine Organe spenden möchte und wie ich beerdigt werden möchte.
      Meine Eltern haben (die sind noch nicht im Rentenalter) mit mir alle ihre Wünsche diesbezüglich besprochen und für den Fall eines Falles ist alles bereit…
      Als meine Oma letztens das Zeitliche gesegnet hat, da gab es Probleme und Streit… und das wärend man trauert!
      Davon möchte ich keine Wiederholung haben!! :-(

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  5. Wir hatten vor unseren Kaninchen ebenfalls einen Hamster. Bzw. die Herzchaostochter hatte einen. Ich habe vor dem Kauf mit ihr ( damals 5 Jahre) Bücher über die Haltung der Tiere gelesen und natürlich war darin auch die Lebenserwartung beschrieben. Die Herzchaostochter wusste dementsprechend von Anfang an, dass sie „Kitty“ bis zum Tod begleiten würde. Nach 2 Jahren wurde Kitty träger, war nicht mehr so oft draussen, da wusste die Herzchaostochter das er (ja, Kitty war trotz des Namens ein Männchen) nun ein „Opa“ ist und bald stirbt.
    Als das Ende (nach 2,5 Jahren) absehbar war, gingen wir zum Friedhofswärter und fragten, ob wir Kitty dort begraben könnten, was er bejahte und uns bereits einen Platz am Rande zeigte.
    1 Woche später sahen wir, am Abend dass Kitty wohl nur noch wenige Stunden hatte. Die Herzchaostochter nahm ihn nochmal auf die Hand, verabschiedete sich. In der Nacht starb er und am nächsten Tag haben wir ihn gemeinsam begraben. Noch heute geht sie manchmal an diese Stelle.

    Nun habe ich soviel geschrieben, dass hatte ich gar nicht vor. Meine Meinung ist einfach, der Tod gehört zum Leben dazu und man darf es Kindern nicht vorenthalten. Und auch ich frage mich, wie wird es dem Mädchen ergehen, wenn sie herausbekommt, dass ihr/e geliebte/s Tier/e ersetzt wurde/n. Welche Folgen wird es auch psychisch für spätere Vertrauensverhältnisse (und vlt. auch Beziehungen) haben.

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    1. … wir wollen hoffen, dass es nicht bleibende Folgen hat. Und vielleicht findet es das auch nie heraus (wie gesagt, ich habe auch eine Kollegin, die behauptet … :-) )

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  6. Wir hatten ein Huhn 3 Tage lang im Keller *Aufgebahrt*. Meine 3 Kinder und auch ich sind immer wieder runter in den Keller um das Tier anzuschauen…. nochmals zu streicheln….. etwas zu sagen….
    Am 4. Tag haben wir es dann dem Fuchs im Wald gebracht……
    ( am 6. Tag sind wir zurück in den Wald und das Huhn war weg).

    So haben die Kinder sehr gut loslassen können. Genug Zeit um Abschied zu nehmen ist so wichtig.
    Der Tod als Teil vom Leben akzeptieren zu lernen ist nichts als natürlich und jeder muss es irgendwann lernen. Lieber früh als spät. Auch wenn ich es niemandem wünsche…….

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      1. damals hatten wir 3 Hühner im Garten, für jedes Kind eins ;)
        Sie sind sehr anhängliche Tiere…. sehr liebenswürdige…. solange sie nicht im Gemüsegarten herumspazieren :D

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  7. Hat meine Mutter auch versucht. Als ich dann aber am Käfig stand und anfing loszuheulen, weil der Fipsi wohl ganz schwer krank sei (schließlich hatten sich seine Flecken verändert!), musste sie mir wohl oder übel die Wahrheit erzählen.

    Meiner Meinung nach ging es ihr weniger darum, mir die Trauer zu ersparen, als sich selbst. Ich denke, sie wusste nicht, wie sie mit einem trauernden Kind umgehen soll. Und so reagierte sie dann schließlich auch sehr aggresiv.

    Stirbt heute eines unserer Tiere (Meerschweinchen), dann betten wir es in einen Schuhkarton auf Heu, decken es auch mit Heu zu. Am nächsten Tag wird es dann im Garten beerdigt. Bis dahin darf dann sooft gestreichelt werden, wie man mag.

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  8. Als ich ca 4 oder 5 war hatte ich mein erstes Haustier, einen Wellensitich (interessanterweise hieß der auch Hansi, ich glaube das ist Pflich Wellensittiche Hansi zu nennen) der dann gestorben ist als ich im Kindergarten war. Meine Mutter hat mir erzählt das er weggeflogen ist, weil sie vergessen hat, das Fenster zu schließen. Ich hab mir immer vorgestellt, das er nun fröhlich irgendwo in der Karibik lebt.
    Sie hat mir die Wahrheit erst ein paar Jahre später erzählt also ich so 10 war. Da habe ich dann aber auch gut verstanden, warum sie so gehandelt hat und fand es ganz gut, dass ich eher positive Emotionen mit Hansi’s Verschwinden verbinden konnte.

    Ob das nun besser oder schlechter für mich war kann ich nicht beurteilen. Ich hatte wenige Jahre später einige weitere Tiere, die dann alle irgendwann gestorben sind, und mich hat das eigentlich nie schlimm getroffen. Ich habe die dann meist recht fröhlich irgendwo in der Wildniss vergraben (kein Garten).

    Was ich immer schlimm fand war, wenn eins der Tiere verletzt war. Als mein Hamster sich die Pfote verletzt hatte und zum Tierarzt musste war ich dermassen fertig und habe geheult wie nichts, aber als er gestorben ist war das halt so. Tote Wesen leiden halt wenigstens nicht, also war das schon ok.

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    1. Ja, Wellensittiche heissen Hansi. Das erinnert mich daran, dass mir meine Grossmutter mal was erzählt hat (und ich bin immer noch nicht ganz sicher, ob es nicht doch ein Witz war): Ihr Hansi ist nämlich wirklich entflogen. Also steht sie im Park, wo sie ihn vermutet (mit erhobener Hand) und ruft „Hansi, Hansi!“. Da kommt ein Mann der das beobachtet hat zu ihr und sagt: „Gute Frau, ihr Mann ist im Himmel, der kommt nicht wieder.“

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      1. Meine hießen Timo und Charlie. Keine Ahnung wie ich draufkam, aber für mich waren beide Namen sonnenklar, als ich sie bekam.

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        1. Haha, ich wollte meinen Wellensittich Anton nennen – meine Eltern fanden das so schrecklich doof, dass sie mich auf „Toni“ „runtergehandelt“ haben. Vielleicht kannten sie einen Anton und mochten den nicht… *hm*

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  9. Ich habe den Tod meiner Wellensittiche mitbekommen. Da war ich 9 oder so. Der eine hatte irgendeine Nierenkrankheit, ich war mit beim Tierarzt, und dort haben wir uns entschieden, ihm den Rest zu ersparen. Hab ihn dann wieder mitbekommen, und wir haben ihn bei Oma im Garten begraben. Der andere fiel ein paar Monate später nachts von der Stange und brach sich das Rückrat, da hat ihn dann auch der Tierarzt erlöst. Wurde neben seinem Kumpel beerdigt.
    Ich halte es auf jeden Fall für gut, wenn man das als Kind lernt, dass Krankheit und Tod zum Leben gehört. Und bei Haustieren empfindet man den Verlust nicht so heftig wie bei einem Verwandten (ich zumindest, hab kurz darauf noch Opa und Mutter verloren), da ist es doch eher ein „sanfteres“ Herangehen an das Thema als bei der Oma. Abgesehen davon denke ich, dass ich es gemerkt hätte, wenn man einen ersetzt hätte, die waren untereinander schon ganz unterschiedlich im Verhalten.

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  10. ich war beim Lesen irgendwie gar nicht auf die Idee gekommen, dass das tote Tier ersetzt wurde. Da würde ich dem Kind doch eher was vom Hamsterhimmel erzählen, denke ich.

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  11. Wie süss, das erinnert mich gerade an den Hamster eines ehemaligen Kollgen. Der Hamster hiess bei den Kindern Max. Ich kannte ihn unter dem Namen Magic Max der Dritte. Schön wenn alte Erinnerungen ins Gedächnis zurück kommen, danke für die Geschichte.

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  12. Schon lange bin ich stille Mitleserin, nun melde ich mich auch mal zu Wort. Zunächst mal mit einem großen Lob und einem riesigen Dankeschön für dieses tolle Blog!

    Zum Thema:
    Ich habe selbst (im Erwachsenenalter) einige Goldhamster gehabt und würde mal behaupten, dass ein Kind das den Unterschied zwischen verschiedenen Tieren nicht bemerkt auch keine besonders enge Beziehung zu seinem Tier hat… Was ich bei einem Hamster allerdings völlig okay finde, gibt ja kaum ne blödere Idee als einem Kind ein nachtaktives Tier zu schenken. Wenn der Hamster ansatzweise artgerecht gehalten (= nicht täglich aus dem Tiefschlaf geholt) wird hat das Kind nicht sehr viel Möglichkeiten da eine Beziehung aufzubauen.
    Ich finde es wichtig, das Kinder den Tod eines Haustieres wahrnehmen und betrauern dürfen und glaube auch das es bei solchen „Ersatzaktionen“ eher darum geht den Eltern das Leben zu erleichtern, schließlich ersparen sie SICH dadurch den Umgang mit dem Thema und dem trauernden Kind. Wenn dann allerdings plötzlich ein nahestehender Mensch stirbt kann man den nicht so enfach ersetzen…
    Ich habe als Kind ein Streifenhörnchern gehabt (übrigens auch völlig ungeeignet für Kinder, aber das nur am Rande…). Das war irgendwann plötzlich weg, groß thematisiert wurde da nichts, es hieß der sei im Wald. Schon damals wär ich nicht blöd und wusste genau was los war – meine Lernerfahrung war aber, das „man“ da nicht drüber spricht.
    Als zwei Jahre später mein Bruder starb funktionierte das mit dem Totschweigen so nicht, aber das ich nicht wirklich trauern darf hatte ich damals schon verinnerlicht und habe meinen Eltern die Zeit dadurch sicher sehr erleichtert. Meine Probleme damit kamen dann viel später erst ans Tageslicht…

    Vor einiger Zeit habe ich von einer Arbeitskollegin ein schon älteres „verwitwetes“ Meerschweinchen übernommen. Sie wollten / konnten nicht wieder ein zweites dazu anschaffen, weil der Familienvater eigentlich allergisch war. Solange es zwei waren wurde das dem Sohn zuliebe irgendwie gemanaged, aber es sollte keine Sache für die Ewigkeit werden, was ja oft der Fall ist wenn man immer wieder einen Partner zukauft. Alleine bleiben sollte er aber natürlich auch nicht. So kam er zu mir und meinen Meerschweinchen, mit der Bitte um Benachrichtigung wenn er mal nicht mehr lebt. Als er dann starb habe ich ihn in ein kleines Kistchen auf etwas Heu gebettet, die Arbeitskollegin hat ihn wieder abgeholt und gemeinsam mit ihrem Sohn an der Seite seiner Meerschweinchenfrau begraben. Das war der Wunsch des Sohnes gewesen und ich fand das sehr rührend. Dieser 9jährige hatte verstanden warum sein „Schweinchen“ nicht mehr bei ihm sein konnte und hatte zu dessen Wohl auf ein Leben mit ihm verzichtet. Aber es war ihm einfach wichtig das seine beiden „Schweinchen“ irgendwann wieder vereint sein würden und die Eltern haben entsprechend gehandelt.

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  13. Ich würde einem Kind prinzipiell keinen Hamster als Haustier kaufen. Auch wenn ich selbst einen hatte. Aber es ist einfach gemein ein nachtaktives Tier tagsüber auf zu wecken, weil man mit ihm spielen will. Nicht das ich es anders gemacht hätte als Kind… aber das ist genauso gemein wie einen Wellensittich alleine zu halten… Dann lieber zwei Meerschweinchen! Und da muss man sich auch nicht so schnell mit dem Tod auseinander setzten.

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    1. Bei zwei Meerschweinchen kann man sich dafür anderen pädagogisch wertvollen Fragen widmen, wenn man bei der Auswahl nicht sorgfältig aufpasst :-)

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        1. Ich weiß nicht ob und wie das pädagogisch verarbeitet wurde, aber jedenfalls war der Meerschweinchenmann kastriert :-)))

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  14. nicht nur Kindern trifft es, wenn der Hamster stirbt :( Mein Zwerghamster starb, als ich 20 war (hatte den auch erst mit 18 gekauft) … und war dennoch sehr sehr sehr traurig…

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  15. Ich würde zu Schildkröten raten. In Deutschland müssen sie amtlich gemeldet und auch wieder abgemeldet werden, da sie unter Artenschutz stehen. Ich habe 2 davon. Sie werden bis zu 70 Jahre alt. Wahrscheinlich werden sie mich überleben.

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  16. Meine Eltern hatten, was das anging, immer ein ehrliches Verhältnis zu mir. Dachte ich.Heute weiß ich, das das „Stofftier“ in der Mülltonne wirklich unser Kaninchen „Sir Snuggles“ war und, durch eine unbedarfte Äußerung, das mein heißgeliebtes Kaninchen nicht einfach gestorben, sondern dem Nachbarshund vor die Zähne gekommen ist.
    DAS nehme ich ihnen irgendwie übel – ich war damals schon lange am Grundschulalter vorbei, kann man da nicht die ganze Wahrheit erzählen? Ich mochte den Kläffer eh nie :D

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  17. Ich muss gestehen, ich finde dass Kleintiere nichts in Kinderzimmern zu suchen haben. Ein großer Teil dieser „Spielgefährten“ wird aus Versehen regelrecht zu Tode gefoltert.
    Sie werden zu fest gedrückt, es wird sich draufgesetzt, draufgetreten, in der Tür eingeklemmt, Wasser vergessen, Futter vergessen…Die Tiere sterben nicht unbedingt davon, aber es handelt sich um schwere Verletzungen und Extremzustände, als welche sie auch gesehen werden sollten, auch wenn das Tier nicht schreit und klagt. Da sind die Katastrophale Kleinstkäfighaltung ohne echten Auslauf und die Fütterung mit gänzlich ungeeigneten Futtermitteln noch das Harmloseste.
    Eine artgerechte Haltung findet man in den allerwenigsten Haushalten, wenn auch sicherlich ohne Absicht. :-/
    Und dass es sich „nur“ um einen Hamster oder ein Meerschweinchen handelt – schwierig, finde ich.
    Wenn man sich ein Haustier anschafft, übernimmt man verantwortung für ein Lebewesen, nicht für einen leblosen Gegenstand, egal wie groß oder wie billig das Tier war.
    Den Tod des Tieres dann auch noch verschweigen/ vertuschen zu wollen finde ich traurig, nimmt es doch die Möglichkeit mit der Trauer umgehen zu lernen und die Verantwortung bis zuletzt mit allem was dazu gehört zu tragen, was doch eigentlich immer als so pädagisch wertvoll beim Kauf des Tieres gepriesen wird.

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    1. Hat irgendwo gestanden, daß der ewige Hamster im Kinderzimmer wohnt? Ins Kinderzimmer gehört weder ein Nagetierkäfig noch ein Aquarium. (Und nebenbei, ich krieg hier in Frankreich gepflegten Ausschlag, wenn ich sehe, wie die Micro-Aquarien als ganz tolle Möglichkeit zur Fischhaltung angeboten werden, die in Deutschland als Dauerbehälter mittlerweile verboten sind.)

      Ich meine, der Tod gehört zum Leben; es kommt halt darauf an, wie man dem Kind das vermittelt. Ich hatte eine Mitschülerin, die eine Abiklausur nachschreiben mußte, weil sie am Tag selbst verhindert war: wegen der Trauer um ihren Wellensittich war sie nicht klausurfähig. Da ist doch was quergelaufen…

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      1. Warum ist da was quergelaufen? Ich habe auch eine erwachsene Freundin die wirklich sehr an ihren Wellensittichen hängt. Die hat sie auch schon seit… fast 10 Jahren, glaube ich. Natürlich hat man dann eine enge Bindung.
        Ich meine, wenn ein Hund stirbt ist es ja auch gesellschaftlich akzeptiert, das auch Erwachsene da trauern, manchmal wie bei einem Familienmitglied. Warum also nicht auch bei anderen Haustieren die man sehr lange hat? Es kommt schließlich nur darauf an wie Nahe man diesen Tieren ist und wieviel man emotional darin investiert.

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        1. Auch wenn ein Hund oder ein Wellensittich stirbt, muß ich mich meiner Arbeit stellen können. Dafür eine Abiturprüfung abzusagen ist schon ziemlich dreist, weil die Prüfer eine neue Prüfung konzipieren und einen neuen Termin anberaumen müssen – und gefährlich ist es auch: es ist nämlich nicht sicher, daß diese Entschuldigung akzeptiert wird, und dann wird die Prüfung als „schuldhaft nicht angetreten“ gewertet. Damit ist das Abitur gelaufen…

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