Ein missverstandenes Monster-mittel? Thalidomid bekommt noch eine Chance …

Es ist 1954: Ursprünglich war das Mittel Thalidomid als Anti-Allergiemittel gedacht, aber anstatt Allergien vorzubeugen, zeigte sich im Tierversuch, dass die damit behandelnden Ratten einschliefen. Und erstaunlicher als das war: egal wieviel Thalidomid man ihnen gab, sie blieben gesund. Man hatte offenbar ein Mittel gefunden zur Beruhigung, das man nicht überdosieren kann. Eine Novität.
Es wurde sogar damit beworben: Ein Mittel so sicher, dass sogar ein Kleinkind eine ganze Flasche schlucken kann, ohne bleibende Schäden zurückzubehalten!

Ab 1957 Unter dem Markennamen Contergan (in anderen Ländern: Distaval) vertrieben, wurde es enorm beliebt – man nahm es wie Aspirin. Es war rezeptfrei erhältlich und auch Ärzte verschrieben es gegen alles mögliche: Als Schlafmittel, bei kleineren Beschwerden, die man mit Ängstlichkeit in Verbindung brachte, bis zur morgendlichen Übelkeit in der Schwangerschaft.
Immerhin hatte das Mittel im Tierversuch keinerlei embryotoxischen oder mutagenen Eigenschaften gezeigt. Man sah es als komplett sicher an.

Dann wurden Kinder mit Missbildungen geboren:  die Babies hatten einen perfekten Kopf, perfekten Körper, nur … keine oder arg verkürzte Arme und Beine.

Es dauerte eine ganze Weile, bis man auf den Übeltäter kam. Zuerst dachte man, es sei ein Virus, möglicherweise eine Abart des Grippevirus … Lecks aus Atomkraftwerken, sogar Waschmittel wurde verdächtigt,  immerhin traten die Probleme plötzlich weltweit auf.

1961 kam ein Australischer Arzt namens William McBride darauf, als er die medizinischen Unterlagen von 3 Babies anschaute, die er auf die Welt gebracht hat. Bei allen drei hatte die Mutter früh in der Schwangerschaft Distraval (Thalidomid) genommen.

1962 wurde Thalidomid zurückgezogen. Zu dem Zeitpunkt waren 8000 Kinder in 46 Ländern mit Missbildungen geboren worden. Nur die Hälfte davon überlebte die ersten Lebensmonate.

Was die Wissenschaftler so überrascht hat war, wie ein Medikament das derart harmlos war bei Erwachsenen bei kleinen Babies derart Schaden anrichten konnte. Bis dahin dachte man, dass jedes Medikament, das für die Mutter sicher war, das auch für den Fötus sein musste.

Heute weiss man etwas mehr. Die Schädigung des Embryos tritt nur in den ersten 60 Tagen der Schwangerschaft auf. Und nur beim Menschen. Deshalb wurde das Problem nicht früher entdeckt.
Thalidomid wird als eine der grössten Katastrophen in der Geschichte der Medizin angesehen … und hatte enormen Einfluss darauf, wie die Medikamente heute getestet und angewendet werden. Gerade bei Schwangeren ist man viel vorsichtiger geworden.

Thalidomid verschwand mehr oder weniger vom Markt.

Damit ist die Geschichte beendet … sollte man denken.

Aber schon 1965 begannen die Ansichten über das Monstermittel Thalidomid zu ändern.

In Jerusalem gibt es immer noch ziemlich viele Leute mit Lepra. Etwa 5% der Lepra-betroffenen entwickeln eine schmerzhafte und manchmal tödliche Komplikation, die sich ENL nennt (Erythema nodosum leprosum) – also die Hautveränderungen die Auswirkungen des Immunsystems sind, das sich gegen das Bakterium welches Lepra verursacht, wehrt. Die Schwellungen werden durch Cytokine und aktivierte Makrophagen verursacht, was schliesslich zur Zerstörung des Gewebes führt … die Patienten haben Entzündungen und Schmerzen … und der Arzt Jacob Cheskin suchte nach etwas, das er den Patienten geben konnte, damit sie etwas Ruhe hätten und schlafen konnten. In der Apotheke des Spitals stoplerte er über eine alte Flasche Thalidomid. Das versuchte er dann an seinen Patienten.

Das nächste war dann wirklich überraschend: Praktisch über Nacht begannen die Geschwürde zu bessern und zuzuheilen.

Niemand verstand weshalb, aber Cheskin teilte seine Beobachtungen mit der Welt.

In Lepra-Gebieten rund um die Welt wurde Thalidomid daraufhin wieder hergestellt und dagegen eingesetzt – mit Erfolg.

Man sah Thalidomid in dem Moment als einen Immunsystem-modulator an (was und wie es genau wirkte war immer noch nicht bekannt) und versuchte es (obwohl dafür nicht zugelassen) auch an anderen Krankheiten aus. So fand man in England dann, dass es auch bei den Geschwüren an den Körpern von Behcet Kranken hilft. Bei der Krankheit erkennt der Körper auf einmal gewisse körpereigene Stellen als fremd an und bekämpft sie, was auch zu hässlichen Geschwüren führt – zum Beispiel im Mund oder an den Genitalien. Man kann kaum mehr Essen und Trinken und nur mit Schmerzen auf die Toilette. Sarah Craven war ein besonders schwerer Fall, an der Thalidomid schliesslich versucht wurde.

Ihre Hautläsionen gingen innert 3 Wochen praktisch komplett zurück. Und auch andere jahrelang geplagte wurden erfolgreich behandelt.

Sara Craven nahm das Medikament weiterhin … und es ging ihr so gut damit, dass sie einen neuen Lebensabschnitt in Betracht ziehen konnte. Sie setzte Thalidomid ab, damit es keine Probleme gab mit der geplanten Schwangerschaft. Aber die Krankheit kam zurück. Im 6. Monat musste sie wieder Thalidomid nehmen – mit dem Risiko, dass es auch dann noch Auswirkungen auf das ungeborene Kind hat. Wie man wusste, traten die Missbildungen nur auf, wenn man es in den ersten 60 Tagen nimmt. Die waren vorbei, aber ganz sicher war man nicht, ob es nicht doch Probleme geben könnte: neurologischer Natur. Diese Gefahr ist zwar kleiner, wurde aber bei Kindern beobachtet, deren Mütter das Medikament erst im letzten Trimenon genommen hatten. Es gibt jedoch wenig Erfahrungen damit, da es heute kaum Frauen gibt, die Thalidomid nehmen und schwanger werden (wollen).

Sarah Cravens Sohn kam übrigens 1998 vollkommen gesund zur Welt und im selben Jahr bekam Thalidomid die Zulassung gegen ENL bei Lepra.

Trotzdem hat man immer noch das Problem der Missbildungen, wenn man das in der Schwangerschaft nimmt … und das passiert in Ländern wie Brasilien, wo ein hoher Prozentsatz der Frauen nicht lesen kann auch heute noch.

In den Industrieländern ist Thalidomid deswegen streng kontrolliert und unterliegt strengen Richtlinien, braucht spezielle Rezepte und der Arzt muss mit der Patientin eine Schwangerschaftsprophylaxe ansprechen und durchführen. In manchen Lädern müssen die Patientinnen Formulare unterschreiben, dass sie beim Geschlechtsverkehr gleich 2 Verhütungsmittel verwenden.

Inzwischen waren noch weiter Entwicklungen im Gang, zum Beispiel bei der Behandlung von Tumoren. Der Arzt Judah Folkmann verfolgte die Theorie, dass Krebs imstande ist Gefässe in sich wachsen zu lassen (Angiogenese) und die Blutzufuhr braucht um selber zu wachsen und sich zu verbreiten. Er suchte nach Stoffen, die imstande waren, dieses Gefässwachstum zu bremsen und stiess dabei auf Thalidomid.

Thalidomid verhindert die Sekretion des Vascular Endothelial Growth Factor und hemmt somit die Neubildung von Blutgefässen. Das ist bei erwachsenen Personen im Normalfall ohne Bedeutung. Nimmt allerdings eine Schwangere im ersten Trimenon das, kommt es zu schweren Fehlbildungen am Neugeborenen. Die fehlende Blutversorgung führt zu verkürzten oder fehlenden Röhrenknochen – das war also das Problem.

Und beim Krebs hilft Thalidomid, indem es das Wachstum von Gefässen um und in den Krebs hinein hemmt – und es macht offenabar noch mehr … es hat eine Wirkung auf das Immunsystem und greift auch den Krebs direkt an – zumindest sieht es beim Multiplen Myelom sehr danach aus.

Dabei ist es in der Anwendung für die Patienten viel angenehmer als andere Krebsmittel wie Chemotherapeutika, denn bei ihm gibt es keinen Haarverlust, es wird einem nicht schlecht, man kann es als Tablette schlucken und muss nicht wegen Spritzen zum Arzt.

Wie es genau wirkt, weiss man immer noch nicht und es ist keine Kur gegen Krebs, aber es verzögert dessen Fortschreiten in 2/3 der Fälle und gibt den Patienten so mehr Zeit mit ihren Familien, ohne sie sehr zu beeinflussen. Nachteilig ist, dass sich der Krebs an das Thalidomid gewöhnt, wodurch dessen Wirksamkeit mit der Zeit abnimmt. Ganz Nebenwirkungsfrei ist es auch nicht: es ist immer noch ein starkes Beruhigungsmittel, es macht Verstopfung und periphere Neuropathie (Empfindungsstörungen in den Extremitäten).

Es wurde natürlich auch versucht das Medikament sicherer zu machen. Man änderte die Grundstruktur (genauer man ersetzte ein Sauerstoff-Atom durch ein Stickstoff-Atom) – das neue Medikament Revlimid ist tatsächlich noch wirksamer. Und das, obwohl die Forscher bei der Änderung nicht wussten, wie das Medikament überhaupt wirkt und wo sie etwas ändern mussten um es sicherer zu machen.

Revlimid wird wie Thalidomid gegen Krebs eingesetzt. Ausserdem in der Behandlung von AIDS und Multiple Sklerose. Leider ist es auch keine Heilung, aber es macht die Krankheiten erträglicher.
Ganz das Wundermittel ist es aber auch nicht, es steht im Moment im Verdacht, bei längerer Anwendung eventuell selber Krebs zu machen.

In Lösung bricht der Wirkstoff Thalidomid in viele Komponenten auseinander. Er ist also ziemlich instabil. Welche dieser Komponenten die Missbildungen verursacht, weiss man heute noch nicht – und auch nicht, welcher für die Angiogenese verantwortlich ist, oder für die Wirkung auf das Immunsystem

Aber man arbeitet daran ..  und wer weiss, vielleicht werden wir es eines Tages wissen.

Und jetzt, da ihr das alles wisst – was meint ihr? Was ist Thalidomid? Furchtbar? Ein missverstandenes Monster-mittel? Sollte man es grundsätzlich verbieten?

91 Kommentare zu „Ein missverstandenes Monster-mittel? Thalidomid bekommt noch eine Chance …

  1. Klingt absolut sinnig. Das Medikament hat offensichtlich fantastische Einsatzmöglichkeiten in so ernsten Fällen, dass man sich da über evtl. seltene und schwer zu entdeckende Langzeitfolgen kaum Gedanken machen muss.
    Es kann nicht sein, dass so ein Medikament vom Markt genommen ist, weil etwas passiert – nicht, weil es embryotoxisch ist, denn das sind viele Mittel, inklusive eines Anti-Aknemittels, das ich in meiner Jugend mal genommen habe.

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    1. Ja, aber man vergisst, dass das so ziemlich das erste Mal gewesen is, dass bei einem Medikament so etwas schiefgegangen ist. Und wie! : man denke an die Langzeitfolgen: all die Kinder, die mit dem leben müssen.
      Wegen genau dem ist man heute auch viel vorsichtiger – gerade in der Schwangerschaft. Und heute würde man da vielleicht auch anders mit umgehen, wer weiss?

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      1. @Frank:
        Musst du denn mit den Schmerzen eines M. Behcet leben? Oder mit denen einer Lepra-Komplikation?
        Hast du eine Ahnung vor was für Problemen man im Leben steht, wenn man Lepra hat; oder eine seltene Krebsart?
        Da muss ich dich dann fragen: „Hast du überhaupt eine Ahnung, wo von du schreibst?“
        Wenn man jemandem helfen kann, so sollte man es; und man sollte es auch dürfen!

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  2. Vielen Dank für diesen überaus interessanten Artikel.
    Die meisten Medikamente haben ja gute und schlechte Seiten. Wie gut, dassThalidomid jetzt besser erforscht ist und so gezielter zum Nutzen eingesetzt werden kann.

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    1. da sind einige Fehler drin. Contergan wurde 27. November 1961 vom Markt genommen. weltweit gab es etwa 10 000 Kinder
      Die Schädigungen betrafen nicht nur Arme und Beine..sondern das Gesamte Skelett inklusive Organschäden.

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  3. Nein, kein missverstandenes Monster- Mittel. Aber ein noch nicht ausreichend verstandenes Mittel. Ich hoffe, dass die Forschung irgendwann so weit kommt, dass man die Wirksamkeit von Medikamenten berechnen kann, ohne sie testen zu müssen. Zumindest gruselt es mich immer bei dem Gedanken, dass da Medikamente verabreicht werden, ohne dass man genau weiß, wie oder warum sie überhaupt wirken.
    Aber vielleicht ist das nur ein weiterer Schritt, unsere Natur zu erforschen. ich will gar nicht wissen, wie viele Menschen gestorben sind bis die Menschheit rausgefunden hatte, welche Pilze für uns giftig sind oder welche Pflanzen welche Heilwirkungen haben…

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    1. Die Forschung wird nie soweit kommen, dass man die Wirksamkeit komplett berechnen kann. Man arbeitet da immer nur mit Modellen, egal ob das Zellkulturen sind oder Tierversuche (also Tiermodelle). Letztendlich muss man die Wirksamkeit am Schluss immer am Menschen testen. Würde man das nicht tun und das Medikament ohne eine Testung am Menschen zulassen, wäre der Ersteinsatz des Medikaments am Menschen dann der Menschenversuch.

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      1. Der Mensch ist immer noch viel zu komplex um so etwas zu berechnen. Wie McCloud sagt, benutzt man bei der Forschung deswegen Modelle. Immer komplizierter werdende … Von Zellkulturen bis Tierversuch, bevor man an den Mensch geht … Und selbst heute erlebt man da teilweise noch (böse) Überraschungen.

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  4. Es ist ein zweischneidiges Schwert.
    Einerseits ist es bei ettlichen Krankheiten das letzte Mittel, das hilft.
    Andererseits hat es eben die beschriebenen Nebenwirkungen.

    Aber es jetzt zu verteufeln wäre grob fahrlässig. Auch ein Medikament wie Diclofenac würde heute so nicht mehr zugelassen werden aufgrund seiner Nebenwirkungen und der Gefahren, die davon ausgehen. Es ist immer eine Frage der Abwägung und der Aufklärung. Grade im Bereich Lepra, Behcet und einiger Tumore ist der Erfolg für den Patienten sehr groß – und ermöglicht ein menschenwürdiges Leben.

    Manchmal muss man den Teufel mit dem Belzebub austreiben um Erfolg zu haben – um dem Betroffenen seine Würde wiedergeben zu können. Und sollte das nicht manchmal wichtiger sein ??????

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  5. Mein inzwischen verstorbener Kater hat viele Jahre mit einer chronischen Zahnfleischentzündung geköpft und im laufe der Jahre mit den Nebenwirkungen, die hohe Dosen Prednison und Clindamycin mit sich bringen.

    Thalidomid wäre eine Alternative gewesen. Es gibt einige wenige Versuche diese katzenspezifische Krankheit damit in den Griff zu bekommen, aber es ist in Deutschland nahezu unmöglich an den Wirkstoff zu kommen. Auch mein Tierarzt hätte ihn nicht bekommen.

    Die Frage wäre, ob dieser Wirkstoff, angenommen er würde sich für diese Indikation als wirksam erweisen, überhaut eine Chance hätte, auf den Markt zu kommen.

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    1. In Brasilien kommt man anscheinend sehr leicht an Thalidomid. Es wird heute noch häufig eingesetzt .. Selbst als Beruhigungsmittel. Traurigerweise (und für mich unverständlich) ist die Information über die Embryotoxizität dort offenba kaum bekannt … Weshalb dort auch heute noch Thalidomid-Kinder auf die Welt kommen.
      Dort fehlt es an der Regulation des Mittels. Hier ist es fast schon übertrieben.
      Was ist besser?

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      1. In Brasilien hatten sie wohl als Warung eine durchgestrichene schwangere Frau auf die Packung gedruckt, was dazu führte, dass es für eine Antibabypille gehalten wurde. Analphabetismus ist in diesem Fall ein massives Problem.

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        1. Man sollte zwei Bildfolgen aufdrucken.
          a) schwangere Frau + Medikament => Baby mit Armstummeln
          b) schwangere Frau + Medikament durchgestrichen => normales Baby

          Das sollte doch zu verstehen sein.

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  6. Grundsätzlich sollte das wenigste verboten werden – man sollte nur sicherstellen, daß es nur von Leuten gehandhabt wird, die sich damit so weit wie möglich auskennen. Und es muß weiter untersucht werden, was da wie wirkt. Aber ich würde es denen, die dadurch besser leben können, nicht vorenthalten wollen.
    Es ist eben nichts nur gut oder nur schlecht.
    (Sonst müßte man z.B. auch Autos verbieten, weil die mit einem unfähigen Fahrer auch enormen Schaden anrichten können.)

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  7. Wenn man sich mal überlegt das selbst der Wirkmechanismus eines so gängigen Mittels wie Paracetamol noch nicht wirklich bekannt ist, relativiert sich das Ganze doch etwas. Im Grunde ist Thalidomid doch ein sehr potentes Mittel, mit breitem Anwendungsspektrum das eben nur nicht an Schwangere verabreicht werden darf, wie so viele andere Medikamente auch.

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  8. Ich bin recht froh, dass es Thalidomid gibt bzw. Lenalidomid (Revlimid), da mein Vater an einem Multiplen Myelom erkrankt ist. Gerade bei dieser Erkrankung konnte die Lebenserwartung der Patienten in den letzten Jahren gesteigert werden, eben auch wegen der Gabe von Thalidomid/Lenalidomid.

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  9. Man weiß, was es in der Schwangerschaft anrichten kann. Also muß man die Patientinnen dahingehend aufklären und beraten.
    Wenn man das tut – wo ist dann das Problem? Dann dürfte man auch viele andere Mittel nicht mehr hernehmen.

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    1. Das Gemeine daran ist, daß die gefährliche Phase die ersten 60 Tage der Schwangerschaft sind. Eine Frau weiß aber erst nach etwa 14 Tagen bis drei Wochen nach Beginn der Schwangerschaft, daß sie möglicherweise schwanger sein könnte. (Manche Leute zählen witzigerweise (ähem) auch die Schwangerschaft ab Amenorrhee, sprich Beginn der letzten Regel, was noch 14 Tage drauflegt. Wie sind die 60 Tage gerechnet, Pharmama?)

      Ich neige mehr und mehr dazu, daß nicht nur Medikation von Kindern verschiedener Altersstufen und Erwachsenen, sondern auch von Männern und Frauen grundsätzlich getrennt betrachtet werden sollten. Contergan schadet Männern offenbar nicht, und bei Frauen muß man halt sich erst versichern, daß sie weder schwanger sind noch werden. Dann könnte man es anwenden – sinnloserweise wird es in Europa, wo die Menschen halbwegs gebildet und aufgeklärt sind und Zugang zu sicheren Verhütungsmethoden haben, verboten, aber in Südamerika, wie Pharmama schreibt, nicht…

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      1. Deshalb schrub ich ja auch:
        „Man weiß, was es in der Schwangerschaft anrichten kann. Also muß man die Patientinnen dahingehend aufklären und beraten.“

        Das Selbe gilt im Übrigen für diverse Anti-Akne – Mittel, die ebenfalls schlimme Mißbildungen beim Embryo verursachen können. Die werden aber auch verschrieben – eben mit Sicherheitsberatung (siehe Kommentar von nicoretta) – und nicht verteufelt wie Thalidomid.
        Wieso da mit zweierlei Maß messen?

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        1. Ich vermute, in den 60ern war man da erst mal radikal, und jetzt ist es schwierig, gerade bei einem so bekannten Mittel, vorsichtig ein Stückchen zurückzurudern.

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          1. Sicherlich. Dennoch, es hilft – nachgewiesenermaßen – bei etlichen Krankheiten wirklich. Da sollte man doch endlich mal umdenken können. Wiegesagt, es ist nicht das einzige Medikament mit embryotoxischer Wirkung. Dann müßte man ja etliche Cytostatika auch verbieten.

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            1. Medizinisch gesehen hast du völlig recht. Es geht mehr um die mediale Wirkung, nehme ich an. Stell dir vor, BILD titelt „Contergan kommt wieder“…

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          2. Ja, richtig. Und das finde ich ehrlichgesagt ganz furchtbar schlimm, dass es soweit gekommen ist, dass solche Revolverblätter so eine Macht haben.
            Aber das ist eigentlich ein anderes Thema ;)

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        2. wie die Aufklärung funktioniert…sieht man ja in Brasilien. Dort gibt es mittlerweile die Zweite und Dritte Generation, der Thaldomid Geschädigten..es wird geschätzt das in der Gegenwart etwa 3000 neue Fälle gibt.die letzten sind noch Klein Kinder.

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  10. Nicht jede Frau ist schwanger. Und 49% der Menschheit KÖNNEN gar nicht schwanger werden (die Männer). Alleine schon bei letzterer Zielgruppe lohnt es sich das Mittel einzusetzen. Und bei Frauen muss halt eine direkte und regelmäßige auf- und abklärung stattfinden. Genauso wie es mit der Langzeitgefahr bei Krebs sein sollte – wie bei jedem langfristig genommenen Medikament finde ich!

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  11. Ich nutze topisch Adapalen und finde das Zeug sehr potent und prima. Entzündete Papeln verschwinden im Nu. Aber ob ich das gemäß der Empfehlung auf der Webseite von Galderma täglich vorbeugend eine erbsengroße Menge auf meinem Gesicht verteilen würde? Ich denke nicht.

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  12. Schöner Artikel, sehr informativ. Was das nun ist? Ein Gift – wenn es überdosiert oder falsch angewendet wird. Und ansonsten ein Wirkstoff, der es vielleicht wert ist, noch weiter erforscht zu werden. Um dann noch zielgerichteter und wirksamer eingesetzt zu werden. Und wahrscheinlich dann um ein Vielfaches teurer wird …

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    1. Jedes Ding ist Gift, nur die Menge macht es …
      Aber: hier haben wir wirklich nicht das Problem der Überdosierung, sondern „nur“ des falschen Zeitrahmens.

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  13. Egal wie verteufelt dieses „Contergan“ wurde:
    Ich persönlich glaube nicht, dass Thalidomid gefährlicher/schlimmer ist als z.B. Isotretinoin…
    Eine Abgabe-Praxis wie bei Curakne (bei gebärfähigen Frauen: nicht ohne zuverlässige Verhütung = zwei Verhütungsmethoden; Kontrolluntersuchungen alle 28 Tage; regelmässige Schwangerschaftstests durch den verschreibenden Arzt) würde meines Erachtens genügen.
    Thalidomid IST immer noch ein sehr sicheres Medikament – denn keiner der Mütter der behinderten Kinder ist etwas passiert! Es darf einfach keinesfalls während einer Schwangerschaft eingenommen werden…
    Und dass man den genauen Wirkmechanismus nicht kennt, das sollte nun wirklich niemanden abschrecken: denn wer kennt den genauen Wirkmechanismus von Paracetamol?!? :-)

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    1. Das ist es ja: es ist wahrscheinlich nicht schlimmer. Aber es war das erste, wo so massiv Probleme auftraten … Und eventuell wurde die Aufdeckung durch die Vertriebsfirmen auch verzögert. Jedenfalls wurde es verteufelt und … Das haftet ihm halt bis heute an.

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    2. Leider ist nicht alles, was wissenschaftlich sinnvoll ist, immer so eingeordnet wie sich das gehört.
      Thalidomid ist mit massiven Emotionen verbunden, auch Jahrzehnte nach dem massiven Auftreten der Missbildungen. Daher wird die Politik alles daran setzen, eine strenge Kontrolle des „bösen Mittels“ vorzugaukeln.
      Herausgekommen ist leider der Blödsinn T-Rezept.

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  14. Es ist ein sicheres Medikament. Das einzige große „Risiko“ sind die Missbildungen. Insofern sollte es bei Frauen im gebärfähigen Alter möglichst nicht und wenn, dann mit besonderer Vorsicht eingesetzt werden. Aber darüber hinaus… wenn es wirkt, wirkt es..

    Was das mögliche Krebsrisiko angeht – es ist doch auch bei anderen Medikamenten, die aufs Immunsystem wirken, so, dass dort immer ein Risiko einer Krebsentstehung inklusive ist. Wenn der Patient richtig aufgeklärt wird und eine vernünftige Risikoabwägung stattgefunden hat, ist das kein Hindernis, das Medikament zu nehmen.

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  15. Ich frage mich, wie eigentlich erforscht werden soll, was genau an diesem Medikament die Mißbildungen bewirkt? Wo die doch nur beim Menschen auftreten. Den Gedanken mag ich gar nicht zuende denken…..

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    1. Ich denke mal, dass die Forschung hier auf zellulärer Ebene arbeitet. Menschenversuche sind bei der Grundlagenforschung wohl eher nicht die Regel… ;-)

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    2. Ich habe im Hinterkopf, dass es während der Wirksamkeitsstudien damals auch missgebildete Rattenbabys gab, die aber schlicht in den Müll wanderten und keinerlei Beachtung fanden (positiv ausgedrückt).

      Genau deshalb wurden GMP Richtlinien etabliert. Seit dem muss absolut alles zu Papier gebracht werden, was in zeitlichem Zusammenhang mit der Studie steht. Man findet heute also in Beipackzetteln mögliche Nebenwirkungen, die höchstwahrscheinlich nicht mit dem Medikament in Verbindung stehen, aber zufällig während der Zulassung bei einem Probanten aufgetreten sind.

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  16. Huhu!

    Während meines Studiums habe ich in den Chemie-Vorlesungen von Enantiomeren gehört, und meine Chemie-Lehrerin (sie hatte damals gleichzeitig Pharmazie und Medizin studiert) hat mir dann erklärt, dass dieses Phänomen eben Contergan und seinen Partner (Thalidomid?) betrifft.

    Sie sind fast völlig identisch und ausschließlich auseinanderzuhalten aufgrund ihrer optischen Aktivität (\”links- und rechtsdrehend\”), aber sie wirken VÖLLIG unterschiedlich. Der kleine Unterschied machts.

    Sie sagte damals zu mir \”Stell Dir vor, die Leute denken, es würde Contergan als Lebra-Mittel verteilt werden, dabei stimmt das gar nicht\”.

    Liebe Grüße

    Ann-Kathrin

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    1. Du hast Recht, Thalidomid (=Wirkstoff von Contergan; so wie Acetylsalicylsäure und Aspirin) ist ein Racemat. Das eine Enatiomer ist für die Wirkung (zumindest die des Schlafmittels) und das andere für die teratogene Wirkung verantwortlich. Allerdings bringt es beim Thalidomid nichts, wenn man nur die Wirkform einnimmt, weil der Körper beide Formen in einander umwandeln kann und so das Gift dann selber produziert.

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      1. oh, das wusste ich nicht, dass der Körper das selbst umwandeln kann. vielen Dank für die Aufklärung. Ich dachte, es wäre komplizierter, das zu trennen, bzw umzuwandeln. Schade!

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        1. Der menschliche Körper ist eine spannende chemische Fabrik, der wandelt vieles um, oft Stück für Stück in mehreren Stufen.
          Dabei kann es passieren, das ein Enantiomer später nicht mehr rein vorliegt. Gilt aber nicht zwingend für alle Medikamente.
          Die stereoselektiven Hauptwirkungen sind mittlerweile gut verstanden, allerdings nicht unbedingt, ob das andere vermeintlich nicht wirksame Enantiomer nicht vielleicht doch anderswo einen wichtigen Anteil an der Wirkung hat.

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    1. Wofür bzw. wogegen?
      Ich bin ein z.B. Verfechter von medizinischer Nutzung von Cannibis oder besser noch gut standardisierten Cannabis-Extrakten statt der völlig überteuerten Gabe von delta-9-HTC.
      Aber bei der medizinischen Nutzung von sehr stark missbrauchsgefährlichen Substanzen sollte das Nutzen-Risiko-Verhältnis gut überlegt sein. Beim LSD wäre mir neu, dass man schon soweit ist, dass man solide Daten hat.

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  17. Ein super Artikel.

    Du beschreibst die Anwendung bei Krebs und beschreibst, dass die Hemmung der Angiogenese (Blutgefäßneubildung) bei Krebs der Einsatzweck von Contergan (Thalidomid) ist: man „hungert“ den Tumor quasi aus, da der nicht mehr durchblutet wird und abstirbt. Genau diese Angiogenesehemmung war der Grund dafür, dass bei Embryos Gliedmassen nicht ausgebildet wurden: es wurden also bei Embryos keine Blutgefäße gebildet, so dass keine Extremitäten ausgebildet werden konnten. Bei Thalidomid wurde also die schlimme Nebenwirkung der Angiogeneshemmung beim Schlafmittel bei der Indikation Krebs zur beabsichtigten Hauptwirkung.
    Der Grund, warum das Mittel bei Erwachsenen harmlos ist, liegt darin, dass Angiogenese im menschlichen Körper fast ausschließlich in der Embryonalentwicklung auftritt. Im gesunden erwachsenen Körper tritt Angiogenese nicht auf, da müssen keine neuen Blutgefäße mehr gebildet werden, im Embryo natürlich schon.

    Es gibt weitere Krankheiten, bei denen im erwachsenen Körper auf einmal pathophysiologisch doch wieder Angiogenese auftritt, z.B. Alzheimer oder gewisse rheumatische Erkrankungen. Auch dort laufen Studien, ob man Thalidomid sinnvoll einsetzen kann.

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  18. hallo pharmama!
    wo hast du denn die info her, dass revlimid bei multipler sklerose eingesetzt wird?! pubmed kennt da nicht mal einen einzigen treffer…
    würde micht echt brennend interessieren!

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  19. Ich denke nicht, dass es ein Monstermittel ist. Es gibt ja mehr als nur dieses eine Mittel, was schwere Mißbildungen zur Folge haben kann. Bei Contergan wars halt leider so extrem ausgefallen damals. Leider. Aber deswegen ist das Zeug noch kein Teufelszeug, man darfs halt nur nicht schwanger nehmen und auch ordentlich verhüten in der Zeit.

    Meine Oma war 1956/57 und 58 schwanger und erzählte, dass ihr der Arzt auch mehrmals Contergan empfohlen hat. Damals war man offensichtlich noch sehr freigiebig mit Medikamentenempfehlungen in der Schwangerschaft. Zum Glück hatte sie keine Schlafprobleme und daher drauf verzichtet.

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  20. Thalidomid macht die Missbildungen nicht nur beim Menschen, sondern auch bei nichtmenschlichen Primaten und der Kaninchenrasse der weissen Neuseeländer. Marmostes sind unte anderem die heutigen Modellorganismen. Es wirkt jedoch nicht bei Ratten, duie damals verwendet wurden.
    Eine Folge der Katastrophe war nicht nur die Entwicklung des AMG in Deutschland, sondern auch die Vorschrift, dass Substanzen immer an mindestens 2 verschiedenen Spezies getestet werden müssen. Damit sich sowas nicht wiederholt.

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  21. Vielen Dank für den tollen ausführlichen Artikel! Was man vielleicht noch ergänzen könnte: Eine grosse Erkenntnis, die Thalidomid gebracht hat war, dass verschiedene Spezien (Speziä?) sehr unterschiedlich auf Medikamente reagieren können. Damals war der blosse Test an z.B. Nager genug, und genau bei ihnen fehlte leider der Effekt auf die Blutgefässe. Wäre mit Kaninchen getestet worden, hätte man diesen Effekt genug früh erkannt. Seither muss z.B. an Ratten, Hunden und Hasen gleichzeitig getestet werden, bevor es im Menschen gebraucht werden kann.

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  22. Hallo Pharmama,

    weißt du, warum das Mittel nur beim Menschen den Fötus schädigt und nicht bei anderen Tieren?

    P.S.:
    Ich hab bei Facebook ne Anfrage von einer Priska Harmama, die in ihrem Profil mit pharmama.ch wirbt. Habt ihr was miteinander zu tun?

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    1. Zur Frage 1: Nein – so ich weiss, dürfte das – wie die genaue Wirkweise auch nicht bekannt sein. (Wer es besser weiss, darf sich gerne melden)
      Zum P.S: yup, das bin ich auf facebook.

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      1. Ein möglicher Grund für die Wirkung auf den Embryo beim Menschen, nicht aber bei den Nagern könnte deren unterschiedlicher Aufbau der Plazenta sein.

        Beide haben eine hämochoriale Plazenta, d.h. das Epithel der Gebärmutterschleimhaut und deren Gefäßwand wird vollständig zerstört und Blut(der Mutter) umströmt direkt das Epithel des fetalen Anteils der Plazenta.

        Sie unterscheiden sich aber anhand der Schichten des fetalen Epithels; Mensch (und Meerschweinchen) bilden nur eine Schicht aus, während Kaninchen zwei und Ratten drei Epithelschichten besitzen. Der Stoff muss also mehr oder weniger Barrieren durchdringen um in den Blutkreislauf des Embryos zu gelangen.

        Eine Untersuchung ob Thalidomid beim Meerschweinchen teratogen wirkt wäre also durchaus interessant.

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  23. Warum wird so ein Medikament nicht zusammen mit einem hormonellen Verhütungsmitteln in Tabletten gepresst? Das würde das Problem der Schwangerschaften (gerade in Ländern mit hoher Analphabetenrate) doch deutlich verkleinern.

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    1. Weil vielleicht nicht alle Patienten, also auch Männer oder kleine Mädchen, einfach mal so pauschal hormonelle Verhütungsmittel schlucken sollten?

      Es wären zwei verschiedene Medikamente und die sollten auch bewusst als zwei getrennte Mittel verabreicht werden.So Zumindest mein laienhaftes Verständnis.

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    2. Die Medikamentenzulassung ist eh schon kompliziert und teuer genug, gerade bei Thalidomid. Wenn Du das in eine Tablette pressen würdest, musst Du nachweisen, dass die Kombination sicher ist, sich auch physikalisch verträgt und musst über die Kombination beider Medikamente klinische Studien anfertigen. Letztendlich müsste man auch jede der vielen Pillensorten mit Thalidomid kombinieren und da eine eigene Tablettensorte für jede Pille herstellen.

      Ich denke, dass sich das einfach nicht rentiert. Der Aufwand steht da echt in keinem Nutzen zum Ertrag. So viele Menschen schlucken Thalidomid einfach dann doch nicht.

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    3. Neben den Argumenten von McCloud und Erdmöbeltischler gibt es meiner Ansicht nach einen simplen Grund: Mann müsste das Antibaby-Thalidomid genau so konstant nehmen wie eine reguläre Antibabypille.
      Wenn das Antibaby-Thalidomid „mal eben so“ genommen wird zum Einschlafen, dann hilft es nicht zuverlässig.

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      1. Das Argument von Mr. Gaunt fiel mir auch ein.
        Ich hatte mal kurz nachgesehen: Thalidomid muss laut „Roter Liste“ zyklisch genommen werden, also etwa 6 Wochen jeweils 4 Tabletten zu 50 mg am Abend. Der Arzt kann aber da die Dosierung anpassen, also nur 3 Tabletten oder auch 5 Tabletten verschreiben, je nach Körpergewicht oder anderen Gegebenheiten. Wenn man da eine konstante Hormonkonzentration in die Tablette mit reinpackt, dann wird die Pillenverhütung in der Kombinationstablette bei 3 oder 5 Tabletten (anstatt 4 Tabletten) entweder unterdosiert oder überdosiert.
        Nach 6 Wochen wird die Behandlung mit Thalidomid laut „Roter Liste“ sowieso unterbrochen und nachgesehen, ob ein Erfolg da ist. Dann muss eh wieder die normale Pille genommen werden.

        Im Endeffekt wäre die Therapie mit der Kombitablette noch komplizierter als die Behandlung mit einer Thalidomidtablette (Einnahme zur Krebstherapie nach Vorschrift des Arztes) und einer Verhütungstablette (dauerhafte Einnahme jeweils einer Tablette/Tag).

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  24. Einen etwas grundsätzlichen Kommentar noch:

    Für meine Begriffe zeigt das teilweise Nichtwissen um die Wirkungsweise dieses oder auch anderer Medikamente, dass es auch heute noch für den Menschen Grenzen gibt. Wir sind eben nicht allmächtig und sollten uns zweimal überlegen, ob und wie wir unserem Schöpfer in sein Werk pfuschen.
    Mit meinem Statement möchte ich mich nicht gegen Medikamentenforschung oder auch deren Einsatz wo immer möglich aussprechen. Das hier thematisierte Thalidomid sollte nach einer Abwägung von Nutzen zu (potientieller) Schaden gerne Verwendung finden.

    Vielleicht sollten wir aber der Genforschung im Agrarbereich solche damaligen Nebenwirkungen im Hinterkopf haben und eben nicht alles uns heute machbar und gefahrlos Erscheinende, auch umsetzen.

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    1. Du hast recht, unser Wissen ist begrenzt und darum tun wir alles, um es zu erweitern und das Universum zu verstehen und erzielen dabei gewaltige Erfolge, ohne die auch Du Deinem Schöpfer zu einem sehr viel früheren Zeitpunk begegnen müßtest.

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  25. 1. Schon im Herbst 1959 war bekannt, dass Contergan durchaus auch bei Erwachsenen schwere, irreversible Nervenschädigungen verursacht hat.
    2. „Perfekter Kopf und perfekter Körper“ so steht’s im Artikel
    – stimmt nicht! Viele haben schwerste innere Schädigungen – im Körper. Viele anderen fehlen die Ohrmuscheln, sie können nicht hören oder haben ein- oder beidseitige Gesichtslähmungen.
    3. Der Wirkstoff Thalidomid wird gegen das Multiple Myom (eine Blutkrebsart) nur nach langwieriger Beantragung, gründlicher Aufklärung und unter Aufsicht des Arztes verordnet
    – an Patienten, die austherapiert sind.
    Es ist also KEIN Mittel „gegen DEN Krebs“

    Außerdem wirkt es gegen Lepra und manche Erscheinungsformen von AIDS.

    Der Conterganskandal hat mehrere Seiten:
    1. Die BRD hatte sich viel zu lange um ein Arzneimittelgesetz zur Sicherheit der Patienten gewehrt. Dank an die gute Lobbyarbeit der Pharma-Industrie
    2. Der naive Fortschrittglaube der 50 im Wirtschaftswunderland dacht nur an positive Erungenschaften – nicht an „Nebenwirkungen“ des Geldverdienens.
    3. Auf 1. und 2. bauend, hat die Firma Grünenthal ALLES getan, um ihren Verkaufsschlager im Markt zu halten – trotz jahrelanger Warnungen, dass es bei Erwachsenen zu gravierenden Nervenschädigungen gekommen ist.

    Als Betroffener bin ich NICHT grundsätzlich gegen den Wiedereinsatz von Thalidomid bei schwerstkranken Menschen, aber nur unter den hier üblichen starken Sicherheitsvorkehrungen = dem umfangreichen Antragsverfahren.

    Ansonsten hat das Zeug von Firma Grünenthal zu viele Menschenleben – die eigentlichen Betroffenen wir ihre Familien- belastet bis zerstört!

    DOM

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  26. Ich bin mit verstümmelte Armen einen Herzfehler und Nierenschaedigung 1961 auf die Welt gekommen.
    Diese enorme Schaedigung ist durch die Einnahme von nur einer einzigen Tablette zur falschen Zeit entstanden. Ich finde man kann berechtigt von einem „Monstermittel “ sprechen. Fakt ist, dass Thalidomid nie vom Markt verschwunden ist, und weiterhin der Pharmaindustrie viel Geld einbringt, waehrend die vielen Menschen die durch Contergan geschaedigt wurden, mit mini Renten vom Staat ( Steuerzahler) abgespeist werden. Von den Einnahmen die durch Thalidomid heute erziehlt werden, sollten mindestens 10 Prozent den durch Contergan geschaedigten Menschen zur Verfügung gestellt werden. Im Moment bekommt ein 4-fach geschaedigter= 2 kurze Arme + 2 kurze Beine 1270.- € Rente vom Staat.
    Jedem Menschen steht frei, nach intensiver Aufklaerung ein Medikament einzunehmen oder nicht. Wenn aber ein Mittel als völlig harmlos und Rezeptfrei sogar an Schwangere verteilt wird, dann muss bei auftetenden Schaeden die Firma haften.

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    1. Es tut mir Leid, aber da bin ich doch anderer Meinung:

      Thalidomid ist kein Monstermittel.

      Die Firma hat’s nur monstermässig gehandhabt! Und dass die Firma keinen Schadensersatz für frühere „Sünden“ zahlt, dafür kann das Thalidomid selbst nun wirklich nichts…
      Was damals alles falsch gemacht worden ist, das geht selbstverständlich auf keine Kuhhaut! Das entstandene Leid ist enorm und kann nicht mit allem Geld der Welt wieder gut gemacht werden… obwohl es natürlich helfen würde das Leid wenigstens zu mildern…

      Nur ich finde, dass man Thalidomid und Grünenthal nicht über einen Kamm scheren darf.
      Es wäre schade, dass ein wirksames Mittel nur wegen früherer Verfehlungen der Firma nicht zu den Menschen gelangt, die davon profitieren könnten! Damit würde man diese Menschen unnötigerweise leiden lassen – obwohl ihnen geholfen werden könnte – und das wäre meines Erachtens ethisch nicht vertretbar!

      Selbstverständlich braucht es klare Strukturen und Regelungen, damit keine schwangeren Frauen dieses Mittel unbeabsichtigt einnehmen!

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      1. Nur ich finde, dass man Thalidomid und Grünenthal nicht über einen Kamm scheren darf.

        Nicoretta, ich glaub ich bin im falschen Film…wer hat den Thalidomid entwickelt ?

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        1. Ja richtig, Grünenthal hat Thalidomid entwickelt und als Contergan verkauft…

          Was ich sagen wollte, war: Hersteller ist nicht gleich Wirkstoff!

          Ein Wirkstoff kann nicht „böse“ sein… Es ist nur ein Wirkstoff…Und diese haben – besonders falsch oder unreflektiert angewendet – zum Teil fatale Wirkungen!!

          Nur weil Contergan in der Vergangenheit grossen Schaden angerichtet hat, braucht man Thalidomid den Menschen nicht vorzuenthalten, die an Krankheiten leiden, die man damit behandeln kann… Das wäre dann diesen Menschen gegenüber unfair!

          Der Wirkstoff an sich ist kein „Monster“; er KANN (richtig angewendet) für gewisse Menschen sogar ein „Engel“ sein…

          Damit will ich _die Firma_ aber auf keinen Fall in Schutz nehmen… Der Contergan-Skandal ist ein Riesen-Skandal und kann und darf nicht geschönt werden!! Es war (und ist) eine Sauerei… Man kann das Leid nicht mit Worten ausdrücken, das da entstanden ist!! :-(((

          Man darf nur hoffen, dass die Gesellschaft aus der Geschichte etwas lernt und so etwas hoffentlich nie wieder passier! :-(

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          1. @Frank:
            Nein, leider bin ich über Thalidomid in Brasilien nicht informiert. (Werde ich demnächst noch nachholen…)
            Aber ist dir denn klar, was das Medikament für einen Betroffenen von Behcet oder Lepra bedeuten kann?
            Alles was ich sagen wollte, war:
            Es wäre UNETHISCH, diesen Menschen einen Wirkstoff vorzuenthalten, der ihre Leiden lindern könnte!

            Nochmals:
            Thalidomid ist nur ein Wirkstoff und kann PER SE nicht „böse“ sein.

            Eine Firma die aus reiner Profitgier Medikamente vermarktet und der es egal ist, ob es jemandem schadet hingegen schon!!!! (Und damit meine ich nicht nur Grünenthal mit dem Contergan-Skandal; da gibt es leider viele schwarze Schafe!)

            Oder kurz:

            Firma (Mitarbeiter und/oder Bosse) –> zu bösen Taten fähig

            Wirkstoff –> zu keinen bösen Taten fähig, da keine Seele

            ==> Thalidomid (als Wirkstoff) als Monstermittel zu bezeichnen halte ich daher für falsch.
            Ich mache damit aber keinen Kommentar zum Hersteller, da dies eine andere Sache ist!

            (Ich bezeichne auch ein Beil nicht als Monster-Werkzeug, nur weil man damit im Mittelalter Leute hinrichtete… Damit kann man nämlich auch Holz fällen. Das sagt aber nichts darüber aus, was ich über das mittelalterliche Gerichtswesen denke!)

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          2. Sachlich-nüchtzern betrachtet hast Du Recht:
            Thalidomid ist ein Wirstoff/ein Werkzeug in der Hand der Menschen, die sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart nicht verantworltich damit umgehen – siehe Brasilien. Dass hier in D die Regeln sehr streng sind, nutzt den brasilianischen Thalidomidgeschädigten nix.

            Firma Grünenthal hat schwerste Verfehlungen begangen
            – und verschließt bis heute die Augen davor = sie handeln immer noch nicht verantwortlich gegenüber uns Opfern.
            Die Firma hat damals aus Profitgier aktiv agiert
            so wie sie heute nícht angemessen reagiert.
            Der Wirkstoff Thalidomid…. ist nicht handlungsfähig kann nicht eigenaktiv sein, u.U. kann er hilfreich sein.

            FÜr uns Opfer ist diese Differenzierung wohl in den meisten Fällen klar, aber in der persönlichen Konsequenz sind GRünenthal und Contergan „eins“.

            Gruß
            DOM

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          3. Man darf nur hoffen, dass die Gesellschaft aus der Geschichte etwas lernt…
            ————————————————————————————-

            nö hat der Staat und Grünenthal nicht. Unsere Eltern wurden mit Peanuts abgespeist und den geschädigten wird eine Rente gezahlt, die vorne und hinten nicht reicht. Ein Normaler Mensch käme mit 1000 euro aus. Aber nicht ein Mensch der bei fast allen Dingen Hilfe braucht, die man für teure euros erkaufen muss. weil sonst auch irgendwann die Besten Freunde weglaufen….

            Wer hat eigentlich diesen Artikel hier geschrieben ?

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    1. Dort reichen die bisher getroffenen Massnahmen ganz offensichtlich nicht. Für dort wäre es wohl sinnvoll, das Medikament faktisch vom Markt zurückzuziehen und wirklich nur noch über wenige dafür ausgebildete Ärzte abgeben zu lassen. Ansonsten landet es nämlich via Apotheken, die dort alles abgeben (dürfen?) und Ärzte, die das unreflektiert verschreiben weiter in der Bevölkerung, die ungebildet genug ist, nicht die Beschreibung in der Packung und die Bilder auf der Packung zu verstehen – und dann hat man genau das Problem, das man heute hat.
      Ich frage mich allerdings, ob andere Mittel – zum Beispiel Roaccutan, dort nicht dasselbe Problem haben. … nur dass das halt nicht so breit eingesetzt werden kann, wir Thalidomid.
      Das finde ich eine wirklich wirklich üble Situation – und ich verstehe nicht, warum da der Staat nicht eingreift.

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      1. Ich nehme nicht an, dass Roaccutan ähnlich starkes Probleme macht. Thalidomid hat als Schlafmittel ein ziemliches Missbrauchspotential, welches Roaccutan fehlt.

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        1. „Roaccutan“ kenne ich nicht – als Conterganopfer neme ich keine Schlafmittel und vermiede nach Möglichkeit SChmerzmittel.
          Allerdings war ein starkes Verkaufsargument dür „Contergan“ eben das es NICHT zu Missbrauch/Überdosierung für Suizid kommen konnte.
          Bei regelmäßigem Gebrauch – ist dass schon „Missbrauch“? was aber wohl allen Schlaf- und Beruhigungsmitteln innewohnt – führte es zu irreversiblen Nervenschädígungen…..
          DOM

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          1. dank Contergan muss ich seid 20 Jahren Schmerzmittel nehmen. Arxoia 90 ist mein täglicher Begleiter und das bis zu 2 mal am Tag.
            ———————————————————————————–
            Erklärung zu Arcoxia

            ARCOXIA trägt dazu bei, die Schmerzen und Schwellungen (Entzündungen) in Gelenken und Muskeln zu lindern, die Patienten mit einer degenerativen oder entzündlichen Gelenkerkrankung (Arthrose, rheumatoide Arthritis oder Spondylitis ankylosans [Morbus Bechterew]) oder mit einem Gichtanfall (Gichtarthritis) betreffen.

            ARCOXIA wird auch zur kurzzeitigen Behandlung mäßig starker Schmerzen nach Zahnoperationen angewendet.

            Was ist Arthrose?

            Arthrose ist eine Gelenkerkrankung. Sie entsteht durch den allmählichen Abbau des Knorpels, der die Knochenenden abfedert. So kommt es zu Schwellungen (Entzündungen), Schmerzen, Berührungsempfindlichkeit, Steifigkeit und körperlichen Einschränkungen.
            ————————————————————————————–

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        2. Soeben habe ich nur mal kurz die ARtikel zu „Roaccutan“ angelesen:
          Mr. Gaunt: Ein anscheinend durchaus umstrittenes Aknemittel mit Thalidomid zu vergleichen ….. passt echt nicht ganz.
          DOM

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          1. Doch, passt wohl. Beide haben teratogene Wirkungen und sollten daher nur unter Vorsichtsmassnahmen eingesetzt werden. Daher hat Pharmama sich gefragt, ob es ähnlich grosse Probleme in Brasilien mit Roaccutan gibt.
            Missbrauch ist alles, was nicht als Einsatzgebiet vorgesehen ist, vom Arzt bewußt vorgenommener „off-label use“ mal aussen vor. Und das ist bei Thalidomid halt der Einsatz als Schlafmittel.

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  27. İch möchte nochmal zum Einsatz von Thalidomid zurück kommen. İch bin ganz und garnicht dagegen dass Thalidomid bei den schon ausfühlich beschriebenen Krankheitsbildern eingesetzt wird. Ein Kranker der nur noch zwischen Thalidomid oder dem frühen Tod zu entscheiden hat, soll und wird sich vielleicht für Thalidomid entscheiden. Meine Forderung an die Pharmaindustrie ist, dass die Menschen, die ohne İhre Einwilligung Thalidomid bekommen haben, und geschaedigt wurden, und immer noch geschaedigt werden (siehe: Brasilien) eine Entschaedigung bekommen. Nicht wie bei uns in Deutschland- dem Mutterland des Skandals mit einer Almosen – Rente abgespeist werden. Verantwortung tragen – dann kann man von Ethik sprechen!!

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  28. @Helene: Was hat ‚die Pharmaindustrie‘ denn konret mit den unzureichenden/nichtexistierenden Abgabebeschränkungen in Brasilien zu tun?
    Da wird schlichtweg der falsche Baum angebellt!
    Offensichtlich läuft bei der Arzneimittelüberwachung in Brasilien so einiges falsch, aber das ist Sache des Staates und seiner Behörden. Und nicht zuletzt der Ärzte, die es verschreiben, so es denn überhaupt der Verschreibungspflicht unterliegt.
    Vielleicht wäre es schon hilfreich, den Stoff angemessen zu verteuern? Viel mehr Handhabe hat der Hersteller nicht.

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  29. Nach meinem Kenntnisstand ist Thalidomid schon sehr teuer, und die Abgabe wird streng überwacht. Jedoch gibt es immer noch Kinder mit verküppelten Armen und Beinen verursacht durch Thalidomid. Vielleicht ist Thalidomid doch ein Monstermittel dass besser garnicht auf den Markt gehört?? Oder sind die Embrionen selbst Schuld, weil sie Thalidomid nicht vertragen? Fakt ist es gibt 1000de Geschaedigte die unzureichend Entschaedigt werden, waerend die Kassen der Pharmaindustie wieterhin klingeln. Der Deutsche Staat ist jedenfalls nicht bereit sich angemessen um die Thalidomid Opfer zu kümmern, und ich spreche aus eigener Erfahrung. İch muss mit einer Behinderung leben für die keiner Verantwortung übernehmen will. Das wahre Ausmass der Katastrophe Thalidomid können auch nur die Geschaedigten beurteilen, denn sie sind stündlich -taeglich -ein Leben lang mit den Folgen konfrontiert.

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    1. @Helene

      Ich kann Stöber nur in allen Punken recht geben, auch wenn der Tonfall hier eventuell ein bisschen harsch wird…

      Zu „können auch nur die Geschaedigten beurteilen“ möchte ich aber noch etwas Wichtiges hinzufügen:

      Ich leide an einer jener Krankheiten, gegen die Thalidomid erfolgreich eingesetzt werden kann. Und somit möchte ich als „Betroffene der Gegenseite“ auch mal etwas zu dieser Diskusion beitragen!

      Bei meiner Erkrankung rettet das Medikament zwar kein Leben, aber es steigert die Lebensqualität von „überleben“ zu „leben“… Noch brauche ich das Medikament nicht – doch wenn es soweit kommt, dann werde ich es ohne zu zögern versuchen (und für eine doppelte Verhütung in dieser Zeit sorgen).
      Ich möchte nämlich ein würdiges Leben ohne Schmerzen führen können – und dies ist mit Thalidomid unter Umständen möglich!
      Nun scheint mir in deinen Kommentaren, dass du mir dies offenbar nicht gönnen kannst. Damit würdest du mit mir nicht besser umgehen als die „Pharmaindustrie“ mit dir!
      Es ist natürlich tragisch, was dir und auch Anderen durch Thalidomid wiederfahren ist, und ich kann verstehen, dass eine solche „Katastrophe“ (wie du es nennst) Agressionen bei dir und auch anderen Geschädigten weckt. Aber deshalb das Medikament zu einem Monster zu verteufeln finde ich ungerechtfertigt. Denn dieser Teufel könnte mein Engel sein…

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  30. @Helene:
    Teilweise echt Dummfug, den du hier verzapfst. Milder kann und will ich es nicht ausdrücken, und auf dem angeglichen Niveau antworte ich nun.

    Aber ich erläutere es dir:
    1. ‚Das können NUUUUR die Opfer beurteilen‘ ist auf dem selben Niveau wie ‚dazu musst du ein Kind geboren haben‘.
    Schön, dann machen wir dich also zu Kläger, Richter und Henker in Personalunion. Welche Waffe hättest du gerne?

    2. Dann, dass du ‚Pharmaindustrie‘ und ‚Grünenthal‘ als Personalunion auffasst – oder ist dir entgangen, dass Grünenthal gar kein Thalidomid mehr herstellt?

    3. ‚Die Kassen der Pharmaindustrie weiter klingeln‘ Das sind jetzt andere Hersteller, die mit dem Skandal nichts zu tun haben. Deren Produkt hierzulande strenger reglementiert wird als Betäubungsmittel und übrigens als Orphan Drug zu den besonders schützenswerten Stoffen zählt. (Oder sollen die auch zahlen, so als moralische Sippenhaft?)

    4. Da noch Brasilien mit reinzustricken hast du diesmal wenigstens unterlassen. Was die derzeitigen geschädigten Kinder dort von der Situation in Deutschland unterscheidet, muss ich also nicht nochmal erklären.

    Also zurück zu deinem Suggestiv-Fazit: Ja, nehmen wir das Mittel lieber doch vom Markt. Die Kläger-Richter-Henker-Person gönnt es den Leprakranken und Tumorpatienten nicht, von einem Mittel zu profitieren, das sie selbst geschädigt hat.
    Es sei denn, morgen trifft eine Millionenzahlung von Grünenthal ein, zusammen mit dem Kopf des damaligen Geschäftsführers. Dann vielleicht doch nicht.

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  31. 1. Du solltest meine Beitraege erst einmal in Ruhe lesen und verstehen!
    2. Als Betroffene ist Thalidomid für mich ein Monstermittel.
    3. Gott sei Dank hat Thalidomid mein Gehirn nicht angegriffen- ich lass mich nicht denken, ich denke selber und beurteile selber.
    Feuer brennt wo es hinfaellt, Pharmaleute denken Haendereibend nuuuuuur an den Profit. Punkt
    .

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  32. mein eindruck als „außenstehende“ (anfang der 80er geboren, daher beziehe ich mein wissen nur aus literatur und Werbefilmchen) ist, dass gerade in den 50er bis 70er jahren medikamente eingeworfen wurden, ohne groß über etwaige Risiken nachzudenken.
    Frau regt sich auf? Nimm ein Valium (Benzos! *yay*)…
    Frau ist erschöpft, weil die Doppelbelastung von Haushalt und Job sie auffrisst? Ein Schluck Frauengold und dann hat Frau plötzlich auch noch die Energie für Bettsport mit dem Gatten… (gibts Werbefilmchen auf youtube… gruselig!) – wurde dann ja auch aus dem Handel genommen. Schwangerschaftsübelkeit? Schlafprobleme? Contergan oder Valium hilft…
    Und so weiter…
    Daher denke ich, dass das allergrößte Problem bei der ganzen Contergan-Sache die Sorglosigkeit war, die man damals im Umgang mit Medikamenten an den Tag legte.
    Ich kenne mich nicht aus, aber mir drängt sich auch die Frage auf, wie sich Benzos in der Schwangerschaft machen…? In Bezug auf das Baby?

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    1. Benzodiazepine sind auch nicht gut: auch bei denen hat man teratogene Effekte gefunden. Die Z-Schlafmittel (Zolpidem und Co.) machen zwar keine teratogenen oder embryotoxischen Effekte, aber gegen ende der Schwangerschaft genommen können die entbundenen Kinder sehr niedrigen Blutdruck und Atemschwierigkeiten haben. Mal abgesehen von den Entzugserscheinungen, wenn die Mutter das regelmässig genommen hat – was man auch so nicht sollte.
      Kurz: es gibt nicht wirklich etwas, das man in der Schwangerschaft unbedenklich nehmen kann.
      Ausser vielleicht … im Moment sind sie am Testen mit Bryophyllum, (einem Pflanzenextrakt), der scheint gute Ergebnisse zu zeigen, aber … man bekommt es noch kaum.

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  33. Jahre später:
    Kein Monstermittel sondern in gewisser Weise sogar ein Segen.
    Ja, das mit den Kindern ist furchtbar. Aber das war eben auch der Weckruf und hat dafür gesorgt, dass wir viel vorsichtiger sind, was die Zulassung von Medikamente angeht… und nochmal sehr viel vorsichtiger bei Schwangerschaftsmedikation. Wenn’s nicht Thalidomid gewesen wäre, dann aber früher oder später ein anderes Mittel.

    Insofern empfinde ich eine generelle Verteufelung des Mittels als falsch. Gerade weil es bei so vielen schweren Erkrankungen helfen kann, sollte es unter strengen Auflagen zu bekommen sein. Von mir aus auch mit BTM-Auflagen mit regelmäßigen Arztkontakten und immer wieder betonten „Nicht schwanger werden!“. Doppelverhütung ist da durchaus sinnvoll.

    Sollten sich Frauen entscheiden mit Thalidomid schwanger zu werden, dann ist das erstmal deren Problem, sofern sie gut aufgeklärt wurden (damit meine ich nicht die Brasilianer… ich rede von unseren Gegenden). Leider kommt’s ja auch weiterhin vor – auch hier mit Mitteln, bei denen wir wissen, dass sie nicht in der Schwangerschaft eingenommen werden sollten (VPA fiele mir da auf Anhieb ein… und all die Mittel, bei denen alle Wissen, dass sie nicht gut sind aber manch Frau trotzdem ignorant ist… Nikotin, Alkohol, etc…). Da aber all diese Mittel trotz der bekannten Missbildungsrisiken nicht verboten werden, ist es für alle Patienten, denen Thalidomid helfen kann, unfair, dass ihr Mittel verboten ist – und das „nur“, weil es auf die Gefahr von Medikamenten in der Schwangerschaft aufmerksam machte.

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